Titel: Permanent Record: Meine Geschichte
Autor: Edward Snowden
Originaltitel: Permanent Record
Verlag: Fischer TB
ISBN: 978-3596700691
Euro: 12,00
Veröffentlichungsdatum: September 2020
Seiten: 432
Serie: nein
Come in: Kauf
Inhalt/Klappentext
Mit 29 Jahren schockiert Edward Snowden die Welt: Als Datenspezialist und Geheimnisträger für NSA und CIA deckt er auf, dass die US-Regierung heimlich das Ziel verfolgt, jeden Anruf, jede SMS und jede E-Mail zu überwachen. Das Ergebnis wäre ein nie dagewesenes System der Massenüberwachung, mit dem das Privatleben jeder einzelnen Person auf der Welt durchleuchtet werden kann. Edward Snowden trifft eine folgenschwere Entscheidung: Er macht die geheimen Pläne öffentlich. Damit gibt er sein ganzes bisheriges Leben auf. Er weiß, dass er seine Familie, sein Heimatland und die Frau, die er liebt, vielleicht nie wiedersehen wird.
Ein junger Mann, der im Netz aufgewachsen ist. Der zum Spion wird, zum Whistleblower und schließlich zum Gewissen des Internets. Jetzt erzählt Edward Snowden seine Geschichte selbst. Dieses Buch bringt den wichtigsten Konflikt unserer Zeit auf den Punkt: Was akzeptieren wir – und wo müssen wir anfangen Widerstand zu leisten?
Meinung
„Der einzige Maßstab für die Freiheit eines Landes ist die Achtung vor den Rechten seiner Bürger.“ (S. 16)
Dies ist kein Heldenepos und auch kein wie ein Thriller aufgemachter Roman. Wer Derartiges erwartet, wird enttäuscht sein. Zudem macht es Sinn, sich ein wenig mit Computern und generell der digitalen Welt auszukennen, denn die ist das Betätigungsfeld, um das sich die Erzählung dreht – und das kann manchmal recht trocken werden.
Diese biografisch gehaltene Erzählung beginnt weit vor Snowdens Geburt, als er seine Ahnenlinien beschreibt, die offenbar bis zur „Mayflower“ zurückreichen. Was auf Europäer etwas befremdlich wirkt, hat auf den amerikanischen Leser eine große Wirkung. Snowden erzählt dann von seiner Kindheit, seinen ersten Schritten in Sachen Computer und was ihn wie geformt hat. Etwas, das als Hobby begonnen hat, führte ihn auf verschiedene Wege und schließlich zur NSA. Dort arbeiten eine Menge Leute wie er, aber kaum jemand interessiert sich für die größeren Zusammenhänge, obwohl die eigenen Arbeitsfelder beunruhigend genug wären. Anders bei Snowden. Als er begreift, was da eigentlich vor sich geht, zweifelt er an seinem Tun, aber vor allem an dem dieser großen Vereine, die eigentlich die Bürger und die Demokratie schützen sollten. Er beginnt, heimlich Nachforschungen anzustellen – und beschreibt auch wie. Hier ist es für den Laien oft nicht ganz einfach dranzubleiben, aber durchhalten lohnt sich. Snowden beschreibt, wie genau er sich Gedanken gemacht hat, wen er wie kontaktieren könnte. Wie er die Informationen sammelt und die Papiere zusammentragen könnte. Dabei steht er aber immer allein. Selbst seiner Familie oder seiner Partnerin kann er sich nicht offenbaren.
Als es soweit ist, arrangiert er ein Treffen im Ausland, im Wissen, dass er wohl nie zurückkehren können wird. Seine Gedanken, seine Gefühle, Zweifel, Ängste und alles drumherum werden sehr deutlich. Von den Journalisten wird er mehrfach gefragt, wie alt er ist und es scheint tatsächlich verwunderlich, dass jemand, der noch keine dreißig Jahre zählt und hervorragend verdient hat, diesen enorm großen Schritt gegangen ist.
Schließlich greift Snowden seine Flucht auf und wohin diese ihn getragen hat. Nicht zuletzt versucht er sich in einer Art Resümee, was seine Offenbarungen bewirkt haben.
Bei mir selbst nach dem Lesen eine ganze Menge. Wir denken alle viel zu wenig über unsere Gesetze nach, die mitunter älter sind als wir selbst. Aber die Welt verändert sich, ganz besonders die digitale und hier müssen rasch neue Gesetze her. Denn auch Snowden beschreibt, dass die Privatsphäre, die uns im analogen Leben gesichert scheint, es im digitalen nicht ist, da die Gesetze dieses nicht einschließen. Zwar begrüßt Snowden, dass die EU neue Vorschriften erlassen hat (DSGVO), doch während ich diese Rezension schreibe, es ist Mitte November 2020, will sie diese bereits wieder aufheben, was Staatsdienste betrifft. Ausspionieren mit Genehmigung und zweifelsohne nur „für unsere eigene Sicherheit“. Wie weit das Feld ist, auf dem wir uns bewegen, wird durch Edward Snowdens „Permanent Record“ deutlich, besonders wenn man sich klarmacht, wie schnell die digitale Welt sich entwickelt und verändert hat. Wichtig ist auch zu beachten, wer eigentlich die Technik, die benutzt wird, zur Verfügung stellt. Und dass diese Leute die gleichen sind, die auch Snowden benennt und die in der Vergangenheit schon gezeigt haben, dass ihnen Ländergrenzen egal sind, sollte uns alle aufhorchen lassen.
