Freitag, 1. April 2022

Ausblick auf den Verlorene-Werke-Blog im April 2022

 


Das war der März

Im März ist es langsam Frühling geworden; die Sonne ließ sich öfter und länger blicken und die ersten Sträucher begannen zu grünen. Kleine Krokusse blühten auf der Wiese und mir schien, als würden die Menschen besser gelaunt sein.

Im Blog sind vermehrt Bücher rezensiert worden, deren Erscheinungstermin noch nicht lange zurücklag. Allerdings kann ich nicht behaupten, dass dies großen Einfluss auf Anzahl der Besucher oder Kommentare gehabt hätte.

Es gab einen Artikel abseits von Rezensionen und das wird hoffentlich fortan einmal im Monat der Fall sein.

(Gastfrage) Wie schafft man es als Lektorin, sich das Lesen nicht zu vermiesen?


 

Rezensiert:

Madame 60a - Henriette Valet

Bourbon Kings - J. R. Ward

(Gesammelt) Bourbon Sins + Bourbin Lies – J. R.Ward

Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe- Ali Hazelwood

Love in the Big City - Sang Young Park

Drei Viertel tot - Max Gladstone

Butter - Asako Yuzuki

Die Kinder sind Könige - Delphine de Vigan


Neue Bücher eingezogen:

 


 

Das war das Postfach im März
im Namen des A. Fritz Verlages, Frankfurt, möchte ich Ihnen heute den biografischen Roman DAS BÖSE KIND vorstellen.

Jan C. Sander ist durch den Bestseller „Rotlichtkrieg“ sowie diverse TV-Auftritte, Youtube-Beiträge und Zeitungsartikel unter dem Pseudonym Miami Gianni bekannt geworden. Er spielte jahrelang im Hamburger Rotlichtmilieu eine aktive und bis heute nicht geklärte Rolle. Ebenfalls war er, von 2012 an, bei einer Fehde zwischen zwei Rockerclubs in NRW dabei. Ende 2013 wurde er verhaftet und musste mehrere Jahre ins Gefängnis. Sein Schweigen brachte ihm eine hohe Verurteilung ein. Seine Rolle bleibt ungeklärt: Sander soll für Behörden tätig gewesen sein, seine Einsätze Geheimsache. In diesem Buch schaut der Autor auf sein Leben zurück, auf seine Kindheit, seine Jugend, seine Inhaftierung und seine Rolle als böses Kind, als erfolgreicher Narzisst und wie er auf die Welt blickt.

 

James L. Dickerson
COLONEL TOM PARKER

DAS VERRÜCKTE LEBEN DES EXZENTRISCHEN MANAGERS VON ELVIS PRESLEY

Wer weiß, ob die Welt jemals von Elvis Presley gehört hätte, wenn er nicht gewesen wäre: Colonel Tom Parker, einer der skrupellosesten und geheimnisumwittertsten Manager, die es im Rockbusiness je gab. Er machte Elvis zum Star, beutete seinen Schützling gleichzeitig gnadenlos aus und gefährdete schließlich durch seine Spielsucht und seine halbseidenen Geschäftskontakte sein eigenes Werk. Elvis’ Karriere ist ohne ihn undenkbar – weshalb sich Warner Bros. entschieden hat, James L. Dickersons Biografie als Grundlage für Baz Luhrmanns Kinofilm Elvis zu nehmen, in dem Parker von Tom Hanks verkörpert wird. Parker war schon als junger Mann eine schillernde Figur. 1909 in den Niederlanden geboren, wanderte er 1929 illegal in den USA ein und fürchtete sich lebenslang vor einer Abschiebung. In den folgenden Jahren lernte er das Entertainment-Handwerk als Helfer bei den Wanderbühnen, die mit ihrem Kuriositätenprogramm durch die amerikanische Provinz zogen. Seit 1938 managte er Sänger und Musiker, bis ihm 1955 sein Bravourstück gelang: Er entdeckte den jungen Elvis Presley und konnte seinen naiven Schützling und dessen Familie überzeugen, ihm sämtliche Entscheidungen über dessen Karriere zu überlassen. James L. Dickerson hat für seine Biografie aufwendig recherchiert und geht durchaus hart mit Parker ins Gericht, bleibt aber immer fair. Colonel Tom Parker zeichnet das fesselnde Porträt eines rücksichtslosen Machtmenschen, der mit seinem manipulativen Genie neue Weg bei der Vermarktung von Künstlern erschloss und der Erste war, der aus seinem Star eine Marke machte. Dadurch, dass Parker stets an Elvis’ Seite war und jeden Schritt des Sängers kontrollierte, bringt dieses Buch auch viele neue Details über das Leben Elvis Presleys ans Licht – ein Muss für Fans des »King«, die ihren Star einmal aus einem neuen Blickwinkel betrachten wollen.

