Sebastian Schätz lebt in Hannover. Er jobbt in einem Asiamarkt und ist in die hübsche Kim verliebt, die ihn etwas auf Abstand hält.
Als er eines Tages eine Fledermaus in seinem Schlafzimmer entdeckt und versucht, sie - nicht gerade sehr rühmlich - zu vertreiben, ändert sich sein Leben radikal.
Plötzlich öffnet sich ihm eine neue Welt. Denn es gibt sie wirklich, die Gestalten und Wesen diverser Märchen und Sagen. Und sie haben nichts besseres zu tun, als ihm seine Kim abspenstig zu machen.
Das kann er sich natürlich nicht gefallen lassen, zumal er wirklich in die junge Frau verliebt ist, und gerät so von einer absurden Situation in die nächste.
Vampire mit leichten Depressionen, ein Domowoj, der in seinem Spülschrank lebt und gern Leichen anknabbert und ein Bhael, der plötzlich Jagd auf ihn macht, sind nur die Spitze des Eisbergs.
Als Sebastian merkt, dass sich der Domowoj ebenfalls in Kim verliebt hat und sie ihm abspenstig machen will, ist bald nicht mehr so ganz klar, wer hier Jäger und wer Gejagter ist.
Einen Erfahrungsbericht von einem Jurymitglied habe ich hier gefunden. Darin wird auch "Fledermausland" erwähnt. Offenbar hat Oliver Dierssen an einem (Schreib-)Seminar teilgenommen, den eine(s) der Jurymitglieder gegeben hat. Nach Rücksprache mit dem Verlag, vertraute man auf ihre Objektivität und daher ging sie besonders streng mit dem Manuskript um.
Er selbst sagt am Ende des Buches, dass die Geschichte entstand, als bei einem Freund eine Fledermaus im Schlafzimmer ...
So kann es manchmal gehen.
Ich selbst habe lange mit mir gerungen, ob ich dem Roman 4 oder 3,5 Punkte geben soll und mich dann für letzteres entschieden.
Die Idee, auf der "Fledermausland" beruht, gefällt mir sehr. Die Handlung spielt in einer deutschen Stadt - ob in Hannover oder Berlin ist doch eigentlich egal, Herr Dierssen oder? - und umfasst in den wesentlichen Punkten die Urban Fantasy.
Toll daran ist, dass wir hier nicht nur mit altbekannten Wesen konfrontiert werden, sondern Dierssen sich auch an unwestlichen Mythen vergreift.
Ebenfalls absolut gelungen die witzigen Stellen. Mir sind so etwa vier aufgefallen, aber an denen habe ich wirklich grandios gelacht.
Wenn Herr Dierssen die Phantasiegestalten weggelassen und sie durch Polizei oder Mafia ersetzt hätte, gäbe das einen stinklangweiligen Roman. Und so zieht sich leider auch sehr viel an der Handlung. Da hätten, gerade im letzten Drittel, einige Passagen ganz gestrichen werden können ohne, dass es das Geschehen irgendwie beeinflusst hätte. Irgendwann habe ich nur den Anfang einer Seite und deren Ende gelesen und nichts verpasst. Mit dem Showdown in Sebastians Leben habe ich nicht gerechnet, aber so wirklich kam der nicht mehr bei mir an.
Die meisten Figuren sind sympathisch gelungen, allen voran Sebastian, der ein wenig naiv, aber sehr tapfer von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt. Kim ist mir etwas blass gewesen, außer, dass sie hübsch und geheimnisvoll ist, könnte ich nicht viel über sie sagen (ohne zu viel zu verraten). Dabei ist sie doch die Motivation für Sebastians Streben. Ein bisschen schade dabei das Ende, bei dem sehr durchsichtig wird, dass es nur die eine Sache ist, die er von ihr will. Hätte er das nicht auch anderswo bekommen?
Klischee muss in so einem Roman sein, ganz klar. Schön, dass es sich in Grenzen gehalten hat und nicht allzu ausufernd geworden ist.
Alles in allem habe ich mich durchaus unterhalten gefühlt, war aber dennoch froh, als es vorbei war. Idee und Slapstick waren sehr gut, aber leider durch viel langgezogenen Text unterbrochen.
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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