Kürzlich
bestellte ich ein gebrauchtes Buch über das Internet, das im regulären Handel
leider nicht mehr verfügbar ist. Als es bei mir ankam, merkte ich schnell, dass
ein Fehler passiert sein muss. Und tatsächlich: Der Papierumschlag, der um das
Buch gewickelt war, enthielt eine ISBN, die aber nicht die gleiche war, wie die
im Buch selbst. Das falsche Buch war bei mir eingetroffen.
Daraufhin
reklamierte ich die Bestellung und schrieb den Händler per E-Mail an, in der
ich mich für die fixe Lieferung (und die war wirklich schnell!) bedankte und
den Fehler darlegte. Das Buch wollte ich gern umtauschen und bot an, es per
Büchersendung zurückzuschicken. Fehler passieren, das ist nicht das Ding.
Leider war mein gewünschtes Buch nicht mehr vorrätig, so bekam ich mein Geld
erstattet (und durfte das Buch
behalten!). Was mich aber kurz innehalten ließ, war folgender Satz in der
Antwort des Händlers: „Das ist wirklich mit Abstand die netteste Reklamations
e-Mail die ich je erhalten habe , das ist kein Witz, das meine ich wirklich
ernst.“
Nur
wenige Tage später las ich „Tagebuch eines Buchhändlers“ von Shaun Bythell, in
dem eben jener in Tagebuchform von seinem Leben 2014-2015 im schottischen
Wigtown und seinem Antiquariat erzählt. Ihm passieren darin recht kuriose
Sachen mit seinem Kunden, auch viele nette. Aber die meisten scheinen ihn anzupflaumen.
Sei es, weil ein gebrauchtes Buch (z.B. fünfzig Jahre alt) dann auch so ausschaut oder weil der
Preis von 1,50 verhandelt werden will und man „den Saftladen“ erbost verlässt,
weil es eben der gewünschte Endpreis ist. Gerade auch per E-Mail werden die
Käufer offenbar recht direkt.
Weil
mir die Lektüre so viel Spaß gemacht hat, schob ich seine Empfehlung (und er
empfiehlt sehr viele Bücher darin) von Jen Campbells „"Verkaufen Sie auch
Bücher?" - Kuriose Kundenfragen in Buchhandlungen“ hinterher. Hier werden
zwar nur mehr oder weniger lustige Sprüche gelistet, aber die machen deutlich,
dass es Menschen gibt, die keinen Anstand, keine gute Kinderstube oder schlicht
Höflichkeit besitzen.
Warum
wundert mich das eigentlich? Auch in meinem Beruf muss ich mir oft einiges
anhören – wie vermutlich jeder von uns. Aber sollten Büchermenschen da nicht
ein bisschen anders ticken? Ist so manche Panne es überhaupt wert, sich über
sie aufzuregen und sich nicht nur den eigenen Tag, sondern auch den eines
anderen zu vermiesen?
Das
ist im Grunde nur ein kleiner Gedanke, aber ich möchte an dieser Stelle auch
andere (Leser) dazu anregen, darüber nachzudenken, wie der Umgang mit
Mitmenschen aussehen könnte. Was für uns nur eine kleine Sache ist, in etwa
eine (erboste) E-Mail zu schreiben, kann beim Empfänger schon eine völlig
andere Wirkung haben, besonders, wenn er nicht nur die eine bekommt, sondern
mehrere dieser Art.
Vielleicht
kann aus einem Fehler auch eine Chance gemacht werden? Ich erhielt vielleicht
nicht das Buch, das ich gern gehabt hätte, aber ich konnte ein völlig neues
Buch, das ich bis dato nicht auf dem Schirm hatte, kennenlernen.
Wie
sieht das bei Euch aus? Kennt Ihr solche Situationen – und wie reagiert Ihr
darauf?
Liebe Daniela,
AntwortenLöschenauch bei Büchermenschen kann man halt nicht pauschal urteilen, obwohl man irgendwie immer davon ausgeht, dass es sich bei Buchliebhabern um höfliche, geistreiche Menschen handelt, die mit sich im Reinen sind. Aber wie in allen anderen Bevölkerungsgruppen gibt es eben auch bei den Büchermenschen nette und weniger nette Individuen.