 

Wie sehr liebst du dein Leben als Influencer*in und gibt es für dich auch eine Schattenseite des öffentlichen Lebens?
Poppy zumindest genießt ihr Leben als Influencerin in vollen Zügen. Ihre Zwillingsschwester Claire dagegen verabscheut es und fragt sich: Wird man sie jemals einfach nur als „Claire“ akzeptieren? Die beiden Schwestern waren schon als kleine Mädchen im Mami-Blog ihrer Mutter auf Insta und sind mittlerweile zu weltweit bekannten Social-Media-Stars herangewachsen. Aber mit 17 Jahren ist nochmal alles anders als als Kind ...

Kara McDowell kombiniert die Fragen nach Privatsphäre, Popularität im Internet,  Cyber-Mobbing und  Loyalität auf einfühlsame Weise mit einer romantischen  Liebesgeschichte. Just for Clicks erscheint am 9. März 2022.

 

Von nahezu jedem Stück der modernen Männergarderobe gibt es ein »Erstes seiner Art« – das ultimative Vorbild, oft entwickelt von einem einzelnen Unternehmen oder einer Marke für spezifische Anwendungszwecke.
Dies gilt für die Jeans, die Paul Newman in seinen Western trug, genau so, wie für die Smokings, die Sean Connery als James Bond kultivierte. Stilexperte Josh Sims, der für renommierte Magazine wie GQ, Esquire oder Wallpaper schreibt, zeigt wie solche ultimativen Vorbilder für spezifische Anwendungszwecke entwickelt wurden und dann die Welt eroberten. Das T-Shirt zum Beispiel mag heute zwar allgegenwärtig sein, es wurde jedoch an der Wende zum 20. Jahrhundert vom amerikanischen Unternehmen Hanes für die Soldaten der US Navy geschaffen und später von Sportlern und Motorradfahrern übernommen. Andere Ikonen der Männerbekleidung wurden für das Militär, die Arbeit auf dem Land oder zum Schutz entworfen und machten sich von dort aus auf den Weg ins tägliche Leben.

»Männer mit Stil« untersucht Stück für Stück die wichtigsten und berühmtesten dieser Produkte – ihre Herkunft und Historie, die Geschichten hinter dem Design, die Marke oder das Unternehmen, das damit angefangen hat – sowie die Frage, welchen Einfluss das Kleidungsstück darauf hat, wie Männer sich heute anziehen. Dieser „reich illustrierte Spaziergang durch die Welt der Herrenmode“ (Neue Zürcher Zeitung) untersucht die wichtigsten und berühmtesten Kleidungsstücke und lüftet die spannenden Geheimnisse ihrer Herkunft, Marken und Designs. Wer dieses Buch gelesen hat, sieht sich und seinen Stil mit völlig anderen Augen.

