Samstag, 8. Dezember 2018

(Rezension: Gesammelt) Über das weibliche Geschlecht und die Ghostbusters

Viva la Vagina!: Alles über das weibliche Geschlecht - Nina Brochmann und Ellen Støkken Dahl (Tausch)
Es lebe die Vagina! Sie ist ein ebenso fabelhaftes wie sensibles Organ. Wie viel gibt es zu entdecken, zu staunen – und zu genießen! Denn wie wir uns selbst kennen und spüren, beeinflusst grundlegend unsere Gefühle, Stimmungen und unser generelles Wohlbefinden.
Kein Rumgerede über die »Muschi«, keine falsche Scham und auch kein medizinisches Kauderwelsch: Die jungen Ärztinnen Nina Brochmann und Ellen Støkken Dahl erklären in diesem Buch direkt, unverkrampft und mit dem nötigen Fachwissen alles über die entscheidenden Themen: die Klitoris – nur die Spitze des Eisbergs; PMS – das Potentielle Mordsyndrom oder mögliche Sorgen im Intimbereich. Aus ihrer Erfahrung als Sexualberaterinnen und aus ihrem Klinikalltag wurde ihnen eines klar: Höchste Zeit, uns besser mit der Vagina vertraut zu machen. Viva la Vagina!

Ich bin recht schnell auf dieses Buch aufmerksam geworden und weil ich a) das Vorbild der beiden Autorinnen "Darm mit Charme" gelungen fand und b) gern mehr über mich und meinen Körper erfahre, habe ich es mir gern ins Haus geholt. Insgesamt bin ich allerdings recht enttäuscht. Die beiden Autorinnen haben Blogbeiträge, die sie auf ihrer Homepage veröffentlicht hatten, für das Buch geringfügig angepasst. Zudem richtet es sich eher an jüngere Leserinnen, so um die zwanzig/fünfundzwanzig Lenze. Wer zudem im Thema eingelesen ist, wird diverse fehlerhafte Informationen vorfinden. Aber da das Buch ohnehin nicht in die Tiefe geht, egal bei welchem Teilthema, ist die Leserin sowieso genötigt, sich anderswo genauer einzulesen. Einzig die zahlreichen Hinweise auf Frauenrechte und Frauentraditionen rund um den Globus und wie sich fehlende Frauenmedizin - noch heute wissen Ärzte kaum etwas über die Zusammenhänge im weiblichen Körper, auch in der Schule stehen z.B. Veränderungen des weiblichen Körpers (bis auf die Brüste) in der Pubertät nicht auf dem Lehrplan - auf das Leben von Frauen auswirken kann, ist gelungen und lesenswert. Gerade das sog. Hymen ("Jungfernhäutchen") kostet noch immer jedes Jahr eine sehr große Anzahl Frauen und Mädchen das Leben, dabei ist es medizinisch nur ein Mythos, dass es ein Häutchen ist und/oder beim ersten Geschlechtsverkehr blutet.
Um das sehr wichtige Thema mehr ins Gespräch zu bringen, müssten die Autorinnen genauer recherchieren und sorgfältiger arbeiten. Gerade zu Beginn werden einige Themen nur genannt, aber nicht erklärt. Das Thema Verhütung erhält einen viel zu großen Raum, das sollte ausgewogener sein. Die saloppe, lockere Sprache ist okay, aber lässt ebenfalls die eher jüngere Zielgruppe erkennen - was u.U. einige Frauen vom Lesen abhalten könnte.
Für die Erwähnung der Themen, die Ansprache polit. und gesell. Zusammenhänge und den offenen Umgang damit beide Daumen hoch. Der Rest ist, fürchte ich, ausbaufähig.


Ghostbusters - Answer the Call (Kauf)
Als sich in New York Geistersichtungen häufen, sehen Abby, Expertin für paranormale Phänomene, und Jillian, ihre technologische Allzweckwaffe, die Zeit gekommen, öffentlich rehabilitiert und nicht mehr als Spinnerinnen verspottet zu werden. Mit Abbys Studienfreundin Erin und New-York-Subway-Mitarbeiterin Patty gründen die beiden eine Spezialtruppe, die mit coolen Gadgets Geister fängt. Als ein durchgeknallter Wirrkopf ein Dimensionsportal zum Jenseits öffnet, schlägt die große Stunde der Ghostbusters.

