Freitag, 20. Dezember 2019

Wie wir Menschen wurden: Eine kriminalistische Spurensuche nach den Ursprüngen der Menschheit - Prof. Dr. Madelaine Böhme


Titel: Wie wir Menschen wurden: Eine kriminalistische Spurensuche nach den Ursprüngen der Menschheit
Autorin: Prof. Dr. Madelaine Böhme
Originaltitel
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3453207189
Euro: 22,00
Veröffentlichungsdatum: November 2019
Seiten: 336
Serie: nein
Come in: vom Verlag









Inhalt/Klappentext
Spektakuläre Funde werfen ein neues Licht auf die Geschichte der menschlichen Evolution
Die Wiege der Menschheit liegt in Afrika – das galt lange als unumstößliche Erkenntnis. Doch in den vergangenen Jahren tauchten immer mehr Knochenfunde auf, die zeitlich und räumlich nicht ins Bild passen: Forscher entdeckten in Europa zahlreiche Fossilien von frühen Vorfahren heutiger Menschenaffen, aus denen später die menschliche Evolutionslinie hervorging.
Aus bekannten und völlig neuen Puzzleteilen rekonstruiert die renommierte Paläontologin Madelaine Böhme ein hochaktuelles Bild der Menschwerdung, das mit vielen gängigen Vorstellungen bricht. Sie beschreibt die Wendepunkte der Forschung und lässt die faszinierende Welt unserer frühesten Vorfahren lebendig werden. Ein packender Wissenschaftskrimi!