 

wann haben Sie zuletzt eine Zwiebel betrachtet? Wenn Sie der Auffassung sind, dass eine Zwiebel zu gewöhnlich ist, um Ihnen etwas über die großen Zusammenhänge des Lebens beizubringen, sollten Sie „Das große Festmahl“ lesen. Auf unvergleichliche Weise lädt der Autor Robert Farrar Capon darin ein, gedanklich in seiner Küche Platz zu nehmen und scheinbar „nebenbei“ in eine Welt voller Lachen und Genuss, Lebensfreude und heiliger Momente einzutauchen. Sein Buch ist soeben im adeo Verlag (Asslar) erschienen.
Als leidenschaftlicher Koch hat Robert Farrar Capon es geliebt, für seine Mitmenschen köstliche Gerichte zuzubereiten. Aber er war auch ein Priester, dessen brillante Gedanken sich wie Blätterteig Schicht um Schicht zu Fantastischem entfalten. Sein Buch „Das große Festmahl“ ist ein zeitloses Meisterwerk und eine Pflichtlektüre für alle theologisch und philosophisch interessierten Essensliebhaber.

Appetit bekommen?

 

Endlich hat das Warten ein Ende: Der zweite Band der neuen Reihe »Die Chronik des Siegelmagiers« erscheint am 19. März!
Der Schotte Al MacBharrais hat ein einzigartiges Talent. Er kann mit Tinte und Papier mächtige magische Siegel schaffen, die wie Zaubersprüche wirken. Eigentlich möchte er in Ruhestand und vorher einen Nachfolger ausbilden. Nur hat dieser einfache Wunsch schon sieben Leben gekostet.

Kevin Hearne wird im Juli außerdem auf große Lesereise nach Deutschland kommen!

Bisher bestätigte Termine sind:

14.07. Ludwigsburg (Fantasy Stronghold)

15.07. Dillingen/Saar (Drachenwinkel)

16.07. Hochheim am Main (Fantasy Festival, tba)

17.07. Berlin (Buchhandlung Otherland)

 

Freunde sind ein wichtiger Teil des Lebens – sie stehen einem in den schönen wie schwierigen Momenten zur Seite. So auch Tim und Sarah. Als die Krebsdiagnose Tim aus seinem gewohnten Leben reißt, teilt er diese schwere Zeit mit seiner langjährigen Freundin Sarah. Basierend auf einer wahren Geschichte fesselt Titus Reinmuth mit wunderbarer Vertrautheit und Erlebnissen mitten aus dem Leben. „Mit dir wird es leichter“ ist soeben im adeo Verlag (Asslar) erschienen.
Tim und Sarah sind trotz aller Unterschiedlichkeit seit Jugendzeiten befreundet und teilen alles in ihrem Leben über Messenger-Nachrichten: Das Schöne, den Alltag, die großen Fragen. Die Krankheit von von Tim, die Liebe, die Trauer und das Glück. Im Miteinander entdecken Sie neu, woran sie glauben und was sie zum Leben brauchen. Ein besonderes, unmittelbares und einladendes Buch über die große Kraft der Freundschaft.

 

Das bringt der April
Ein neues Lebensjahr für mich. Im April gibt es eine neue Snippits-Linkliste, die ich in den letzten Monaten sträflich vernachlässigt habe. Rezensionen zu Büchern, die ans Herz gehen, im Weltall spielen oder recht ungewöhnlich sind. Dazu ein kleiner Buchgedanke darüber, wie Leser ihre Bücher lesen, also ganz physisch. Zudem hat sich der Autor Konrad Sandmann dazu bereiterklärt, etwas zu seinem Roman „Alles unter den Himmeln: Das Opfer der Zwerge“ zu erzählen.

