Autorin: Alice Holden
Originaltitel: Do Grow:
Start with 10 simple vegetables.
Verlag: Tempo
ISBN: 978-3455003147
Euro: 12,00
Veröffentlichungsdatum: März
2018
Seiten: 126
Serie: Do Books
Come in: vom Verlag
Was
ist Do?
Im
Jahr 2008 fanden die ersten DO Lectures statt – ein Event, das zunächst auf
einer Hühnerfarm in Wales abgehalten wurde. „Es war nur eine Idee, eine
Mischung aus Festival und Konferenz, aber ohne Namensschilder und schlechten
Kaffee. Eine überschaubare Zahl an Rednern und Teilnehmern zelteten zusammen an
der Westküste von Wales und verbrachten drei Tage als Gemeinschaft zusammen.
Die Idee dazu hatten Clare und David Hieatt. Was sie wollten, war Menschen
zusammenzubringen: Movers and Shakers, Leute mit ungewöhnlichen Ideen, die
Dinge verändern wollten und das auch taten. Sie sollten ihre Geschichten
erzählen und damit andere inspirieren, rauszugehen in die Welt und etwas zu
TUN.“, heißt es im Pressetext.
Entstanden
sind mittlerweile achtzehn Bücher, die laut zugehöriger Homepage „whose ideas
have inspired others to go and Do“ und in diverse Sprachen übersetzt wurden.
„Each book is fairly short, about 100 pages, as it focuses on the ‘doing’
rather than the background theory. Concise, practical, visually striking guides
that make it easier to Do stuff.“, heißt es dort weiterhin.
https://thedobook.co/
Meinung
Alice
Holden ist Landwirtin, die zudem auch auf dem Land großgeworden ist. Nach dem
Studium zog es sie wieder zurück, denn die Arbeit mit Erde und Pflanzen sei
viel nachhaltiger und zufriedenstellender, als das, was sie in einem Büro tun
könnte. Zwar geht es in ihrem knapp 170 Seiten starken Werk eher um (große)
Gärten, aber schon der Klappentext verrät: „Es genügen schon ein Blumenkasten
und zehn Minuten in der Woche.“
Herausforderung
angenommen!
Nach
langjähriger Abstinenz habe ich in diesem Jahr meinen Balkon wieder mit einigen
Pflanzen (auch Blumen) bepflanzt und schaue ihnen geduldig beim Wachsen zu.
Holden
beginnt ihr Werk gemächlich und ganz am Anfang: benötigte Materialien und
Werkzeuge werden vorgestellt. Auch hat sich die Autorin auf zehn Dinge
konzentriert, denen sie sich ausführlich widmet. Das sind unter anderem:
Winterharte Kräuter, Salate, Rote Beete, Tomaten, Bohnen und Wintergemüse. Was
sind die Voraussetzungen, um Pflanzen anzubauen, welche Erde ist vorrätig, wie
sind die allgemeinen Grundbedingungen? Speziell den Hochbeeten widmet sie sich
und schließlich sehr intensiv dem Thema Kompost.
Ich
habe einen Westbalkon, was bedeutet, dass erst am Nachmittag die Sonne, dann
allerdings so richtig, herumgewandert kommt. Das mögen nicht alle Pflanzen,
weshalb das für Balkongärtner zwingend nachzulesen ist, bevor es losgeht.
In
den Pflanzkübeln, die ich teilweise bereits zu Hause hatte, aber auch einige
neu gekauft, befindet sich sehr unterschiedliche Erde von Qualitäten von eher
preiswert bis hin zu richtig gut. Wie wichtig diese ist, muss ich bislang
verschlafen haben, zwar erzielt man auch mit normaler Blumenerde gute
Ergebnisse, wer aber richtig gute
Ergebnisse haben möchte, muss im Vorfeld auch mehr investieren. Und gut düngen!
Holden
geht nun zum Thema Saatgut und dem Vorziehen der einzelnen Pflanzen über. Hier
macht es einem die Stadt sehr einfach: Die meisten Pflanzen sind bereits in
fortgeschrittenem Stadium zu kaufen. Da das aber ziemlich ins Geld gehen kann,
werde ich im nächsten Jahr ebenfalls versuchen, einige Pflanzen vorzuziehen.
Dabei kommt hinzu, dass die handelsüblichen Sorten immer die gleichen sind, es
aber z.B. bei Tomaten viele, auch historische Sorten gibt, die alle über einen
sehr individuellen Geschmack verfügen. Wer also mal etwas anderes will, ist gut
beraten, es selbst zu machen.
