Dienstag, 11. Februar 2014

(Verlagsgeplauder) Durchkalkuliert! Von der Schwierigkeit, mit Büchern Geld zu verdienen.


Seiten: 488
Preis: 13,90 Euro
ISBN: 978-3-940036-22-3
Erscheint am: 13.03.2014
Subskriptionspreis von 12,90 Euro gilt nur bis zum 13.03.2013. Eine Auslieferung findet erst ab dem 13.03.2014 statt.


Die Welt in der nahen Zukunft – oder das, was von ihr noch übrig geblieben ist: Ein lebensfeindlicher und gesetzloser Ort, an dem Menschen zwischen Teermeeren und trockenen Wüsten einen knallharten Überlebenskampf führen. Angeführt vom jungen Ryan, dessen Pflegeeltern einem Mord durch Outlaws zum Opfer gefallen sind.
Dabei hat Ryan neben seiner Rache an den Mördern noch ein weiteres Ziel vor Augen: Er will das sagenumwobene geheime Tunnelsystem tief in den Ausläufern des nördlichen Grand Canyons finden, wo angeblich Luther Collins, ein legendärer General, seine letzte Zuflucht gefunden hat. Mit Hilfe von Collins atomaren Waffenschatz will Ryan endgültig das Böse von dieser Welt verbannen. Ryan ahnt jedoch nicht, dass sein Schicksal und das des einstigen Generals auf untrennbare Weise miteinander verbunden sind. Denn zum einen führt die Spur der flüchtigen Mörder genau an diesen Ort, und zum anderen liegt das Schicksal der gesamten Region in seiner Hand und der von Luther Collins ...

Mit einem Vorwort von David Whitehead.



Durchkalkuliert!
Von der Schwierigkeit, mit Büchern Geld zu verdienen.



Ich habe in den letzten Jahren sehr viele Fragen erhalten, die sich vorrangig damit beschäftigen, wie eine vernünftige Kalkulation bei Printbüchern und E-Books für Verlage aussieht.
Stellvertretend für all diese Fragen greife ich einfach jene auf, die mir immer wieder und wieder in den unterschiedlichsten Variationen unterkamen.

Wieso bekommt der Autor, der die ganze Arbeit hat, nur 5%-10% vom Verkaufspreis und der Verlag den ganzen Rest? Ich finde das unfair, dass der Verlag von einem Buch, welches 12 Euro kostet, gerade mal 1 Euro an den Autor abtritt und 11 Euro für sich behält.


Niemand bestreitet, dass der Autor die ganze Arbeit am Manuskript hatte. Aber ein Manuskript ist nur ein Manuskript. Es ist noch kein Buch. Und an vielen der Arbeitsschritte, die für die Entwicklung vom Manuskript zum Buch nötig sind, ist der Autor gar nicht oder nur wenig beteiligt.
Da viele Jungautoren oftmals gar nicht wissen, welche Kosten für die Entstehung eines Buches so alles anfallen, werde ich versuchen, das Ganze für euch mal aufzuschlüsseln.

Am Anfang stehen ein paar wichtige Fragen.
1.) Welche Kosten habe ich?
2.) Wie viele Bücher erwarte ich zu verkaufen?
3.) Wie teuer darf das einzelne Buch am Ende sein.

Die letzte Frage ist am einfachsten zu beantworten.
Ein Verleger sollte seine Zielgruppe genau kennen und er sollte wissen, was er für ein Buch verlangen kann. Wenn er es nicht weiß - nun, dann wird er es spätestens dann merken, wenn sich das Buch nicht verkauft.
Ich habe für meine Zielgruppe herausgefunden, dass die absolute Obergrenze bei 15 Euro liegt. Andere Verlage mit anderen Genres, anderer Ausstattung bei den Büchern und anderen Zielgruppen haben andere Preise und andere Obergrenzen.

Bei der ersten Frage wird es schon schwieriger. Um die Höhe der Kosten zu erkennen, sollte man erstmal die einzelnen Kostenpositionen auflisten:
a.) Honorare für Autoren und Herausgeber
b.) Lektoratskosten
c.) Korrektoratskosten
d.) Kosten für das Cover
e.) Kosten für event. enthaltene Illustrationen
f.) Kosten für das Setzen und das Erstellen der Druckvorlagen
g.) Kosten für den Druck
h.) Kosten für die ISBN
i.) Kosten für den VLB-Eintrag
j.) Kosten für Werbung und Marketing
k.) Kosten für den Vertrieb
l.) Kosten für den Versand
m.) nicht projektbezogene Kosten
n.) Rücklagen

Normalerweise sind die Honorare (a) und die Vertriebskosten (k) die Kosten, welche auf jeden einzelnen Verkauf anfallen.
Die restlichen Positionen jedoch sind mehr oder weniger fixe Geldbeträge für das Gesamtprojekt, die anteilig auf das einzelne verkaufte Exemplar umgelegt werden müssen.

