Dienstag, 22. März 2022

Butter - Asako Yuzuki

 


Titel: Butter

Autorin: Asako Yuzuki

Originaltitel:
バタ

Verlag: ‎ Blumenbar

ISBN: 978-3351050986

Euro: 23,00

Veröffentlichungsdatum: Februar 2022

Seiten: 442

Serie: nein

Come in: vorablesen

 

 

 

Inhalt
Journalistin Rika tritt im Job auf der Stelle, als sie die Gelegenheit erhält, die mutmaßliche Serienmörderin Manako Kajii zu interviewen. Diese wird beschuldigt, ihre jeweiligen Männer mit exzellenten Kochkünsten verführt und schließlich umgebracht zu haben. Als sie sich treffen, will Manako jedoch ausschließlich übers Kochen und die Umsetzung von Rezepten sprechen. Rika lässt sich auf das Spiel ein – und lernt viel über sich und die Gesellschaft, in der sie lebt. Doch Manako scheint noch einen Trumpf in der Hinterhand zu haben.

 

 

Meinung
Asako Yuzuki hat einen sehr eindringlichen und tiefgründigen Roman geschrieben, der mit wachen Augen und ein wenig Hintergrundwissen über die japanische Kultur gelesen werden will. Eigene, westliche Maßstäbe anzusetzen, wird „Butter“ unverständlich machen, dennoch gibt es viele Parallelen nach Deutschland, ganz besonders was die Veränderung der weiblichen Rolle(n) anbelangt.

Die Autorin benutzt drei weibliche Charaktere, um das Bild der Frau in der Gesellschaft zu zeigen. Da ist Rika, die zwar einen Gelegenheitsfreund hat, sich ansonsten auf ihre Arbeit konzentriert. In der sie jedoch nicht weiterkommt, da das geforderte Pensum zu hoch ist und Männer bevorzugt werden. Dann gibt es Reiko, die Rikas beste Freundin ist, verheiratet mit starkem Kinderwunsch. Für diesen hat sie ihren Job gekündigt und ist ganz für Mann und Haushalt da. Und natürlich Manako, die mit ihrem Übergewicht keinem Schönheitsideal entspricht, die sagt, was sie denkt und dennoch viele Männer umgarnt und für sich gewonnen hat, obwohl das unmöglich schien.

Manako stellt Rika immer wieder kleine Aufgaben, in denen diese ein Gericht zubereiten soll. Erst wenn das vollbracht wurde, gibt es weitere Treffen. Aber viele dieser Mahlzeiten kann Rika in ihrer Wohnung, jenen, die typisch in Japan geworden sind, gar nicht zubereiten, denn die „Küche“ besteht oft aus nicht mehr als zwei Kochfeldern und einen Reiskocher. Gegessen wird außerhalb, schon allein, weil Leistung (im Job) eben auch ihren Tribut fordert. Andere Aufgaben führen Rika in traditionelle Gegenden und hinaus aus der großen Stadt. Der Einfluss der westlichen Küche ist groß und kann als Sinnbild verstanden werden. Aber besonders der Umgang der Frauen untereinander ist es, der den Leser dieser auf den ersten Blick (und nur den ersten) unaufgeregten Handlung mit Heißhunger folgen lässt. Wie Frauen sich sehen, wie sie in sich verändern (müssen) und das in einer Umwelt, die nur äußerst behäbig auf diesen Änderungswunsch reagiert. Wie schwierig es ist, sich zurechtzufinden zwischen Tradition(ellen Rollen) und Moderne. Doch die Autorin hebt keinen Zeigefinger, bei ihr gibt es nicht nur Schwarz und Weiß, kein Gut und Böse. Sie zeigt das momentane Bild, ohne sich für etwas zu entscheiden. Am Ende gibt es doch so etwas wie ein Happy End, ein Zusammentreffen, das es in der alten Art so nie gegeben hätte und das vielleicht doch so etwas wie ein Hinweis ist.

Nur eine der drei Frauen wird am Ende die gleiche bleiben und dem für sie bisher sehr erfolgreichen Weg folgen. Doch es ist klar, dass auch das nur noch eine gewisse Zeit funktionieren wird, da es die gesamte Gesellschaft ist, die sich (wenn auch langsam) verändert (zerbricht?), so wie sie sich nicht verändert hat und daran zerbrach. Und Anderssein eben immer abgestraft wird, nur was/wer ist jetzt anders, wohin wird es gehen und welche Folgen wird das mit sich bringen?

Essen und Mahlzeiten einnehmen war in keiner Gesellschaft nur die kurze Befriedigung eines momentanen Bedürfnisses. Allein die Zubereitung hat Zeit und Mühe erfordert, war aber gleichsam auch eine erdende Tätigkeit. Gegessen wurde gemeinsam, als Familie oder Verbund, nicht die zackigen Snacks zwischen zwei Terminen. Der Wegfall vieler Küchen und die vermehrte Zubereitung von Fertigessen ist daher keine Kleinigkeit. Asako Yuzuki hat den Zusammenhang mit Moderne und dem jeweils gültigen Frauenbild erfasst und hervorragend gezeigt.

Die kleinen psychologischen Spielchen, die Veränderungen, die die Figuren durchmachen und die Quintessenz aus allem sind es, die den Roman „Butter“ so lesenswert machen. Wer es schafft, sich darauf einzulassen, wird mit einem absoluten Page Turner belohnt.

 

Asako Yuzuki wurde 1981 in Tokio geboren. Sie wurde für ihr Schreiben vielfach ausgezeichnet. Ihr Roman „Butter“ ist in Japan ein Bestseller und verkaufte 200 000 Exemplare.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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