Ich bin prinzipiell kein Fan von Neuverfilmungen, ganz besonders wenn es um heißgeliebte Kindheitsserien geht. Als es aber hieß, die "Ghostbusters" würden weiblich sein, war ich sofort Feuer und Flamme. Leider stand ich damit so ziemlich allein - die Reaktionen weltweit waren zutiefst erschreckend. Ja, man kann seinen Unmut äußern, er ist natürlich und verständlich. Die Grenzen die gesprengt wurden, waren beides nicht, denn es wurden vor allem Frauen im allgemeinen und natürlich die Schauspielerinnen angegriffen. Weil mich das so irritiert und schockiert hat, hielt ich mich von der Neuversion fern - ein Fehler, wie sich herausgestellt hat, denn ich mag den Film und habe ihn sogar schon mehrmals angesehen. Insgesamt hätte ich mir tatsächlich genau so etwas gewünscht, als ich fünfzehn war, aber da war an Ähnliches noch gar nicht zu denken. Damals hätte ich es geliebt, weil es äußerlich normale Frauen sind, gebildet und talentiert und zudem ein Frauenwitz dabei ist, der mich doch sehr anspricht, in dieser immer noch sehr männlich orientierten Welt. Allerdings war mir die Handlung ein wenig zu wacklig, was verziehen werden kann in Anbetracht dessen, dass sie ohnehin äußerst schwierig anzulegen gewesen sein muss. Deswegen haben die Macher gar nicht erst versucht, besonders innovativ zu sein, sie haben viel Altbekanntes verwurstet und eben trotzdem etwas Neues geschaffen. Die Ghostbusters ohne Ecto 1 oder das alte Feuerwehrhaus wären auch kaum denkbar. Das Wiedersehen mit den alten Ghostbusters war ein besonderes Highlight.
Leider hat der Film - warum nur? - nicht seine Erwartungen in finanzieller Hinsicht einbringen können, was die am Ende angedeutete Fortsetzung bisher leider ausgeschlossen hat. Obwohl zu erwähnen ist, dass inzwischen dennoch darüber nachgedacht wird. Ich wäre in jedem Fall sofort dabei. Für alle anderen gibt es jedoch gute Nachrichten: Wie es weitergeht, kann in Comicform nachgelesen werden: "Ghostbusters: Answer The Call" von Kelly Thompson und Corin Howell. Selbstredend gibt es keine deutsche Übersetzung, auch bei Wikipedia sind nur die schlechten Kritiken gelistet. Als stünde ein Plan dahinter ... und ich komme nicht umhin, mich zu fragen, wo eigentlich die weiblichen Fans, die weiblichen Nerds oder generell gesprochen die Frauen geblieben sind. Ja, ich muss mich da auch einreihen ... gelernt ist eben gelernt, was? Aber wäre es nicht schön, wenn man daran glauben könnte, dass das, was hier gelaufen ist, eines Tages nur noch Geschichte ist?
Der Film jedenfalls ist nicht besser oder schlechter als andere im Popcorn-Kino, aber trotzdem einzigartig, weil wie z.B. auch im Comic "Monstress" (fast) nur Frauen die Handlung bestreiten. Sind wir darauf wirklich so unvorbereitet? Ich hoffe nicht!

4 Kommentare:

  1. Kia ora, Daniela.
    Anmerkenswert, dass Ärztinnen in einem Buch über "da unten" mit fehlerhaften Informationen aufwarten.
    Im linde sentimentalen Film 'Boys On The Side' findet sich ein feiner Dialog zwischen Jane (Whoopi Goldberg) & Robin (Mary-Louise Parker) über "da unten", wie Robin ihre Vagina umschreibt. Die toughe Jane bringt sie dann dazu etwas unverkrampfter mit dem Thema umzugehen.
    Die Hymen-Obsession vieler patriarchaler Gesellschaften reduziert jede Frau im Grunde zu Ware, die "gefälligst unbeschädigt" zu sein hat. Yikes!

    Die ewig Gestrigen schlagen gern ihre medialen Kriegstrommeln, wenn es darum geht toughe Frauenfiguren zu diskreditieren. In der organisierten Form wird dafür ein populärer Film ausgesucht & die schlechte Kinderstube bemüht.

    bonté

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    1. Na ja, angehende Ärztinnen ;-) Und ja, wegen der gesell. und polit. Ansprache ein Zusatzpünktchen mit Schleifchen, am Rest bitte feilen.
      Ich frage mich trotzdem, wie man sich teilweise so sehr vergessen und einen anderen Menschen (anschaulich) bedrohen kann.

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    2. ...die einen werden ärmliche Würste sein, andere schlicht misogyn, die üblichen Faschos & solche, die dafür bezahlt werden. Du siehst, die "Blüte der Männlichkeit". Wobei es leider ja auch genügend Frauen gibt, die ihre "Magda" heraushängen lassen.
      Die Hasserei der Trolle & Bots, um 'Last Jedi' herum wären gewiß solides Material für jede Soziologiestudie.

      bonté

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    3. Und ein bisschen "im www bin ich unerkannt"? :)
      Und jetzt stellen wir uns vor, dass in tausend Jahren ein Archäologe solche "Diskussionen" findet und versucht, davon auf die damalige Gesellschaft zu schließen. *grusel*

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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