Spätestens jetzt ist der Punkt gekommen, an dem sich ein Verleger ernsthafte Gedanken über die zu erwartenden Verkaufszahlen machen sollte. Es ist natürlich ein Unterschied, ob alle anfallenden Kosten auf 100 verkaufte Exemplare umgelegt werden oder auf 1000.
Gleichzeitig entscheiden beim klassischen Unternehmen die erwarteten Verkaufszahlen auch über die geplante Erstauflage, denn wenn ich mit sehr hoher Erwartung an ein Projekt herangehe, kann ich auch gleich mehr Exemplare drucken lassen - und senke damit automatisch den Druckpreis pro Stück.
Genau hier liegt aber gleichzeitig auch die Krux des Ganzen.

Kalkuliere ich zu vorsichtig, dann habe ich eigentlich nur 2 Optionen:
Entweder ich muss den Buchpreis anheben, damit die Projektkosten von den niedrig kalkulierten Verkäufen aufgefangen werden können. Und eventuell stehe ich vor der Entscheidung, ein Projekt komplett zu kippen oder die Obergrenze meiner Zielgruppe zu überschreiten.
Oder ich reduziere die Kosten (was sich aber vielleicht in einer schlechteren Qualität und damit einhergehend weniger Verkäufen niederschlägt).

Kalkuliere ich zu optimistisch, dann sieht zwar meine Planung hübsch aus - aber es stehen recht viele unverkaufte Bücher in meinem Keller. Und gleichzeitig ist recht wenig Geld auf dem Konto.
Das geht vielleicht für ein Projekt gut, vielleicht auch für zwei oder drei. Aber wenn ich mit den prognostizierten Verkäufen dauerhaft falsch liege, dann werde ich wohl irgendwann dazu gezwungen sein, meinen Verlag zu schließen (was übrigens gar nicht so selten vorkommt. Jedes Jahr gehen ein paar hundert Verlage ein - die meisten überleben nicht mal vier Jahre).

An der Stelle würde ich gerne ein kleines Zahlenbeispiel einfügen. Die kleinen Buchstaben in Klammern entsprechen den Kostenpositionen weiter oben.
Das Buch soll im Handel 14,90 Euro kosten. Angenommen, der Verlag ist umsatzsteuerpflichtig, dann bleiben netto nur noch 13,92 Euro (7% Mwst).
Das ist der sogenannte Nettoverkaufspreis: 13,93 Euro.
Nehmen wir weiterhin an, der Verlag liefert über Barsortimenter wie Libri und KNV aus. Dann fallen 50% vom Nettoverkaufspreis als Rabatt (k) für die Barsortimenter an. Zusätzlich behalten die Barsortimenter 3% Skonto auf den Buchhandelsrabatt ein, wenn sie dem Verlag innerhalb von 30 Tagen die Verkaufserlöse zahlen. An diesen Posten kann man auch nichts drehen. Entweder man wird vom Barsortiment ausgeliefert - dann zahlt man die Prozente. Oder man zahlt nicht - und fliegt aus der Auslieferung. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ein Verlag, der nicht über das Barsortiment ausliefert, nicht existiert. Mit meiner Aufnahme im Barsortiment schnellten die Bestellungen um den Faktor 10 nach oben.
Der Verlag kriegt also pro verkauftes Exemplar 6,75 Euro überwiesen.
Nehmen wir weiterhin an, der Autor bekommt 7% Honorar (a) auf den Nettoverkaufspreis, dann bleiben dem Verlag noch 5,77 Euro.

Von diesen 5,77 Euro pro verkauftem Exemplar sind alle anderen Kosten zu bestreiten.
Spätestens beim Druck (g) laufen Kleinverlag und Großverlag komplett auseinander.
Es macht einen Unterschied, ob ich eine 300'er Auflage geplant habe - und das Buch im Druck 3 Euro netto macht. Oder ob die Auflage bei 10000 Exemplaren liegt und der Druck pro Stück etwas weniger als 1 Euro ist.
Im Kleinverlagsfalle bleiben mir nur noch 2,77 Euro.

