Donnerstag, 21. März 2019

(Blogparade) Wertschätzung für Blogs: #blogswirken


Erstmalig bei der Leseratte auf die Parade aufmerksam geworden, drückt der Text bei Hilgerlicious eine ganze Menge meiner eigenen Gedanken aus. Es kann sich jeder Blogger bis Ende März mit einem eigenen Text bewerben – unabhängig vom Blogthema.
Im September 2018 habe ich mir in diesem Artikel bereits so meine Gedanken ums Bloggen und dessen Auswirken gemacht:
Aber als ich mich in einige Beiträge der Blogparade eingelesen hatte, erkannte ich, dass ich ein paar sehr wichtige Punkte vergessen habe. Bloglesen wird für jene, die sich wirklich informieren möchten, niemals langweilig werden. Wie kann auch so etwas Komplexes durch bloße Bilder oder kurze Tweeds ersetzt werden? Die sind kurzzeitig relevant, aber eben nur so lange, wie sie in der Timeline auftauchen – und das wird mit den neuen Richtlinien und technischen Anpassungen der Anbieter ohnehin immer schwieriger.

Als ich kürzlich nach Rezepten für eingelegte Champions suchte und wissen wollte, ob man diese vor dem Befüllen noch kochen muss und wenn ja wie lange, stieß ich bei meiner Suche im www größtenteils auf Bilder – aber die konnten mir meine Frage nicht beantworten. Erst als ich „Blog“ zu meiner Suchanfrage hinzufügte, erfuhr ich, was ich wissen wollte. Zudem hat Kathrin Hilger recht: Bilder sind vergänglich, Blogposts nicht. Solange die Technik mitspielt, sind sie auch noch Jahre nach ihrem Erstellen sicht- und lesbar. Und manche Probleme oder Fragen tauchen eben nicht nur einmal auf, sondern auch nach Jahren immer mal wieder.
Insofern glaube ich an mein Fazit: „Ja, das Bloggen macht Arbeit und die sollte nicht unterschätzt werden. Sich aber Arbeit an der falschen Stelle aufzuhalsen, kann letztendlich sogar unglücklich machen, weil vieles davon mit dem, was man eigentlich erreichen wollte, kaum mehr etwas zu tun hat. Darum möchte ich dafür plädieren, wieder mehr das eigentliche "Kerngeschäft" eines Bloggers in den Fokus zu rücken.
Oder anders ausgedrückt: Mach dein eigenes Ding!
#machdeineigenesding“ Wir sind Blogger, alle Social-Media-Accounts können und sollten darüber hinaus nur Beiwerk sein.
Was mir aber im Zuge dessen in Verbindung mit Kathrin Hilgers Text erneut durch den Kopf zog war mein Bedauern darüber, dass so viele Buchblogger in einer seit Jahren gleichen Bedeutungslosigkeit verharren und sich nicht recht mit dem Medium beschäftigen, um das es in ihrem Tun eigentlich geht. Zum Vergleich: Ein Kochblog postet nicht nur Rezepte, sondern setzt sich ebenfalls mit den Zutaten auseinander; was ist frisch, was ist Bio, wo stammen unsere Lebensmittel eigentlich her? Aber bei Büchern scheint oftmals gar nicht das Interesse an Hintergrundinformationen gegeben zu sein.
Nun steht bald die Leipziger Buchmesse an, aber wissen die meisten Buchblogger eigentlich, dass die einzelnen Verlage nicht aus Spaß an der Freude dort mit ihren jeweiligen Ständen den Lesern zur Verfügung stehen, sondern eine ziemliche Stange Geld dafür auf den Tisch legen mussten? Warum macht es in Hinblick dessen Sinn, kein Buch auf der Messe zu kaufen, sondern dieses hinterher beim Verlag zu bestellen?
Aber auch mit inhaltlichen oder weiterführenden Themen wird sich in Buchblogs kaum auseinandergesetzt. Immerhin leben wir in einer Zeit, in der es eine Challenge braucht, die sich #WirlesenFrauen nennt.
Dafür müssen zwölf Stationen absolviert werden, in denen es unter anderem darum geht, ein Buch einer Woman of Color zu lesen oder ein Sachbuch aus der Feder einer Autorin. Nur weshalb die Initiation solch einer Challenge und das auch erst nach so vielen Jahren Buchblogs und in einer Zeit, in der das Thema bereits anderweitig (sehr) hohe Wellen geschlagen hat (Buchblogger also mal wieder das Schlusslicht bilden)? Was geschieht, wenn die Challenge endet, oder anders gefragt: Werden die Teilnehmer dann immer noch Frauen jeglicher Herkunft lesen oder generell von Frauen geschriebene Werke? Was hat sie denn bisher davon abgehalten?
Auch für „normale“ Leser ohne Bezug zum Geschäft im Hintergrund kann es nicht uninteressant sein, wer welches Werk geschrieben hat und mit welcher Intention. Bedingt nicht auch, aber nicht nur, der Autor den Inhalt (oder das Thema) einer Story? Greift eine strickbegeisterte Dame zu einem Sachbuch dieses Themas, das von einem Mann verfasst wurde? Gibt es eigentlich Sachbücher zum Thema „Feminismus“ von Männern und „dürfen“ die so etwas verfassen? Hand aufs Herz: Wie wahrscheinlich wäre es, dass Du zugreifst? Irgendwie hat man immer einen Bezug zum Drumherum eines Buches, ob man das bewusst wahrnimmt oder nicht. Das kann in etwa auch das Cover sein; zu diesem Thema gibt es ganze Studien. Kein Leser greift einfach so irgendwohin. Hast Du Dich je gefragt weshalb?
Die #blogswirken Blogparade möchte die Wertschätzung auf Blogs zurücklenken und auf deren Besonderheiten hinweisen. Und da lässt sich eine Menge finden und nennen.
Falls jetzt jemand Lust bekommen hat, über Dinge nachzudenken oder einen kleinen Text zu schreiben, die uns alle – Buchblogger und Contentersteller im Allgemeinen – betreffen, aber nicht so recht weiß, wo anfangen, hier ein paar Vorschlagsthemen:

Was ist Bloggen?
Artikel 13
Welche Papiersorte wird für Bücher verwendet und warum?
Wer sind Leser von (Buch-)Blogs?
Persönlicher Geschmack und Zeitgeist
Wie unabhängig rezensiert man das Buch eines persönlich bekannten Autors?
Wo sind die vierzigjährigen Frauen in Büchern abseits des Frauenromans?
Wie verändert das digitale Lesen unser Denken?
Welcher Charakter in welchem Buch hatte viel Tiefgang und warum?
Welche Werke mit speziellen Themen jüngeren Lesern in die Hand drücken?
Was macht eigentlich ein Übersetzer/Lektor/Autor/Verleger den ganzen Tag?
Welche Themen scheue ich als Leser in einem Buch und warum?
Umweltschutz: Folie, Papier, gebrauchte Bücher
Spoiler (in Rezensionen, im Klappentext, mündlich)
Wie heißen die Figuren in meinen Büchern und warum?
Politische Korrektheit – und ihre Folgen
Warum stammt die Mehrheit aller deutschen Übersetzungen aus den USA?
Was ist ein Buchmarkt und warum gibt es mehrere davon?
Wie sortiere ich Bücher im Regal und sollte ich das überhaupt?
Wohin mit ungeliebten Büchern?
Was kostet die Herstellung eines typischen Buches?
Was ist der Unterschied zwischen Hardcover, Taschenbuch und Klappenbroschur?
Warum ist ein E-Book in der Herstellung nicht zwingend preiswerter?
Wem gehören die größeren Verlage in Deutschland?
Wer steht hinter großen Buch- und Leserseiten – und warum sollte mich das interessieren?