Bisher
habe ich zwei Tomaten, eine Harzfeuer, eine historische, zwei grüne Paprika,
zwei Peperoni, zwei Spitzpaprika, eine Erdbeerpflanze, eine Salat- und eine
Minigurke. Dazu einige Kräuter ausgesät und Radieschen (die gehen echt
überall).
Holden
schreibt, dass sie ihre Pflänzchen bei Anzucht einige Wochen im Bad (mit
Fenster) gelagert hat, bis es Zeit war, mit diesen ins Freiland umzuziehen, was
ein Foto beweist. Da die meisten Wohnungen eher über einen überschaubaren Platz
verfügen und die Pflänzchen viel Licht benötigen, da sie sonst zu schnell zu
hoch schießen, sollte vorher überlegt werden, wo man knapp zwei Monate mehrere
Anzuchttöpfchen aufstellen kann und will. Da aber gerade Gurkenpflanzen sehr
ins Geld gehen können, ist die eigene Anzucht zu überlegen.
Nach
dem ersten Drittel greift Holden ihre erwähnten Pflanzen speziell auf und
erzählt zu den Besonderheiten im Anbau und wie sich die Erträge steigern
lassen. Dabei gibt es hier und da ein paar Insidertipps, die für Anfänger
bestens geeignet sind.
Danach
gibt es mehrere Ratschläge was bei Schädlingen zu tun ist. Dazu zählen im
Freiland besonders Schnecken, der falsche Boden und auch mal das Wetter.
Bei
mir selbst haben sich leider die Blattläuse breitgemacht (die in diesem Jahr
wohl generell sehr hartnäckig sein sollen), die ich mir vermutlich mit einer
der beiden grünen Paprikas mitgebracht habe. Dazu steht leider nichts im Buch,
aber das Internet bietet diverse Hilfe, wenn es darum geht, sie wieder
loszuwerden. Ich habe mich für die Wasser-Milch-Lösung entschieden. Diese muss
mehrere Tage angewandt werden und scheint bisher gut zu wirken. Leider saut es
auch die Pflanzen und Töpfe ziemlich ein.
Die
Radieschen sind anfangs leider auch von kleineren Vögeln angeflogen und
angeknabbert worden, bis ich sie vertreiben konnte. Die Pflanzen sind
nachgewachsen. Ich habe mir neben den üblichen Sorten auch zwei weitere
bestellt: Supernova und French Breakfast. Diese sind in den kleinen
Plastikgefäßen neben der runden Pflanzschale eingesät und alle innerhalb
weniger Tage gekeimt. Allerdings hat auch das sehr heiße Wetter dazu
beigetragen.
Im
letzten Drittel nun stellt die Autorin diverse Rezepte zu ihren vorgestellten
Pflanzen vor. Dazu sei auch das Buch „Einmachen: Marmelade, Chutney,eingelegtes Gemüse und Sirup“ erwähnt, aus dem einige der Rezepte stammen.
Nicht
nur für Selbstversorger ist der eigene Anbau von Nutzpflanzen zu empfehlen. Die
Arbeit ist sehr beruhigend und ich schätze dabei besonders das Gefühl, in einer
schnelllebigen Welt zur Ruhe kommen zu können. Die Geduld, die man entwickeln
muss, sowohl bei Keimung, als auch bei kleineren Problemchen und natürlich, bis
die Pflanzen beginnen, richtig zu wachsen, wirkt irgendwie erdend. Ich freue
mich sehr auf das Endergebnis!
Wer
jetzt meint, das sei zu teuer, wenn man neu beginnt, den muss ich enttäuschen.
Ich habe einige Sachen in kleinen Plastikgefäßen, in denen Salate waren,
ausgesät oder Milchpackungen in der Hälfte aufgeschnitten, dazu nicht nur
gekauftes Saatgut verwendet, sondern aus einer gekauften grünen Paprika Samen
entnommen, über Nacht eingeweicht und eingepflanzt. Als ich dachte, das wird
nichts mehr, entdeckte ich, dass zwei der Samen gekeimt sind. Dieses Experiment
habe ich mit Samen aus einer gekauften Tomate in einer Eierschachtel
wiederholt, fünf von sechs sind aufgegangen und haben kleine Pflänzchen
hervorgebracht. Viel Erde braucht es da erst einmal nicht und auch in der Stadt
lässt sich welche finden, teuer muss es also nicht werden. Selbst jemand, der
weder Garten noch Balkon hat, kann so ein kleines Gefäß auf die Fensterbank
stellen und sich eigene Kräuter ziehen. Es macht wirklich Spaß. Aber Achtung:
Macht süchtig!
