Titel: Maid. Harte Arbeit, wenig Geld und der Überlebenswille einer Mutter.
Autorin: Stephanie Land
Originaltitel: Maid. Hard Work, Low Pay, and a Mother's Will to Survive
Verlag: Fischer
ISBN: 978-3596707720
Euro: 16,00
Veröffentlichungsdatum: April 2022
Seiten: 368
Serie: nein
Come in: vom Verlag
Inhalt/Klappentext
»Meine Tochter lernte in einer
Obdachlosenunterkunft laufen.« Stephanie Land steht kurz davor, ihren Traum vom
Studieren in die Tat umzusetzen, als sie ungeplant schwanger wird. Ihr Freund
fängt an, sie immer stärker zu kontrollieren und zu bedrohen, von ihrer Familie
bekommt sie keine Hilfe. Zusammen mit ihrer kleinen Tochter flüchtet sie
schließlich aus ihrer toxischen Beziehung und landet auf der Straße. Doch statt
zu verzweifeln beginnt Stephanie zu kämpfen: Mit einem Job als Putzhilfe
schafft sie es gerade so, sich und ihre Tochter über Wasser zu halten. Während
sie die Häuser putzt, erlebt sie aus erster Hand die Sorgen und Sehnsüchte
ihrer so viel besser gestellten Kunden. Und trotz vieler Rückschläge schafft
sie es mit schierer Willenskraft, eine bessere Zukunft für sich und ihr Kind zu
erkämpfen. Dies ist ihre Erfolgsgeschichte.
Meinung
Stephanie Land ist Ende zwanzig, als sie unerwartet schwanger wird. Zunächst versuchen sie und der Vater des Kindes, dieses zusammen großzuziehen. Doch schnell wird klar, dass es sich um eine toxische Beziehung handelt, aus der sich die junge Frau schnell befreien muss. Leider kann sie von ihrer Familie keine Hilfe erwarten. Ihre Mutter ist eine neue Partnerschaft eingegangen und lebt in Europa. Ihr Bruder wird nicht thematisiert, der Vater lebt mit seiner neuen Frau an der unteren Einkommensgrenze und kann seine Tochter und Enkeltochter nicht aufnehmen. Stephanie muss also ins staatliche Sozialsystem, was sich als schwieriger herausstellt als zunächst gedacht. Die Nachweise, die sie erbringen muss, sind schwer zu beschaffen und nachzuweisen, dass man arm ist, ist schon lächerlich genug. Wer nicht über genug Bildung verfügt, dem werden zahlreiche Hilfsangebote entgehen, da das System nicht auf die Endnutzer zugeschnitten ist. Wer übrigens glaubt, das sei in Deutschland anders, der irrt und zwar gewaltig. Land berichtet aber nicht nur von diesen Erfahrungen, sondern auch davon, wie es ist, mit Lebensmittelkarten einkaufen gehen zu müssen. Oft wird sie als „Schmarotzer“ wahrgenommen, der auf Kosten anderer lebt. Dabei arbeitet sie und zwar hart. Sie hat einen Job in einer Reinigungsfirma, die nach Stunden bezahlt. Wer seine Arbeit in der angegeben Zeit nicht schafft, wird nicht mehr gebucht. Nicht arbeiten heißt, kein Geld zu verdienen. Krank werden darf Stephanie also nicht. Keine monatlichen Schmerzen, kein Unwohlsein, keine Muskelschmerzen … viele in der Branche leben von Schmerzmitteln, doch auch die sind teuer. Endlich schafft sie es, ihre kleine Tochter in einem guten Kindergarten unterzubringen – die Endlosnachweise dafür hat sie mühselig beschafft –, doch fällt sie unter eine gewisse Einkommensgrenze oder darüber, wird der Platz gestrichen. Aber wie soll sie arbeiten, wenn ihr Kind nicht betreut wird? Diese Systeme sind alle reichlich undurchdacht.
Wenn sie nicht arbeitet, belegt sie einen Onlinekurs, um sich für ein Studium zu qualifizieren. Wenn man Alter und bisherigen Werdegang der Autorin betrachtet, könnte man versucht sein zu sagen: Selbst schuld. Doch so einfach ist die Sache nicht und sie hat eingesehen, was sie falsch gemacht hat. Leider gerät sie wieder in eine Beziehung, die ihr auf Dauer nicht guttun wird. Sie muss ärztliche Hilfe für ihre Tochter organisieren, was teuer ist. Als sie gerade glaubt, dass alles gut läuft, fährt jemand ihr Auto zu Schrott – ohne dieses sie nicht zu ihren Häusern gelangen kann, in denen sie putzt. Hier übrigens hat sie halbphilosophische Gedanken, denn sie erkennt, dass auch Geld nicht glücklich(er) macht.
Es ist schön, dass es Berichte, Romane und
Erzählungen gibt, die sich mit dem Thema beschäftigen. Aus meiner Sicht wird
sich viel zu wenig damit beschäftigt, dass es Armut auch, vielleicht sogar
gerade, in der „westlichen Welt“ gibt. Dieses Thema wird gern umgangen und ist
in Deutschland genauso mit Vorurteilen behaftet wie in den USA. Dass „hier
niemand verhungert“ stimmt schlichtweg nicht. Dass jemand, der so ein Leben,
wie Land es beschreibt, auf Dauer führt, nicht alt wird, liegt auf der Hand. Es
ist nie genug von etwas da, außer Arbeit und Schufterei. Angst, es nicht mehr
zu schaffen. Nie zu wissen, was morgen oder übermorgen ist. Ein Leben, das man
seinem ärgsten Feind nicht wünscht.
Danke für dieses lesenswerte Buch.
Stephanie Land musste mit ihrer Tochter aus einer toxischen Beziehung fliehen. Um der Obdachlosigkeit zu entkommen, putzte sie für einen Hungerlohn die Häuser anderer Leute. Nach Jahren voller Sorgen und Unsicherheit schaffte es die alleinerziehende Mutter schließlich, sich aus der Armut zu befreien. Heute ist sie Journalistin und Bestsellerautorin. Sie lebt mit ihrer Familie in den USA.
Hi Soleil,
AntwortenLöschenschöne Rezension. Ich kannte tatsächlich, entgegen meiner Natur als Leserin, zuerst die Netflix Serie und dann das Buch. Die Serie hat mir gut gefallen und mich emotional sehr berührt. Darum denke ich schon länger darüber nach, auch die zugrundeliegenden Memoiren zu lesen. Dass Armut im Westen sehr wohl existiert ist eine Realität und ein, wie du schreibst, wichtiges und ernstes Thema, das leider viel zu wenig Beachtung findet.
VG Sascha
Hallo Sascha,
Löschenund willkommen im Blog!
Ich verweigere Netflix ja noch hartnäckig, bei manchen Serien/Beiträgen überlege ich aber doch, ob es sich lohnen würde. Da ich aber insgesamt nur wenig TV/Filme schaue, ist das wohl rausgeschmissenes Geld bei mir. Inwieweit sich Buch und Serie gleichen, kann ich so leider nicht beurteilen. Ein großer literar. Wurf mag das Buch nicht sein, aber es liest sich gut weg und spricht ein wichtiges Thema an.
Danke fürs Vorbeischauen!
LG
Daniela