Erstmalig
bei der Leseratte auf die Parade aufmerksam geworden, drückt
der Text bei Hilgerlicious eine
ganze Menge meiner eigenen Gedanken aus. Es kann sich jeder Blogger bis Ende
März mit einem eigenen Text bewerben – unabhängig vom Blogthema.
Im
September 2018 habe ich mir in diesem Artikel bereits so meine Gedanken ums
Bloggen und dessen Auswirken gemacht:
Aber
als ich mich in einige Beiträge der Blogparade eingelesen hatte, erkannte ich,
dass ich ein paar sehr wichtige Punkte vergessen habe. Bloglesen wird für jene,
die sich wirklich informieren möchten, niemals langweilig werden. Wie kann auch
so etwas Komplexes durch bloße Bilder oder kurze Tweeds ersetzt werden? Die
sind kurzzeitig relevant, aber eben nur so lange, wie sie in der Timeline
auftauchen – und das wird mit den neuen Richtlinien und technischen Anpassungen
der Anbieter ohnehin immer schwieriger.
Als
ich kürzlich nach Rezepten für eingelegte Champions suchte und wissen wollte,
ob man diese vor dem Befüllen noch kochen muss und wenn ja wie lange, stieß ich
bei meiner Suche im www größtenteils auf Bilder – aber die konnten mir meine Frage
nicht beantworten. Erst als ich „Blog“ zu meiner Suchanfrage hinzufügte, erfuhr
ich, was ich wissen wollte. Zudem hat Kathrin Hilger recht: Bilder sind
vergänglich, Blogposts nicht. Solange die Technik mitspielt, sind sie auch noch
Jahre nach ihrem Erstellen sicht- und lesbar. Und manche Probleme oder Fragen
tauchen eben nicht nur einmal auf, sondern auch nach Jahren immer mal wieder.
Insofern
glaube ich an mein Fazit: „Ja, das Bloggen macht Arbeit und die sollte nicht
unterschätzt werden. Sich aber Arbeit an der falschen Stelle aufzuhalsen, kann
letztendlich sogar unglücklich machen, weil vieles davon mit dem, was man
eigentlich erreichen wollte, kaum mehr etwas zu tun hat. Darum möchte ich dafür
plädieren, wieder mehr das eigentliche "Kerngeschäft" eines Bloggers
in den Fokus zu rücken.
Oder
anders ausgedrückt: Mach dein eigenes Ding!
#machdeineigenesding“
Wir sind Blogger, alle Social-Media-Accounts können und sollten darüber hinaus
nur Beiwerk sein.
Was
mir aber im Zuge dessen in Verbindung mit Kathrin Hilgers Text erneut durch den
Kopf zog war mein Bedauern darüber, dass so viele Buchblogger in einer seit
Jahren gleichen Bedeutungslosigkeit verharren und sich nicht recht mit dem
Medium beschäftigen, um das es in ihrem Tun eigentlich geht. Zum Vergleich: Ein
Kochblog postet nicht nur Rezepte, sondern setzt sich ebenfalls mit den Zutaten
auseinander; was ist frisch, was ist Bio, wo stammen unsere Lebensmittel
eigentlich her? Aber bei Büchern scheint oftmals gar nicht das Interesse an
Hintergrundinformationen gegeben zu sein.
Nun
steht bald die Leipziger Buchmesse an, aber wissen die meisten Buchblogger
eigentlich, dass die einzelnen Verlage nicht aus Spaß an der Freude dort mit
ihren jeweiligen Ständen den Lesern zur Verfügung stehen, sondern eine ziemliche
Stange Geld dafür auf den Tisch legen mussten? Warum macht es in Hinblick
dessen Sinn, kein Buch auf der Messe zu kaufen, sondern dieses hinterher beim
Verlag zu bestellen?
Aber
auch mit inhaltlichen oder weiterführenden Themen wird sich in Buchblogs kaum
auseinandergesetzt. Immerhin leben wir in einer Zeit, in der es eine Challenge braucht, die sich #WirlesenFrauen nennt.
