Donnerstag, 5. Januar 2023

Zehn Bücher, die ich 2022 nicht gelesen habe, obwohl ich es gern wollte

Die Lichtbrigade – so nennen Veteranen des Marskriegs diejenigen Kameraden, die zurückkommen … und nicht mehr sie selbst sind. Diese Konzern-Kämpfer wurden in Licht umgewandelt, um schnell zu interplanetaren Schlachtfeldern versetzt werden zu können. Doch bei dieser Transformation geschieht etwas mit ihnen. Diejenigen, die die Prozedur überleben, halten sich exakt an die Missionsvorgaben – koste es was es wolle. Dietz, ein frischgebackener Infanterist, muss feststellen, dass seine Erinnerungen an die Einsätze nicht mit denen seines Zuges übereinstimmen. Sie erzählen eine ganz andere Geschichte des Krieges, die ganz und gar nicht dem entspricht, was die Konzernleitung ihren Soldaten weismachen will. Licht oder Schatten? In den Wirren des Krieges ist der Unterschied manchmal nur noch marginal.

Ich habe „Der Sterne Zahl“ sehr gern gelesen und möchte unbedingt noch mehr von der Autorin lesen. Leider scheint sie beim deutschen Leser nicht ganz so gut anzukommen, wie sie es verdient hätte. Das wird mich jedoch nicht davon abhalten, weiter meinen Blick auf ihre Werke zu richten. Bisher war mir nur der Buchpreis zu hoch.

 


Die wahre Geschichte der Wikinger - Neil Price

Mit zahlreichen Karten, Illustrationen und farbigen Abbildungen gibt der weltweit renommierte Experte Neil Price einen verblüffenden Einblick in die Welt der Wikinger: Waren sie wirklich die brandschatzenden Seefahrer und gewaltsamen Eroberer aus den Legenden? »Die wahre Geschichte der Wikinger« stellt die gängigen Vorurteile auf den Prüfstand und zeigt uns die echten Menschen hinter dem Mythos. Basierend auf neuesten archäologischen Funden, zahllosen Textquellen und nicht zuletzt der nordischen Mythologie selbst zeigt Neil Price uns die Wikinger erstmals so, wie sie selbst sich sahen. Fundiert und überraschend lebendig schildert er ihr Alltagsleben und ihre reiche Kultur: Wie übten sie ihre Religion aus, wie gestalteten sie Politik? Welche Rolle hatte die Frau, und wie zentral war Gewalt? Von Eirík I., genannt Blutaxt, der sich den norwegischen Thron erkämpfte, bis zur isländischen Entdeckerin Gudríd, die bis nach Amerika reiste, ist dies die definitive Geschichte der Wikinger und ihrer Zeit, opulent ausgestattet und prächtig bebildert. 

Das Buch klingt so wahnsinnig ansprechend, dass ich es unwahrscheinlich gern lesen würde. Der Preis von fast vierzig Euronen macht mir aber leider bisher einen Strich durch die Rechnung.

 


Mutterrecht und Urreligion - Johann J. Bachofen

Bachofen – längst ein Klassiker. Mit seiner These vom Mutterrecht und noch ursprünglicheren Gesellschaftsformen war Bachofen der Erste, der es wagte, systematisch über eine geschichtliche Bedingtheit der Geschlechterrollen zu spekulieren und darüber, dass auch das Patriarchat eine vorübergehende Erscheinung sein könnte. Er half damit, die Krise der Männlichkeit zu bearbeiten, die sich nach dem verlorenen Krieg in den 20er Jahren besonders zuspitzte. Generationen von Autoren und Autorinnen wurden von ihm beeinflusst, längst nicht nur Kommunisten und Feministinnen. Gelesen haben sie Bachofen vor allem – in der Kröner-Ausgabe. Zum 200. Geburtstag des Basler Altertumsforschers und Juristen erscheint erneut die Auswahl seiner wirkungsmächtigsten Texte, die ab 1925 in mehreren kommentierten Auflagen im Kröner-Verlag herauskam. Neben maßgeblichen Auszügen aus dem Mutterrecht (1861) enthält sie solche aus dem Versuch über die Gräbersymbolik der Alten (1859), aus der Sage von Tanaquil (1870) und aus den Antiquarischen Briefen sowie Texte aus dem Nachlass, neu und ausführlich eingeleitet von Yahya Elsaghe. Das Verständnis erleichtert ein umfangreiches Register mit Glossar.

Als Neuauflage nicht zu bezahlen, aber es gibt noch einige ältere Ausgaben, die gebraucht zu erstehen sind.

