Der Brückenbauer Orhan findet sich unerwartet in einer belagerten Stadt wieder und muss den ersten Angriff zurückschlagen. Als niemand sonst da ist, ernennt er sich selbst zum Kaiser und organisiert den Krieg.
Titel: Sechzehn Wege, eine befestigte Stadt zu verteidigen
Autor: K. J. Parker
Originaltitel: Sixteen Ways to Defend a Walled City
Verlag: Panini
ISBN: 978-3833241055
Euro: 17,00
Veröffentlichungsdatum: Oktober 2021
Seiten: 400
Serie: Die Belagerung 01
Come in: Kauf (ME)
Inhalt
Orhan hat es vom Sklaven zum (Heeres-) Ingenieur
gebracht, der Brücken baut. Obwohl ein „Milchgesicht“ lebt er im Kaiserreich
der blauhäutigen Robur, wo er stets Bürger zweiter Klasse geblieben ist. Als er
an der Bürokratie zu scheitern droht, findet er sich unerwartet in einem
Angriff und einer Belagerung der Hauptstadt wieder. Da niemand das Kommando
übernimmt, muss Orhan mit seinen Männern die Attacke zurückschlagen. Auf dem
Weg, einen Anführer aufzutreiben, wird er ungewollt selbsternannter Kaiser und
muss ein kaum mehr existierendes Reich unter Belagerung organisieren. Trotz
allem gibt es Robur, die ihm etwas bedeuten. Um seinen Feind zurückzuschlagen, setzt
er alles aufs Spiel.
Meinung
Ein vergnüglicher, gut durchdachter und mal völlig anderer Roman, der nicht nur Fantasyfans gefallen wird.
Als eine Art Schelmenroman hat Parker seinem Protagonisten die Feder in die Hand gedrückt und ihn seine Biografie selbst schreiben lassen. Dabei wird die Kindheit und Jugend nur kurz, aber ausreichend thematisiert. Der Einstieg erfolgt, als sich Orhan dem ausgeklügelten Bürokratiesystem des Reiches stellen muss. Bereits auf Seite eins wird deutlich, dass er gewitzt ist und zahlreiche Finten erdacht hat, um mit den nicht immer einfachen Gegebenheiten klarzukommen. Wer nichts mit teilweise trockenen, aber immer sehr unterhaltsamen Regeln und Gesetzen anfangen kann, wer nicht um die Ecke zu denken vermag und nicht einfach einmal zuschauen kann, ist mit der Geschichte falsch beraten. Alle anderen, gerne auch etwas belesen, sollten unbedingt zugreifen.
Orhan ist ein bereits gestandener Mann, der einen kleinen Bautrupp des Heeres anführt, weil er trotz seiner Herkunft als unschlagbar auf seinem Gebiet gilt. Doch als der Angriff erfolgt ist und sie sich zurück in die Hauptstadt begeben, ist das Heer besiegt und tot, die Seemacht gilt als verschollen, alle Adligen sind geflohen und der Kaiser ist schwer krank. Hinzukommen zwei Bruderschaften, grün und blau, die quasi das gemeine Volk darstellen und zutiefst verfeindet sind. Jenes, das Orhan bald nicht mehr ernähren und damit nicht unter Kontrolle halten kann. Die meisten Rüstungen und Waffen sind entweder nicht vorhanden oder minderwertig, da das gute Zeug in einer anderen Stadt gelagert wird. Kampfmaschinen gibt es praktisch nicht. Die Wasserversorgung wird der Feind wohl bald unterbrechen. Es gibt nicht genug (ausgebildete) Kämpfer. Und dann stiehlt ihm jemand das kaiserliche Siegel.
Selbstironisch, schwarzhumorig und mit einem gewissen Augenzwinkern erzählt der Autor von den Problemen einer belagerten Stadt, die sich des Feindes vor ihren Toren nicht recht bewusst zu sein scheint. Überhaupt nimmt der Autor nicht nur das Genre, sondern auch Themen unserer Zeit wie Rassismus, verschiedene gesellschaftliche Schichten und andere moralische Dinge ziemlich auf die Schippe und führt sie so dem Leser neu vor Augen. Dabei ist Orhan alles andere als ein strahlender Held, man wird ihn vermutlich sogar vergessen, da einige seiner Mitstreiter besser aussehen und größer sind.
Es ist leicht, ihm über die Schulter zu schauen; immer wenn ein Problem gelöst scheint, taucht ein neues auf. Auch ist er irgendwie in alles persönlich verstrickt. Als er den General der feindlichen Armee kennenlernt, stellt er fest, dass sie keine Fremden sind. Obwohl ihm dieser freies Geleit anbietet, bleibt Orhan und tut, was getan werden muss. Das allerdings nicht immer auf die nette, anständige Weise, obwohl er als Charakter sonst eher so geschildert wird. Ein Leben, wie er es geführt hat und die Herausforderungen der letzten Tage bedingen auch Entscheidungen, an denen andere zerbrechen würden.
So ist es insgesamt nur das Ende, das zu bemängeln wäre. Es erfolgt reichlich abrupt und scheint wenig zufriedenstellend. Das allerdings ist Kritik auf höchstem Niveau und auszuhalten. Die Fortsetzung „Wie man ein Imperium regiert und damit durchkommt“ setzt einige Jahre später an und stellt einen anderen Protagonisten in den Mittelpunkt (wenn auch keinen völlig fremden).
„Sechzehn Wege, eine befestigte Stadt zu verteidigen“ kommt intelligent, ausgesprochen unterhaltsam und kurzweilig daher. Sollte man gelesen haben.
Ich kann ebenfalls „Purpur und Schwarz“ (Link) aus der Feder des Autors empfehlen (wenn ich 2012 noch dachte, es sei eine Autorin).
Die Belagerung:
1. Sixteen Ways to Defend a Walled City (Sechzehn
Wege, eine befestigte Stadt zu verteidigen)
2. How To Rule An Empire and Get Away With It (Wie
man ein Imperium regiert und damit durchkommt)
3. A Practical Guide to Conquering the World
Hinter dem Pseudonym K. J. PARKER verbirgt sich kein geringerer als der Fantasy- Autor Tom Holt. Seine Fans lieben ihn für seine humoristische Herangehensweise an das oftmals Met-ernste Genre. Laut den spärlichen autobiographischen Notizen in einigen seiner Bücher hat Parker zuvor in den Bereichen Recht, Journalismus und Numismatik gearbeitet. Mittlerweile schreibt er Bücher und bastelt mit Holz und Metall herum. Es wird auch gemunkelt, dass Parker mit einer Anwältin verheiratet sei und jetzt in Südengland lebe. Er soll irgendwo im ländlichen Vermont aufgewachsen sein, was seinen Lebens- und Arbeitsstil entscheidend beeinflusst habe.
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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