Autorin: Lotta Elstad
Originaltitel: Jeg nekter a
tenke
Verlag: Kiepenheuer&Witsch
ISBN: 978-3462052039
Euro: 18,00
Veröffentlichungsdatum: August
2019
Seiten: 304
Serie: nein
Come in: vorablesen.de
Inhalt
Die
dreiunddreißigjährige Hedda verliert erst ihren Job und dann noch ihre Affäre
(und heimliche Liebe) Lukas. Als das Geld auf ihrem Konto gefährlich
zusammenschrumpft, packt sie kurzentschlossen ihren Koffer und reist durch
Europa. Nach einem One-Night-Stand mit Milo merkt sie, dass sie schwanger ist.
Zurück in Oslo erfährt sie, dass das Gesundheitssystem ihr vorschreibt, drei
Tage zwischen Arztbesuch und Abtreibung Bedenkzeit einhalten zu müssen, mit
Wochenende werden es fünf. Hedda denkt, reflektiert und kommt dennoch zu keiner
Lösung. Oder doch?
Elstads
Roman kommt in einer kleinen handlichen Verpackung daher, die allein schon zu
überzeugen weiß. Dieser kontroverse, teilweise bissige, aber in jedem Fall
hochdurchdachte Roman ist nicht für jeden Leser geeignet. Wer eine Art
Auflistung über Heddas Entscheidung für oder gegen ein Kind erwartet, wird
enttäuscht sein. Vielmehr hat die Autorin das Leben insgesamt rund um Hedda –
und alle anderen Frauen ihres Alters in ganz Europa – geschildert, auf den
Punkt gebracht und mit einem sehr feinen Auge für die Realitäten, denen sich
Frauen heute stellen müssen, gezeigt. Dabei geht es ins Private genauso wie in
Beruf/ung, Politik, modernes und älteres Denken, Weltgeschehen, Alltag und
Liebe. Es schadet indes nicht, all diesen Dingen auch gedanklich folgen zu
können und damit über eine gewisse Allgemeinbildung zu verfügen.
Hedda
ist Anfang dreißig, macht als Journalistin was mit Medien, wird aber
wegrationalisiert, lebt allein, schafft nichts Beständiges, weiß vieles
ungefähr, aber das nicht bis in die Tiefe und läuft, wenn es brenzlig wird,
davon. Sie ist das perfekte Bild ihrer Generation – und sie gerät an ihre
Grenzen, als das Leben nicht mehr spaßig ist, sondern ernst wird. Denn wie
immer kommt es alles auf einmal. Natürlich ist sie eine moderne junge Frau,
trifft ihre eigenen Entscheidungen, ist gut vernetzt und trotzdem ziemlich
allein und letztendlich überfordert. Sie besitzt nichts und kann allein (auch
nicht als Individuum) nichts aufbauen. Ihre Familie wird leider nicht erwähnt,
aber der Halt in ihre Umgebung fehlt, selbst ihre beste Freundin (After Work
Drinks) ist eine der Letzten, die von ihrem Dilemma erfährt. Die Männer in
Heddas Leben zeigen, dass das Problem dieser Generation kein rein weibliches
ist. Auch sie sind unstet, leben in den Tag hinein, suchen persönliche Freiheit
und viel Selbstdarstellung, ohne einen Platz im Leben zu finden.
Hedda
nun hat nichts, auf das sie sich stützen könnte, als der Alltag über sie
hereinbricht. Hilfe vom Staat gibt es nicht, die Leute in ihrem Leben können
ihr ebenfalls nicht helfen. Sie hat „nur mal gehört“, dass das
Gesundheitssystem in Norwegen sehr gut sein soll und auch von den
Veränderungen, die politisch durchgesetzt wurden. Aber es betraf sie damals
nicht persönlich, also rauschte es im medialen Blätterwald einfach an ihr
vorüber. Das geht jetzt nicht mehr. Fünf Tage, um zu entscheiden, ob sie das
Kind bekommt oder nicht. Aber dann taucht der Erzeuger, der eigentlich nur ein
One-Night-Stand sein sollte, bei ihr auf und sie verbringen Zeit miteinander. Ob
das die Sache leichter machen wird?
All
das verflicht sich zu einer großen Kakophonie, die rund um Hedda abläuft und
schließlich auch ihr Denken bestimmen wird. Man muss Hedda nicht mögen, um in
sie und ihre (Gedanken-)Welt einzutauchen. Elstad hat mit sehr viel Feingefühl
und einem sehr genauen Auge alle möglichen Aspekte des Themas, das sehr weit
ist, aufgefasst, berührt und aufs Tapet gebracht. Was der Leser damit macht,
ist seine Sache, aber nicht über wenigstens ein kleines Detail zu reflektieren,
erscheint beinahe unmöglich. „Ich trage das Schicksal meiner Art in mir …“, ja,
Hedda, absolut!
„Mittwoch
also“ ist kein Buch für zwischendurch, es unterhält, indem es den Geist weckt,
ein Bild einer ganzen Generation zeigt, feministisch durch Alltag ist und vor
allem keinen Zeigefinger an der falschen Stelle (oder überhaupt einen) erhebt.
Lotta
Elstad, Jahrgang 1982, arbeitet als Autorin,
Journalistin, Historikerin, Lektorin. Sie hat diverse Romane und Sachbücher auf
Norwegisch veröffentlicht. »Mittwoch also« ist ihr erstes Buch, das auf Deutsch
erscheint.
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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