Autorin: diverse
Originaltitel: Beneath the
Skin
Verlag: Goldmann Verlag
ISBN: 978-3442315178
Euro: 16,00
Veröffentlichungsdatum: November
2019
Seiten: 208
Serie: nein
Come in: Kauf
Inhalt/Klappentext
15 der
beeindruckendsten und talentiertesten Schriftsteller der Gegenwart erzählen in
diesem Buch ihre ganz persönliche Geschichte über den Körper: Naomi Alderman
etwa entschlüsselt die Antwort des Darms auf moderne Essgewohnheiten, A. L.
Kennedy erforscht die erstaunliche Merkfähigkeit der Nase und Thomas Lynch
feiert die Gebärmutter als Wunder der Natur, während Philip Kerr die
bemerkenswerte Geschichte der Gehirnchirurgie ergründet. Wie verhält man sich
bei Schilddrüsensturm, und welches Ohr brachte es in der Literatur zu
besonderer Berühmtheit? »Unter der Haut« lädt ein zu einer literarischen Reise
durch die geheimnisvolle Landschaft unseres Körpers: berührend, witzig,
informativ und überraschend.
Ich
war mir schon vor Erscheinen dieses äußerst hochwertig aufgemachten, kleinen
Buches gewiss, dass es gut ankommen und viel gelesen werden würde. Doch heute
bin ich sehr erstaunt, dass es offenbar so gut wie keine Resonanz gegeben hat,
obwohl auch größere Medien darüber berichtet haben. Dabei haben die hier
versammelten fünfzehn teils hochkarätigen Autoren eine Menge zu erzählen und
dies über etwas, das uns alle angeht: den menschlichen Körper.
Die
hier versammelten Essays wurden ursprünglich vom BBC Radio 3 gesendet; sie
waren Teil der Serie „A Body of Essays“. Auch im deutschen Radio müssen einige
davon gelesen worden sein: „Mit vier
Beiträgen von A.L. Kennedy, Philip Kerr, Patrick McGuinness und Christina
Patterson. Lesungen mit Lisa Wagner und Martin Umbach am Dienstag, 17. März um
kurz nach 21 Uhr auf Bayern 2“. Obwohl es auf der Seite des BRs heißt, man
könne die Lesungen im Nachhinein noch anhören, war es mir leider nicht
vergönnt, diese aufzufinden.
Die
Autoren haben sich mit ihrem jeweiligen Essay-Thema sehr eng verwoben und
intensiv damit auseinandergesetzt. In persönlichen Erzählungen versuchen sie,
dem Phänomen hinter dem Organ auf die Spur zu kommen, benutzen ihr Können, um
es dem Leser in allen Facetten näherzubringen. Dabei handelt es sich nicht um
eine (rein) medizinische Aufarbeitung, es sind und bleiben literarische Texte.
A.
L. Kennedy, schottische Autorin, Dozentin und Stand-up-Comedian, setzt sich mit
der Nase auseinander und lenkt die Aufmerksamkeit des Lesers zunächst auf
Nikolai Gogols Erzählung „Die Nase“. Die damit verbundenen Metaphern des
großartigen Autors sagen eine Menge über dieses alltäglich benutzte, aber oft
unterschätzte Organ aus. Wer weiß, dass wir nicht zwei, sondern vier
Nasenlöcher besitzen? Und was ist eigentlich so witzig an der roten Nase eines
Clowns?
Aus
persönlichen Gründen ist mein Favorit der Text über die Schilddrüse von Chibundu
Onuzo, eine nigerianische
Autorin, die es leider noch nicht in die deutsche Übersetzung geschafft hat.
Sie vermag es, alles zu Unter- und Überfunktion so anschaulich darzustellen,
dass es beinahe greifbar wird. Warum gibt es eigentlich Jod-Salz zu kaufen? Und
was hat dieses kleine Organ im Hals damit zu tun, wie schnell wir uns
entwickeln und wachsen?
„Das
Gehirn“ wird von Philip Kerr näher untersucht; der Autor ist bereits 2018 in
London verstorben, hinterlässt aber über vierzig Bücher. Er arbeitet das Thema
kulturell auf, sowohl an Filmen/Serien als auch am schwierigen Thema Lobotomie.
Der
für mich irritierendste Text war der von Thomas Lynch, einem Dichter, Essayist
und Bestatter. Ausgerechnet er hat sich „Die Gebärmutter“ herausgesucht,
ausgerechnet, da er nicht nur ein Mann, sondern auch Bestatter ist. So versucht
er zwar aufzuzeigen, wie männlich-fremdbestimmt das Organ in allen Zeiten war,
allein es gelingt ihm nicht. Als er es dann noch mit dem Tod vergleicht und
teilweise gleichsetzt, fiel mir nicht mehr viel dazu ein. Ich hoffe sehr, dass
ich schlicht das Essay nicht verstanden habe.
Das
sind nur vier von fünfzehn wirklich hervorragend gemachten und inspirierenden
Texten, die auf unterschiedliche Weise aufzeigen, wie wertvoll unser Körper
ist. Wir benutzen ihn jeden Tag, jede Sekunde, aber denken viel zu wenig über
ihn und seine Funktionsweise nach. Die hier versammelten Autoren schaffen es
allerdings, das zumindest kurzzeitig zu ändern. Wirklich toll gemacht, beide
Daumen hoch! Und empfohlen in jedem Fall.
Naomi Alderman ist
in London aufgewachsen und studierte in Oxford und an der University of East
Anglia. Sie stellt bei BBC Radio 4 „Science Stories“ vor und ist Professorin
für Kreatives Schreiben an der Bath Spa Universität. Als Autorin wurde sie
bereits mehrfach mit Preisen für junge Autoren ausgezeichnet. Für Die Gabe
wurde ihr der renommierten Baileys Women's Prize for Fiction verliehen. Naomi
Alderman lebt in London.
Ned Beauman ist
1985 geboren. Er studierte in Cambridge und veröffentlichte Artikel in
unzähligen Magazinen, unter anderem schreibt er für den Guardian und Dazed
& Confused. Er ist Redakteur des Another Man Magazine, Online-Redakteur von
Dummy und in England einer der führenden Experten für Comics und Graphic
Novels.
Daljit Nagra was
born and raised in West London, then Sheffield, and currently lives in
Willesden where he works in a secondary school. His first collection, Look We
Have Coming to Dover!, won the 2007 Forward Prize for Best First Collection and
was shortlisted for the Costa Poetry Award. In 2008 he won the South Bank Show
/ Arts Council Decibel Award.
Ich habe tatsächlich vorher noch nie von dem Buch gehört (und habe vor dem Lesen des Untertitels beim Titel zunächst auch an ein Sachbuch gedacht). Hört sich aber nach einer interessanten Lektüre an, auch wenn der Text von Thomas Lynch etwas seltsam zu sein scheint.
AntwortenLöschenJa und ist das nicht schade? Ich fand es wirklich toll und gerade für Buchaffine müsste es doch DAS Highlight sein. Dazu die wirklich bekannten Namen ... ist mir auch unbegreiflich, dass das keiner zu kennen scheint. Falls Du es liest, kann Du mir ja vielleicht den Lynch-Text erklären :)
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