 


Streifzüge: Essays zu zweihundert Jahren Science Fiction - Angela und Karlheinz Steinmüller

Den phantastischen Romanen und Erzählungen in der Steinmüller-Werkausgabe werden nunmehr Essays und Artikel an die Seite gestellt, die ebenfalls der Science Fiction und Phantastik gewidmet sind. Im vorliegenden Band betrachtet – nach einem Vorwort Karlheinz Steinmüllers – der erste Essay nicht nur "Die Geburt der Science Fiction aus dem Geist des 19. Jahrhunderts", sondern bietet auch einen Überblick über die genrebestimmenden Merkmale der SF. Damit ist der Rahmen für die folgenden Artikel gespannt, die übergreifende Themen oder das Werk einzelner Autoren, aber auch Kuriosa aus der Geschichte der SF präsentieren; zeitlich reicht der Rahmen von Vorläufern der SF wie den französischen utopischen Voyages Imaginaires bis in die Gegenwart zu Texten über phantastische Alternativen zur DDR-Geschichte. Nicht nur in Arbeiten über hierzulande bisher kaum behandelte Themen, sondern auch in den Essays, die berühmten Autoren wie Olaf Stapledon oder Cordwainer Smith oder bekannten SF-Motiven gewidmet sind, bestechen die Texte durch eine Vielzahl überraschender Entdeckungen.

Ich habe die beiden Autoren durch einige uralte DDR-Ausgaben ihrer SF-Titel kennengelernt und mich mal ein bisschen weiter nach ihnen umgeschaut. Dieses hier könnte informativ wie interessant werden.

 


Ganz gewöhnliche Monster – Dunkle Talente - J. M. Miro

England am Ende des 19. Jahrhunderts: Es ist Nacht, eine junge Dienstmagd ist auf der Flucht vor der Rache ihres Herrn. Mit allerletzter Kraft schafft sie es, sich in den Waggon eines Güterzugs zu retten – nur um dort eine Entdeckung zu machen, die ihr Leben für immer verändern wird: ein Baby, dessen Haut in einem blauen Schimmer leuchtet. Damit beginnt ein Abenteuer, das von England in den Wilden Westen bis nach Tokio und an die Grenzen des Vorstellbaren führt. Ein Abenteuer voll Magie, Wunder und tödlicher Geheimnisse ...

Manchmal wird man von einem Buch angezogen, wie die berühmte Motte vom Licht angezogen wird. Die Leseprobe hat mich extrem begeistert. Aber dann der Buchpreis und knappe achthundert Seiten, die ich zeitlich im letzten Jahr nicht hätte bewältigen können.

 


Don Quijote: Der sinnreiche Junker Don Quijote von der Mancha - Miguel de Cervantes Saavedra

Mit grandiosem Einfallsreichtum erzählt Cervantes von den Abenteuern des verarmten Adligen, der in einer Traumwelt vergangener Ritterzeiten lebt, und seines treuen Waffenträgers Sancho Pansa. Ähnlich wie Goethes Faust für die Deutschen ist Don Quijote für die Spanier zum Sinnbild eines nationalen Genius geworden. Die Sympathie des Erzählers für seine Figuren und sein liebevoll-ironischer Ton machen Don Quijote zum wunderbarsten Antihelden der Weltliteratur.

Wenn es einen Klassiker gäbe, den man unbedingt gelesen haben müsse, dann sei es dieser, hieß es neulich. Und obwohl ich eine Menge Klassiker durch bin und etliche nachgeholt habe, kenne ich diesen nicht. Das möchte ich ändern.

 


Kleine Dinge wie diese - Claire Keegan

Wer etwas auf sich hält in New Ross, County Wicklow, und es sich leisten kann, lässt seine Wäsche im Kloster waschen. Doch was sich dort hinter den glänzenden Fenstern und dicken Mauern ereignet, will in der Kleinstadt niemand so genau wissen. Denn es gibt Gerüchte. Dass es moralisch fragwürdige Mädchen sind, die zur Buße Schmutzflecken aus den Laken waschen. Dass sie von früh bis spät arbeiten müssen und daran zugrunde gehen. Dass ihre neugeborenen Babys ins Ausland verkauft werden. Der Kohlenhändler Billy Furlong hat kein Interesse an Klatsch und Tratsch. Es sind harte Zeiten in Irland 1985, er hat Frau und fünf Töchter zu versorgen, und die Nonnen zahlen pünktlich. Eines Morgens ist Billy zu früh dran mit seiner Auslieferung. Und macht im Kohlenschuppen des Klosters eine Entdeckung, die ihn zutiefst verstört. Er muss eine Entscheidung treffen: als Familienvater, als Christ, als Mensch. Mit wenigen Worten erschafft Claire Keegan eine ganze Welt. Auf unnachahmliche Weise erzählt Kleine Dinge wie diese von Komplizenschaft und Mitschuld, davon, wie Menschen das Grauen in ihrer Mitte ignorieren, um in ihrem Alltag fortfahren zu können – davon, dass es möglich ist, das Richtige zu tun.

Die Autorin ist mir schon vor einer ganzen Weile über den Weg gelaufen und ich glaube, dass sie jemand sein könnte, den man gelesen haben muss. Die Geschichte erinnert mich zudem an eine Verfilmung, die ich vor Jahren gesehen habe und die mich tief beeindruckt hat.