 

Was mich bewegt hat
Im September-Ausblick
habe ich nach Bloggern gefragt, die Sachbücher lesen. Leider sind keine Empfehlungen eingegangen. Die gute Nachricht aber ist, dass es nicht nur einen Sachbuchpreis gibt, es sind auch Blogger dazu herangezogen worden, die Bücher der Shortlist zu besprechen. Weniger gut allerdings, dass drei der acht Blogger eigentlich Instagramer sind. Ich habe mir alle Profile/Blogs angeschaut und nach Sachbüchern gesucht. Insgesamt habe ich vielleicht drei oder vier Bücher zu Themen Feminismus und Rassismus gefunden und nach denen musste ich zwischen anderen Fotos suchen. Allerdings fiel die Mischung der Blogger auf und das ist genau das, was mich immer anmeiert. Wie genau da die Shortlist aussehen wird, muss ich nicht erst lange googlen.
Und wäre das nicht schlimm genug, steht hier
(Link) geschrieben: „Die Blogger:innen erhalten nach Bekanntgabe der Nominierten am 12. April 2022 je einen Titel per Losverfahren zugeteilt, den sie vorstellen und besprechen. Darüber hinaus wählen sie einen weiteren Titel aus, zu dem sie einen kreativen Beitrag in einem Format ihrer Wahl gestalten.“ Kreativer als eine gut gemachte Rezension? Und wieso per Losverfahren? Sollte der jeweilige Blogger, der hoffentlich öfter mal ein Sachbuch liest und bespricht, nicht ein, zwei Themen haben, mit denen er sich besser auskennt? Sonst nämlich könnte man auch schlicht wahllos Leser „von der Straße“ fragen, ob sie Lust hätten, das Buch zu besprechen.

Ich glaube, das kann man getrost abhaken.

Wer übrigens selbst mal nachlesen möchte, welche Titel zur Auswahl stehen, kann ab 12.04.2022 hier nachlesen: https://www.deutscher-sachbuchpreis.de/



(Der folgende Text stammt vom 14.03.)
Warum  Russenbashing nichts mit #standwithukraine zu tun hat

Der März fing recht ruhig an, bis ich in der ersten Woche beim Radio hören hin und her gezappt habe. Das mache ich meistens, weil ich in den kleinen Pausen gern Musik höre und mich bisher noch nicht für eine neue Anschaffung in diesem Bereich entscheiden konnte. Es hieß, nach dem nächsten Song würde eine Diskussionsrunde mit vier Experten starten und man solle dran bleiben. Das Thema: Wie umgehen mit Russen in Berlin? Da ist mir kurz die Luft weggeblieben, weil die Frage so strange ist. Lust auf Musik hatte ich keine mehr und habe das Radio ausgeschaltet.

Einige Tage später erzählt mir meine Mutter folgende Geschichte: Ihre Nachbarin (80) ist zu einem kleinen Konzert im Stadtteil gewesen, wo ein junger Sänger auftrat, dem sie gern zuhört. Eigentlich war eine Art russischer Abend geplant, aber der Sänger sagte gleich zu Beginn, dass er nur englische oder deutsche Lieder singen würde. Als sich das Konzert dem Ende neigt, hat das Publikum versucht ihn zu überreden, einige russische Lieder zu singen (die Nachbarin z. B. hat einst in Russland studiert). Sprache ändert viel bei einem Lied. Er druckste herum und meinte, dass er keinen Ärger bekommen möchte. Schließlich ließ er sich überreden und sang drei Songs. Meine erste Frage dazu war, mit wem er denn bitte Ärger bekommen sollte, weil er russische Lieder singt?

