Dienstag, 22. Dezember 2020

(Gesammelt) Von Siliziuminseln und Navajo-Wölfen ohne Fährte

 

Die Siliziuminsel– Qiufan Chen (Tausch)

Auf der Siliziuminsel im Südwesten Chinas wird der Elektronikschrott der ganzen Welt recycelt. Inmitten von giftigen Dämpfen und verseuchter Hardware suchen die Müllmenschen nach Verwertbarem. Als eines Tages eine amerikanische Firma die Siliziuminsel modernisieren will, wird das labile Gleichgewicht zwischen den chinesischen Behörden, mächtigen Mafiaclans und internationaler Machtpolitik gestört. Arme und Reiche, Chinesen und Ausländer finden sich in einem Krieg um die letzte Ressource der nahen Zukunft wieder – den Menschen.

 

 

 
Erstmals 2015 in China erschienen, hat es der Roman 2019 auch in die deutsche Übersetzung geschafft. Der Hintergrund, den der Autor ausführlich in einem Nachwort darlegt, ist folgender: Was geschieht eigentlich mit all dem Elektroschrott, den wir alle regelmäßig produzieren? Wir kennen die Bilder der riesigen Mülldeponien, auf und in denen die Ärmsten der Armen leben und eben diesen Müll weiter sortieren. Genau das geschieht in China mit alten Handys, Tablets, Computern und all dem anderen Sondermüll. Einzelne Clans haben sich gebildet und auch Kinder trennen schon fleißig die einzelnen und oft sehr giftigen Bestandteile der Geräte (was der Autor bei einem kurzen Besuch bei Bekannten selbst gesehen und darauf diesen Roman geschrieben hat).  

Die Grundidee, die übrigens eher als Zukunftsvision angelegt wurde, überzeugt, doch leider schreibt Chen auf eine Weise, die es schwer macht, konzentriert dabei zu bleiben. Er verliert sich auch immer mal wieder in den ganzen Beziehungen, einzelner Clans und diverser Menschen. Dabei wirkt das Ganze auch recht aufdringlich, es soll nicht in erster Linie unterhalten, sondern in jedem Fall den Zeigefinger heben. Das wäre gar nicht so schlimm, wenn es nicht auch so langatmig und teils spröde verpackt worden wäre. Die Zielgruppe ist nicht westlich ausgerichtet und daher sollte sich der Leser hier deutlich machen, dass er nicht das erwarten kann, was er kennt. Aber das genau dies den Reiz am Buch ausmacht. Es ist schwer, bis zum Ende durchzukommen, sicher, aber es ist auch eines der Bücher, die wichtig sind. Darum auch gern weiterempfohlen.

 

Wolf ohne Fährte – Tony Hillerman (Kauf, ME)
Ein raffinierter und spannender Kriminalroman vom vielfach preisgekrönten Autor Tony Hillerman – und ein faszinierender Blick in die fremdartige, von der modernen Zivilisation bedrohte indianische Kultur.
Die Anthropologen McKee und Canfield arbeiten seit Tagen in der Navajo-Reservation. Canfield interessiert sich für Felsengräber, McKee will den Gerüchten nachgehen, nach denen hier ein "Werwolf" sein Unwesen treibt. Doch dann verschwindet Canfield plötzlich aus dem Lager und hinterlässt nur eine mysteriöse Nachricht ...

 

 

Aufmerksam geworden bin ich auf diesen Roman durch einen Blogpost bei George R.R. Martin. Das Buch ist nur noch als E-Book im Handel erhältlich und das mit ansprechendem Cover. Die Altausgaben in Print haben bereits mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel; das Buch wurde 1972 erstmals veröffentlicht, was ihm inhaltlich stellenweise anzumerken ist. Insgesamt sehr dicht geschrieben, vermittelt es neben einer eher altbackenen (das ist positiv gemeint!), spannend gemachten Ermittlungsarbeit auch etliche Einsichten in das Leben des Navajo-Reservats und der dortigen Lebensweise. Ohne die im Übrigen der ganze Fall nicht zu verstehen wäre. Wer sich also dafür interessiert, wird hier in jedem Fall auf seine Kosten kommen.
Dieser Roman ist der erste von der Ethno-Krimis um die beiden Navajo-Polizisten Joe Leaphorn und Jim Chee, von denen es fast alle in die deutsche Übersetzung geschafft haben und für die der Autor mit einigen Preisen bedacht wurde. Auch wenn „Wolf ohne Fährte“ bereits ein paar Jahre auf dem Buckel hat, ist er trotzdem so aktuell wie nie. Nur sollte der geneigte Leser die Geschichte in den Siebzigerjahren verorten und sie auch entsprechend lesen. Dann spricht absolut nichts dagegen, einen kleinen Page Turner in der Hand zu halten.

 

Im Diné:

    1. The Blessing Way (Wolf ohne Fährte)

    2. Dance Hall of the Dead (Schüsse aus der Steinzeit)

    3. Listening Woman (Das Labyrinth der Geister)

    4. People of Darkness (Tod der Maulwürfe)

    5. The Dark Wind (Der Wind des Bösen)

    6. The Ghostway (Das Tabu der Totengeister)

    7. Skinwalkers (Die Nacht der Skinwalkers)

    8. A Thief of Time (Wer die Vergangenheit stiehlt)

    9. Talking God  (Die sprechende Maske)

    10. Coyote Waits (Der Koyote wartet)

    11. Sacred Clowns (Geistertänzer)

    12. The Fallen Man (Tod am heiligen Berg)

    13. The First Eagle (Die Spur des Adlers)

    14. Hunting Badger (Dachsjagd)

    15. The Wailing Wind (Das goldene Kalb)

    16. The Sinister Pig (Dunkle Kanäle)

    17. Skeleton Man (Der Skelett-Mann)

    18. The Shape Shifter

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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