Titel: Fuchs und ich: Die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft
Autorin: Catherine Raven
Originaltitel: Fox & I. An Uncommon Friendship
Verlag: S. FISCHER
ISBN: 978-3103970968
Euro: 22,00
Veröffentlichungsdatum: September 2021
Seiten: 416
Serie: nein
Come in: vom Verlag
Inhalt/Klappentext
Ein unvergessliches Memoir über die
Freundschaft zwischen einer einzelgängerischen Biologin und einem wilden Fuchs,
die uns die Welt mit anderen Augen sehen lässt.
Als sich Catherine Raven in der rauen, unberührten
Landschaft Montanas eine kleine Hütte mit einem blauen Dach baut, ist ihre
Isolation komplett. Ihre Gesellschaft ist die Natur, die verblüffend lebendige
Tier- und Pflanzenwelt, mit der sie ihr Land teilt: eine Schwarze Witwe in der
Garage, rebellische Wühlmäuse, eine matriarchalische Elster und ein Wacholder
namens Tonic. Eines Tages bemerkt sie einen wilden Fuchs, der jeden Nachmittag
um 16.15 Uhr auf ihrem Grundstück erscheint. Entgegen allen wissenschaftlichen
Gepflogenheiten beginnt sie, ihm aus »Der kleine Prinz« vorzulesen.
Durch das Prisma dieser außergewöhnlichen
Freundschaft stellt Raven sich den großen Fragen: Wo ist unser Platz in der
Welt? Können wir im Gleichgewicht mit der Natur leben? Was unterscheidet
Wildnis und Zivilisation? Was Isolation und Einsamkeit?
Der einzigartige »New York Times«-Bestseller
über den Zauber der Natur und die heilsame Kraft der Freundschaft.
Meinung
Ein außergewöhnliches Buch, das besonders für feinfühlige Leser, die sich tiefgründig mit einer Erzählung befassen können, geeignet ist. Die Begegnung mit dem Fuchs spielt nur eine untergeordnete Rolle, vielmehr versucht Raven uns die Schönheit und Einzigartigkeit der Natur um sie herum zu zeigen – und das auf ihre sehr eigene Art, denn Raven ist Eigenbrötlerin mit autistischen Zügen.
Aufgewachsen in keinem liebevollen Zuhause, findet Raven schnell zur Natur, denn dort fühlt sie sich geborgen. Sie beschließt, Biologin zu werden, was ihr mit Bravour gelingt. Doch es zieht sie in die Einsamkeit Montanas, wo sie sich ein Zweizimmerhaus am Ende eines langen Schotterweges bauen lässt. Schon die Bauweise und das Interieur kostet sie einige Überredungskunst bei der Baufirma, denn Standard ist bei der Autorin nichts. Der Leser darf aber nicht nur daran teilhaben, denn das wichtigste Thema ist und bleibt die Natur. Es gibt einen geschichtlichen Kontext, in dem von der Besiedelung Montanas zu lesen ist und auch davon, dass z. B. sehr bekannte Pflanzen einst von den Siedlern aus Europa mitgebracht worden sind und nicht schon immer vor Ort wuchsen. Und wozu das alles geführt hat bzw. wie versucht wurde gegenzusteuern.
Die Suche nach geeigneter Literatur zu „Unkraut“ ist bei Raven ebenso Thema, wie quasi jeder Stein und jede Pflanze ihres Gartens, den sie genauso wachsen lässt, wie er es will. Sie, die stets von anderen in eine Schablone gepresst worden ist und sich an etwas anpassen sollte, das ihr nicht lag – vor allem von einem Vater, der ihr außer bösartiger Gleichgültigkeit nichts entgegenzubringen bereit war – lässt alles so, wie es selbst das möchte. Einen klassischen Garten mit Wegen und genau eingeteilten Beeten gibt es also nicht. Dafür kennt Raven alle Tiere, die ihren Garten bevölkern und das in jeder Größe und Form, die es gibt.
Schließlich findet sich ein kleiner Fuchs bei ihr ein, der nach anfänglicher Scheu beiderseits immer wieder zu ihr kommt. Sie beginnt, ihm aus ihrem Lieblingsbuch „Der kleine Prinz“ vorzulesen und schildert das alles sehr anschaulich. Allerdings erzählt Raven keine linearen Vorkommnisse, sie springt ein wenig hin und her, da sie das Buch thematisch nach ihrer eigenen Logik aufgebaut hat. Keine Sorge, es ist alles zu verstehen, nur sollte sich der Leser darauf einlassen können. Kitsch ist nicht enthalten, wenn es auch gegen Ende dramatische Szenen gibt, da ein Flächenbrand in Montana wütet.
Ravens großes Thema, das hintergründig in jedem Wort schlummert, ist die Natur und ihr Wunsch, dass der Mensch sie mehr in Ruhe lassen und sich gleichzeitig um sie kümmern sollte – in perfektem Gleichgewicht. In Montana gibt es in etwa ein Gesetz, das besagt, dass Natur eben Natur ist und diese sei grausam. Was immer geschehe, soll geschehen. Wenn also z. B. ein Rehkitz verletzt gefunden wird, soll auch ein Wildhüter es in Ruhe lassen. Sehr beruhigend zu lesen, dass das in der Praxis offenbar selten geschieht, nur wenn ein Politiker vor Ort ist. Leider starb das Rehkitz, obwohl man schlicht seine Wunden versorgen und es dann wieder in den Wald hätte entlassen können. Man schaut durch Ravens Augen und versteht immer ein bisschen mehr. Und sei es auch, dass man die Natur jenen überlassen sollte, die sich mit ihr auskennen und sie achten und respektieren – nicht ausbeuten oder dem eigenen Willen unterwerfen. Sonst schlägt eben diese nämlich zurück. Sie reguliert sich selbst, sei es durch Brände, Naturgewalten oder Krankheiten. Aber vor allem, dass unsere Beziehung zur Natur, unser Umgang mit ihr dringend überdacht gehört. Es schadet nicht, mit neuem Blick auf das alles zu schauen. Dieses Buch hilft ein bisschen dabei.
„Fuchs und ich“ ist ein gewaltiges Buch, sehr feinfühlig, mitdenkend und vorausschauend.
Catherine Raven widmet sich als Autorin und Wissenschaftlerin der Natur. Sie war Rangerin u.a. in den Nationalparks Glacier, Mount Rainier und Voyagers und promovierte anschließend an der Montana State University in Biologie. Später bezog sie eine kleine Hütte in der wilden, abgeschiedenen Landschaft Montanas und leitete Expeditionen z.B. durch den Yellowstone Nationalpark. Sie hat u.a. im »American Scientist« naturgeschichtliche Essays veröffentlicht und ein Buch über Forstwirtschaft geschrieben. Derzeit unterrichtet Raven an der South University in Savannah, Georgia. Eine frühe Version von »Fuchs und ich« wurde beim Montana Festival of the Book mit dem ersten Platz ausgezeichnet.
Hi Daniela,
AntwortenLöschenauf das Buch bin ich echt neugierig. In einigen Rezensionen wird bemängelt, dass der Fuchs zu kurz kommt, aber ich finde gerade das ganze drum herum auch sehr interessant. Catherine Ravens Lebensweg klingt definitiv speziell. :)
LG Alica
Hallo Alica,
Löschender Fuchs spielt keine Hauptrolle, nur weil er im Titel steht. Sprich: wer sich darauf fixiert, wird zwangsläufig unzufrieden sein. Aber in dem Buch geht es um SO viel mehr! Und genau das ist es auch, was die Faszination ausmacht.
Einfach mal versuchen. :)
LG
Daniela