Nur einen Tag später lese ich im Newsletter des Stadtteilbürgermeisters, dass es einen Brandanschlag (mit einem Molotow-Cocktail!) auf die deutsch-russische Schule hier gegeben hat. Schule wie Kinder (die übrigens Wurzeln in vielen unterschiedlichen Herkunftsländern haben). Es sei niemand verletzt worden, aber leider ist ein erheblicher Sachschaden entstanden. HIER
(Link) ist nachzulesen:

„Wie die Polizei dem rbb am Freitagnachmittag mitteilte, registrierte sie seit dem Beginn des Krieges am 24. Februar rund 100 Angriffe in Berlin auf russische Institutionen oder Privatpersonen.“

Und da habe ich mich geschämt. Ich habe mich sehr für meine Mitmenschen geschämt! Leider kann man seit Jahren ähnliches in diesem Land beobachten. Araber (weil Terroristen), asiatisch stämmige Menschen (weil Wuhan), sogar Landsleute, die auf die Straße gehen (weil sowieso Querdenker). Und das ist nur die Spitze von einem Eisberg, von dem ich gedacht hatte, dass wir ihn längst hinter uns gelassen haben. Dabei schwimmen wir immer noch obenauf. Mich wurmt neben dem Offensichtlichen am meisten, wie leicht es offenbar ist, die Deutschen dahin zu bringen, wo man sie haben möchte. Dass ich die Medien(landschaft) zutiefst kritisiere, ist kein Geheimnis. Die sog. Berichterstattung seit Ende Februar, sofern ich sie mir überhaupt angetan habe, ist ohne Worte. Ein Privatsender in etwa hat stundenlang immer gleiche Beiträge gesendet und das „Sondernews zur aktuellen Lage“ genannt. Sie haben es tatsächlich geschafft, einen Mann zu filmen, der in den Ruinen seines Hauses wühlte und ganz offen sichtbar unter Schock stand. Seine Tochter steht weinend daneben und zeigt auf einen großen Blutfleck und meint, da sei ihr Verlobter gestorben. Wohlgemerkt am Tag zuvor. Wieso? Wieso filmt man das? Und was macht es auch mit jenen, die es sich ansehen? Die Antwort darauf wird uns allen nicht gefallen.

Und um eins vorneweg zu nehmen. Ich habe keine Verwandten, aber eine Art Brieffreund (per E-Mail) in der Ukraine. Wir haken Persönliches meist schnell ab und unterhalten uns dann über Bücher. Am 04.03. erhielt ich Nachricht von ihm. Seine Frau und der jüngste Sohn waren am Vortag in Deutschland angekommen, er hatte sie weggeschickt um, wie er es formulierte: „eine mögliche „humanitäre“ Katastrophe zu vermeiden.“ Die Männer dürfen das Land leider nicht verlassen. Er sei jetzt allein auf dem Hof. „Unter anderen Städten beschießt der Feind mit Raketen die Stadt Kalinovka, die weniger als 30 km von unserem Dorf entfernt ist.“

Ich habe ihm geantwortet und brauchte für wenige Zeilen drei Stunden. Mein Gott, was schreibt man einem Menschen, der im Kriegsgebiet festsitzt?

Inzwischen gibt es hier im Stadtteil eine große Spendensammlung, es beteiligen sich alle daran, Russen, Ukrainer, Deutsche und etliche mehr. Auch das geht, wenn man will. Die Sachen werden direkt in die Ukraine gebracht. Wir haben schon überlegt, ob und wo man spendet, aber wie gerade die Älteren im Umkreis meinten, bei vielen weiß man einfach nicht, wo das Geld versickert und was bei den Hilfebedürftigen ankommt. Dann lieber da spenden, wo man weiß, dass es direkt ankommt. (Ich schicke eine größere Summe an erwähnten Brieffreund, der aus verschiedenen Gründen nun finanzielle Probleme hat.)

Sich mit den Ukrainern solidarisieren, ist also eine Sache, aber Angriffe auf Schulen, Geschäfte oder gar Menschen russischer Herkunft eine ganz andere. Wer so etwas tut, sollte sich klarmachen, dass er ins gleiche Horn bläst wie alle Kriegsverursacher und –treiber der Welt. #nowar sieht anders aus und vor allem beginnt er immer vor der eigenen Nasenspitze!

