Dienstag, 22. November 2022

Neandertal - Claire Cameron

 

Die Neandertalerin „Mädchen“ bleibt nach einem Unglück ohne Sippe zurück und muss sich allein durchschlagen. Vierzigtausend Jahre später gräbt eine Archäologin ihre Überreste aus. Beide haben etwas gemeinsam.

 

 


Titel: Neandertal

Autorin: Claire Cameron

Originaltitel: The Last Neanderthal

Verlag: btb

ISBN: ‎ 978-3442719495

Euro: 11,00

Veröffentlichungsdatum: Oktober 2020

Seiten: 368

Serie: nein

Come in: Tausch

 

 

 

Inhalt
Die junge Neandertalerin „Mädchen“ und ihre Familie haben es nicht leicht. Ein strenger Winter und starke Fressfeinde halten sie beinahe davon ab, zum jährlichen Treffen der Sippe zu kommen. Dort sollen sie und ihr Bruder „Er“ einen Partner finden. Als ein Unglück geschieht, bleibt das Mädchen allein mit „Kümmerling“, einem Fremdling, allein zurück. Vierzigtausend Jahre später gräbt die Archäologin Rosamund Überreste einer Neandertalerin und eines modernen Menschen aus. Sie muss sich mit ihren Untersuchungen beeilen, denn sie ist schwanger und ihre Kollegen planen bereits, sie zu ersetzen.

 


Meinung

Obwohl es im Roman um Neandertaler geht und diese sogar im jeweiligen Titel Erwähnung finden, spielt das Geschehen in Frankreich. Die Handlung erzählt sich in zwei Zeitsträngen, die sowohl Mädchen als auch Rosamund umfassen, die von vierzigtausend Jahren getrennt werden. Leider ist mir das verbindende Element entgangen, wenn man von der Schwangerschaft beider Frauen absieht, damit leider auch das, was die Autorin mit ihrer Geschichte aussagen möchte. In anderen Ländern sind ihre Bücher Bestseller und auch dieses hat große Erfolge gefeiert. Natürlich ist es lobenswert, dass sie Neandertaler nicht als dumme Wilde darstellt, jedoch erschließt sich mir nicht, was der neue Ansatz daran sein soll (bekannt ist das seit mindestens Anfang der Zweitausender).

Mädchen ist bestenfalls vierzehn Jahre alt, Rosamund neununddreißig. Mädchen sehnt sich danach, wie ihre Mutter eine Große Mutter mit eigener Sippschaft zu werden. Auch wenn es merkwürdig ist, dass diese nur mit ihren (erwachsenen) Kindern umherzieht und es keine weiteren Tanten, Onkel, Väter gibt. Mädchen muss sich zudem durch eine feindliche Landschaft kämpfen. Essen gibt es nicht im Supermarkt, sie bauen sich einfachste Behausungen, wenn keine Höhle in der Nähe ist, sie frieren, müssen weite Strecken zurücklegen. Sie agieren zusammen, anders würden sie nicht überleben. Sie erzählen Geschichten, aus denen immer etwas zu lernen ist. Als ihre Sippe stirbt, ist Mädchen fast allein – und schwanger. Schließlich verlässt sie sogar „Kümmerling“ und sie muss hochschwanger für den Winter vorsorgen und die Geburt allein durchstehen.

Rosamund stößt indes Zehntausende Jahre später – genau jene, als der Neandertaler vermutlich ausgestorben ist – auf die sterblichen Überreste von Mädchen und einem modernen Menschen. Sie liegen gemeinsam gebettet und schauen sich intensiv in die Augen. In Rosamunds Beziehung kriselt es leicht, als sie ihre Schwangerschaft feststellt. Es kommen finanzielle Probleme auf sie und ihren Mann zu. Zudem spürt sie, wie man sie aus dem Projekt drängen will, was vermutlich dazu führt, dass jemand anders die Lorbeeren einheimst. Bei der Geburt im Krankenhaus schlägt sie sich allein durch und die Zeit danach ist ebenfalls sehr anstrengend.

Am Ende soll es wohl darauf hinauslaufen, dass wir uns alle ähnlicher sind als bisher angenommen. Diese Erzählung allerdings unterstützt die These so gar nicht. Beide Frauen (Mädchen ist allerdings noch keine) haben nur ihre jeweilige Schwangerschaft gemeinsam, ansonsten sind ihre Leben so unterschiedlich verlaufen, dass es kaum Gemeinsamkeiten gibt. Mädchen ist allein, Rosamund hat einen Mann, eine Haushaltshilfe und kann es sich sogar leisten, das Hilfsangebot ihrer Mutter abzulehnen. Ein Baby überlebt, das andere nicht. Natürlich machen sich beide Mütter so ihre Gedanken, aber das kommt so kurz, dass es für diese Geschichte nicht ins Gewicht fällt. Eine würde eine Große Mutter werden, die andere wird gemobbt und als Frau und Mutter eben nicht anerkannt (ein klares Defizit unserer Zeit).

Leider ist „Neandertal“ so banal, dass eine Leseempfehlung nicht ausgesprochen werden kann. Zwar hat die Autorin sich an neueste Untersuchungen und archäologische Ausgrabungen gehalten, aber diese in eine langweilige Story gepackt. Diese zieht sich ab mittig fürchterlich, da nicht klar ist, worauf alles hinauslaufen wird und was die Autorin eigentlich aussagen möchte. Am Ende sind Elemente von Rosamunds Erzählstrang auch reichlich gewöhnungsbedürftig.
Schade.

 

 

Claire Cameron, geboren 1973, ist eine kanadische Schriftstellerin und Journalistin. Ihre Romane sind in ihrer Heimat Bestseller und begeistern Lesepublikum wie Kritik gleichermaßen. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen in Toronto.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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