Titel: Das rote Adressbuch
Autorin: Sofia Lundberg
Originaltitel: Den röda Adressboken
Verlag: Goldmann
ISBN: 978-3-442-31499-7
Euro: 20,00
Veröffentlichungsdatum: August 2018
Seiten: 352
Kein Serientitel
Come in: Vom Verlag
Inhalt
Doris
ist sechsundneunzig Jahre alt und lebt allein in Schweden. Ihre
einzigen Besuche sind die wechselnden Pflegekräfte, ihr einziger
Lichtblick das Skypen mit ihrer Nichte und deren Familie. Als kleines
Mädchen hat sie von ihrem Vater ein rotes Adressbuch geschenkt bekommen
und dort jahrelang all ihre Bekanntschaften eingetragen. Doch nun, wo
sie alt geworden ist, sind die meisten davon durchgestrichen und mit
einem "TOT" versehen. Und trotzdem kommt sie beim Betrachten der Namen
nicht umhin, sich an die Menschen zu erinnern, die sie einst kannte.
Sofia
Lundberg schreibt im Anhang, dass sie auf die Idee zu diesem Roman
durch ihre Großtante gekommen ist, die genau so ein kleines Adressbuch
bis zu ihrem Tod geführt hat. Wer all die Menschen waren, blieb
ungewiss, aber in dieser Geschichte nicht, denn hier hat Doris sich die
Zeit genommen und all ihre Erlebnisse aufgeschrieben. Dabei beginnt sie
mit ihrer Kindheit in den Zwanzigerjahren, in der sie früh den Vater
verlor und dann aufgrund der großen Armut als Dienstmädchen arbeiten
musste. Das allerdings brachte sie nach Frankreich und schließlich über
den großen Teich. Noch in Frankreich lernt sie ihre große Liebe kennen,
die sie Zeit ihres Lebens nicht loslassen wird.
Dabei wechseln sich
Kapitel ab, in denen einmal von der alten Doris im Hier und Jetzt
erzählt wird - leider geht es ihr gesundheitlich nicht gut - und
andererseits von ihrem bewegten Leben als junge Frau. Probleme im
Verständnis treten dabei nicht auf.
Die Autorin hat ein berührendes
Werk geschaffen, das nicht sonderlich spektakulär daherkommt und sich
eher in den leisen Tönen erzählt. Trotzdem war Doris' Leben bewegt, hat
sie nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen und genau darüber
auch im Alter sinniert. Persönlich war mir die Liebesgeschichte ein
wenig zu unglaubhaft, was schade war, weil hierauf ein Großteil der
Motivation der Figur Doris beruht. Sie laufen sich eher zufällig über
den Weg, sie kennt nicht einmal seinen Namen, als sie getrennt werden,
trotzdem umrundet sie für ihn den halben Globus und bringt sich und
andere in Gefahr.
Nun ist Doris alt und auch ziemlich allein. Obwohl
ihre Nichte ihr angeboten hat, sie zu sich nach Amerika zu holen, möchte
sie Schweden nicht mehr verlassen. Scheinbar ist sie ihr ganzes Leben
hin und her gerissen gewesen, hat sich, wenn überhaupt, an die falschen
Leute gebunden und vergessen, was Familie bedeutet. Gelernt hat sie
daraus nicht. Sie sagt im hohen Alter "Es tut mir leid", sucht aber
immer noch nicht die Nähe zur Nichte. Es sind diese kleinen
Widersprüche, die am Ende doch ein bisschen ernüchternd wirken.
Alles
in allem ist "Das rote Adressbuch" schnell gelesen, im Großteil
gefühlvoll und emotional, kann jedoch mitunter auch ein bisschen zäh
wirken. Für ein Debüt ist es in jedem Fall hervorragend gelungen, es
gibt aber trotzdem noch ein bisschen Luft nach oben.
Sofia Lundberg wurde 1974 geboren und arbeitet als Journalistin in
Stockholm. Mit ihrem Debütroman »Das rote Adressbuch« eroberte sie die
schwedische Literatur- und Bloggerszene im Sturm.
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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