„Permanent Record: Meine Geschichte“ nun sollte in jedem Fall gelesen werden. Sollte es doch einmal so etwas wie ein Schulfach „Umgang mit digitalen Medien“ an den Schulen geben, wird es hoffentlich Pflichtlektüre.
Edward Joseph Snowden wurde 1983 in Elizabeth City, North Carolina, geboren und wuchs im Schatten des NSA-Hauptquartiers in Fort Meade, Maryland, auf. Als ausgebildeter Systemingenieur hat er für CIA und NSA gearbeitet. Für seinen Dienst an der Öffentlichkeit hat er mehrere Preise erhalten, darunter den Right Livelihood Award (Alternativer Nobelpreis) für die Gestaltung einer besseren Welt, den Whistleblower-Preis der Vereinigung deutscher Wissenschaftler, den Ridenhour Prize for Truth-Telling und die Carl-von-Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga für Menschenrechte. In den USA wird Snowden per Haftbefehl gesucht.
Liebe Daniela,
AntwortenLöschendanke für die Besprechung! Innerhalb meiner Blogroll bist du bisher die einzige, die sich dem Buch gewidmet hat - obwohl das Thema und Snowdens Geschichte so wichtig sind! Bei mir liegt die Hörbuchversion bereit, aber bislang fand ich noch nicht die Ruhe, die dieses Buch fordert. Du hast nämlich auch meine Befürchtung bestätigt, dass es technisch ganz schön anspruchsvoll wird. Mir ging es damals schon bei der Verfilmung so, dass ich bei manchen Stellen nicht alles verstand, weil mir das Hintergrundwissen fehlte.
Viele Grüße
Kathrin
Hallo Kathrin,
Löschenschön, dass Du mal wieder reinschaust und dass es Dir gutgeht. :)
Hier habe ich auch eine Rezension dazu gelesen:
https://neyasha.at/2020/05/22/edward-snowden-permanent-record/
Sonst allerdings auch eher verhalten. Anfang und Ende lesen sich sehr gut, beim Mittelteil einfach durchhalten oder hier und da etwas überblättern. Aber es stimmt schon, das Buch setzt ein aufmerksames Lesen voraus! Die Verfilmung visiere ich als Nächstes an. :)
LG
Daniela
Hallo Daniela,
Löschenich hab in den letzten Monaten oft hier vorbeigeschaut - aber die Lustlosigkeit hat bei mir nicht nur das Lesen und Bloggen betroffen, sondern auch das Kommentieren. Mich ärgert das selbst ein wenig, weil ich finde, dass Kommentare auf Blogs wichtig sind!
Danke für den Tipp mit Neyashas Rezension! Die werde ich mir auch gleich mal durchlesen.
Auf deine Meinung zum Film bin ich gespannt. Ich fand ihn gut gemacht und Joseph Gorden-Levitt spielt Snowden gut, aber auch hier bin ich inhaltlich zwischendurch nicht mitgekommen. Und dabei hab ich beruflich u.a. auch mit Datenschutz und IT zu tun, habe viele Menschen im Freundes- und Bekanntenkreis, die in irgendeiner Form in dem Feld tätig sind.
Hatte mich schon gewundert, warum es bei Dir nicht weitergeht, aber schon vermutet, dass Du vielleicht einfach mal eine Pause brauchst :) Ist auch nicht schlimm, denn umso schöner ist es, wenn Du Dich wieder meldest! :)
LöschenLeider bin ich momentan etwas knapp mit meiner Zeit, aber ich hoffe, das ändert sich im Februar wieder und dann schau ich den Film auf jeden Fall. :)
Hallo!
AntwortenLöschenIch habe das Buch 2020 gelesen, aber auch noch keine Rezension eingestellt. Die kommt aber sicher nich! Manche Dinge sind etwas schwierig zu verfassen, aber du hast es großartig gemacht. Seine Geschichte gehört noch viel öfters gelesen und in den Medien präsentiert!
LIebe Grüße
Martina
Hallo Martina,
Löschenoh, schau an. Da bin ich aber sehr gespannt auf Deine Meinung! Vor allem, weil ich das Buch auch so wichtig finde und es viel öfter besprochen werden sollte. Danke auch für das Lob! Habe tatsächlich eine Wele rumbastelt ;-)
LG
Daniela