Rezensiert:
Der Tote in der Dorfkirche - Richard Coles
Das Kaufhaus der Träume - Lee Mi-ye
(Gesammelt) Zwei abgebrochene phantastische Romane
Die Stimme der Kraken - Ray Nayler
Neue Bücher eingezogen:
Das war das Postfach
im Mai
der Alltag vieler Menschen ist laut, hektisch
und fordernd. Wie kann es da gelingen, sich inmitten der täglichen
Herausforderungen immer wieder bewusste Auszeiten zu nehmen, um innerlich wie
äußerlich zur Ruhe zu kommen? Einfach mal innehalten, durchatmen, die Sinne
sammeln? Das Buch „Lebensliturgien“
führt in solche wohltuenden Auszeiten und in die Stille vor Gott. Es ist soeben
bei adeo (Wetzlar) erschienen.
Gemeinsam mit Designerin Mira Weiss
(@herzstaerkend) hat der evangelische Pfarrer Sebastian Steinbach sein Buch mit
wertvollen Meditationen, Bibelstellen und Andachten veröffentlicht, die auf dem
gleichnamigen Podcast basieren. Inhaltlich führen die „Lebensliturgien“ durch
Themenreihen wie Gebet, die Psalmen, vom verantwortungsbewussten Umgang mit
Gottes Schöpfung und laden in die persönliche Stille ein. Ein hochwertig
gestaltetes, designaffines Buch, das zeitlose, biblisch basierte Inhalte einem
visuell geprägten, jüngerem Publikum zugänglich macht.
Erfahren Sie mehr in der Pressemitteilung im
Anhang oder in der Leseprobe unter:
https://issuu.com/gerthmedien/docs/835385_lebensliturgien_leseprobe
Das bringt der Juni
Schreibt gerade die ganze Welt ein Buch? Mein
Gefühl sagt es mir so, weil mich die Arbeit gerade fast erschlägt. Dabei ist
das immer subjektiv, klar.
Da ich gerade nicht zum privaten Lesen komme,
wird es wohl leider keine Rezensionen geben. Überhaupt ist es das erste Mal
seit Jahren, dass keine Beiträge vorbereitet wurden.
Was mich bewegt hat
Dass eine Rezension wie jene nicht einfach so
durchgewunken wird, stand fest und ich habe eine ganze Weile überlegt, ob ich
sie so veröffentlichen sollte. Obwohl ich den kompletten Text zuvor an die
vermittelnde Stelle gesandt hatte (und angab, gern Veränderungen vorzunehmen)
und mir im Rahmen der Meinungsfreiheit attestiert wurde, dass ich sie so online
stellen könne, wie sie ist, las sich aus der Mail bereits heraus, dass man
nicht angetan war. Das verstehe ich. Das Buch hat mir zum größten Teil (in der
Umsetzung) nicht gefallen. Das hört keiner gern, nicht der Verlag, nicht die
Autorin und nicht die Marketingagentur. Aber seither habe ich nichts mehr
gehört. Auf meine letzte E-Mail mit dem Beleglink gab es bereits keine Antwort.
Die Pressenachrichten gehen nicht mehr an mich raus, so dass ich vermute, dass
ich aus dem Verteiler gelöscht wurde. Und das ist eben das. Zur
Meinungsfreiheit gehört zwingend, dass jemand (ohne Repressionen oder generell
Folgen) eine andere Meinung äußern kann, als die, die man gern hören würde. Ihn
danach zu ächten und von allem auszuschließen, steht dem ursprünglichen
Gedanken entgegen. Das dann, wie es dieser Tage oft geschieht (wenn auch nicht
in diesem Fall), mit einem „der muss dann halt auch mit dem Echo leben können“
zu garnieren, führt alles endgültig ad absurdum.
Die Agentur hat eine öffentlich einsehbare
Homepage, auf der die Bücher aus dem Presseverteiler vorgestellt werden. Ich
werde regelmäßig reinschauen, denn es sind tolle Bücher aus vielen
unterschiedlichen Verlagen dabei gewesen, die man sonst eher weniger wahrnimmt.
