Abigail, Tally und Raelle haben sich zum Hexen-Militärdienst gemeldet und geraten in einen Strudel aus Ereignissen, denen sie kaum gewachsen scheinen. Ihre Familien und Verpflichtungen, aber auch ihr Herz reißen an ihnen.
Titel: Motherland (Staffel 1 + 2)
Darsteller: Taylor Hickson, Amalia Holm, Demetria McKinney
Sprachen: Deutsch, Englisch
Läuft bei Amazon prime video
Veröffentlichungsdatum: 2020, 2021
Spieldauer: Zehn Folgen um 42 Minuten
FSK: 16
Inhalt
Tally Craven (Jessica Sutton), Raelle Collar (Taylor
Hickson) und Abigail Bellweather (Ashley Nicole Williams) haben sich zum
Militärdienst der Hexen gemeldet, jede aus eigenen Gründen. Sie müssen sich
zunächst als Team finden, ehe sie sich den Herausforderungen als Soldatinnen
der U.S. Army in Salem stellen. Eine im Geheimen handelnde Gruppe Hexen, „die
Plage“, verübt Anschläge in Städten, bei denen oft hunderte Menschen sterben.
Aber auch eine Männergruppe, die als Hexenjäger wirken, macht ihnen das Leben
schwer. Die drei jungen Frauen verstricken sich tief in die Ereignisse, was
nicht selten mit ihrem privaten Leben korreliert.
Meinung
Da es sich um junge Frauen handelt, war klar,
dass die Geschichte sich vermutlich eher wie ein Young Adult-Roman erzählt. Was
zutrifft. Wer das nicht mag, sollte nicht reinschauen. Allerdings gibt es
einige Aspekte, die äußerst gelungen waren. Zum einen das Hexenwerk selbst.
Nicht nur ist die Gründerin der Truppe eine Hexe, die bereits mehrere hundert
Jahre alt ist, was sie durch einen Kreis Hexen erreicht, die ihre eigene Jugend
dafür hergeben. Auch die Zauberei ist interessant aufgemacht und wird durch
Töne und bestimmte Atemtechniken erreicht. Dabei hat jede Hexe ihr eigenes
Metier. Abigail, die aus einer sehr alten und angesehenen Hexenfamilie stammt,
kann das Wetter beeinflussen. Raelle, deren Hexen-Mutter starb, als sie ein
Kind war, ist eine Heilerin. Tally, die von Kriegsdienstverweigerern abstammt,
verfügt über die Gabe der Hellsicht. Die Mädchen werden im Kampf ausgebildet,
der auch ohne Magie funktionieren muss. Sie verlieben sich, auch mal
unglücklich und müssen sich oft beweisen. Die Handlung ist sehr spannend
aufgemacht und eine Folge endet selten ohne Cliffhanger. Leider oft dergestalt,
dass wenig überraschend ist, was genau hinter allem stecken könnte. Wie in
einem für das Alter typischen Roman eben auch.
Was mir persönlich nicht gefallen hat, war, dass obwohl es sich um eine sehr weibliche Story handelt – Männer gibt es, aber oft nur am Rand –, kaum weibliche Themen angefasst werden.
Zum einen erklärt sich die Welt der Hexen nur mau. Dass es echte Hexenkräfte gibt, die Frauen sich finden und quasi ihre Macht miteinander verknüpfen, hätte am Frauenbild einiges ändern müssen. Die gezeigte Welt wirkt aber genauso wie unsere. Als der Hexenvater mit seinen Schützlingen an Beltane vorbeischaut – verwoben mit vollkommen unnötigen und teilweise peinlichen Szenen –, war mir nicht klar, was genau das bedeuten soll. Wenn es auch männliche Hexen gibt – Blutlinien werden beständig miteinander gekreuzt –, warum gibt es dann eine Frauenhexenarmee, aber keine männliche bzw. warum haben die Frauen das Sagen? Wie genau passt das Rollen- und Geschlechterbild hier in der gezeigten Historie zusammen? Und was genau war es einmal? Wir haben hier eine Anführerin, die mindestens dreihundert Jahre alt ist und das erste Mal Hexenverbunde geschaffen hat. In einer Zeit, die wie unsere Zeit der Hexenverfolgung gedacht werden kann. Würde so jemand nicht, habe ich mich gefragt, seine Ansichten in eine moderne Zeit bringen und würde das nicht zwangsläufig korrelieren? Kaum ist eine Frage geklärt, tauchen oft drei neue auf.
