Titel: Wie wir Menschen
wurden: Eine kriminalistische Spurensuche nach den Ursprüngen der Menschheit
Autorin: Prof. Dr. Madelaine
Böhme
Originaltitel
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3453207189
Euro: 22,00
Veröffentlichungsdatum: November
2019
Seiten: 336
Serie: nein
Come in: vom Verlag
Inhalt/Klappentext
Spektakuläre
Funde werfen ein neues Licht auf die Geschichte der menschlichen Evolution
Die
Wiege der Menschheit liegt in Afrika – das galt lange als unumstößliche
Erkenntnis. Doch in den vergangenen Jahren tauchten immer mehr Knochenfunde
auf, die zeitlich und räumlich nicht ins Bild passen: Forscher entdeckten in
Europa zahlreiche Fossilien von frühen Vorfahren heutiger Menschenaffen, aus
denen später die menschliche Evolutionslinie hervorging.
Aus
bekannten und völlig neuen Puzzleteilen rekonstruiert die renommierte
Paläontologin Madelaine Böhme ein hochaktuelles Bild der Menschwerdung, das mit
vielen gängigen Vorstellungen bricht. Sie beschreibt die Wendepunkte der
Forschung und lässt die faszinierende Welt unserer frühesten Vorfahren lebendig
werden. Ein packender Wissenschaftskrimi!
Meinung
Was
als Erstes auffällt ist, dass der Verlag ein ausgesprochen hochwertiges Buch
gestaltet hat. Das Hardcover ist von einem Umschlag umgeben, der nicht nur sehr
geschmackvoll weiß mit goldener Schrift daherkommt, sondern zudem auch sehr grifffest
ist. Die Seiten sind aus sehr weichem und glattem Papier und das Sachbuch
verfügt über zahlreiche Fotos, Bilder und Graphiken, die sämtlich farbig
dargestellt werden.
Böhme
startet mit einem Vorwort, in dem sie ihre eigene Faszination zum Thema
beschreibt, ebenso wie die massiven Veränderungen durch zahlreiche neue Funde
im Themengebiet. Daher habe sie sich entschlossen, kein neues Fachbuch für
Eingeweihte zu schreiben, sondern ein Sachbuch für eine breitere
Öffentlichkeit. Das ist ihr in jedem Fall gelungen, wenn auch angemerkt sein
muss, dass ein minimales Vorwissen nicht schadet.
Zunächst
gibt es eine kleine Zusammenfassung der wichtigsten Funde, von denen sicher
jeder bereits einmal gehört hat. Dann wird zu neueren Funden übergeleitet,
nicht zuletzt – und das nimmt den meisten Raum ein – die eigenen Funde der
Professorin. Wer sich abseits des Buches näher mit Autorin und Thema
beschäftigen möchte, kann sich auch im Videoteil des Internets auf die Suche
begeben. Böhme hat einige ansprechende Vorträge gehalten.
Interessant
ist nun der Ort ihres Fundes: das Allgäu. Auch die schiere Anzahl an
Vormenschen und Menschenarten ist erstaunlich. Immer öfter werden neue
gefunden, von denen zumindest ein paar Erwähnung finden. Allerdings rütteln sie
auch gehörig an der bisherigen Lehrmeinung, die Wiege der Menschheit habe in
Afrika gestanden. Laut Böhme sei es eher der östliche Mittelmeerraum gewesen.
Wie sie darauf kommt, kann sie schlüssig darlegen. Dabei handelt es sich aber
nicht um eine trockene wissenschaftliche Abhandlung, auch wenn alles durch
viele Fakten unterstrichen wird. Die Autorin bemüht sich, die Welt und
vermutliche Lebensweise der Wesen, von denen wir abstammen, lebendig zu
schildern.
