Titel: The Five: Das Leben der Frauen, die von Jack the Ripper ermordet wurden
Autorin: Hallie Rubenhold
Originaltitel: The Five: The Untold Lives of the Women Killed by Jack the Ripper
Verlag: Nagel & Kimche
ISBN: 978-3312011865
Euro: 24,00
Veröffentlichungsdatum: September 2020
Seiten: 424
Serie: nein
Come in: Tausch
Inhalt/Klappentext
#saytheirnames: Polly, Annie, Elizabeth,
Catherine und Mary-Jane
Diese fünf Frauen wurden 1888 ermordet. Ihr Tod
und noch mehr ihr Leben haben damals kaum jemanden interessiert. Hingegen wurde
der unbekannte Täter, dem die Presse den Namen Jack the Ripper gab, mit viel
Aufmerksamkeit bedacht. Hallie Rubenhold befreit die fünf ermordeten Frauen aus
dem Schatten der Anonymität. In ihren Lebensgeschichten wird eindringlich
deutlich, wie hart das Leben als Frau in der Arbeiterschicht zu jener Zeit war
und wie katastrophal die Zustände im Armenhaus waren. Und vor allem, wie
erbarmungslos die von der viktorianischen Moral geprägte Gesellschaft auf jede
Frau blickte, die das ihr zugedachte Konzept der braven Ehefrau und Mutter
hinter sich ließ. Hallie Rubenhold bietet in ihrem Buch neue Einsichten und
stützt sich auf bisher ungesehenes oder unveröffentlichtes Material, wobei der
Schwerpunkt erstmals ausschließlich auf den Frauen und nicht auf ihrem Mörder
liegt.
Meinung
Rubenhold beginnt bei Geburt der Frauen, die alle in etwa ein Alter besaßen, als sie auf so schreckliche Weise – wohl im Schlaf überrascht (draußen auf dem nackten Boden), wie die Autorin mutmaßt – umgekommen sind. Für die meisten begann ihr Leben holprig, aber nicht immer schlecht, viele haben Bildung erhalten, was gerade auch für Mädchen etwas Besonderes gewesen ist. Sie heirateten, bekamen Kinder. Aber über allen Lebensläufen hing das gleiche Damoklesschwert: der Alkohol. Preiswert und überall zu bekommen, hat er so manchem, vielleicht sogar besonders Frauen, das Vergessen gebracht. Und leider auch den Untergang.
Das Leben dieser Zeit in der Stadt war nicht einfach. Die meisten Arbeiten wurden nicht gut bezahlt, die meisten Unterkünfte waren zu eng, zu voll belegt und nicht sauber genug. Frauen wurden erschreckend minder bezahlt. Es kamen Kinder, die oft früh starben, besonders wenn Typhus und andere Krankheiten zuschlugen. Und immer der Alkohol. Viele der Frauen wurden Witwen oder getrennt lebend, aber ohne männlichen Beschützer war es schwer auf der Straße. So kam es, dass die meisten Frauen mit einem Mann zusammenlebten, der nicht ihr Ehegatte war, was vermutlich die damalige Polizei auf die Idee brachte, es handle sich um „Prostituierte“. Übrigens obwohl Verwandte oder Nachbarn nachdrücklich das Gegenteil behaupteten.
Rubenholds Ausführungen zu folgen, die nüchtern, aber gut recherchiert sind, ist leicht. Das ist ein Sachbuch, kein Roman, aber die Frauen und ihre Biografien werden unheimlich lebendig, je weiter man liest.
Wer glaubt, die Situation sei damals nur in England so gewesen, der irrt. Im Buch „Unter den Armen und Elenden Berlins“ von Hans Richard Fischer ist ähnliches für Deutschland nachzulesen.
Mary Ann Nichols, Annie Chapman, Elizabeth Stride, Catherine Eddowes, Mary Jane Kelly. Fünf Leben, die von einem Abstieg gekennzeichnet sind. Aber diese fünf Frauen begannen ihre Leben als Mensch, sie liebten und lachten, bekamen Kinder, arbeiteten in ehrbaren Berufen … sie sollten nicht als Opfer und schon gar nicht als Prostituierte in Erinnerung bleiben. Jack the Ripper ist nur ein Aspekt im Leben dieser Frauen, nicht der einzige, der sie verbindet. Aber er ist auch nur der letzte. Davor haben die Frauen ein Leben gelebt. Sie hinterlassen mehr als nur eine simple Bezeichnung oder eine Nummer in der Abfolge der Morde. Danke an Hallie Rubenhold, dass sie dies gezeigt und offenbart hat.
Hallie Rubenhold, geboren 1971 in Los Angeles, studierte Geschichte an der University of Massachusetts, Amherst, und an der University of Leeds. Sie befasst sich vor allem mit Sozialgeschichte und Frauengeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts. 2005 erschien ihr Buch »The Covent Garden Ladies: Pimp General Jack and The Extraordinary Story of Harris’s List« - »Harris’s List of Covent Garden Ladies« war ein Kompendium von Londoner Prostituierten, das von 1757 bis 1795 verlegt wurde. Auf Basis von Rubenholds Buch produzierte die BBC 2006 den Dokumentarfilm »The Harlots Handbook«, der von Rubenhold selbst präsentiert wurde. »The Five« wurde 2019 mit dem Baillie Gifford Prize for Non-Fiction ausgezeichnet. Hallie Rubenhold lebt mit ihrem Mann in London.
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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