Freitag, 22. Januar 2021

Das Licht der letzten Tage - Emily St. John Mandel

 

Titel: Das Licht der letzten Tage
Autorin: Emily St. John Mandel

Originaltitel: Station Eleven

Verlag: Piper

ISBN: 978-3492060226

Euro: 11,99

Veröffentlichungsdatum: September 2015

Seiten: 416

Serie: nein
 
Come in: Tausch

 

 

 


 

Inhalt

Kirsten Raymonde ist acht, als bei einer Theateraufführung der Schauspieler Arthur Leander an Herzversagen stirbt. Keine Woche danach ist ihm ein Großteil der Weltbevölkerung gefolgt; die Georgische Grippe ist unerwartet mit dem Flugzeug angereist und hat nur wenige verschont. Zwanzig Jahre danach reist Kirsten mit einer Schaustellertruppe durchs Land. Sie sammelt alte Zeitschriften, in denen Leander interviewt wurde, erinnert sich sonst aber kaum an früher. Als die Truppe in einer kleinen Stadt eine Freundin einsammeln will, findet sie statt dieser nur einen „Propheten“ vor, der ein fünfzehnjähriges Mädchen als Braut fordert. Als man sie ihm verweigert, macht er Jagd auf die Truppe.

 

Meinung

„Das Licht der letzten Tage“ kam überraschend nach langer Wartezeit bei mir an und ohne den Klappentext nachzulesen, begann ich. In Zeiten von Corona fordert es einiges vom Leser, die Vorgänge rund um eine Grippe zu lesen, die fast die gesamte Weltbevölkerung dahinrafft.

Mandel erzählt ihre Geschichte in mehreren Zeitebenen, die abwechselnd ein Kapitel einnehmen. Sie beginnt mit dem Tod Leanders, dessen Person sich stringent durch die gesamte Handlung ziehen wird, obwohl er beim entscheidenden Ereignis schon gestorben ist. Die kleine Kirsten erlebt hautnah mit, wie ein Sanitäter versucht ihn wiederzubeleben und das hinterlässt viel Eindruck auf sie. Als erwachsene Frau ist es das Einzige, an das sie sich erinnern kann, selbst das erste Jahr ist wie weggewischt. Sie ist eine taffe Frau, die sich durchzusetzen weiß, ein bisschen träumerisch, aber das steht ihr. „Überleben allein reicht nicht“ ist ihr Motto und die Schauspieltruppe zehrt davon.

Obwohl die Handlung verschiedene Zeitpunkte vor dem Kollaps und den nach ihm aufgreift, wird sie schlüssig und folgerichtig erzählt. Es funktioniert, obwohl es zunächst nicht danach aussah. Allerdings setzt diese Erzählweise ein stetes Lesen voraus, lange Pausen verzeiht sie nicht. Vermutlich liegt es auch nicht allen Lesern.

Es kristallisieren sich nach und nach wenige Hauptfiguren heraus, die alle irgendwie zusammenhängen und – natürlich – mit Leander zu tun haben. Die letztendliche Auflösung ist ein bisschen profan, aber bei der ans Herz gehenden und wirklich gut gemachten Schreibweise zu verzeihen. Auch wenn sich ab mittig ein paar wenige Längen einschleichen, die aber schnell überlesen sind, handelt es sich um eine gelungene Geschichte, die mal ein wenig anders daherkommt. Wer allerdings eine Endzeitstory sucht, wird vermutlich enttäuscht sein, weil Mandel eine solche gar nicht schreiben wollte. Sie erzählt vieles auch zwischen den Zeilen.

Neben Kirsten gibt es noch die Truppe, die allerdings eher schmückendes Beiwerk ist. Der Prophet wird lediglich durch die Ereignisse vor dem Kollaps charakterisiert, als er auf Kirsten trifft, ist er längst sein eigenes Klischee geworden. Einige Figuren überleben eben diesen auch gar nicht, tragen aber weite Teile der Handlung. Clark jedoch, einst bester Freund Leanders, scheint im ehemaligen Flughafen, den er in eine Art Museum verwandelt hat, nur auf Kirsten zu warten. Und am Ende ist ohnehin nichts mehr wie zuvor.

Klare Leseempfehlung – aber Achtung: nicht für Endzeit- oder Dystopienfans!

 

Emily St. John Mandel, geboren 1979, wuchs an der Westküste von British Columbia in Kanada auf. Sie studierte zeitgenössischen Tanz an der „School of Toronto Dance Theatre“ und lebte danach kurze Zeit in Montreal, bevor sie nach New York umzog und anfing, für das literarische Online-Magazin „The Millions“ zu schreiben. Sie lebt dort mit ihrem Ehemann. „Das Licht der letzten Tage“ war auf der Shortlist des National Book Award, eines der renommiertesten Literaturpreise der USA, und stand monatelang auf der New-York-Times-Bestsellerliste.

2 Kommentare:

  1. Guten Abend :)
    wow was für ein toller Beitrag.
    Ich habe diesen mit Interesse gelesen.
    Die Lektüre habe ich vorher noch nie gesehen und von der Autorin noch nichts gelesen.
    Vielen Dank für die aussagekräftige Rezi. Meine Neugier hast Du damit auf jeden Fall geweckt.
    Liebe Grüße
    Andrea ♥
    printbalance.blogspot.com

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    1. Hallo Andrea,

      schön, dass Du reinschaust.
      Danke für das Lob und ja, das Buch kann ich empfehlen! :)

      LG
      Daniela

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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