Verlag: Carl Hanser Verlag
ISBN: 978-3446269156
Euro: 25,00
Veröffentlichungsdatum: Januar 2021
Seiten: 352
Serie: nein
Come in: Tausch
Inhalt
Ende der 70er. Aimee ist Studentin und wird im
TV auf ein interessantes Projekt aufmerksam. Professor Guy Schermerhorn hat
einen Schimpansen aufgezogen und ihm die Gebärdensprache beigebracht. Als sie
in der Uni erfährt, dass er einen Job anzubieten hat, greift sie zu. Sam, der
Affe, lebt in einem Haus, schläft in einem Bett und wird mit Fast Food
gefüttert. Er lernt beständig, sich selbst auszudrücken und er und Aimee
wachsen emotional zusammen. Doch dann fordert sein Besitzer Dr. Moncrief ihn
zurück. Sam, der nicht weiß, dass er kein Mensch ist, kommt in einen Käfig.
Aimee macht sich auf, ihn zu befreien.
Meinung
Aimee ist jung und von dem Experiment wie verzaubert. Sie ist leider auch in eine recht sexistisch angehauchte Rolle gezwungen worden, die vermutlich nicht nur aus der Zeit, in der das Geschehen spielt, gewachsen ist. Dass der Autor auf den Geschlechtsverkehr mit dem Affen verzichtet hat, dafür kann man nur dankbar sein – nicht, dass er es nicht versucht hätte. Die Figur, alles was sie auch geistig ausmacht, verbleibt wenig fassbar. Es wird sehr entrückt erzählt. Damit ist die Erwartung an eine hochemotionale Story leider auch nicht gegeben.
Die Geschichte wirkt ausgewogen und gut konzipiert; dass es kein Happy End geben kann, schon gar nicht für Sam, ist klar. Allerdings wirkt es ab mittig so, als würde eine bereits bekannte Geschichte erzählt, die Erzählung ist sehr vorhersehbar geworden.
Leider wird nicht immer stringent erzählt. Sam bekommt eigene Kurzkapitel, in denen aus seinen Augen heraus die Welt betrachtet wird. Dabei sind Worte, die er per Gebärdensprache ausdrücken kann, in Großbuchstaben geschrieben worden. Zwischen ihnen liegt immer eine zeitliche Diskrepanz, in der oft das, was der Leser schon weiß, quasi noch einmal neu erzählt wird. Das hemmt den Lesefluss leider zusätzlich. Um es klar zu sagen: Es ist immer wieder furchtbar langweilig.
Erst als Sam eingefangen wird, kommt so etwas wie Spannung auf, da zunächst die Emotionen hochgefahren werden. Was Boyle hier erzählt, scheint auf Wahrheiten zu beruhen, was umso schlimmer ist, denn es gilt ja herauszufinden, ob Tiere eine Seele oder ein Bewusstsein haben. Aber auch hier zieht es sich. Es verbleibt einfach alles unter der Oberfläche, es ist seltsam flach, irgendwie hohl.
Am Ende war plötzlich unklar, wer eigentlich die Bösen sind. Jene, die Sam in einen Käfig gesperrt haben, in jedem Fall. Doch auch jene, die ihn in einem normalen Haus aufgezogen und das Sprechen beigebracht haben, kommen nicht besonders gut weg. Wohin ihr Weg hätte gehen sollen, hätte man ihnen ihr Forschungsobjekt nicht genommen – übrigens eines, dem nie gesagt wurde, was er ist und zu welchem Zweck er „gebraucht“ wird – wohin wäre alles gekommen? Und vielleicht geht es genau darum? Nicht mit so einer Sache anzufangen, nicht Gott zu spielen, sondern sich genau zu überlegen, was man tut. Denn was ist Sam nun? Ein Mensch nicht, aber wenn er Schmerzen erleidet, wenn er sich ausdrücken kann, wenn er sich und seine Welt einzuordnen weiß, ist er dann ein bloßes Tier? Hier jedenfalls ist Boyles Botschaft schwammig, da muss jeder Leser selbst zum Ziel kommen.
Insgesamt ist „Sprich mit mir“ lesenswert, kann jedoch nicht vollends überzeugen.
T. Coraghessan Boyle, 1948 in Peekskill, N.Y., geboren, ist der Autor von zahlreichen Romanen und Erzählungen, die in vielen Sprachen übersetzt wurden. Bis 2012 lehrte er Creative Writing an der University of Southern California in Los Angeles. Für seinen Roman ›World's End‹ erhielt er 1988 den PEN/Faulkner-Preis. Als Enfant terrible der amerikanischen Gegenwartskultur wurde T. C. Boyle zum Pop- und Literaturstar seiner Generation.
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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