Zudem vermute ich, dass mind. siebzig Prozent derjenigen, die sich so richtig, richtig echauffieren vor dem 24. Februar nicht einmal den Namen des ukrainischen Präsidenten kannten oder den von seinem Vorgänger. Wer auch nur annähernd verstehen möchte, was eigentlich passiert ist, kommt daran nicht vorbei (mal ganz abgesehen von der Historie der Länder im Osten und deren Grenzziehungen). Und wie viele haben eigentlich mal schnell gegooglet, wo die Ukraine überhaupt liegt? Und waren erstaunt, dass sie kein kleines Land „irgendwo“ ist?

An dieser Stelle gern auch ein historischer Exkurs. Während des Zweiten Weltkriegs, nach dem Angriff auf Pearl Habor, haben die Amerikaner alle japanisch stämmigen Menschen in ihrem Land in zehn Internierungslagern zusammengepfercht, weil sie diese als „Sicherheitsrisiko“ eingestuft haben. Diese nannten sich „War Relocation Centers“ und boten über 120.000 Menschen Platz. Dass es diesen dort allerdings alles andere als gut ergangen ist, muss wohl nicht näher ausgebreitet werden.

Dieses eine Beispiel der Geschichte – und wir haben so viel mehr – sollte Anlass genug sein, um nachzudenken. Wir leben in sehr fragilen Zeiten und jede Entscheidung, die wir treffen, wird ein Baustein für unsere Zukunft sein. Oder sollen wir solche Lager für russisch stämmige Menschen in unserem Land erschaffen?

Hören wir doch einfach auf, „gegen“ etwas zu sein. Arbeiten wir „für“ etwas. Den Frieden zum Beispiel. Er ist möglich, aber er kommt nicht von allein und wenn er einmal da ist, muss er gehegt und gepflegt werden, sonst geht er wieder weg.

Genau das ist der Grund, warum ich dafür plädieren möchte, dass wir bei allen Solidarisierungsbekundungen neutral bleiben sollten. Beide Länder sind tief verstrickt in allem, was gerade geschieht. Aber auch für sie wird es eine Zukunft geben, wie immer diese aussehen mag. Und beide Länder sind und werden auch zukünftig direkte Nachbarn sein. Sie haben derzeit und auch für eine lange Zeit nicht das Herz und den Verstand, damit zurechtzukommen, sie brauchen neutrale Hilfe von außen. Neutral. Was ich meine: Wie das Leben so spielt, habe ich im Januar einen Text zur Bearbeitung auf den Tisch bekommen, in dem ein Bürger polnischer Abstammung die Kindheit eines Freundes niedergeschrieben hat, der heute über neunzig Jahre alt ist. Dieser ist im Schatten des Bahnhofs Auschwitz aufgewachsen und als die ersten Bomben 1939 fielen, floh die Familie, da war der Junge knapp acht Jahre alt, einmal quer durch Polen zu einem Onkel. Eines Nachts schliefen sie in einem Schulgebäude und die Mutter folgte ihrem Gefühl und überredete ihren Mann mitten in der Nacht weiterzuziehen, da sie „fremde Zungen“ sprechen hörte. Am nächsten Tag erzählt ihnen ein anderer Mann, dass die Ukrainer alle Menschen in einer Schule massakriert hätten. Etwas das ich nie gehört habe, aber in der Tat waren Ukrainer in den Zweiten Weltkrieg involviert. Und nun schaue man, wie sehr Polen heute den geflohenen Menschen aus der Ukraine geholfen hat (und viele andere Länder auch!). Ich glaube nicht, dass da lange diskutiert worden ist. Es ist also möglich! Aber nicht, wenn sich die Fronten verhärten. Denn mit Gewalt ist noch nie etwas Gutes geschaffen worden. Ich wiederhole gern: Frieden fängt an der eigenen Nasenspitze an. Deswegen bitte ich alle, die das hier lesen von Herzen, überlegt Euch genau, wie Ihr mit Euren Mitmenschen umgeht – mit all Euren Mitmenschen! Vielen Dank.

