Titel: Adelsspross (Die Erste Tochter)
Autorin: Katharina Maier
epubli, 336 Seiten
ISBN: 978-3750202092
Preis: 12,00 EUR
E-Book: 3,99
www.die-erste-tochter-de
www.katharina-maier.de
Man
sagt mir, meine Bücher seien feministisch. „Schon ziemlich feministisch“, um
genau zu sein. Und warum auch nicht? „Ein Planet. Eine Frau. Ein Kampf“ – so
heißt das Motto meines Zukunftsepos „Die Erste Tochter“, in dem es um den
Freiheitskampf einer jungen Frau in einer patriarchalen Gesellschaft geht. Lange
habe ich das gar nicht als besonders feministisch empfunden, sondern einfach
nur als eine Geschichte, die erzählt werden wollte. Ich wollte wissen, wie eine
intelligente, wissbegierige, neugierige Heldin in einer Welt zurechtkommt, die
ihr aufgrund ihres alleinigen Frau-Seins all diese Eigenschaften abspricht.
Eine Welt, die technologisch und kulturell so weit fortgeschritten ist, dass
ihre Bewohner es eigentlich besser wissen müssten. Dass man diese Aussagen –
abzüglich der Raumschiffe, der Ständegesellschaft und der völligen Abwesenheit
jeglicher weiblicher Selbstbestimmung – auch über unsere eigene Gesellschaft
treffen könnte, zumindest in Teilen, das ist mir tatsächlich erst während des
Schreibens und durch den Austausch mit Leser*innen so richtig bewusst geworden.
Inzwischen gebe ich mir das Label „fantastisch-feministisch“ selbst. Mit Stolz
und sehr bewusst.
Allerding muss ich mich dann auch daran messen lassen, oder nicht? Aber was bedeutet das? Vor einiger Zeit ist mir bewusst geworden, dass in meinen Geschichten mindestens genauso oft Männer im Mittelpunkt stehen wie Frauen. Darf ich das und mich gleichzeitig feministisch nennen? Schlimmer noch: Ich bilde mir zwar ein, starke Frauenfiguren zu entwerfen, aber sehr oft stehen sie isoliert in meinen Geschichten da.
Da ist meine Myn, die titelgebende „Erste Tochter“ meines Zukunftsepos. Sie hat zwar weibliche Bezugspersonen in ihrem Leben, aber die kommen und gehen. Ihre bedeutungsvollsten Beziehungen hat sie mit Männern: mit ihrem besten Freund, mit Bruder, Vater und Großvater und dem – natürlich männlichen – Antagonisten der Geschichte. Dagegen schweißt die beiden männlichen Helden eine so enge Freundschaft zusammen, dass kein Blatt Papier zwischen sie passt. Und eben erst habe ich eine SciFi-Geschichte für eine eigene Anthologie fertiggeschrieben, in der sechs handelnde Personen vorkommen: fünf Männer und eine Frau.
In der Filmkritik wird gerne der Bechdel-Test angewandt, um, vereinfacht ausgedrückt, den Sexismus-Gehalt einer Story zu bestimmen:
1) Gibt es mehr als zwei Frauenfiguren (mit Namen)?
2) Sprechen sie miteinander?
3) Unterhalten sie sich über etwas anderes als einen Mann?
Obwohl Alison Bechdel selbst diesen Test nie hundertprozentig ernstgenommen hat, wird er heutzutage sehr ernsthaft als Messlatte angelegt. Und warum auch nicht? Es ist eine ziemlich niedrige Messlatte und sollte ja wohl leicht zu nehmen sein.
Meine aktuellste Geschichte fällt krachend durch. Chari kann sich als einzige weibliche Person logischerweise mit keiner anderen Frau unterhalten. Meine Myn spricht auf den 1300 Seiten, die bisher von meinem Zukunftsepos existieren, natürlich mit anderen Frauen, und es treten insgesamt zahlreiche weibliche Figuren auf. Wie oft sie Gespräche führen, in denen es nicht um Männer geht, habe ich, um ehrlich zu sein, noch nicht nachgeprüft. Ich habe den Verdacht, es sind nicht viele. Spontan fällt mir keines ein.
Schreibe ich also doch keine feministischen Geschichten? In meiner jüngsten Story geht es um Anmaßung über andere, um Selbstbestimmung und offene Kommunikation und darum, zu einer liebenden Beziehung zu finden, in der beide Partner auf Augenhöhe stehen. Sind das keine feministischen Themen? Verliert die Problematik etwas von ihrer Durchschlagskraft, weil ich sie auf zwei Männer übertrage?
Und die Frauen in der Welt der „Ersten Tochter“ reden so viel über Männer, weil sie selbst nicht über ihr Leben bestimmen können. Myn HÄTTE eine enge Beziehung zu ihrer Mutter, wäre sie nicht zerstört worden. Das Leben dieser Frauen ist voll und ganz auf ihre Männer ausgerichtet, weil ihre Welt so funktioniert. Genau das ist ja das Problem. Wieso sollte es dann nicht auch das Problem der Geschichte sein? Ein Ziel der Story ist es, sich von dieser männerzentrierten Sicht auf die Welt freizumachen – für die Frauen und für die Männer.
Eine Zeitlang hat mich der Männerüberhang in meinen eigenen Geschichten wirklich verunsichert. Ich habe mir vorgenommen, mehr Frauenfiguren zu entwerfen und vor allem häufiger Beziehungen von Frauen untereinander in den Blick zu nehmen. Positive, stärkende, komplizierte, spannungsreiche Beziehungen zwischen Frauen. Schließlich entspricht das meiner Lebenswirklichkeit. Aber mir ist mittlerweile aufgegangen, dass ich dafür mein Faible für komplizierte, spannungsreiche, stärkende, positive Beziehungen zwischen Männern nicht aufgeben muss. Beides schließt einander nicht aus. Auch das ist Feminismus.
Band 2: Frevlersbrut
Originaltitel, 420 Seiten
ISBN: 978-3-7529-6185-0
Euro: 13,00
Band 3: Narrenbraut
Originaltitel, 600 Seiten
ISBN: 978-3-7575-3592-6
Euro: 19,00
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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