Es gibt mannigfaltig Themen rund ums Buch und dessen Entstehung und Herstellung. Und selbst, wenn man „nur“ liest, hat man zuvor eine Menge Entscheidungen getroffen, über die nachzudenken sich durchaus lohnen würde.
Wenn ich also sage, dass wir wieder mehr zum Kerngeschäft zurückkehren sollten, dann korreliert das in hohem Maße mit der hier vorgestellten Blogparade. Wenn nämlich Blogs versuchen, etwas anderes zu sein als das, was sie sind, MUSS das Medium zwangsläufig zugrunde gehen. Bücher nur „in Szene zu setzen“ und das mit bestrumpften Beinen, Lichterketten oder den unsäglichen Funkos macht für Buchblogs absolut keinen Sinn.
Darum möchte ich alle, die das hier lesen, dazu auffordern, sich im Rahmen dieser Blogparade – auch über das Abgabedatum hinweg – einmal in etwas zu vertiefen „rund ums Buch“, über das sie noch nie nachgedacht, es aber schon einmal bemerkt haben. Denn wenn am Ende so gut wie keiner mehr liest, wenn alle nur noch gebrauchte Bücher kaufen, wenn die Preise dadurch weiter steigen, wenn es immer weniger Vorauswahl beim Lesestoff gibt (vor allem bei den quietschebunten Büchern, die so tun als wären sie Phantastik) und die schöne Sprache, die wir besitzen immer mehr verloren geht, wenn die Politik, der Zeitgeist und/oder Großkonzerne sich weiter einmischen, dann wird es zu spät sein, um sich um so etwas noch Gedanken zu machen. Darum bitte: Blogs sind nicht (!) für bunte Bilder von Buchcovern oder Texte im SMS-Stil gemacht. Sie sind für schriftlich ausformulierte Gedanken rund ums Buch(-geschäft) geschaffen: das Kerngeschäft. #machdeineigenesding


2 Kommentare:

  1. Vielen Dank für diesen Aufruf!
    Du sprichst mir aus der Seele. Auch ich empfinde die social media Blase mit den hübschen Fotos als Ersatz für tiefergedachten Content als lästig und wünsche mir wieder mehr Beiträge, die über "Lifestyle" hinausgehen, fordern und hinterfragen. Ich bin schon am Überlegen in welches Thema ich mich für #blogswirken reindenke. Vielleicht greife ich etwas auf, dass ich schon seit einer Weile mache - Beschäftigung mit der russischen Literatur. Vielleicht wird es auch etwas ganz anderes!

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    1. Hallo und willkommen im Blog!

      danke! Ich denke mir immer, dass beim Thema "Buch" doch mehr drin sein müsste, als das, was man auf gefühlten 90% aller Buchblogs zu sehen bekommt. Umso schöner, wenn sich jemand etwas Bestimmtes heraussucht und sich richtig reinkniet.
      Schade, dass es offenbar Menschen gibt, die glauben, man sei Putinversteher oder Agent nur weil man russ. Literatur liest. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es gerade dieser Tage schwierig ist, Leser dazu zu bewegen, zu russ. Autoren zu greifen, was sehr schade ist, denn sie haben auch deutsche Autoren beeinflusst und mit ihnen interagiert. Umso wichtiger wäre es, nicht nur die "üblichen Verdächtigen" zu lesen.
      Mir ist z.B. N. Gogol mit "Die toten Seelen" empfohlen worden, das klang sehr interessant. Phantastischer soll es werden mit A. Beljajew und "Der Amphibienmensch", was sogar sehr erfolgreich verfilmt worden ist. Historisch haben Boris Akunin auf meiner Liste (ein Pseudonym).
      Was immer Du Dir für ein Thema heraussuchst, ich lese bestimmt mit :)
      LG
      Daniela

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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