Sonntag, 7. Februar 2021

(Autorenplausch) Grünes Gesindel – Moritz Hartung

 

Titel: Grünes Gesindel
Autor: Moritz Hartung

Originaltitel, 389 Seiten

Eigenveröffentlichung

Sprache: Deutsch

Preis: 3,49€

 

 

 




Das letzte Buch ist ausgelesen, der Buchladen hat schon geschlossen, der E-Book-Shop besticht durch zweifelhafte und wenig ansprechende Vorschläge. Kein auch nur ansatzweise adäquater Lesestoff ist in Sicht.

Unruhe kommt auf, der Wunsch nach einem Buch, nach dem Buch, dem heiligen Gral des Viellesers, einem Buch, das so ist wie das letzte. Also wie das von dem Autor, der dummerweise chronisch tot ist oder nicht so schnell tippen kann, wie der hungrige Leser es sich wünscht ...

Wer diesen Artikel liest – der in seiner Freizeit geduldig im Internet auf Leser wartet, dann und wann ein Liedchen summt und ansonsten mit einem Cocktail am Pool faulenzt –, hat eine verdammt gute Chance, diesen Zustand zu kennen. Ging mir genauso. Immer und immer wieder.

Aber manchmal passiert dann etwas ... Unerwartetes. Gute Geschichten entstehen aus Langeweile, das weiß jeder, der ein Philosophiestudium abgebrochen hat. Also schreibst du irgendwann Wörter auf Papier, brichst die ersten paar Geschichten ab und schreibst irgendwann eine zu Ende – und sie ist einfach ... mies. So abgrundtief sinnlos und dumm, dass man Angst bekommt, dass dem Leser die Augäpfel implodieren. Also verschwindet dieses Werk still und heimlich in einer Schublade, verdrängt, vergessen, beerdigt. Le fin?

Es folgen einige Jahre Schreibratgeber. Um der geistigen Gesundheit der Leser willen wollen wir nicht ins Detail gehen – aber wir reden hier von vielen Werken von Schriftstellern, die dir den todsicheren Weg zum Bestseller oder nur ein paar Tipps verkaufen wollen. An die Letzteren sollte man sich halten. Und weil einige der Bücher über Bücher und das Schreiben wirklich verdammt gut sind, sickert langsam Wissen ein, so sanft und unaufhaltsam wie ein Rohrbruch, aber weniger geruchsintensiv. Wissen um ein Handwerk, das jeder anders ausübt. Und irgendwann, beim zehnten oder elften Wälzer voll literarischem Basisfutter, das dieses eine, wirklich gute Buch eher durchwachsen vertritt, kommt unweigerlich der Gedanke auf, der den ganzen Unsinn wieder ins Rollen bringt:

„Ich bin ja nicht Shakespeare, aber das da hätte ich auch hingekriegt ...“

Vielleicht sogar besser? Oder zumindest so, dass es dem Schreiberling selbst besser gefällt. Kommt aufs Selbe raus, wenn man es niemandem zeigt, richtig? Das sollte man aber irgendwann. Geschichten sind zum Lesen da. Sogar schräge Geschichten, die in keine Schublade so richtig reinpassen wollen.

Fantasygeschichten.

Das Weihwasser für die Vampire unter den Literaturkritikern.

Fantasyautor? Wollte ich irgendwie schon immer sein. Auch wenn ich, aus alter Angewohnheit, alles abgehakt habe, vor dem Autorenanwärter eindringlich gewarnt werden. Getippt, wenn das Kind schlief, Job an den Nagel gehängt, weiter getippt, überarbeitet, risikobereite Testleser, ein Hammerlektorat und einen unglaublichen Coverdesigner gefunden und die trockene Lektüre über den steinigen Weg als Selfpublisher überlebt ... während die Rücklagen mit dem trockenen Geräusch sterbender Geldscheine ihren Rückzug in Richtung des finanziellen Ruins antraten.

Und jetzt ist es fertig.

Mein Buch handelt von einem kleinen, verzweifelten Goblin, der die Welt rettet und die Magie zurückbringt. Von Freundschaft und Fehlern. Es fliegen Sachen in die Luft, Monster werden bekämpft und dumme Witze gerissen. Meine Güte, es werden viele dumme Witze gerissen.

Luftschiffe, Lüftungsschächte, unheilvolle Laboratorien, Verfolgungsjagden und das Schicksal aller Grünlinge, das an dem einen Goblin hängt, der wirklich, wirklich mit Ruhm und Ehre und dem ganzen Kram nichts am Hut hat.

Ist das gut? Sollte man das … kaufen? Keine Ahnung. Es gibt bestimmt Leute, denen der Humor zu albern, die Gewalt zu grafisch und der Autor zu seltsam ist. Ich habe kein Kinderbuch geschrieben, manche Szenen sind fies und dunkel. Ich habe für Leser geschrieben, die möglicherweise an demselben chaotischen, albernen Zeug Spaß haben, wie ich. Ich habe das Buch geschrieben, das ich gerne auf meinem Fensterbrett gefunden hätte, als ich das Buch gesucht habe. (Sie wissen schon. Das symbolträchtige Etwas, da am Anfang des Textes.) Vielleicht geht es anderen Leuten ja genauso.

Neil Gaiman sagte einmal, es wäre seltsam, wenn man den Augenblick erreicht, in dem man in den Eintopf der ganzen kreativen Werke, aus dem man sein Leben lang geschöpft hat, etwas zurückgibt.

Also ...

Hier ist meine Kartoffel.

 


Grünes Gesindel erscheint am 31.1.2021 als E-Book und Taschenbuch bei Amazon KDP.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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