Meinung
Was als Erstes auffällt ist, dass der Verlag ein ausgesprochen hochwertiges Buch gestaltet hat. Das Hardcover ist von einem Umschlag umgeben, der nicht nur sehr geschmackvoll weiß mit goldener Schrift daherkommt, sondern zudem auch sehr grifffest ist. Die Seiten sind aus sehr weichem und glattem Papier und das Sachbuch verfügt über zahlreiche Fotos, Bilder und Graphiken, die sämtlich farbig dargestellt werden.
Böhme startet mit einem Vorwort, in dem sie ihre eigene Faszination zum Thema beschreibt, ebenso wie die massiven Veränderungen durch zahlreiche neue Funde im Themengebiet. Daher habe sie sich entschlossen, kein neues Fachbuch für Eingeweihte zu schreiben, sondern ein Sachbuch für eine breitere Öffentlichkeit. Das ist ihr in jedem Fall gelungen, wenn auch angemerkt sein muss, dass ein minimales Vorwissen nicht schadet.
Zunächst gibt es eine kleine Zusammenfassung der wichtigsten Funde, von denen sicher jeder bereits einmal gehört hat. Dann wird zu neueren Funden übergeleitet, nicht zuletzt – und das nimmt den meisten Raum ein – die eigenen Funde der Professorin. Wer sich abseits des Buches näher mit Autorin und Thema beschäftigen möchte, kann sich auch im Videoteil des Internets auf die Suche begeben. Böhme hat einige ansprechende Vorträge gehalten.
Interessant ist nun der Ort ihres Fundes: das Allgäu. Auch die schiere Anzahl an Vormenschen und Menschenarten ist erstaunlich. Immer öfter werden neue gefunden, von denen zumindest ein paar Erwähnung finden. Allerdings rütteln sie auch gehörig an der bisherigen Lehrmeinung, die Wiege der Menschheit habe in Afrika gestanden. Laut Böhme sei es eher der östliche Mittelmeerraum gewesen. Wie sie darauf kommt, kann sie schlüssig darlegen. Dabei handelt es sich aber nicht um eine trockene wissenschaftliche Abhandlung, auch wenn alles durch viele Fakten unterstrichen wird. Die Autorin bemüht sich, die Welt und vermutliche Lebensweise der Wesen, von denen wir abstammen, lebendig zu schildern.
Dabei interessiert sie auch und vor allem, wie sich regionale Veränderungen, auch in Sachen Klima auf die Evolution ausgewirkt haben. Beachtet werden sollte, dass die Kontinente vor Millionen Jahren nicht den heutigen entsprechen und auch so manches Meer keine ganz so unüberwindbare Hürde darstellte. Welchen Erfindungsreichtum unsere Vorfahren teilweise an den Tag legten, um neue Gebiete zu besiedeln, stellt die Autorin gekonnt anhand zahlreicher Funde auf abgelegenen Inseln dar.
Ein Kapitel beschäftigt sich mit der Menschwerdung, dazu gehören die freien Hände im aufrechten Gang ebenso wie die Ernährung und einige andere Dinge.
Böhme schildert zudem, wenn auch recht knapp, welche Probleme es bringen kann, wenn an bestehenden Lehrmeinungen gerüttelt wird. Dann kann es passieren, dass Untersuchungsergebnisse zurückgehalten oder verändert werden oder eine Doktorandin ihre Anstellung verliert, wenn sie nach Fundstücken, in etwa einem Oberschenkelknochen, sucht.
Es war sehr lehrreich in all die neuen Erkenntnisse einzutauchen, auch wenn sie vielleicht mitunter nur angerissen wurden. Am meisten war ich auf der letzten halben Seite bei der Autorin, denn diese Meinung teile ich. Sie schreibt, dass nicht allein im Klimawandel eine Gefahr für die Menschheit – ein Experiment, so schreibt sie, das hätte schiefgehen können, denn immerhin ist von zahlreichen Menschenarten nur eine übriggeblieben – gesehen werden sollte. Auslöschung natürlicher Lebensräume und vermehrte kriegerische Auseinandersetzungen um verbleibende Ressourcen sind dieser Tage viel gefährlicher. Die Bevölkerungsexplosion muss gestoppt werden, zudem muss eine neue Ökonomie eingeführt werden, der es nicht um „immer mehr“ geht. Oder mit meinen eigenen Worten: Wir leben in einer Welt, die nicht in einzelnen Kategorien gesehen werden sollte und darf, es ist ein Kreislauf, in dem wir uns bewegen. Nur eine Sache zu verändern, bringt am Ende gar nichts. Alles hängt mit allem zusammen und nur gemeinsam lässt sich eine dauerhafte Lösung finden. Ist uns das in unserer globalen Welt nicht möglich, bleibt ungewiss, was aus der Menschheit wird. Das Verlassen des Planeten, eine sehr zukünftige Vision, die aber immer mehr Anhänger findet, wird wohl kaum eine Lösung sein.
„Wie wir Menschen wurden“ ist ein lehrreiches wie unterhaltsames Sachbuch, das auch für Laien gut verständlich sein dürfte.


Prof. Dr. Madelaine Böhme, Geowissenschaftlerin und Paläontologin, ist seit Ende 2009 Professorin für terrestrische Paläoklimatologie an der Universität Tübingen und Gründungsdirektorin des Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment (HEP Tübingen). Sie zählt zu den profiliertesten Paläo-Klimatologen und Paläo-Umweltforschern und betrachtet die menschliche Evolution auch im Hinblick auf die Veränderungen des Klimas und der Umwelt.
Rüdiger Braun, geb. 1960, ist freier Wissenschaftsjournalist und arbeitet unter anderem für »Stern« und »Geo«. Er hat Biologie und Philosophie studiert, war Ressortleiter bei der Wochenzeitung »Die Woche« und hat als Chefredakteur das Magazin »MaxPlanckForschung« entwickelt. Zudem hat Rüdiger Braun eine Ausbildung als Systemischer Coach und Shiatsu-Therapeut absolviert. Seit einigen Jahren versucht er, seine Achtsamkeit zu schulen, indem er Zen-Meditation praktiziert.
Florian Breier ist Wissenschaftsjournalist und arbeitet als Filmemacher und Autor u.a. für das ZDF (»Terra X«), arte und den SWR.


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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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