Nehmen wir jetzt weiterhin an, das Cover (d) käme 300 Euro, das Lektorat (b) vielleicht ebenfalls 300 Euro und das Korrektorat (c) bezahle ich gar nicht, weil das als Freundschaftsdienst von jemand umsonst erledigt wird. Den Satz (f) erledige ich selbst und Illustrationen (e) werden aus Geldgründen gestrichen. Wenn ich die 600 Euro auf 300 prognostizierte Verkäufe umlege, dann wären das 2 Euro je Stück, die ich abziehen muss.
Bleiben noch insgesamt 77 Cent je Buch.

Wenn ich clever gewesen bin, habe ich mir mit Verlagsgründung eine 100'er-Verlags-ISBN (h) für nicht mal 100 Euro gekauft, somit pro Titel 1 Euro an. Für die VLB-Meldung (i) werden pro Jahr 3,50 Euro fällig. Ich gehe davon aus, dass ein Titel im Kleinverlagsbereich eine Laufzeit von 5 Jahren hat - somit wären es in Summe 17,50. Zusammen mit den 1 Euro für die ISBN sind wir bei 18,50 - auf 300 Exemplare gerechnet wäre das weniger als 7 Ct.
Bleiben 70 Cent.

Mit diesen verbleibenden 70 Cent je Titel - oder wenn wir mal beim Beispiel mit der 300'er Auflage bleiben, mit den 210 Euro - kann man dann Werbung machen (j), oder es werden Rücklagen (n) gebildet, damit man sich auch mal einen Flop leisten kann oder nicht projektbezogene Kosten bezahlt - wie beispielsweise alle paar Jahre ein neuer PC oder die Kosten für die Webseite.

Und ja - ich will nicht verschweigen, dass es durchaus auch Verkäufe gibt, bei denen mehr Gewinn für den Verlag anfällt - beispielsweise bei Direktverkäufen über die Webseite oder auf Veranstaltungen oder auch bei zusätzlichen Exemplaren für den Autor.
Und man sollte auch obige Preisbeispiele nicht als in Stein gemeißelt sehen und auch nicht als 1:1 Kalkulation für meine Projekte sehen.
Aber es geht ums Prinzip. Und das habe ich mit diesen Artikel vielleicht ein wenig verdeutlichen können.

Bleibt nur noch das Fazit:
Reich wird mit Büchern niemand, weder Autor, noch Verleger.


8 Kommentare:

  1. Wie immer ein sehr gut gelungener Text, vielen lieben Dank, Torsten! Nur, dass man sich am Ende fragt, warum überhaupt jemand Bücher macht ... jaja, die Idealisten wieder. ;-)

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  2. Jahresgebühr beim VLB Euro 3,50? Ich muss jedes Jahr Euro 79,00 zahlen! Da habe ich wohl was falsch gemacht ...

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  3. @Andrea: nein, du hast absolut nichts falsch gemacht.
    Die 3,50 Euro sind je Titel. Allerdings verlangt das VLB eine Mindestgebühr. Also 3,50 je Titel, aber mindestens 79 Euro (also schlägt erst bei 23 lieferbaren Titeln der realen Preis zu).

    @Soleil: Diese Frage steht doch bei fast allen, was den künstlerischen Bereich betrifft.
    Ob Bücher verlegen oder schreiben, ob Musik machen oder Malen, Fotographieren oder kreatives Buchbinden.
    Aber - und das ist der Grund, aus dem ich es mache - man erschafft etwas. Man hinterlässt Spuren.

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  4. Interessant und gut verständlich! Danke für den Artikel.

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    1. Vielen lieben Dank Dir für die Verlinkung!

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  5. Anonym27.3.14

    Danke fürs beispielhafte Durchkalkulieren - ist echt spannend! Und da zahl ich dann die 15 Euro gleich dopplelt so gern ;)

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    1. Willkommen im Blog und auch Dir danke fürs Verlinken!
      Wenn man weiß was drin steckt, fühlt es sich immer gleich anders an. :)

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  6. Deswegen sollte man immer direkt beim Verlag oder zumindest bei kleineren Marktplätzen wie Amrun bestellen, damit der Verlag eben nicht die 50 % bezahlen muss.

    Ich war bei der Buchmesse etwas im Kaufrausch, habe bei vielen Kleinverlagen mich zu Spontankäufen hinreißen lassen - später kam mir dann der Gedanke, dass das ziemlich doof war, weil die Messebuchhandlung ebensoviel als Rabatt verlangt (habe an einem Stand gefragt, ob die nicht weniger abgeben müssen - sind aber auch diese 50 %).

    Also nächstes Jahr werde ich nur schauen und später beim Verlag direkt bestellen.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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