Samstag, 8. Januar 2022

Der literarische Rückblick 2021

 

Das Jahr 2021 hat mir privat einige eher unschöne Überraschungen bereitet, die sich einige Monate hinzogen (wen es interessiert, der schaue in den Monatsausblick vom 01.05., aber Vorsicht, es geht um Corona). Sie haben mein Lesen stark beeinflusst, wenn auch nie ganz versiegen lassen. Allerdings hat es dazu geführt, dass ich mehr Sachbücher gelesen habe, da mir die Konzentration für fiktive Geschichten gefehlt hat.
Mein Vorsatz, die meisten Bücher, die in meinen Haushalt kommen, auch zeitnah zu lesen und keinen (größeren) SuB aufzubauen, hat sehr gut funktioniert. Das lag an mehreren Dingen: Zum einen habe ich darauf geachtet, wie viel neu einzieht. Ein „klingt ganz gut“ hat nicht mehr ausgereicht, um als Buch zu mir zu finden. Ich habe sehr genau darauf geachtet, was letztendlich auf dem Lesestapel landet, dazu zählte in jedem Fall eine intensive Recherche zum Buch (und Autor) und das genaue Studium der Leseprobe; gab es keine, hatte das Buch leider kaum eine Chance.


Es sind vermehrt gebrauchte Bücher eingezogen. Zum einen viele Tauschbücher, zum anderen aber auch Mängelexemplare. Die Krabbelkisten dazu stehen auch in diversen Supermärkten/Centern und ich könnte mir gut vorstellen, dass hier inzwischen ein größerer Absatzmarkt vorhanden ist (die meisten waren schon recht ausgeräubert). Entweder jemand kommt nicht in einen Buchladen hinein oder macht sich gar nicht erst auf den Weg und bestellt online. Da diese Bücher auch weniger kosten und quasi im Vorbeigehen mitzunehmen sind, greifen hier sicher mehr Leute zu als vorher. Aber das ist natürlich nur eine reine Vermutung aufgrund meiner Beobachtung.
Wie viele gelesene Bücher insgesamt zusammengekommen sind, kann ich leider nicht sagen, denn ich habe sie nicht gezählt. Es gab zudem viele Abbrüche und manche Bücher lese ich nur für mich, ohne dass ich sie hinterher rezensiere. Leider, leider habe ich meine persönliche Challenge, für jedes gelesene Buch einen Euro in eine Spardose zu stecken, grässlich vernachlässigt. Irgendwann ab April gab es einfach andere Sorgen. Aber ich möchte es dieses Jahr unbedingt wieder aufnehmen.
Meine Gedanken zur Qualität vieler Werke aus den Vorjahren haben sich nicht geändert und ich meine, dass es sich sogar inzwischen summiert hat. Dass die eigentlichen Inhalte der Werke und die Art und Weise, wie sie umgesetzt wurden, oft nur noch eine untergeordnete Rolle spielen, ist kein Geheimnis mehr. Warum die Leser so selten darauf reagieren, wird mir für immer ein Rätsel bleiben.
Bei den meisten gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten dieser Tage – und genug kommt da zusammen – muss ich gestehen, bin ich am meisten von den Phantasten im Land enttäuscht. Nicht, weil ich glaube, dass sie klüger wären als alle anderen (auch wenn ich es vielleicht gern würde ;-)). Aber ich denke, dass jemand, der im Genre gern verhaftet ist, auch den einen oder anderen Klassiker gelesen haben wird und diese sind ja quasi schon fast eine Anleitung für vieles, was inzwischen zu beobachten ist. Wenn man etwas tiefer schaut, zugegeben – und hier wird der Hase im Pfeffer begraben liegen. Und für alle, die jetzt gemeine Gedanken haben: ich beziehe mich nicht auf Corona. Das Virus hat nur, so glaube ich, einige Vorgänge, die bereits im Gange waren, beschleunigt, nicht zuletzt in Sachen Digitalisierung. Vielleicht wird es nun auch herhalten müssen, um weitere mögliche zukünftige Ereignisse in Gang zu setzen und/oder zu begründen. Es ist gut denkbar, dass uns 2022 einiges davon klar vor Augen führen wird – auch wenn ich das nicht hoffe, denn schön wird das nicht.
Insgesamt kommt es mir so vor, als sei das Angebot an zu lesenden Stoffen in manchen Genres geschrumpft, eben leider auch in diesem. Dahingehend passt es ganz gut, dass immer mehr Leute sich aufgerufen fühlen, ihre Mitmenschen dazu anzustacheln, mehr zu lesen, denn das Lesen ist offenbar nicht mehr für jeden etwas. Ich verstehe das sogar. Nicht nur konkurriert „das Buch“ mit zahllosen anderen Freizeitaktivitäten (auch wenn diese seit knapp zwei Jahren eingeschränkt wurden), Qualität und Inhalt können nur noch selten überzeugen. In manchen Genres ist der Markt zudem so übersättigt, dass viele schlicht nicht mehr wissen, wo sie ansetzen sollen und keine Lust haben, so genau zu recherchieren wie ich. Oder überhaupt.
Mich haben im Jahr 2021 einige Leser per E-Mail angeschrieben, das hatte ich auch so noch nicht. Einige davon haben sich dafür bedankt, dass ich kritisch an Bücher herangehe (manche auch das Gegenteil, aber immer höflich, wofür ich mich gern bedanken möchte). Wenn ich mich an einige Diskussionen in Social-Media-Kanälen erinnere, in denen darüber debattiert wurde, ob man ein Buch auch kritisieren darf (!), sollte ich mich darüber nicht wundern. Es gibt aber Gott sei Dank noch viele andere Leser/Blogger, die offen kundtun, wenn ihnen ein Buch nicht gefallen hat und die das dann auch konstruktiv begründen (können).
Die Highlights 2021 sind nicht als überragende Werke zu verstehen, sondern als solche, nach deren Lektüre ich schlicht sehr zufrieden war und jede Menge tolle Lesezeit verbringen konnte. Sie sind nach Erscheinungsdatum im Blog geordnet.

