Samstag, 18. Dezember 2021

Stadt der Drachen - Robin Hobb

 


Titel: Stadt der Drachen

Autorin: Robin Hobb

Originaltitel: Dragon Haven (Rain Wilds Chronicles Book 2)

Verlag: Penhaligon

ISBN: 978-3764532574

Euro: 16,00

Veröffentlichungsdatum: November 2021

Seiten: 624

Serie: Regenwildnis-Chroniken 02

Come in: vom Verlag

 

 

 

Inhalt
Noch immer sind die Drachen, die aus der letzten Brut geschlüpft sind, kränklich und schwach. Sie haben sich mit einigen menschlichen Getreuen auf den Weg gemacht, um die verschwundene Stadt Kelsingra zu finden, in der vor Jahrhunderten Drachen, Uralte und Menschen Seite an Seite lebten. Ihre Reise ins Unbekannte verläuft nicht ohne Tücken. Die unglücklich verheiratete Händlertochter Alise, Gelehrte in allen Dingen der Drachen, hat sich in den Kapitän des Schiffes verliebt, während Thymara, echte Tochter der Regenwildnis und schwer gezeichnet mit dem Tod eines Freundes klarkommen muss. Sie alle müssen über sich hinauswachsen, als eine Flut sie in den Tod zu reißen sucht. Die Drachen schützen sie – aber das hat seinen Preis.

 


Meinung

Wer zu einem Buch aus der Feder von Robin Hobb greift, sollte sich klarmachen, dass die Autorin in Zyklen/Chroniken schreibt. Ihre Trilogien bauen stets aufeinander auf und bewegen sich in der gleichen Welt. Eine voller Drachen und vieler eigener Geschichten. Noch genauer: Wer nicht weiß, wer Fitz und der Narr sind, sollte erst mit der „Chronik der Weitseher“ (I + II) und anschließend den „Zauberschiffen“ anfangen. Keine Sorge, es lohnt sich!

„Stadt der Drachen“ ist der zweite Band der Regenwildnis-Saga und sollte in jedem Fall in Folge gelesen werden. Er ist vor einigen Jahren bereits unter dem Titel „Drachenkämpfer“ erschienen und hat leider bisher keinen Nachfolger erhalten. Der ist nun aber für April 2022 unter dem Titel „Kampf der Drachen“ angekündigt.

Während ich den Vorgänger schon gelesen hatte, war mir dieser Band völlig unbekannt. Wie jedes Buch der Autorin habe ich es geradezu verschlungen. Zwar ist es wenig mit den Weitseher-Büchern zu vergleichen, entwickelt jedoch einen ganz eigenen Charme. Vor allem wird deutlich, wie sehr die Autorin für starke weibliche Charaktere eingestanden ist bzw. diese überhaupt erst geschaffen hat. Hier in Form einer Fragestellung, der sich vor allem Thymara gegenübersieht, die jedoch auf alle Frauen im Buch übergreift.

Die Gruppe, mit der die weiblichen Charaktere, die an einer Hand abgezählt werden können, reisen, ist mehrheitlich männlich. Bei den Hütern, den oft stark Gezeichneten der Regenwildnis, kaum mehr als Teenager, hat sich einer zum Anführer ernannt und die meisten folgen ihm bedingungslos. Er hinterfragt die bisherigen gesellschaftlichen Regeln nicht nur nicht, er will er sie gleich abschaffen – und zwar komplett. Den Preis werden andere dafür zahlen und das in erster Linie die Frauen. Hobb hat damit einen Punkt bei mir getroffen, über den ich auch schon sehr lange nachgedacht habe (in Bezug auf Frauen!). Wir verändern uns und unsere Welt derzeit so massiv und rasch, aber keiner hinterfragt, warum sich gewisse Strukturen, Regeln und „Gesetze“ einst so und nicht anders niedergeschlagen haben. Wo ihr Sinn, ihre Sinnhaftigkeit gelegen haben könnte. Ist nicht manches davon stärker zu hinterfragen? Und wer wird den Preis zahlen?

