Freitag, 13. Januar 2023

Index, Eine Geschichte des: Vom Suchen und Finden - Dennis Duncan

 

Ein Sachbuch für ganz spezielle Buchliebhaber, um nicht zu sagen Buchnerds oder feiner ausgedrückt: Bibliophile.

 

 


Titel: Index, Eine Geschichte des: Vom Suchen und Finden
Autor: Dennis Duncan
Originaltitel: ‎ Index, A History of the. A Bookish Adventure
Verlag: Verlag Antje Kunstmann
ISBN: 978-3956145131
Euro: 30,00
Veröffentlichungsdatum: August 2022
Seiten: 352
Serie: nein
Come in: vom Verlag

 

 

 

Inhalt/Klappentext
»Index, eine Geschichte des« ist eines der seltenen Beispiele fröhlicher, lebenszugewandter Wissenschaft, ein Buch der Bücher, voller Entdeckungen, die man in einem Register zuletzt vermutet hätte. Die meisten von uns machen sich kaum Gedanken über den Anhang eines Buchs. Aber hier versteckt sich vor unseren Augen ein unerschöpfliches Reich von Ehrgeiz, von Obsession, Streit, Politik, Vergnügen und Spiel. Hier können wir »Metzger, die wir meiden sollten« finden, oder »Kühe, die Feuer scheißen« und sogar »Calvin, mit einer Nonne in seiner Kammer« erwischen. Das Register ist ein unbesungenes, außergewöhnliches Alltagswerkzeug, eine geheime Welt mit einer ruhmreichen, kaum bekannten Vergangenheit. Dennis Duncan erkundet das Register in den Klöstern und Universitäten vom Europa des 13. Jahrhunderts bis in die Gegenwart des Silicon Valley und zeigt, wie durch den Index Ketzer vor dem Scheiterhaufen gerettet, Politiker von hohen Ämtern abgehalten und wir alle zu den Leser:innen gemacht wurden, die wir heute sind. Wir folgen dem Autor in Druckereien, in Kaffeehäuser, in die Wohnzimmer von Schriftstellern und in die Labore der Wissenschaft, begegnen auf diesem Weg Kaisern und Päpsten, Philosophen und Ministerpräsidenten, Dichtern, Bibliothekaren und natürlich Indexern. Und wir erfahren, welch bedeutende Rolle das Register in der sich entwickelnden literarischen Kultur
gespielt hat. Duncan macht klar, dass wir alle auch im Zeitalter der Internet-Suche im Grunde noch immer am Register hängen.

 

 


Meinung

Um es vorweg zu nehmen: Das ist ein Buch für ganz spezielle Buchliebhaber, um nicht zu sagen Buchnerds oder feiner ausgedrückt: Bibliophile. Für die die wichtigste Erkenntnis aus „Index, Eine Geschichte des“ jene ist, dass es eine Index-Society gibt und warum. Die dadurch auch nichts dagegen haben, wenn es über weite Strecken recht trocken wird und durchhalten angesagt ist.

Ich habe es direkt nach „Papyrus: Die Geschichte der Welt in Büchern“ von Irene Vallejo gelesen und beide Werke ergänzen sich gerade im ersten Teil wirklich akkurat. Eben dann, wenn es um den historischen Aspekt von Schriften geht, noch bevor sie überhaupt Bücher wurden. Mit Duncan verfolgt der geneigte Leser die Entstehung und den Aufbau eines Verzeichnisses, der Seitenzahlen und der alphabetischen Anordnung. Einige Abbildungen runden das Ganze fabelhaft ab. Wer schreibt einen Index und wie? Bekannte wie gebildete Autoren schrieben Register und Co. für ihre Bücher selbst. Und wenn es politisch wurde, hieß es, jemanden mit gleichen Ansichten zu finden, der in den eigenen Werken diesbezüglich tätig wurde, sonst konnte das gehörig nach hinten losgehen. Denn Duncan weiß etliche Beispiele zu nennen, wenn sich jemand in einem Register ausgetobt hat, um das eigentliche Werk zu kritisieren oder gleich ganz auseinanderzunehmen.

Obwohl es zunächst Mönche oder generell Gelehrte waren, die einen Index verfassten, wurde der Beruf vor Jahrzehnten weiblich, bis ihn die Digitalisierung eingeholt hat. Allerdings lässt sich ein gutes Register nicht rein mit dem Computer erstellen, denn so ein Index ist immer auch etwas ganz Persönliches. Es muss einfach von menschlicher Hand gemacht werden. Ob es irgendwann eine KI schafft, es annähernd gut zu erstellen, wird die Zeit zeigen, aber die persönliche, eben menschliche, Note lässt sich in meinen Augen nicht ersetzen.

Wie unterschätzt so ein Index ist, wird vielen Lesern erst dann bewusst, wenn es keines oder nur ein sehr eingeschränktes gibt. Wirklich buchbegeisterte Leser und vor allem Autoren wissen damit zu arbeiten. Und manche machen es wie J.G. Ballard, wie Duncan zu erzählen weiß, und schreiben eine Science Fiction-Geschichte mit dem Titel „Der Index“. Darin erzählt er eine Story, die wie ein Index gemacht ist. Allein die Idee finde ich äußerst faszinierend, geschweige denn, dass die Umsetzung schwierig gewesen sein muss. Duncan flechtet viele solcher unterhaltsamen Anekdoten und Beispiele ein.

Das Werk wird mit einem Ausblick in die digitale Welt abgerundet, denn wie findet man eigentlich im größten Buch der Welt, dem Internet, etwas?

„Index, Eine Geschichte des: Vom Suchen und Finden“ ist ein Sachbuch, für das man sich Zeit nehmen muss, das trotz einiger trockenen, zäheren Stellen aber immer neben allen Informationen zu unterhalten weiß. Das griffige Hardcover mit dem festen Papierumschlag und dem nützlichen Lesebändchen besitzt zudem die passende Schriftart und –größe, um es bequem nutzen zu können.

Ohne Index alles nichts. Dank Dennis Duncan ist ein wesentlicher und wichtiger Bestandteil der Buchkunst ins Bewusstsein der Leser gerückt. Wer sich für so etwas interessiert, sollte nicht vorbeigehen.

 

 

Dennis Duncan ist Autor. Übersetzer und Dozent für Englisch am University College London. Er hat mehrere wissenschaftliche Bücher veröffentlicht, darunter »Book Parts« und »The Oulipo and Modern Thought«, und u.a. Michel Foucault, Boris Vian und Alfred Jarry übersetzt. Seine Artikel erscheinen in The Guardian, Times Literary Supplement und der London Review of Books.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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