Eine weitere Marketingagentur (die meisten
bestehen aus nur einem Mitarbeiter) meldete sich ganz neu und fragte an, ob ich
ein bestimmtes Buch rezensieren wolle. Zwar war ich dafür offen, aber mir fehlt
schlicht die Zeit dazu. Also bot ich an, im Rahmen des Autorenplauschs einen
Text der Autorin online zu stellen. Allerdings wurde ich nun plötzlich gefragt,
wie viele Leser diesen Text wohl lesen würden. Mah! Immer dieses Follower-abfragen!
Ich antwortete also: Mindestens einer:
ich! Man bedankte sich für meine „ehrliche Antwort“ und verzichtete auf
eine Beteiligung. Logo. Ein Buch, das übrigens in einem sehr namhaften Verlag
erschienen ist, kostet weder Agentur noch Autorin etwas. Aber sich hinsetzen
und einen Text, so kurz er auch sein mag, zu fabrizieren, das kostet Zeit und
Mühe. Ich verstehe das sehr gut, mir fehlt im Moment auch mindestens eines
davon. Aber wenn ich nicht selbst bereit bin, etwas zu geben, warum sollten mir
andere dann entgegenkommen (wollen)?
Ich fand das einfach nur doof. Für hundert Leser hätte ich ja, aber nur für
einen? Der ist es dann doch nicht wert. Oder so.
Und dieser Text: Die TAZ schreibt einen
Artikel: „Debatte um Literaturjurys: Divers über Romane diskutieren“
Im Artikel bezieht man sich auf einen anderen,
in dem zwei Autorinnen mokiert haben, dass bei Literaturpreisen schon lange
nicht mehr die Qualität der Werke im Vordergrund stehe. „Wenn man Liebert und Othmann glaubt, wurde eine Rangfolge der
eingereichten Romane nach rein künstlerischen Gesichtspunkten erstellt, was
immer das sein soll (1) – die Juror*innen
verteilten Punkte, wie das auch so üblich ist, dann wurde gesehen, welche
Romane wie viele Punkte hatten. Das Ergebnis gefiel dann allerdings manchen aus
der Jury nicht, und zwar aus identitätspolitischen Gründen. Es wurde neu
abgestimmt. Eine weiße Autorin fiel aus der Shortlist, weil sie weiß war, eine
schwarze Autorin kam neu rauf, weil sie schwarz war. Und Peter Nádas’ Roman
„Schauergeschichten“, vorher in der Jury als Meisterwerk gepriesen, sollte auch
wegfallen. Kurz: Künstlerische und identitätspolitische Gesichtspunkte standen
gegeneinander und Letztere sind gegen Erstere ausgespielt worden.“ Ach was!
Das haben Leser schon eine ganze Weile verstanden. Untereinander haben wir
schon heiß darüber diskutiert. Dies endlich öffentlich zur Sprache zu bringen,
macht Sinn. Und ich kann nur hoffen, dass sich eine Diskussion auf Augenhöhe
entspinnt.
Wohlgemerkt ist es sehr gut und weiterhin
wünschenswert, wenn Jurys und Literatur breiter aufgestellt werden. Das
erweitert den Literaturkosmos. Aber eben nicht, wenn neue ungeschriebene
Gesetzmäßigkeiten eingeführt werden, die eben diesen dann anderweitig verschmälern.
PS: (1)
„was immer das sein soll“?!