Dafür
müssen zwölf Stationen absolviert werden, in denen es unter anderem darum geht,
ein Buch einer Woman of Color zu lesen oder ein Sachbuch aus der Feder einer
Autorin. Nur weshalb die Initiation solch einer Challenge und das auch erst
nach so vielen Jahren Buchblogs und in einer Zeit, in der das Thema bereits
anderweitig (sehr) hohe Wellen geschlagen hat (Buchblogger also mal wieder das
Schlusslicht bilden)? Was geschieht, wenn die Challenge endet, oder anders
gefragt: Werden die Teilnehmer dann immer noch Frauen jeglicher Herkunft lesen
oder generell von Frauen geschriebene Werke? Was hat sie denn bisher davon
abgehalten?
Auch
für „normale“ Leser ohne Bezug zum Geschäft im Hintergrund kann es nicht
uninteressant sein, wer welches Werk geschrieben hat und mit welcher Intention.
Bedingt nicht auch, aber nicht nur, der Autor den Inhalt (oder das Thema) einer
Story? Greift eine strickbegeisterte Dame zu einem Sachbuch dieses Themas, das
von einem Mann verfasst wurde? Gibt es eigentlich Sachbücher zum Thema „Feminismus“
von Männern und „dürfen“ die so etwas verfassen? Hand aufs Herz: Wie
wahrscheinlich wäre es, dass Du zugreifst? Irgendwie hat man immer einen Bezug
zum Drumherum eines Buches, ob man das bewusst wahrnimmt oder nicht. Das kann
in etwa auch das Cover sein; zu diesem Thema gibt es ganze Studien. Kein Leser
greift einfach so irgendwohin. Hast Du Dich je gefragt weshalb?
Die
#blogswirken Blogparade möchte die Wertschätzung auf Blogs zurücklenken und auf
deren Besonderheiten hinweisen. Und da lässt sich eine Menge finden und nennen.
Falls
jetzt jemand Lust bekommen hat, über Dinge nachzudenken oder einen kleinen Text
zu schreiben, die uns alle – Buchblogger und Contentersteller im Allgemeinen –
betreffen, aber nicht so recht weiß, wo anfangen, hier ein paar
Vorschlagsthemen:
Was ist Bloggen?
Artikel 13
Welche Papiersorte wird für
Bücher verwendet und warum?
Wer sind Leser von
(Buch-)Blogs?
Persönlicher Geschmack und
Zeitgeist
Wie unabhängig rezensiert man
das Buch eines persönlich bekannten Autors?
Wo sind die vierzigjährigen
Frauen in Büchern abseits des Frauenromans?
Wie verändert das digitale
Lesen unser Denken?
Welcher Charakter in welchem
Buch hatte viel Tiefgang und warum?
Welche Werke mit speziellen Themen jüngeren
Lesern in die Hand drücken?
Was macht eigentlich ein
Übersetzer/Lektor/Autor/Verleger den ganzen Tag?
Welche Themen scheue ich als
Leser in einem Buch und warum?
Umweltschutz: Folie, Papier,
gebrauchte Bücher
Spoiler (in Rezensionen, im
Klappentext, mündlich)
Wie heißen die Figuren in
meinen Büchern und warum?
Politische Korrektheit – und
ihre Folgen
Warum stammt die Mehrheit
aller deutschen Übersetzungen aus den USA?
Was ist ein Buchmarkt und
warum gibt es mehrere davon?
Wie sortiere ich Bücher im
Regal und sollte ich das überhaupt?
Wohin mit ungeliebten Büchern?
Was kostet die Herstellung
eines typischen Buches?
Was ist der Unterschied
zwischen Hardcover, Taschenbuch und Klappenbroschur?
Warum ist ein E-Book in der
Herstellung nicht zwingend preiswerter?
Wem gehören die größeren
Verlage in Deutschland?
