Titel: Die Natur des Menschen: Wie wir wurden, was wir sind
Autoren: Charlotte Sleigh, Amanda Rees
Originaltitel: HUMAN (Animal)
Verlag: Midas
ISBN: 978-3038765370
Euro: 20,00
Veröffentlichungsdatum: November 2021
Seiten: 224
Serie: nein
Come in: vom Verlag
Inhalt/Klappentext
Was macht den Mensch zum Menschen? Was bedeutet
es, Mensch zu sein? Und was hat das damit zu tun, sich als Homo sapiens
bezeichnen zu können? Dieses atemberaubende Buch trifft mitten ins Herz unserer
eher unwissenschaftlichen Motivationen und Vorurteile und zeigt, wie diese uns
dabei helfen können, die größten Probleme der Welt zu lösen. Von wilden Tieren
bis zu außerirdischem Leben werden weithin diskutierte und zum Teil auch
problematische Verbindungen zu anderen Wesen untersucht. Das Buch geht
tiefgreifenden Fragen auf den Grund, darunter dem Lebenszweck des Menschen, dem
Sinn des Lebens und was es bedeutet, als Teil einer Gemeinschaft akzeptiert zu
werden. Mit globaler Perspektive und überwältigenden Bildern ist Die Natur des
Menschen ein ebenso sprachmächtiges, unterhaltsames Gegenstück zum
Post-Humanismus.
Meinung
Das Hardcover ist sehr hochwertig aufgemacht. Schweres Buch, dickes, glänzendes Papier mit zahlreichen farbigen Abbildungen. Das Cover ist matt bis auf Schrift und Blatt, die glänzen angenehm dezent. Diesbezüglich gibt es nichts auszusetzen.
Wer zum Buch greifen möchte, sollte in die Leseprobe hineinsehen – und zwar weiter als bis zur Inhaltsangabe. Diese verspricht für daran Interessierte eine Menge; alles Themen, die derzeit so aktuell sind wie nie.
1 Die Grenze zwischen Mensch und Tier
2 Der prähistorische Mensch: Hominini
3 Die Erweiterung des Menschen: Maschinen
4 Die „Neuen Frauen“: Mensch und Geschlecht
5 Mehr als der Mensch: Gott
6 Das Fremde als das ultimativ andere
7 Fazit: Imhumanismus
Anhang, Zeitleiste, Danksagung etc.
Für Phantastikfreunde, die tiefer als „Harry Potter“ oder „Game of Thrones“ lesen und für wissenschaftlich Interessierte ein breites Spektrum, das aber thematisch anziehend wirkt. Allerdings habe ich noch nie ein so bösartiges und beinahe hasserfülltes Buch in der aktuellen Ideologie gelesen wie dieses. Die Wendung „alter weißer Mann“ kommt so oft vor, dass ich irgendwann aufhörte zu zählen. Bereits im ersten Drittel stieß ich viermal darauf (gern auch in Klammern), wohlgemerkt in einem Teil, als es um Homo sapiens und Neandertaler ging. Da hätte ich fast aufgehört zu lesen, wollte den beiden hochgebildeten Autorinnen jedoch eine Chance geben. Das Kapitel, das sich auf Gott bezieht, habe ich abgebrochen, da ich nicht verstanden habe, worauf es hinauslaufen sollte.
Insgesamt muten die einzelnen Kapitel eher wie teilweise etwas wirre Grundgedanken an, die eine minimale wissenschaftliche Basis aufweisen, aber im Wesentlichen wie eine Art Telefonat zwischen zwei gleich tickenden Leuten wirkt, die schon reichlich müde und vielleicht sogar ein bisschen angeschickert sind. Mit nur 224 Seiten war klar, dass keines der Themen großartig in die Tiefe gehen würde, was auch in Ordnung wäre. Allerdings setzt es so auch voraus, dass der Leser ein bisschen Bildung mitbringt. Zwar muss ich einräumen, dass ich zwischendurch dachte, die Autorinnen hätten die Geschichte der Menschheit, auf die sie sich ja gesamt beziehen wollen, irgendwie nicht verstanden und daraus zwangsläufig die falschen Schlüsse gezogen. Aber schnell war klar, dass sie sich nur auf einen winzigen Teil davon beziehen, auch wenn sie bei den ersten Homo sapiens beginnen. Danach aber läuft es auf die letzten knapp zweihundert Jahre und eine sehr begrenzte Sicht der (europäischen) Geschichte hinaus. Um unterhaltsam zu sein, ein Versuch, den man dem Buch übrigens zugutehalten kann, wurden einige Vergleiche eingefügt, an die sich zu gewöhnen nicht einfach ist. In den meisten Fällen sind es Aliens. Einmal in der „was wäre, wenn sie eines Tages kommen würden“-Weise und einmal in einer kurzen Zusammenfassung der bekanntesten Filme der letzten rund vierzig, fünfzig Jahre.
Im Kapitel über Frauen springen die Autorinnen zeitlich so wahllos hin und her, dass es schwer ist, ihnen in ihrer Argumentation, falls es eine abseits des „alten weißen Mannes“-Themas geben sollte, zu folgen. Sie arbeiten sich an Literatur und modernen Serien ab. Persönlich finde ich das immer sehr schade, weil es auch so fürchterlich einseitig ist.
Am Ende wurde ich das Gefühl nicht los, dass beide leider so verkopft und damit auch so gefangen in sich selbst sind, dass sie die Geschichte der Menschheit und damit eben auch genau diese, die sie ja zu ergründen suchten, gar nicht in Gänze verstanden haben. Wirr etwas aneinanderzureihen, um sich selbst zu bedienen, macht es nicht realer oder richtiger. Ein Ereignis herauszuziehen und einen nicht unwesentlichen Punkt in der „Natur des Menschen“ zu belegen, ist schlicht nicht machbar. Dann noch wahllos zu bleiben mit „Leute machten dies und jenes“ oder „man dachte x“, macht es nicht besser – welche Leute (wir reden von der Menschheitsgeschichte) und wer ist man?
Wenn ich solche Werke von eigentlich hochgebildeten Menschen (!) lese, werde ich traurig. Wo soll das alles noch hinführen?
CHARLOTTE SLEIGH ist Professorin für Natur- und Geisteswissenschaften an der Universität von Kent. Sie hat mehrere Bücher über die Geschichte, Kultur und Darstellung von Tieren verfasst, darunter Ant (2003) und Frog (2012), ebenso The Paper Zoo (2016).
AMANDA REES ist Referentin für Soziologie an der Universität von York. Von ihr stammen die Bücher The Infantile Controversy: Primatology and the Art of Field Science (2009) and Presenting Futures Past: Science Fiction and the History of Science (2019).
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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