Thymara in etwa wird wie ihre weiblichen Genossinnen „an den Mann gebracht“; auch wenn sie selbst wählen darf, ohne einen solchen geht es offenbar nicht. Doch sie darf als so stark Gezeichnete keinen Bund, keine Ehe eingehen und schon gar keine Kinder in die Welt setzen. Eine andere tut es. Die Entscheidungsgewalt über ihr Leben wird Thymara aus der Hand genommen und es ist faszinierend dabei zuzusehen, wie die junge Frau damit umgeht.

Daneben gibt es wenig Spektakuläres, wenn man von der Flut absieht. Man wandert ebenso in der Regenwildnis herum, füttert die Drachen, hütet seine Geheimnisse und es gehen Tage dahin, ohne dass sich etwas ändert. Allerdings verändern sich die Drachen körperlich, sie werden kräftiger, gesünder. Sie wählen einen Hüter nur für sich allein und es scheint, als erinnerten sie sich an Dinge, die ihnen nicht klar bewusst sind. Was ihre Hüter einschließt, denn diese verändern sich ebenfalls, da sie mit den Drachen körperlich in Kontakt kommen, ihrem Blut, ihren Schuppen und anderem.

Im Beziehungsgeflecht der Menschen verändert sich eine Menge. Sedric, der einst verwöhnte Geck mausert sich zu dem starken Mann, der immer in ihm gesteckt hat. Auch Alise findet mehr zu sich selbst und scheint die Welt, von der sie bis dato wenig gesehen hat, besser zu verstehen. Hier liegt in jedem Fall das Hauptaugenmerk der Autorin, sie zeigt die Regenwildnis, durch und mit ihren Bewohnern. Zwischen den Zeilen ist sehr viel herauszulesen. Nur Actionfreunde werden nicht gut auf ihre Kosten kommen, dazu ist die Geschichte hier zu feinfühlig.

Die einzelnen Figuren erzählen selbst von den Geschehnissen um sich herum. Dabei ist es möglich, tief in ihre Leben, Ansichten und Gedanken einzutauchen, eine bunte Mischung aller Beteiligten.

Mit Band 2 geht es etwas ruhiger zu. Die gefährliche und zehrende Reise wird näher beleuchtet und das Beziehungsgeflecht der Menschen und Drachen in Stellung gebracht. Die Herausforderungen werden härter und jede Figur geht auf die ihr eigene Weise damit um. Wer so etwas gerne liest, wird das Buch kaum aus der Hand legen können. Und am Ende ist nicht klar, ob sie gewonnen oder verloren haben. Und was davon eigentlich schlecht sein sollte. Leider dauert es bis zur Fortsetzung nun einige Monate, die leider ausgehalten werden wollen.

 

 

Regenwildnis-Chroniken:
1. Dragon Keeper (Wächter der Drachen)

2. Dragon Haven (Stadt der Drachen)

3. City of Dragons (Kampf der Drachen, April 2022)

4. Blood of Dragons (Blut der Drachen, Juni 2022)

 

 

Robin Hobb wurde in Kalifornien geboren, zog jedoch mit neun Jahren nach Alaska. Nach ihrer Hochzeit ließ sie sich mit ihrem Mann auf Kodiak nieder, einer kleinen Insel an der Küste Alaskas. Im selben Jahr veröffentlichte sie ihre erste Kurzgeschichte. Seither war sie mit ihren Storys an zahlreichen preisgekrönten Anthologien beteiligt. Mit »Die Gabe der Könige«, dem Auftakt ihrer Serie um Fitz Chivalric Weitseher, gelang ihr der Durchbruch auf dem internationalen Fantasy-Markt. Ihre Bücher wurden seither millionenfach verkauft und sind Dauergäste auf der New-York-Times-Bestsellerliste. Im November 2021 wird ihr der renommierte World Fantasy Award für ihr Lebenswerk verliehen werden. Robin Hobb hat vier Kinder und lebt heute in Tacoma, Washington.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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