Alice
Holdens „Anpflanzen“ ist für Anfänger gut geeignet, geht allerdings nicht sehr
in die Tiefe. Die einfachen Pflanzen, die sie vorstellt, sollten aber von jedem
gut anzubauen sein und der erste Überblick, den sie bietet, ist nicht zu
unterschätzen. Wer mehr wissen will, muss sich eben darüber hinaus
schlaumachen. Mir hat das Do Book in jedem Fall Lust auf mehr gemacht und genau
dazu ist es ja gedacht.
PS: Ich weiß, Plastik ist schlecht, aber die Gefäße stammen nicht aus meinem Verbrauch und da sie schon einmal da waren, wollte ich sie noch einem positiven Zweck zuführen.
PS: Ich weiß, Plastik ist schlecht, aber die Gefäße stammen nicht aus meinem Verbrauch und da sie schon einmal da waren, wollte ich sie noch einem positiven Zweck zuführen.
Alice Holden half
nach dem Studium auf dem Bauernhof ihrer Familie in Wales aus und blieb dabei.
Doch statt sesshaft zu werden, arbeitete sie als Landwirtin zehn Jahr lang an
den unterschiedlichsten Orten rund um die Welt, u.a. auf Vancouver Island.
Heute bewirtschaftet sie eine drei Hektar große Farm in London.
Weitere
DO Books:
Dazu möchte ich gerne nur einen Link da lassen :)
AntwortenLöschenhttp://www.bbc.com/capital/story/20181210-gardening-could-be-the-hobby-that-helps-you-live-to-100?ocid=fbcap
Länger leben ohne dement zu werden? Nehm ich :)
LöschenDie Blattläuse konnte ich im Übrigen gut bekämpfen, auch wenn mal jemand erwähnen könnte, wie das stinkt, wenn man mehrere Tage mit der Milchlösung sprüht. Leider gibt es dieses Jahr eine wahre Epidemie von Trauermücken und die haben die Paprikapflanzen so geschädigt (also die Larven), dass ich sie gestern entsorgen musste, obwohl alles versucht habe (außer Chemie). Das hat die Sache etwas eingedämmt, aber leider nicht beseitigt. Bisher habe ich nicht herausgefunden, wo die Viecher sonst noch herkommen.
Indoor versuche ich mich übrigens gerade an Bonsai-Samen. Die chinesische Ulme hatte jetzt zwanzig Tage und wird vermutlich nichts mehr. Der Mini-Granatapfel hatte heute zehn Tage, mal sehen, ob das noch was wird. Für Tipps vom Experten bin ich immer dankbar ;-)
Aus der gekauften grünen Paprika sind jetzt schon vier Samen gekeimt, einen konnte ich schon umtopfen. Auch die Tomaten sind einzeln gesetzt. Ob die dieses Jahr noch zu ernten sind, glaube ich zwar nicht, aber dieses Jahr sammle ich alle Erfahrung, die so geht und nächstes Jahr wird es besser. Meine Gurken schießen in die Höhe und haben schon viele kleine Früchte.
Ach ja, man merkt, ich liebe es :)
Es ist so schön, dass es dir so viel Spaß bringt!
AntwortenLöschenIch bin leider absolut kein Experte was Gemüse angeht... Ich hab nur ganz viel anderes Grünzeug vor meinem Fenster :)
Du kannst es auch mit Nützlingen versuchen. Die kann man sogar schon über Amazon bestellen. Marienkäferlarven fressen zum Beispiel Blattläuse und noch ganz viele andere Pflanzenvernichtende Viecher. Sie sind im Freiland aber natürlich nicht so effektiv und man muss auch mal gucken ob man heimische Marienkäfer bekommt. Ansonsten Florfliegenlarven. Die sind auch super!
Zum Keimen: manche Bäume mögen keine zu hohen Keimtemperaturen. Bei der chinesischen Ulme weiß ich es jetzt nicht, aber es gibt andere, die keimen am besten draußen. Wenn du sie sonst eh wegschmeißen würdest, stelle sie nochmal einfach 10-15 Tage nach draußen auf den Balkon.