Vielleicht fragt Ihr mal in Eurem Lektorat nach …
Auch hier ist ein Text zum Thema zu finden: Politik und Geld: Ein Beitrag in der ZEIT enthüllt scheinbar, wie Literaturjurys arbeiten
Zudem hat der NDR ein Interview geführt: "ZEIT"-Artikel um Literaturpreis: "Die Arbeit von Jurys ist bedroht"
Auch hier ein sehr schöner Artikel: „Sorry, ich liebe Literatur, aber Politik ist wichtiger“ | Der Literaturpreis-Skandal" bei dem mir besonders das Fazit gefällt: „Um zum Abschluss nochmal auf den
eigentlichen Inhalt von Lieberts und Othmanns Artikel zurückzukommen: Meiner
Meinung nach wäre es überhaupt kein Problem, wenn eine Institution wie das HKW
einen Literaturpreis ganz gezielt zur Unterstützung von marginalisierten
Autoren vergeben würde. Solche Preise gibt es und ich denke, sie haben auch ein
gewisses Zielpublikum. Es gibt Leser, die ganz bewusst Bücher dieser Autoren
bevorzugt kaufen. Ein Problem entsteht nur dann, wenn man nach außen die
ästhetischen Kriterien betont und intern die politischen anwendet. Das ist der
entscheidende Punkt in Lieberts und Othmanns Kritik. Wenn das wirklich in
dieser und anderen Jurys stattfindet, werden Leser wie ich, denen die Herkunft
der Autoren meistens egal ist, in die Irre geführt. Diesen Lesern sind dann
auch Literaturpreise irgendwann egal. Wer das vermeiden will, sollte diese
Kritik ernst nehmen.“
Aber an diesem Punkt der Überlegung ist man eben
doch soweit, sich zu fragen, ob das mit den Literaturpreisen – mal abgesehen
von den damit verbundenen Geldleistungen – nicht ohnehin längst hinfällig
geworden ist. Die meisten Leser, so meine Erfahrung, lassen sich davon nur
wenig beeindrucken. Das ist meist mehr Show als (Lese-)Nutzen. Und teuer sind die
Bücher dann auch. Wirklich interessierte Leser suchen sich ihren Lesestoff nach
völlig anderen Gesichtspunkten aus, als denen, die eine Jury vermutet. Damit
wären aber Preise doch eher für die Autoren selbst gedacht, deren Können, deren
Leistung. Und hier einen Preis gewinnen, nur weil man eine Frau ist oder zu
einer marginalisierten Gruppe gehört? Ich weiß ja nicht … Vielleicht sollten
wir uns wieder daran erinnern und danach handeln:
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
Art 3
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes,
seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft,
seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt
oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt
werden.
(Anmerkung meinerseits: „oder bevorzugt werden“
ist der Punkt, der dieser Tage oft vergessen wird.)
Gelesen:
Ahoi Daniela,
AntwortenLöschenpuh das mit den Followerzahlen geht mir momentan auch gehörig auf den Keks; bin schon so lange dabei und dass das jetzt irgendwie immer wichtiger ist als Individualität & Zielgruppe... auch heftig, dass du wegen ner schlechten Rezension aus dem Verteiler genommen wurdest...
Mein (buchiger) Monat Mai war (mal wieder) ziemlich aufregend & ziemlich voll - vom Hamburger Hafengeburtstag zum 10. Bloggeburtstag und tatsächlich auch ein paar Bücher waren dabei...
Liebe Grüße und einen wunderbaren Juni wünsche ich
Ronja von oceanloveR
Hallo Ronja,
Löschenmir auch! Vor allem, weil sie mich angeschrieben hatte und nicht umgekehrt. Ich habe nicht schlecht geguckt, als ich plötzlich nach Followern gefragt wurde.
Hab’s schon ein bissl auf Instagram verfolgt :)
LG und Dir auch!
Daniela
Und wie hat Dir "Bücherbarbaren" gefallen. Bin auch schon darüber gestolpert, bin aber skeptisch?
AntwortenLöschenLG
Frau Leseratteffm
Nicht so gut wie der Vorgänger. Kennst Du den? Der war gut. Aber Vorsicht: cozy! Sprich: Ruhig und ohne große Aufregung(en). Aber dennoch sehr gut gemacht. Der Nachfolger (der aber zwanzig Jahre vorher spielt) "Bücher & Barbaren" nun ist okay, aber man muss sich teilweise schon durchquälen.
LöschenVorgänger? Ne, soweit war ich mit meiner Recherche noch nicht. Gut, dass Du Dich so gut auskennst. Also noch ein Schätzchen, dass ich jagen kann ;-).
AntwortenLöschenDanke und LG
Frau Leseratteffm
Jup. "Magie und Milchschaum". Hier: https://tinyurl.com/4znusdsd
LöschenUnd wenn Dir langweilig ist, hier "Die 25 unterschätztesten Fantasy-Romane im Verlorene-Werke-Blog " https://tinyurl.com/mk26sdfh