Im März 2021 ist „Im Glanz der Welten: In den Nordlanden“ in neuem Gewand und in einem neuen Verlagshaus wiederveröffentlicht worden. Regelmäßige Besucher von Verlorene-Werke-Blog werden sich vielleicht an den Titel erinnern.
Die sechzehnjährige Silke aus dem schwedischen Silvbro flüchtet nach einer Mobbingattacke in die Anderswelt »Nordland«. Nach dem Übergang begegnet sie zwei gleichaltrigen Mädchen, die sich bereits im Leben behaupten mussten: Yrsas Mutter wurde als Hexe verbrannt und Unna ist gezwungen, als riesenhafte Missgeburt in der Schmiede ihres Vaters zu schuften. Zusammen machen sich die Mädchen auf, dem Jahrhundertereignis Nordlands zu folgen: Leit. Unter Bewachung von grimmigen Soldaten ziehen eintausend zwangsrekrutierte Pflückerinnen aus, um die heiligen Diamantblumen zu ernten, die im unwegsamen Moor Fenmarken wachsen. Den Befehl über alle hat der ehrgeizige Anführer Crispin Silberschwert, der die Ehre seiner Familie wiederherstellen muss. Doch die Arbeit im Moor ist gefährlich und nicht alle Mädchen werden Leit überleben.
Als am 19.08. ein Zug aus München im Berliner Hauptbahnhof
einfuhr, stieg die Autorin Åsa Ågren mit ihrer Tochter aus. Ihr Anschlusszug
nach Schweden würde erst fünf Stunden später losfahren und so ergab eine Menge
Zeit, um sich ein wenig in der Stadt umzusehen. Natürlich habe ich es mir nicht
entgehen lassen, Åsa persönlich zu treffen – wir hatten Glück, denn die neuen
Corona-Regeln sollten erst am Folgetag in Kraft treten.
Bereits die öffentlichen Verkehrsmittel waren gut gefüllt. Auch am Alexanderplatz (1805 benannt nach dem russischen Zaren Alexander I.) war ich überrascht, wie viele Menschen auf den Straßen zu sehen waren. Nicht alle schienen touristisch unterwegs. Beruhigend war nicht nur zu sehen, dass die meisten Bauwerke noch stehen, sondern auch, dass die Stadt offenbar nicht ohne ihre „geliebten“ Baustellen kann.
Wir waren zunächst in meinem favorisierten Restaurant essen, dem Cancún (eine Stadt in Mexiko, in der Sprache der Maya „Schlangentopf“, hergeleitet von „Ort der goldenen Schlange“). Es ist drinnen wirklich wunderschön, ich fühle mich jedes Mal wie in einem Maya-Tempel. Leider saßen alle Leute draußen, allerdings war es relativ schönes Wetter. Warm, meist bewölkt, manchmal kam die Sonne heraus.
Wir saßen direkt unter dem Fernsehturm mit Blick auf das Rote Rathaus, dem Sitz des Regierenden Bürgermeisters von Berlin. Nach dem Essen und anschließendem Kaffee gingen wir noch etwas spazieren. In Mitte siedelt das historische Berlin und hat dort deswegen ein Museum nach dem anderen angesiedelt.
Wir gelangten sehr schnell zur Spree, die im Sommer stets einen starken Schiffverkehr zu verzeichnen hat. Im Hintergrund grüßte der Berliner Dom. Neben seinem offensichtlichen Zweck auch eine der bedeutendsten dynastischen Grabstätten Europas, man legte uns später nahe, wir sollten und doch mal die Särge anschauen gehen. Was wir nicht taten.
Links das Humboldtforum. Einmal mit der historischen Fassade und einmal dem, was man heute „modern“ nennt. Ich konnte mir ein Kommentar dazu nicht verkneifen. Ist das wirklich ein nennenswertes Zeichen unserer Zeit, wenn wir diese Betonklötze überall hin bauen? Ohne Innovation, ohne Vision, ohne Kreativität?
Als wir einige Straßen weiter über eine weitere der zahlreichen Brücken schlenderten, äußerte Åsa den Wunsch, eine solche Schifftour zu machen. Sie sollte etwa eine Stunde gehen und war daher im Zeitmanagement enthalten. Ihre Tochter machte bereits fleißig Aufnahmen. Aber nicht, wie ich annahm, für Facebook – das nutzen heute offenbar nur noch alte Leute. Die wirklich Coolen treiben sich bei TikTok rum.
