Autorin:
H.G. Wells
Originaltitel:
When the Sleeper Wakes
Verlag:
dtv
ISBN:
978-3423131285
Euro:
9,90
Veröffentlichungsdatum:
April 2003
Seiten:
230
Serie:
nein
Come
in: Tausch
Inhalt
Graham, ein Engländer des späten neunzehnten
Jahrhunderts, fällt nach mehreren schlaflosen Nächten in ein Koma, aus dem er
erst zweihundert Jahre später wieder erwacht. In einem London, wie er es kaum
wiedererkennt. Und nicht nur das: Graham ist durch geschickte Investitionen
zweier Freunde zum Herrscher der Welt aufgestiegen. Sein Vermögen, bislang
verwaltet von einem Rat, der damit die Welt kontrolliert hat, sichert ihm
uneingeschränkte Macht zu. Doch Grahams Erwachen führt zu einer Revolution,
angeführt von dem geheimnisvollen Ostrog, der seine eigenen Ziele zu verfolgen
scheint. Und Graham, fest verhaftet in seinen Wertevorstellungen, kann das
Elend der Arbeiterschaft nicht mitansehen – und begehrt selbst auf. Das Gefüge
der Welt steht auf dem Spiel.
Müsste man ein Werk des Autors
aufzählen, wäre es vermutlich „Die Zeitmaschine“ oder „Krieg der Welten“, aber
leider nicht „Wenn der Schläfer erwacht“, was schade ist, da es sich um ein
sehr lesenswertes (aber manchmal etwas holprig zu lesendes), fast prophetisches
Werk handelt. Die von Wells beschriebene Welt lässt kaum glauben, dass er sie
noch vor dem Jahr 1900 niedergeschrieben hat, dabei gleicht sie der unseren
fast vollständig. Zum einen wären da die vielen technischen Errungenschaften,
die uns heute wenig spektakulär erscheinen, wie hubschrauberähnliche
Fluggeräte, automatische Türen und Straßen und nicht zuletzt auch die große
Schwätzmaschine, die einfach überall und allumfassend ist und der besonders die
einfachen Leute stetig nachschwätzen (Parolen des Rates, wie dieser es eben
gerade braucht).
Zum anderen wären
gesellschaftliche Themen zu nennen – die bereits zu Wells’ Zeiten ihren Anfang
nahmen. Das Land und die Dörfer sind verlassen, die Menschen drängen sich in
den Städten, in denen sie in großen Klötzen beisammen leben. Die Kluft zwischen
den gesellschaftlichen Schichten hat sich verbreitert. Die Arbeiter leben
düster und eng, arbeiten gefährlich und unterbezahlt. Sie sind die Einzigen,
die sich noch viele Kinder anschaffen. Die Mittelschicht(en) bekommen oft nur
noch ein Kind und geben dieses dann ab, damit sich technische „Ammen“ um diese
kümmern können. Sie selbst versuchen ihrem eintönigen Alltag Schwung zu verleihen,
indem sie abends Vergnügungen jeglicher Art nachgehen. Ein privates Leben
existiert kaum noch.
Und nicht zuletzt die Politik.
Ein bloßer Deckmantel von Demokratie in immer mehr Parteien aufgespalten, die
aber längst dem Geld des Rates (und seiner zahlreichen Mitglieder) verpflichtet
sind – nicht dem Volk.
In dieser Welt zu erwachen,
hält für Graham nichts Gutes bereit. Er erkennt, besser als alle, die ihrer
Zeit verpflichtet sind, woran es krankt. Ungläubig verfolgt auch der Leser Erklärungen
wie der Statistik rund um die Aufzucht von Kindern. Graham wird erklärt, die
Kindersterblichkeit läge dank der Maschinenammen bei unter einem halben
Prozent. In Grahams Zeit sei sie um ein Vielfaches höher gewesen. Das hieße
also einwandfrei, dass die Betreuung durch die leibliche Mutter das
Gefährlichste für ein Kind sei, was es gibt. Statistiken lügen schließlich
nicht. Oder?
Natürlich bleibt Wells in
vielen Dingen auch seiner Zeit verhaftet, was deutlich herauszulesen ist.
Belesene können das allerdings herausfiltern. Themen wie Feminismus (Frauen verdienen ihr eigenes Geld und bekommen kaum noch Kinder) und
Rassismus (inkl. eine marodierend durch die Stadt ziehende und sich für die Apartheid rächende "Negerarmee") hat Wells gut getroffen und das nicht auf eine Art, wie man es von
einem Mann seiner Zeit erwarten würde.
Einer der ersten dystopischen
Romane, zurecht ein Klassiker der SF, der spätere weltbekannte Autoren stark
beeinflusst hat, gehört in jedem Fall gelesen.
H(erbert)
G(eorge) Wells wurde
am 21.9.1866 in Bromley/Kent geboren und starb am 13.8.1946 in London. Nach
einer Kaufmannslehre absolvierte er ein naturwissenschaftliches Studium mit
Prädikatsexamen; nach nur wenigen Jahren als Dozent lebte er als freier
Schriftsteller. Sein Gesamtwerk umfaßt etwa hundert Bände. Zu Weltruhm gelangte
er mit seinen Romanen und Erzählungen, die ihn als Begründer der modernen
Science-fiction, als genialen phantastischen Utopisten und als
kritisch-humorvollen Gesellschaftssatiriker ausweisen.
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