 

Lese-Highlight:
Permanent Record: Meine Geschichte - Edward Snowden

Wenn der Schläfer erwacht - H.G. Wells

Das Licht der letzten Tage - Emily St. JohnMandel

Kim Jiyoung, geboren 1982 - Nam-Joo Cho

Die Canterbury-Erzählungen - Geoffrey Chaucer

The Five: Das Leben der Frauen, die von Jack the Ripper ermordet wurden - Hallie Rubenhold

Die notwendige Revolution: Er ist der Erfinder des Big-Data-Modells – und kämpft gegen die digitale Überwachungswirtschaft. Ein Insiderbericht - Eric Dolatre

Ausgeliefert: Amerika im Griff von Amazon - Alec MacGillis

Die Macht der Maschen: Wie Stricken uns durchs Leben begleitet und miteinander verbindet - Loretta Napoleoni

Grace - Paul Lynch

Clanlands: Zwei Männer, Kilts und jede MengeWhisky. - Sam Heughan und Graham McTavish




Enttäuschend:
Die Krieger der Altaii - Robert Jordan

Atemlos - Michelle Leighton

Im Herzen des Imperiums – Arkady Martine

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen? - John Green

Gefallene Helden - Kel Kade

Der dunkle Kristall - Ära der Schatten - J.M. Lee

Kochen ohne Strom - Das Notfallkochbuch - Die 50 besten Rezepte für Alltag, Camping und Notfall

Q: In dieser Welt ist Perfektion alles - Christina Dalcher

Blut und Feuer - Warda Moram




Erwähnenswert, weil ebenfalls gerne gelesen:
Die kalten Sterne - John Birmingham

Das Lied der Kämpferin - Lidia Yuknavitch

Die Erfindung von Mittelerde. Was Tolkien zu Mordor, Bruchtal und Hobbingen inspirierte - John Garth

Das Zeitalter der Einsamkeit - Noreena Hertz

Von Beruf Schriftsteller - Haruki Murakami

The Rules of magic. Eine zauberhafte Familie -Alice Hoffman

C.S. Lewis - Ein Leben in Briefen - C.S. Lewis/ Titus Müller (Hrsg.)

Wächter der Drachen - Robin Hobb

Fuchs und ich: Die Geschichte einerungewöhnlichen Freundschaft - Catherine Raven





Im letzten Jahresrückblick hatte ich mir vorgenommen, noch mehr Beiträge abseits von Rezensionen zu machen. Das hat leider nicht so gut funktioniert, wenn es sie auch gegeben hat. Vielleicht schaffe ich es in der ’22.
Im Jahr 2021 hat es 223 Kommentare im Blog gegeben, für die ich mich herzlich bedanken möchte. Die meisten Besucher waren im Juni, August und Dezember da.

Die fünf meistaufgerufenen Beiträge waren:

·         (Neu) C.L. Wilsons "Mystral"-Reihe geht endlich weiter (September 2018)

·         (Neuauflage) Andrzej Sapkowski „Geralt-Saga“ – mit Verlagsinterview (Mai 2019)

·         (DVD) Prinzessin Fantaghiró (9+10) (September 2010)

·         Die 25 unterschätztesten Fantasy-Romane im Verlorene-Werke-Blog (April 2021)

·         Der dunkle Kristall - Ära der Schatten - J.M. Lee (Oktober 2021)

 

Die „Leseliste“, die „Fantasy-Challenge“ und „Über mich“ waren die meistbesuchten Seiten. Die meisten Besucher kamen aus Deutschland, Schweden und den USA.
Suchbegriffe, die zu mir führten waren: c.l. wilson mystral 5, der letzte mensch shelley, trudi canavan, die mächtige zusammenfassung, candice renoir, warum sophie von hexe verflucht das wandeknde schloss

Vorsätze möchte ich mir keine setzen. Ich möchte versuchen, auch weiterhin die Bücher, die bei mir einziehen, rasch zu lesen – oder dann eben zeitnah auszusortieren. Einen unnützen SuB möchte ich nicht generieren. Hoffentlich finde ich sehr viele Bücher, von denen ich hinterher sagen kann, sie haben mich irgendwie bewegt. Oder mir schöne Lesestunden beschert. Mich zum Nachdenken gebracht. Oder all die Dinge, die ein Buch mit seinem Leser tun sollte.

Für alle, die sich mit mir in Verbindung setzen möchten, empfehle ich das Impressum. Ich antworte auf jede E-Mail, auch wenn das manchmal ein paar Tage dauern kann. Dass ich mich aus den meisten Social-Media-Kanälen zurückgezogen habe, ist sicher aufgefallen. Dahingehend ist auch klar, dass die Besucherzahlen gefallen sind. Allerdings scheint ein kleiner, feiner und sehr hartnäckiger Leserkern übrig geblieben zu sein, den ich hiermit gern grüße. Ich wünsche uns allen ein tolles Jahr und viele unterhaltsame Bücher!

 

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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