 

Auf den Nadeln:
Babysöckchen und Mützen für den Winter. Wenn eines sicher ist, dann das dieser kommen wird. Sie werden auch in diesem Jahr gespendet.

 

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5 Kommentare:

  1. Hi Daniela,

    wir hatten sogar hier im Norden einige echt warme März-Tage. :) Schade, dass es jetzt wieder kühler geworden ist.
    Die Blogger für den Sachbuchpreis klingen tatsächlich etwas zu sehr nach Reichweite ausgewählt... Allerdings fallen mir auch spontan nur zwei Blogs (nicht Instagram) ein, die immerhin ab und zu mal Sachbücher lesen und rezensieren (Nannis Räuberleben und Samtpfoten mit Krallen). Blogs mit hauptsächlich Sachbüchern scheint es nicht zu geben... Ich will da für mich auch noch eine bessere Mischung finden, hab mehr als genug verschiedene Sachbücher hier in der Wohnung, nur gelesen werden müssten sie auch mal... :'D

    LG Alica

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    1. Hallo Alica,
      hier auch, war schon fast T-Shirt-Wetter. :) Aber gut, wie der April eben so ist ...
      Nach Reichweite und "Einstellung". Aber ob das der Sinn an der Sache ist? Danke für Deine Hinweise, da schaue ich sicher mal in die Blogs rein!
      Hoffentlich lässt der neue Buchmensch( noch lange?) Dich auch lesen ;-) Da kommt ja auch inzwischen eine Menge zusammen, nicht?
      LG
      Daniela

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    2. Lesezeit bekomme ich hoffentlich weiterhin unter, auch wenn es vermutlich einfacher wird, eBooks zu lesen, da braucht man keine zwei Hände. ;) Aber mal schauen, vllt wird er auch eine Schlafmütze (was ich aktuell nicht glaube, der Kleine ist ständig wach, obwohl sie in den letzten Wochen vor der Geburt doch ruhiger werden sollen...).

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  2. Hallo Daniela,
    du sprichst mir so aus dem Herzen!
    "Hören wir doch einfach auf, „gegen“ etwas zu sein. Arbeiten wir „für“ etwas. Den Frieden zum Beispiel. Er ist möglich, aber er kommt nicht von allein und wenn er einmal da ist, muss er gehegt und gepflegt werden, sonst geht er wieder weg." Da hast du so,so,so Recht! Mit dem Frieden ist es wie mit persönlichen Beziehungen, man muss ständig daran arbeiten.
    Mit Verallgemeinerungen und Pauschalurteilen wie "Die Russen", "Die Ukrainer" oder "Die Deutschen" konnte ich noch nie etwas anfangen, denn es gibt in jedem Land aufgeschlossene Menschen aber auch engstirnige, und wie gerade mit der Situation umgegangen wird, zeigt es wieder sehr deutlich, wie unterschiedlich die Menschen sind. Es gibt so viele Russen, die absolut gegen das sind, was da gerade abläuft und die sich für ihre eigene Regierung fremdschämen, und es ist ein Unding, diese Menschen für etwas anzugreifen, für das sie weder zuständig sind noch es gutheißen. Ich befürchte nur, dass diejenigen, die das hier lesen, gar nicht von diesen Tatsachen überzeugt werden müssen, sondern du quasi offene Türen einrennst. Diejenigen, die es lesen sollten, verirren sich vermutlich nicht hierher.
    Liebe Grüße
    Susanne

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    1. Hallo Susanne,
      ich gebe offen zu, dass ich Hasenherz den Text erst als eigenen Beitrag posten wollte, mich dann aber doch nicht getraut habe. Aber gesagt haben wollte ich es. Und wenn nur einer anfängt nachzudenken, bin ich schon zufrieden. :)
      Danke, dass Du reingeschaut hast!
      LG
      Daniela

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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