Titel: Die Frau, die liebte
Autorin: Janet Lewis
Originaltitel: The wife of Martin Guerre
Verlag: Dtv
ISBN: 978-3423281553
Euro: 18,00
Veröffentlichungsdatum: März 2018
Seiten: 136
Kein Serientitel
Come in: Tausch
Janet Lewis, die bereits 1998 verstarb, hat sich in den 1940er Jahren
einem der bekanntesten Justizfälle Frankreichs angenommen und
literarisch umgesetzt. Der Stoff wurde 1982 mit Gérard Depardieu ("Die
Wiederkehr des Martin Guerre") und 1993 mit Jodi Foster ("Sommersby")
verfilmt , hat aber leider dennoch keine Übersetzung ins Deutsche
bewirkt. Dieser Umstand wurde im März 2018 behoben; im Original ist
Lewis' Leistung längst anerkannt, in Deutschland ist sie leider bisher
unentdeckt geblieben.
Dtv hat ein sehr dünnes Büchlein mit
einem Allerweltstitel veröffentlicht, das nur auf über hundert Seiten
kommt, weil noch ein Nachwort von Judith Hermann hinten angefügt wurde.
Wer zugreift sollte sich daher klarmachen, dass es sich nicht um einen
klassischen Roman handelt. Es sind Momentaufnahmen, treffend und sehr
bildlich, die ineinandergreifen und sich zu einer Erzählung
zusammenfinden. Lewis ist es dabei nicht nur gelungen, eine sehr dichte
Atmosphäre einzufangen, die zu Ort und Zeit hervorragend passt, sie baut
auch gekonnt einen Spannungsbogen auf, der zufriedenstellend ausläuft.
Eine Verfilmung jedenfalls kann daneben nur verlieren.
Bertrande
und ihre Gefühlswelt wird von außen betrachtet, dennoch gelingt es, ein
Bild der jungen Frau vom Mädchen hin zur in sich gefestigten Frau, die
Jahre allein einen Hof führen musste, zu zeichnen. Ihre Zweifel, ihre
inneren Nöte werden anschaulich gezeigt, wenn es auch oberflächlich
verbleibt. Aus heutiger Sicht vermutlich unverständlich, weshalb sie den
charmanten, gutaussehenden und sie auf Händen tragenden Mann quasi
verrät, doch gelingt es der Autorin, deutlich zu machen, wie sich das
Leben im 16. Jahrhundert vom heutigen differenziert: Moral, Religion und
Alltag bedingten ein Weltbild, das sich deutlich vom unsrigen
unterscheidet. Und ganz nebenbei die Frage, ob sie dem "Fremden"
vetrauen kann - besonders das trägt Bertrande um, was Lewis sehr
lebendig schildert.
Für Kenner von "Sommersby" wird es keine
Überraschungen geben, jene Leser aber, die die Story noch nicht kennen,
werden am Ende vermutlich überrascht sein. Zu wissen, dass dies einst
wirklich geschehen ist, macht nur einen der vielen Reize von "Die Frau,
die liebte" aus.
Die Erzählung ist übrigens nur eine von dreien, in denen historische Kriminalfälle von Janet Lewis näher betrachtet werden.
Janet Lewis (1899 - 1998) wurde in Chicago geboren und lebte zumeist in
Kalifornien. Früh begann sie, Gedichte zu veröffentlichen. Zusammen mit
ihrem Mann, dem Dichter Yvor Winters, war sie ihr Leben lang politisch
streitbar und aktiv, vehemente Kriegsgegnerin und Fürsprecherin der
Indianer und Schwarzen. Mit ›Die Frau, die liebte‹ griff Janet Lewis
einen der berühmtesten Justizfälle Frankreichs auf und schuf den
fulminanten Auftakt zu ihrer Trilogie um strittige Justizfälle.
Gleichwohl ist sie in Europa bis heute völlig unbekannt.
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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