Wer steht hinter großen Buch-
und Leserseiten – und warum sollte mich das interessieren?
Es
gibt mannigfaltig Themen rund ums Buch und dessen Entstehung und Herstellung.
Und selbst, wenn man „nur“ liest, hat man zuvor eine Menge Entscheidungen
getroffen, über die nachzudenken sich durchaus lohnen würde.
Wenn
ich also sage, dass wir wieder mehr zum Kerngeschäft zurückkehren sollten, dann
korreliert das in hohem Maße mit der hier vorgestellten Blogparade. Wenn
nämlich Blogs versuchen, etwas anderes zu sein als das, was sie sind, MUSS das
Medium zwangsläufig zugrunde gehen. Bücher nur „in Szene zu setzen“ und das mit
bestrumpften Beinen, Lichterketten oder den unsäglichen Funkos macht für
Buchblogs absolut keinen Sinn.
Darum
möchte ich alle, die das hier lesen, dazu auffordern, sich im Rahmen dieser
Blogparade – auch über das Abgabedatum hinweg – einmal in etwas zu vertiefen „rund
ums Buch“, über das sie noch nie nachgedacht, es aber schon einmal bemerkt
haben. Denn wenn am Ende so gut wie keiner mehr liest, wenn alle nur noch
gebrauchte Bücher kaufen, wenn die Preise dadurch weiter steigen, wenn es immer
weniger Vorauswahl beim Lesestoff gibt (vor allem bei den quietschebunten
Büchern, die so tun als wären sie Phantastik) und die schöne Sprache, die wir
besitzen immer mehr verloren geht, wenn die Politik, der Zeitgeist und/oder
Großkonzerne sich weiter einmischen, dann wird es zu spät sein, um sich um so
etwas noch Gedanken zu machen. Darum bitte: Blogs sind nicht (!) für bunte
Bilder von Buchcovern oder Texte im SMS-Stil gemacht. Sie sind für schriftlich
ausformulierte Gedanken rund ums Buch(-geschäft) geschaffen: das Kerngeschäft.
#machdeineigenesding
Vielen Dank für diesen Aufruf!
AntwortenLöschenDu sprichst mir aus der Seele. Auch ich empfinde die social media Blase mit den hübschen Fotos als Ersatz für tiefergedachten Content als lästig und wünsche mir wieder mehr Beiträge, die über "Lifestyle" hinausgehen, fordern und hinterfragen. Ich bin schon am Überlegen in welches Thema ich mich für #blogswirken reindenke. Vielleicht greife ich etwas auf, dass ich schon seit einer Weile mache - Beschäftigung mit der russischen Literatur. Vielleicht wird es auch etwas ganz anderes!
Hallo und willkommen im Blog!
Löschendanke! Ich denke mir immer, dass beim Thema "Buch" doch mehr drin sein müsste, als das, was man auf gefühlten 90% aller Buchblogs zu sehen bekommt. Umso schöner, wenn sich jemand etwas Bestimmtes heraussucht und sich richtig reinkniet.
Schade, dass es offenbar Menschen gibt, die glauben, man sei Putinversteher oder Agent nur weil man russ. Literatur liest. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es gerade dieser Tage schwierig ist, Leser dazu zu bewegen, zu russ. Autoren zu greifen, was sehr schade ist, denn sie haben auch deutsche Autoren beeinflusst und mit ihnen interagiert. Umso wichtiger wäre es, nicht nur die "üblichen Verdächtigen" zu lesen.
Mir ist z.B. N. Gogol mit "Die toten Seelen" empfohlen worden, das klang sehr interessant. Phantastischer soll es werden mit A. Beljajew und "Der Amphibienmensch", was sogar sehr erfolgreich verfilmt worden ist. Historisch haben Boris Akunin auf meiner Liste (ein Pseudonym).
Was immer Du Dir für ein Thema heraussuchst, ich lese bestimmt mit :)
LG
Daniela