Der „Bärliner“ fuhr uns nun auf der Spree herum. Eines von sehr vielen Schiffen, die alle fast komplett besetzt waren. Und es gab einiges zu sehen.
Historische Fassaden in etwa oder die Wasseransicht des Berliner Doms. Das Bode-Museum, das zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Dort gibt es eine Sonderausstellung „Lebewesen, die mal keine Menschen sind“, die von Schülern einer sechsten Klasse konzipiert worden ist.
Der Heilige Georg, welcher hoch zu Ross den Drachen tötet und damit eine Stadt vor dem Untergang rettet, hat sein eigenes Denkmal erhalten, hier leider nur von hinten zu sehen. Es ist sechs Meter hoch und hat mehrmals seinen Standort in der Stadt, die bewegte Zeiten hinter sich hat, gewechselt.
Und schon wurde es medial. Vorbei an der Bundespressekonferenz auf der einen Seite und dem ARD-Hauptstadtstudio auf der anderen Seite. Übrigens schließt sich ohne Übergang an letzteres ein gleiches Gebäude in hellen Grau an, in dem sich die Presseabteilung des Bundestages befindet.
Rasch wird es politisch. Der Bundestag
kam in Sicht. Keine Sorge, es gibt diverse Neubauten. Es war beinahe irre zu
sehen, wie groß das Areal inzwischen ist – und es soll noch angebaut werden! Im
nächsten Jahr wird eine Rekordanzahl an Abgeordneten erwartet – und die haben
alle ihren Mitarbeiterstab … und Kinder. Die Betriebskindertagesstätte konnten
wir anhand der blauen Fassade erkennen. Platz für 176 Kinder. Nicht nur
Berliner werden sich erinnern, welch hohe Wellen der Bau geschlagen hat. Auf
Steuerzahlerkosten ein eigener Kindergarten, obwohl es genug in der Umgebung
gab.
Die „moderne“ Bauweise ist immer noch nichts
für mich.
Als am Horizont die „Goldelse“ zu erkennen war,
drehte das Schiff und wir fuhren zurück.
Dadurch war es möglich, den Klimaprotest auf der Wiese mit zahlreichen Zelten noch einmal genauer in Augenschein zu nehmen. Leider war das Plakat zu klein bzw. auch farblich wenig abgestimmt, so dass es nur sehr schwer zu lesen war.
Die Kasernen, eine davon in kirchlicher Hand, sind dann wieder im historischen Viertel anzutreffen. In einem der Türme hat Friedrich Schiller seinen Wehrdienst abgeleistet.
Brücken. Die hat Berlin mehr als genug. Ob es einen Hochwasserplan gibt? Aber so nahe am Bundestag bleibt es zu hoffen.
Ich habe einige Brücken von unten abgelichtet, sie unterscheiden sich alle!
Kronprinzenbrücke Marshallbrücke
Nördl. Monbijoubrücke. |
Die Stimme, die uns allumfassend informiert hat, kam leider nur vom Band. Ein Herr auf Deutsch, eine Dame noch mal auf Englisch. Vor einigen Jahren hat es mal ein bisschen Knatsch gegeben, da zu viel von den internen Dingen preisgegeben worden sind, erinnerte ich mich später. Das stand in der Zeitung, allerdings nur ganz hinten. Wer ein bisschen mit unserer Sprache arbeitet, hat sich aber schon auf der Fahrt über so manchen Text gewundert. Vermutlich lag es daran. Dinge unauffällig benennen, ohne sie klar auszusprechen. Eine Kunst!
Wir stiegen zufrieden vom Schiff. Unsere vierzehnjährige Begleitung hat es vermutlich mehr wie eine Art Schule aufgefasst (von der gab es ohnehin zu wenig), aber uns hat es viel Spaß gemacht. Wir standen schon beinahe vor dem Hackeschen Markt, so dass wir noch kurz plauschen und uns dann voneinander verabschieden konnten. Die beiden sind zurück zum Hauptbahnhof gefahren und ich in die andere Richtung nach Hause. Später las ich im Handy, dass sie ihren Zug gut erreicht haben. Der Snälltåget fährt von Berlin nach Stockholm – in neunzehn Stunden. Die beiden hatten eine sehr lange Fahrt vor sich.
Und ich? Habe gemerkt, wie sehr mir das S-Bahn
fahren gefehlt hat!
Schön, dass es mit diesem Buch und der Geschichte weitergeht. Freut mich sehr für die Autorin! :-)
AntwortenLöschenMich auch :)
Löschen