Bei gekauftem Gemüse muss man beim Saat abnehmen immer etwas aufpassen. Man darf da nie über Jahre von den daraus hervorgehenden Früchten die Saat nehmen. Es können sich da nämlich Schadstoffe ansammeln (ist mal jemand auf diese Weise an Zucchini gestorben). Bei alten und Wildsorten geht das aber.
Ich freue mich wirklich immer tierisch wenn jemand das Gärtnern (wieder)entdeckt :)
An Nützlinge habe ich schon gedacht, war dann aber eher bei Nematoden (wegen der Larven). Wie gesagt, die Blattläuse sind gut weggegangen mit der Milch-Wasser-Lösung.
LöschenDie Ulme ist seit knapp einer Woche draußen, aber da ist es recht warm gewesen bzw. immer mal wieder mit Unwetter dazwischen (sie steht mehr schattig). Ich habe sie gestern mal in andere Erde gesetzt, mal sehen, ob das noch was bringt. Wegschmeißen nicht, ich dachte ja auch bei den Paprikasamen, das wird nichts mehr und wollte sie eben entsorgen, als ich in der Erde gebohrt und gesehen habe, dass da was keimt. Einfach durchhalten ... ja, da muss man sich eben erst (wieder) dran gewöhnen. :) Aber das finde ich auch so spannend, ebenso wie das gefühl, wenn aus so einem kleinen Samen plötzlich etwas wird.
Ja, das mit der Zuccini habe ich auch mal gelesen und war immer vorsichtig, wenn mir jemand aus dem Garten welche angeboten hat (ich mag die sehr gern).
Ich freue mich auch :)
Ha! Ein Samen der chinesichen Ulme keimt!
LöschenUnd im Näpfchen mit den Paprikasamen haben sich welche weiter unten versteckt, die nun auch keimen. Allerdings finde ich, entwickeln sich diese Pflänzchen recht langsam, so im Gegensatz zur Tomate z.B.
Die Trauermücken sind weniger geworden, seit ich den Herd beseitigt habe und es sieht so aus, als wäre so gut wie keine mehr auf dem Balkon unterwegs.
Ich sag's ja: Geduld ...
Was für "Grünzeug" hast Du denn so am Fenster stehen und eignet sich das auch für deutsche Gefilde?
Jippie! Klasse! :)
LöschenIch hatte mal mit tropischen und subtropischen Nutzbäumen experimentiert was das Keimen anging. Das dauerte wirklich oft lange. Da habe ich auch herausgefunden, dass der Blauregen es nicht zu warm mag. Ich erinnere mich wieder :)
Vor meinem Fenster in der Blumenbox stehen ein aus Saat gezogener Blauregen (blüht noch nicht), ein aus Saat gezogener Kakibaum (trägt keine Früchte), ein japanischer Aprikosenkeimling, eine Nandina domestica (Himmelsbambus, gibt es seit einigen Jahren in Deutschland), ein Liebesperlenstrauch, Klee, Cyclamen, Tulpen, Salomonsiegel, Hosta, Schlangenbart, vielleicht lebt unter ihm auch irgendwo noch eine Saxifraga, Farn, Sedum, eine andere Saxifraga und irgendwas von dem ich den Namen vergessen habe ;)
Das meiste davon kann man auch in Deutschland pflegen :)
Ich habe mich ja ein wenig eingelesen, als es an die Bonsais ging und die müssen ja schon auch den Winter hier aushalten, wo es teilweise recht dunkel und kalt (auch drinnen) werden kann. Darum hatte ich mich für den Mini-Granatapfel entschieden, der klang mit am pflegeleichtesten. Dann gibt es Pflanzen, die nicht leicht zum Keimen zu bringen sind (Stichwort: Stell den Samen mit Erde drei Wochen in den Kühlschrank) usw. Aber drei Blauregensamen habe ich auch noch hier, ich finde die Pflanze wunderschön. Die chines. Ulme habe ich aus einer Geschenkbox gemopst, da waren ja viele Samen drin, das fiel nicht weiter auf. ;-)
LöschenInteressant finde ich, was Du zur Temperatur schreibst, die meisten raten einem zu etwas höheren Temperaturen, weshalb ich überhaupt auf den Sommer gewartet habe. Aber ja, probieren geht über studieren *g
Danke für Deine Tipps!