Weiterhin soll die Serie sehr offen und divers
sein. Es sind etliche Wurzeln unserer Welt an diesem Ort versammelt, Raelle
verliebt sich in eine Kommilitonin (eine Beziehung, die zu schnell abläuft),
Abigail hat drei Väter, die sie gleichzeitig gezeugt haben. Die Probleme, die
damit auftreten könnten, werden aber nicht angefasst. Alle Väter werden
gleichwertig behandelt (nämlich so gut wie gar nicht), bei den gemeinsamen
Mahlzeiten in der Akademie wird nie gezeigt, was konsumiert wird. Wir haben
jetzt schon das Problem, wer was essen möchte und was nicht, ob etwas
kulturelle Aneignung ist oder nicht, etc. Kaffee und Cornflakes sind aber so
unverfänglich, dass es vielleicht keine Diskussionen in Salem gibt oder alle
Rekruten generell das zu essen haben, was man ihnen hinstellt. Die Mädchen
werden dazu aufgefordert, sich Sexualpartner zu suchen und sich fortzupflanzen.
Da es in bestimmten Linien bleiben soll, erhalten alle eine kleine Auswahl.
Auch Raelle, die lesbisch ist. Probleme? Keine. Wenn sich eine Verbindung
anbahnt, wird geheiratet – für genau fünf Jahre. Aber wenn es nur ums
Kinderkriegen geht, warum dann überhaupt heiraten? Hat das eine Hexe, eine „starke
Frau“ nötig, vor allem, da es nur um Töchter geht? Wenn es Liebe ist, reicht
eine normale Ehe, die auch geschieden werden kann, wenn man sich nicht mehr
versteht. Oder eben keine, die finanzielle Absicherung der Frau (die in unserer Welt einst keiner Erwerbsarbeit nachgehen durfte) muss nicht durch einen Eheverbund sichergestellt werden.
Die Uniform, die alle Frauen tragen, wirkt zwar sehr schnittig, aber alles andere als bequem. Ich vermute zudem, dass eine Frau, die bei der Kleidung Mitspracherecht hat, ihre Jacke auch nicht auf Höhe ihres Bauchnabels enden lassen würde. Wohlgemerkt einer Uniform, in der sie auch kämpfen und sich bewegen können muss.
Mir war das alles viel zu männlich aufgebaut. Eine Hexe als solche und wie man es aus der Historie (mythisch natürlich) kennt, würde sicher ganz andere Ausprägungen und Wünsche haben. Es gibt, außer den Kriegsdienstverweigerinnen, die sich verstecken müssen, aber keine Alternativen. Dort gibt es übrigens leichtere, kleinere Heilungen von Nachbarn und Freunden, die Hexenarmee aber scheint sich stets nur um sich selbst zu kümmern. Gegen wen sie eigentlich kämpfen, wenn es keine Plage gibt, wurde nicht (so richtig) geklärt. Es gibt einen Hexenrat, der sich aus verschiedenen Nationen zusammensetzt.
Einige Themen sind, wenn überhaupt, recht fragwürdig. Zudem scheint sich die Handlung oft im Kreis zu drehen. Es gibt überraschende Wendungen, aber alle im hochdramtischen Bereich, so dass sie leider manchmal wie der berühmte Elefant im Raum und eben heillos überzogen wirken. Dazu scheint vieles irgendwie altbekannt, ohne dass ich das näher definieren könnte. Obwohl ich das Anschauen nicht bereue und vieles entdecken konnte, habe ich beschlossen, eine dritte Staffel nicht anzusehen. Trotzdem möchte ich dazu anregen, einmal reinzuschauen. Nach der ersten Folge sollte man wissen, ob man weiterschauen möchte oder nicht.
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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