Freitag, 10. Februar 2023

Haus aus Dämmerung - N. Scott Momaday

 

Pulitzer-Preis 1969. Der Indigene Abel scheitert am Alltag außerhalb des Reservats.

 

 

Titel: Haus aus Dämmerung

Autor: N. Scott Momaday

Originaltitel: House Made of Dawn

Verlag: Reclam, Leipzig

ISBN:  978-3379002523

Euro: Nicht mehr im Handel erhältlich.

Veröffentlichungsdatum: Januar 1988

Seiten: 220

Serie: nein

Come in: Tausch

 

 

Inhalt
Abel, Sohn amerikanischer Ureinwohner, ist bei seinem Großvater Francisco aufgewachsen. Zu diesem kehrt er nach dem Zweiten Weltkrieg aus Europa zurück, wo er als Soldat gedient hat. Doch Abel kann sich nicht mehr in die Stammeskultur einfügen, die Erinnerung und der Alkohol setzen ihm zu. Als der Albino Juan Reyes ihn beleidigt, tötet er ihn. Nach seiner Zeit im Gefängnis kommt er in ein Resozialisierungsprogramm. Doch auch in der äußeren Welt gelingt es ihm nicht, Fuß zu fassen. Abel muss lernen, sich selbst zu finden.

 

 


Meinung

Das Original stammt aus dem Jahr 1968 und erhielt ein Jahr später den Pulitzer-Preis. Leider wurde die Geschichte seit Jahren nicht neu aufgelegt und es ist gar nicht so einfach, sie zu finden. Ich habe eine Lizenzausgabe gelesen, die in der DDR erschienen ist, der Titel stimmt also: Haus aus Dämmerung. Die westdeutsche Variante ist betitelt worden mit: Haus aus Morgendämmerung. Ich konnte mein Exemplar gebraucht tauschen, würde mir aber wünschen, dass Momadays Werk auch jüngeren Lesern, die nicht gezielt danach suchen, zugänglich gemacht werden könnte.

Meine Ausgabe hat ein etwa zwanzigseitiges Nachwort vom April 1987 aus der Feder von Eva Manske. Übersetzt wurde der Roman von Jeannie Ebner, eine österreichische Schriftstellerin, die 2004 verstorben ist.

Der Autor macht es seinen Lesern nicht leicht, es braucht Konzentration, um die Geschichte verfolgen zu können. Die Handlung umfasst etwa sieben Jahre, wird aber nicht immer stringent erzählt. Abel kehrt zu Beginn betrunken zu seinem Großvater zurück, vermutlich in New Mexico. Obwohl er sehr traditionell erzogen wurde, fällt es ihm schwer, sich in die Gemeinschaft einzufügen. Momaday hat eine wunderschöne, beinahe lyrische Art, die Szenerie zu zeigen, Landschaften und Bilder, die Abel wahrnimmt. Ebenfalls schildert der Autor diverse Traditionen der Stämme, die er wohl selbst miterlebt hat. Allein dadurch wird der Roman einzigartig, wenn man seine Entstehungszeit betrachtet, umso mehr. Allerdings atmet die Geschichte eben auch deutlich die Sechzigerjahre aus, besonders was das Frauenbild (egal welcher Hautfarbe) betrifft. Abel macht einiges durch und manches erschließt sich erst nach und nach. Seine Art zu denken, die mit der Außenwelt nicht zusammenpasst; in etwa ist die Tötung Juans für ihn kein Mord, da er es quasi auf spirituellem Weg gezeigt bekommen hat und darauf reagierte. Aber auch im Reservat findet er keinen Anschluss, sein Großvater hält ihn zudem in engen Grenzen. Einige Affären Abels sind von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Eine Geschichte der inneren Zerrissenheit, in gekonnter Sprache, fließt nur so vorbei. Sicher, man muss sich darauf einlassen können, aber wer das vermag, wird umso mehr belohnt. Sehr gerne weiterempfohlen.

 

 

N. Scott Momaday (geb. 1934) ist der Sohn indianischer Intellektueller: Der Vater, ein Kiowa-Indianer, arbeitete als Kunsthistoriker und Maler, die Mutter, eine Cherokee-Indianerin, als Malerin und Schriftstellerin. Seine Kindheit verbrachte er in verschiedenen Navajo-Reservationen in New Mexiko und Arizona, lernte so unterschiedliche indianische Traditionen und Kulturen kennen und setzte sich mit diesem Erbe bewusst auseinander. Er bekennt sich heute als Kiowa-Indianer. Nach dem Schulbesuch studierte Momaday englische Literatur und promovierte 1963. Danach unterrichtete er an verschiedenen Universitäten und ist seit 1973 Professor für Englische Literatur an der Stanford University, Kaliforniern.
(Vom Buchumschlag übernommen.)

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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