 


Data Tutaschchia: Der edle Räuber vom Kaukasus - Tschabua Amiredschibi

Als Data Tutaschchia als Gesetzloser in den Untergrund geht, schreibt man das Jahr 1885. In Georgien, als Teil des Russischen Zarenreichs, toben die Vorboten der Oktoberrevolution, die dem Land letztlich die Unabhängigkeit bringen wird. Die Politik ist dabei nicht die Sache des Räubers mit der magischen Aura; was ihn umtreibt, sind der Egoismus, die Rücksichtslosigkeit, vor allem aber die Käuflichkeit der Menschen, gegen die er kämpft bis aufs Blut und an denen er zu verzweifeln droht. Den Behörden kann er immer wieder ein Schnippchen schlagen. Doch er hat einen mächtigen und klugen Widersacher. Am Ende klüger als er? Data Tutaschchia, der edle Räuber, dessen Heimat die Wälder und die Berge Georgiens sind, ist in seinem Land zum Nationalhelden geworden, der Roman sofort nach seinem Erscheinen zum Sensa­tionserfolg, der verfilmt und in ein Comic transformiert wurde; bis heute gilt er als wichtigster Roman der georgischen Gegenwartsliteratur. Bezeichnet wurde er als Don Quijote im Stil Dostojewskis, natürlich als moderner Robin Hood – wirklich vergleichen lässt sich dieser historische, philosophische, politische, satirische Kriminalroman, dieses bunte Panorama aus Geschichten, Personen, Gesprächen, Landschaften mit gar nichts.

Ein Autor, den man sich genauer ansehen sollte. Eine Geschichte, die gerade in heutiger Zeit wieder sehr brisant wird, wenn man beides zusammennimmt. Leider ist der Preis des Buches nicht zu bezahlen.

 


Hätte ich dein Gesicht - Frances Cha

Schöner, reicher, mächtiger – nur wer perfekt ist, steigt auf im schillernden Seoul. Vier junge Frauen versuchen, in den gnadenlosen Hierarchien hinter Gangnams Hochglanzfassaden zu bestehen. Kyuri, mit ihrem makellosen Gesicht, unterhält Nacht für Nacht mächtige Geschäftsmänner in exklusiven Room-Salons. Miho, aufstrebende Künstlerin, findet sich unfreiwillig in der superreichen Elite wieder. Ara, stumm seit ihrer Jugend, flieht in den Schein der glitzernden K-Pop-Welt. Und Wonna, frisch verheiratet, sucht verzweifelt nach einem Ausweg aus ihrem vorgeformten Leben. In bonbonfarbenen Schönheitskliniken und an den Marmortischen der High Society offenbaren sich die Abgründe einer Gesellschaft, in der Fehler nicht geduldet werden und Erfolg nur ein einziges Gesicht trägt.

Ich finde es so schade, dass man Bücher kaum noch bezahlen kann. Diese Story wirkt ansprechend, mit Aussage und zudem habe ich asiatische Autoren kürzlich für mich entdeckt.

 


Kristin Lavranstochter: Das Kreuz - Sigrid Undset

Band 3: Während die Welt um sie herum immer undurchschaubarer und bedrohlicher wird, gerät auch Kristins eigene Welt zunehmend ins Taumeln: Entfremdet von ihren einstigen Verbündeten, gebeutelt von Schicksalsschlägen und verbittert ob des Niedergangs ihrer Familie, den sie ihrem Mann nicht verzeihen kann, begeht sie einen fatalen Fehler. Und dann beginnt auch noch die Pest zu wüten im Norwegen des 14. Jahrhunderts. Ob Kristin am Ende ihren Frieden finden wird, liegt allein in ihren eigenen Händen.
Gabriele Haefs hat Kristin Lavranstochter vollständig neu übersetzt, und zwar erstmals aus dem norwegischen Original, wie es scheint. Beim Vergleich beider Übersetzungen fällt es einem wie Schuppen von den Augen, was eine kongeniale Übersetzung vermag: Gabriele Haefs hat den Text regelrecht zum Erstrahlen gebracht. Band 1 und 2: "Der Kranz" und "Die Frau", sind bereits erschienen.

Ein Buch, das bereits im Lesestapel liegt, quasi als froher Abschluss für mich. Die ersten beide Bände haben mir sehr gut gefallen und ich werde sehr bald mit diesem hier anfangen. Dass ich es noch nicht gelesen habe, lag an den persönlichen Umständen.

 

 

2 Kommentare:

  1. "Don Quijote" möchte ich auch schon seit langem lesen - mal sehen, ob es 2023 endlich mal soweit ist.
    "Kleine Dinge wie diese" hat mich auch sofort an einen Film erinnert und zwar an "Die unbarmherzigen Schwestern". Meinst du denselben?

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    1. Ich habe leider auch noch sehr viele andere Bücher hier, die ich schon vor drei Jahren "unbedingt" mal lesen wollte. Wann es also mal mit dem Don klappt, wird man sehen.
      Ja, genau der war es, leider hatte ich den Titel vergessen. :)

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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