Dabei
interessiert sie auch und vor allem, wie sich regionale Veränderungen, auch in
Sachen Klima auf die Evolution ausgewirkt haben. Beachtet werden sollte, dass
die Kontinente vor Millionen Jahren nicht den heutigen entsprechen und auch so
manches Meer keine ganz so unüberwindbare Hürde darstellte. Welchen
Erfindungsreichtum unsere Vorfahren teilweise an den Tag legten, um neue
Gebiete zu besiedeln, stellt die Autorin gekonnt anhand zahlreicher Funde auf
abgelegenen Inseln dar.
Ein
Kapitel beschäftigt sich mit der Menschwerdung, dazu gehören die freien Hände
im aufrechten Gang ebenso wie die Ernährung und einige andere Dinge.
Böhme
schildert zudem, wenn auch recht knapp, welche Probleme es bringen kann, wenn
an bestehenden Lehrmeinungen gerüttelt wird. Dann kann es passieren, dass
Untersuchungsergebnisse zurückgehalten oder verändert werden oder eine
Doktorandin ihre Anstellung verliert, wenn sie nach Fundstücken, in etwa einem
Oberschenkelknochen, sucht.
Es
war sehr lehrreich in all die neuen Erkenntnisse einzutauchen, auch wenn sie
vielleicht mitunter nur angerissen wurden. Am meisten war ich auf der letzten
halben Seite bei der Autorin, denn diese Meinung teile ich. Sie schreibt, dass
nicht allein im Klimawandel eine Gefahr für die Menschheit – ein Experiment, so
schreibt sie, das hätte schiefgehen können, denn immerhin ist von zahlreichen
Menschenarten nur eine übriggeblieben – gesehen werden sollte. Auslöschung
natürlicher Lebensräume und vermehrte kriegerische Auseinandersetzungen um
verbleibende Ressourcen sind dieser Tage viel gefährlicher. Die
Bevölkerungsexplosion muss gestoppt werden, zudem muss eine neue Ökonomie
eingeführt werden, der es nicht um „immer mehr“ geht. Oder mit meinen eigenen
Worten: Wir leben in einer Welt, die nicht in einzelnen Kategorien gesehen
werden sollte und darf, es ist ein Kreislauf, in dem wir uns bewegen. Nur eine
Sache zu verändern, bringt am Ende gar nichts. Alles hängt mit allem zusammen
und nur gemeinsam lässt sich eine dauerhafte Lösung finden. Ist uns das in
unserer globalen Welt nicht möglich, bleibt ungewiss, was aus der Menschheit
wird. Das Verlassen des Planeten, eine sehr zukünftige Vision, die aber immer
mehr Anhänger findet, wird wohl kaum eine Lösung sein.
„Wie
wir Menschen wurden“ ist ein lehrreiches wie unterhaltsames Sachbuch, das auch
für Laien gut verständlich sein dürfte.
Prof.
Dr. Madelaine Böhme, Geowissenschaftlerin und
Paläontologin, ist seit Ende 2009 Professorin für terrestrische
Paläoklimatologie an der Universität Tübingen und Gründungsdirektorin des
Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment (HEP Tübingen).
Sie zählt zu den profiliertesten Paläo-Klimatologen und Paläo-Umweltforschern
und betrachtet die menschliche Evolution auch im Hinblick auf die Veränderungen
des Klimas und der Umwelt.
Rüdiger
Braun, geb. 1960, ist freier
Wissenschaftsjournalist und arbeitet unter anderem für »Stern« und »Geo«. Er
hat Biologie und Philosophie studiert, war Ressortleiter bei der Wochenzeitung
»Die Woche« und hat als Chefredakteur das Magazin »MaxPlanckForschung«
entwickelt. Zudem hat Rüdiger Braun eine Ausbildung als Systemischer Coach und
Shiatsu-Therapeut absolviert. Seit einigen Jahren versucht er, seine
Achtsamkeit zu schulen, indem er Zen-Meditation praktiziert.
Florian
Breier ist Wissenschaftsjournalist und
arbeitet als Filmemacher und Autor u.a. für das ZDF (»Terra X«), arte und den
SWR.
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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