Ich halte es mit der alten Volksweisheit "wie es in den Wald hinein schreit, so hallt es auch wieder heraus", denn dieser Spruch verliert wohl nie seine Aktualität. Ich habe da auch schon einiges erlebt und versuche, meinem Gegenüber immer so sachlich und freundlich wie möglich zu begegnen, und ich fahre weitgehend gut damit. Klar gibt es immer mal wieder Zeitgenossen, die gegenüber jeglicher Freundlichkeit oder Höflichkeit resistent sind, aber ich hoffe halt immer, dass diese Menschen spätestens mal über ihr eigenes Verhalten nachdenken, wenn sie sich wieder beruhigt haben. ;-)
Liebe Grüße
Susanne
Hallo Susanne,
Löschenschön, dass Du reinschaust!
Ich habe gar nichts hinzuzufügen und unterschreibe Deine Worte gern. :)
LG und ein wunderbares WE
Daniela
Ich habe ja jahrelang im Kunden- und Tourismusbereich gearbeitet und da musste ich erst mal lernen, manche Bemerkungen und Beleidigungen an mir vorüberziehen zu lassen und nicht alles persönlich zu nehmen. Manches fand ich da schon frustierend, aber natürlich ist mir auch immer ein unangenehmer Besucher besser im Gedächtnis geblieben als zehn unauffällige/höfliche. Vermutlich ist es mit Buchhandelskunden ganz ähnlich.
AntwortenLöschenMit der Zeit habe ich mir auf jeden Fall ein etwas dickeres Fell zugelegt und gleichzeitig aber auch die netten Begegnungen mehr zu schätzen gelernt.
Umgekehrt habe ich allgemein noch nie dazu geneigt Verkäufer anzupflaumen, aber ich merke, dass ich trotzdem mein eigenes Verhalten nochmal reflektierter betrachte, seit ich auch die andere Seite kenne. Und es fällt mir leichter, einfach durchzuatmen und es mit Gleichmut zu nehmen, wenn mal ein Verkäufer unfreundlich/unhöflich zu mir ist (was ja leider auch manchmal vorkommt).
Oh, das glaube ich gern, dass man sich da einiges anhören muss. Schon mal darüber nachgedacht, ein Buch drüber zu schreiben? ;-)
LöschenIch glaube, solange man daraus lernt und es versucht besser zu machen, ist das ja schon die halbe Miete.
Dir auch ein wunderbares WE!
Liebe Daniela,
AntwortenLöschenheute finde ich endlich einmal Zeit, deinen Beitrag zu kommentieren.
Leider, leider sind Menschen schnell im Empören. Manchmal wird vielleicht nur überreagiert, weil man einfach einen schlechten Tag hatte oder einen eigentlich etwas Anderes, Größeres wurmt und sich dann ein Ventil gesucht wird. Und manche Menschen brauchen anscheinend einfach immer etwas, über das sich Beschweren können (ich hab zwei, drei solcher Vertreter leider auch in meiner Familie). Die Mehrheit ist das aber sicher nicht und es ist erst recht alles keine Entschuldigung dafür, unhöflich oder gar beleidigend zu werden. Und wie du schon sagst: In den meisten Fällen kostet das Gemecker nur Energie und Zeit, die man für etwas Schöneres hätte aufbringen können.
Aber wie Susanne seh auch ich keinen Grund, warum Lesende da vorbildlicher agieren sollten. Sicher, man könnte mutmaßen, dass Lesende empathischer und entspannter sind und dadurch nicht so leicht zu erzürnen. Aber das Lesen macht niemanden automatisch zu einem besseren/respektvolleren Menschen (so schön das auch wäre).
In jedem Fall können sich alle Menschen grundsätzlich mehr in Geduld und Höflichkeit üben, denn niemand ist davor gefeit, mal überzureagieren oder seinen Ärger an den Falschen auszulassen.
Ich versuche seit meiner Schulzeit nach dem kategorischen Imperativ zu handeln. Natürlich klappt das im Alltag nicht immer, aber im Allgemeinen habe ich gemerkt, dass Höflichkeit gegenüber anderen sich irgendwann auch für einen selbst auszahlt und schlechtes Verhalten auf einen selbst zurückfällt.
Hallo Kathrin,
Löschenschön, dass Du reinschaust. :)
Vielleicht war ich nur dr irrigen Annahme, dass belesene Menschen andere Wege finden (sollten) sich auszudrücken als wüste Beschimpfungen. Oder vielleicht auch etwas gelassener in ihrer Art sind. Aber gut, es stimmt, das muss nicht sein. :)
Die "Anonymität" des www ist sicher auch nicht hilfreich oder man denkt manchmal einfach nicht nach, obwohl man es sollte. Mich hat jedenfalls der Satz gerührt und ich hoffe, dass es zukünftig mal jemanden gibt, der das toppen kann. :)
LG
Daniela