Autorin:
Esi Edugyan
Originaltitel:
Washington Black
Verlag: Eichborn
ISBN: 978-3847906650
Euro: 24,00
Veröffentlichungsdatum:
August 2019
Seiten: 512
Serie: nein
Come in:
vom Verlag
Inhalt
Barbados,
1830: George Washington Black, ein elfjähriger Sklave, lebt auf der
Zuckerrohrplantage der Wildes. Als der alte Besitzer stirbt, reisen dessen
Neffen an, um das Land zu übernehmen. Während sich sein Bruder als Sadist
herausstellt, ist Christopher Wilde ein Erfinder und Naturwissenschaftler, der
Washington in seinen Dienst stellt. Er lehrt den Jungen Lesen und Schreiben und
baut derweil ein Luftschiff. Durch einen unglücklichen Zufall muss Washington
fliehen und entkommt zusammen mit Christopher in eben diesem. Eine Weile ziehen
sie zusammen herum, bis sich ihre Wege trennen. Washington muss zu sich selbst
finden – gar nicht so einfach, wenn man nicht weiß, wo die eigenen Wurzeln
liegen.
Der
dritte Roman der Autorin sei zugleich auch das Lieblingsbuch Obamas – der mich
mit seinen Empfehlungen bisher immer zu überzeugen wusste – und für zahlreiche
Preise nominiert, hieß es in der Verlagsmail. Thematik und Cover sprachen
ebenfalls für sich. Leider ist es schwierig auszumachen, was die Autorin ihren
Lesern mit der recht unspektakulären Geschichte eigentlich mitteilen möchte. Vermutlich
sind zahlreiche Metaphern und Bilder eingearbeitet, die ein in Europa
sozialisierter Mensch auch auf den zweiten Blick nicht zu deuten vermag. Zudem
bleibt der selbsterzählende Washington bis zum Ende eine bloße Schablone,
austauschbar, antriebslos und schnell vergessen.
Der
Junge lebt auf einer Sklavenplantage, wo er von Big Kit aufgezogen wird, die
ihn vor größerem Ungemach beschützt. Bis zum Ende des Romans wird der Junge
sehr viel Leid sehen, er selbst bleibt, bis auf seinen Unfall, aber stets
verschont. Überhaupt bekommt er nie etwas, an dem er wachsen und sich beweisen
könnte, immer sind es andere, die ihn antreiben etwas zu tun. Höhepunkt seiner
„Reise“ sind dann viele Monate nutzlosen Herumsitzens (obwohl währenddessen die
Sklaverei abgeschafft wurde), aus denen ihn dann nur die obligatorische Frau
seines Lebens herausholt.
Aber
es beginnt mit einem Neffen des alten Plantagenbesitzers, ein den
Wissenschaften verschriebener Mann namens Christopher, der seine eigenen
Dämonen mit sich herumträgt. Er lehrt den Jungen einiges vom Handwerk und sie
bauen eine intensive Beziehung auf, aus der sich Wash nur schwer lösen kann.
Durch einen dummen Zufall müssen beide fliehen, gejagt von Kopfgeldjägern, die
aber selten eine Rolle spielen werden. Es treibt beide in der Welt herum, sie
jagen anderen hinterher – bis Christopher sich von Wash trennt. Zum ersten Mal
auf sich allein gestellt, verfällt der Junge in eine Art Lethargie und weiß
schlicht nichts mit sich anzufangen. Besagte Frau und recht weit hergeholte
Ereignisse, die sich leider sehr konstruiert lesen, tragen Wash dann weiter in
der Welt herum. Das wäre alles vielleicht auch gar nicht so tragisch, denn
Edugyan hat eine sehr schöne und angenehme Art sich auszudrücken, wenn die
Person, die die Handlung trägt nicht gar so oberflächlich und ohne Tiefe
dargestellt worden wäre. Es fehlt die Substanz, die Ecken und Kanten, das
Gefühl, einfach alles, was einen sich einprägenden, unvergessenen Charakter
bedingt hätte.
Am
Ende wird es dann noch einmal abstrus und es taucht ein Gedankengang auf, der
mich, zugegeben, doch recht verärgert hat. Aber vielleicht habe ich auch
einfach genug von all dem innewohnenden Hass, daraus kann einfach nichts Gutes
erwachsen.
Insgesamt
ist das Buch flüssig und rasch zu lesen, wird angenehm präsentiert. Die innere
Aussage ist nur leider sehr schwer zu erkennen und selbst wenn, bleibt unklar,
ob sie es ist oder doch etwas anderes. Mittig zieht es sich leider recht stark,
bis es dann ins konstruiert Wirkende abgleitet. Das Ende unverständlich. Ein
Buch also, das am besten in Literaturrunden gelesen wird, damit es hinterher
gemeinsam erklärt werden kann. Lange im Gedächtnis wird es aber ohnehin nicht
bleiben.
Esi Edugyan lebt
im kanadischen Victoria. "Washington Black", Lieblingslektüre von
Barack Obama, ist ihr dritter Roman und war 2018 eines der erfolgreichsten
Bücher weltweit. Nominiert für den BOOKER PRIZE, die CARNEGIE MEDAL, den
PEN-PREISund viele mehr. Ausgezeichnet mit dem GILLER-PREIS, dem wichtigsten
kanadischen Literaturpreis.
Huhu Soleil,
AntwortenLöschenschade, der Roman stand auch auf meiner Wunschliste, da der Verlag es doch ziemlich interessant angepriesen hat. Aber deine Meinung ist jetzt schon die zweite dazu, die ich lese, die eher weniger angetan ist. Dabei hätte es vom Inhalt her eigentlich richtig gut werden können. :O
Schöne Grüße
Alica
Hallo Alica,
Löschenich habe auch schon recht positive Meinungen gelesen, vielleicht ist das auch eines der Bücher, die ein wenig polarisieren, wer weiß. Immerhin liest es sich wirklich gut, also am besten reinlesen und selbst entscheiden :)
LG
Daniela
Liebe Daniela,
AntwortenLöschendanke für deine anschauliche Besprechung - aber schade, dass dich das Buch nicht überzeugen konnte. Ich habe es seit seiner Nominierung für den Booker Prize (?) auf meiner Merkliste, war aber nie ganz in der Stimmung dazu. Nun liegt die deutsche Übersetzung vor und es taucht überall auf. Dein Urteil dämpft nun die Neugier ein wenig (wenngleich ich es sicher trotzdem irgendwann lesen werde). Ein wenig bin ich darüber aber auch froh - es stehen genug andere Bücher hier herum, die gelesen werden möchten. :)
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!
Kathrin
Es ist tatsächlich für eine Menge Preise nominiert worden, ich bekomme die auch nicht mehr zusammen. :) Es gibt auch einige überzeugte Leser, deswegen empfehle ich immer gern die Leseprobe.
LöschenDanke, Dir auch!