Freitag, 6. September 2019

Washington Black - Esi Edugyan


Titel: Washington Black
Autorin: Esi Edugyan
Originaltitel: Washington Black
Verlag: Eichborn
ISBN: 978-3847906650
Euro: 24,00
Veröffentlichungsdatum: August 2019
Seiten: 512
Serie: nein
Come in: vom Verlag










Inhalt
Barbados, 1830: George Washington Black, ein elfjähriger Sklave, lebt auf der Zuckerrohrplantage der Wildes. Als der alte Besitzer stirbt, reisen dessen Neffen an, um das Land zu übernehmen. Während sich sein Bruder als Sadist herausstellt, ist Christopher Wilde ein Erfinder und Naturwissenschaftler, der Washington in seinen Dienst stellt. Er lehrt den Jungen Lesen und Schreiben und baut derweil ein Luftschiff. Durch einen unglücklichen Zufall muss Washington fliehen und entkommt zusammen mit Christopher in eben diesem. Eine Weile ziehen sie zusammen herum, bis sich ihre Wege trennen. Washington muss zu sich selbst finden – gar nicht so einfach, wenn man nicht weiß, wo die eigenen Wurzeln liegen.


Meinung
Der dritte Roman der Autorin sei zugleich auch das Lieblingsbuch Obamas – der mich mit seinen Empfehlungen bisher immer zu überzeugen wusste – und für zahlreiche Preise nominiert, hieß es in der Verlagsmail. Thematik und Cover sprachen ebenfalls für sich. Leider ist es schwierig auszumachen, was die Autorin ihren Lesern mit der recht unspektakulären Geschichte eigentlich mitteilen möchte. Vermutlich sind zahlreiche Metaphern und Bilder eingearbeitet, die ein in Europa sozialisierter Mensch auch auf den zweiten Blick nicht zu deuten vermag. Zudem bleibt der selbsterzählende Washington bis zum Ende eine bloße Schablone, austauschbar, antriebslos und schnell vergessen.
Der Junge lebt auf einer Sklavenplantage, wo er von Big Kit aufgezogen wird, die ihn vor größerem Ungemach beschützt. Bis zum Ende des Romans wird der Junge sehr viel Leid sehen, er selbst bleibt, bis auf seinen Unfall, aber stets verschont. Überhaupt bekommt er nie etwas, an dem er wachsen und sich beweisen könnte, immer sind es andere, die ihn antreiben etwas zu tun. Höhepunkt seiner „Reise“ sind dann viele Monate nutzlosen Herumsitzens (obwohl währenddessen die Sklaverei abgeschafft wurde), aus denen ihn dann nur die obligatorische Frau seines Lebens herausholt.
Aber es beginnt mit einem Neffen des alten Plantagenbesitzers, ein den Wissenschaften verschriebener Mann namens Christopher, der seine eigenen Dämonen mit sich herumträgt. Er lehrt den Jungen einiges vom Handwerk und sie bauen eine intensive Beziehung auf, aus der sich Wash nur schwer lösen kann. Durch einen dummen Zufall müssen beide fliehen, gejagt von Kopfgeldjägern, die aber selten eine Rolle spielen werden. Es treibt beide in der Welt herum, sie jagen anderen hinterher – bis Christopher sich von Wash trennt. Zum ersten Mal auf sich allein gestellt, verfällt der Junge in eine Art Lethargie und weiß schlicht nichts mit sich anzufangen. Besagte Frau und recht weit hergeholte Ereignisse, die sich leider sehr konstruiert lesen, tragen Wash dann weiter in der Welt herum. Das wäre alles vielleicht auch gar nicht so tragisch, denn Edugyan hat eine sehr schöne und angenehme Art sich auszudrücken, wenn die Person, die die Handlung trägt nicht gar so oberflächlich und ohne Tiefe dargestellt worden wäre. Es fehlt die Substanz, die Ecken und Kanten, das Gefühl, einfach alles, was einen sich einprägenden, unvergessenen Charakter bedingt hätte.
Am Ende wird es dann noch einmal abstrus und es taucht ein Gedankengang auf, der mich, zugegeben, doch recht verärgert hat. Aber vielleicht habe ich auch einfach genug von all dem innewohnenden Hass, daraus kann einfach nichts Gutes erwachsen.
Insgesamt ist das Buch flüssig und rasch zu lesen, wird angenehm präsentiert. Die innere Aussage ist nur leider sehr schwer zu erkennen und selbst wenn, bleibt unklar, ob sie es ist oder doch etwas anderes. Mittig zieht es sich leider recht stark, bis es dann ins konstruiert Wirkende abgleitet. Das Ende unverständlich. Ein Buch also, das am besten in Literaturrunden gelesen wird, damit es hinterher gemeinsam erklärt werden kann. Lange im Gedächtnis wird es aber ohnehin nicht bleiben.


Esi Edugyan lebt im kanadischen Victoria. "Washington Black", Lieblingslektüre von Barack Obama, ist ihr dritter Roman und war 2018 eines der erfolgreichsten Bücher weltweit. Nominiert für den BOOKER PRIZE, die CARNEGIE MEDAL, den PEN-PREISund viele mehr. Ausgezeichnet mit dem GILLER-PREIS, dem wichtigsten kanadischen Literaturpreis.


4 Kommentare:

  1. Huhu Soleil,

    schade, der Roman stand auch auf meiner Wunschliste, da der Verlag es doch ziemlich interessant angepriesen hat. Aber deine Meinung ist jetzt schon die zweite dazu, die ich lese, die eher weniger angetan ist. Dabei hätte es vom Inhalt her eigentlich richtig gut werden können. :O

    Schöne Grüße
    Alica

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    1. Hallo Alica,
      ich habe auch schon recht positive Meinungen gelesen, vielleicht ist das auch eines der Bücher, die ein wenig polarisieren, wer weiß. Immerhin liest es sich wirklich gut, also am besten reinlesen und selbst entscheiden :)
      LG
      Daniela

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  2. Liebe Daniela,
    danke für deine anschauliche Besprechung - aber schade, dass dich das Buch nicht überzeugen konnte. Ich habe es seit seiner Nominierung für den Booker Prize (?) auf meiner Merkliste, war aber nie ganz in der Stimmung dazu. Nun liegt die deutsche Übersetzung vor und es taucht überall auf. Dein Urteil dämpft nun die Neugier ein wenig (wenngleich ich es sicher trotzdem irgendwann lesen werde). Ein wenig bin ich darüber aber auch froh - es stehen genug andere Bücher hier herum, die gelesen werden möchten. :)

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!
    Kathrin

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    1. Es ist tatsächlich für eine Menge Preise nominiert worden, ich bekomme die auch nicht mehr zusammen. :) Es gibt auch einige überzeugte Leser, deswegen empfehle ich immer gern die Leseprobe.
      Danke, Dir auch!

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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