Freitag, 10. August 2018

Frauen und Macht - Mary Beard

Titel: Frauen und Macht: Ein Manifest
Autorin: Mary Beard
Originaltitel: Women in Power
Verlag: S. Fischer
ISBN: 978-3103973990
Euro: 12,00
Veröffentlichungsdatum: März 2018
Seiten: 112
Kein Serientitel
Come in: Tausch










Meinung

Das kleine Hardcover-Büchlein ist in zwei Teile aufgeteilt. Da diese auf Artikeln beruhen, die zunächst als Vorträge entstanden, ist der Inhalt zwar deutlich und brisant, wirkt aber leider doch zerstückelt. Zudem ergeht sich die Autorin in diversen Andeutungen, die sie leider nicht näher ausführt oder erklärt.
Teil 1: "Die öffentliche Stimme von Frauen" untersucht die lange Tradition, Frauen in der Öffentlichkeit zum Schweigen zu bringen. Wer öffentlich sprechen darf, übt Macht aus und die ist nie in weiblicher Hand gewesen. Dabei geht Beard bis zu den Römern und deren Sagenwelt zurück. Sie erwähnt diverse weibliche Figuren wie Penelope oder Io, setzt dabei aber genaue Sachkenntnis beim Leser voraus. Die Sagen werden auch nicht in Kurzform dargelegt, was leider nicht zum Verständnis beiträgt. Dabei ist die Analyse eben der vorhanden Muster in eben diesen Sagen sehr punktuiert und aussagestark.
Wenn Frauen öffentlich die Stimme erhoben, dann wurden sie oft als unweiblich wahrgenommen oder mit muhen, krähen, fiepen beschrieben, sich aber nie mit den Aussagen auseinandergesetzt. Leider ein Umstand, der sich bis heute hält. In etwa hat eine der ersten weiblichen Politikerinnen ein Sprechtraining absolviert, um eine tiefere (männlichere) Stimmlage zu erreichen, um ernster genommen zu werden. In diversen Parlamenten wird weiblichen Rednern gern einmal das Mikro ausgestellt. Und all die verschiedenen Dinge, die, wie Beard zeigt, auf einer langen, mehrere tausende Jahre alten Tradition beruht.
Teil 2: "Frauen an der Macht". Immer mehr Frauen streben in Bereiche, in denen sie traditionell tatsächlich erstmals auftreten. Wie im ersten Teil beschrieben, gab es wenn überhaupt nur zwei Ausnahmen, in denen Frauen öffentlich sprechen durften: Wenn sie Gewalt erdulden mussten oder wenn es um spezifische Frauenthemen ging, die die Männer nicht mit einschlossen. Sehr selten, wenn sie wie ein Mann auftraten.
Hier zieht Beard eine Parallele zu Politikerinnen, in etwa A. Merkel oder H. Clinton, die beide ihre Hosenanzüge wie Arbeitskleidung trügen.
Offenbar hat auch England seine eigene Claudia Neumann, Jaqui Oatlay, die zur Moderatorin einer BBC-Fußballsendung wurde, was nur bei wenigen männlichen Zuschauern Anklang fand. Die Art der Beleidigungen hat ebenfalls eine lange Tradition, wie Beard aufzeigt.
Am deutlichsten werde aber das Sinnbild der Medusa missbraucht, zuletzt sehr deutlich im amerikanischen Wahlkampf. Medusa, die in Athenes Tempel vergewaltigt und dafür bestraft wurde, indem sie Schlangenköpfe erhielt und mit ihrem Blick andere zu Stein erstarren lassen konnte. Auch das Cover hat damit zu tun, es stellt ein altes römisches Mosaik dar, in dessen innerem Kreis ein Bild von Medusa zu finden war.
Die Vorträge waren sicher sehr gelungen. Es wäre nur wünschenswert gewesen, sie für ein Buch zu präzisieren. So ist es nichts Halbes und nichts Ganzes. Von der ohnehin schon überschaubaren Seitenzahl sind nicht nur Dank, Register, Abbildungsverzeichnis abzuziehen, sondern auch die vielen Bilder, die ganzseitig eingefügt wurden.
Für mich persönlich waren Beards Worte auch nicht neu, da ich bereits "Wir: Ein Manifest für Frauen" (Link) von Gillian Anderson und Jennifer Nadel gelesen habe und diese Beard darin erwähnen. Wer es aufgeschlüsselter und genauer möchte und zudem mit viel mehr Themen, die dazu noch wesentlich detaillierter analysiert werden, dem sei "Wir" stärker empfohlen.
Mary Beard hat sich viele Gedanken um ihr Thema gemacht, führt Beispiele an und diese gekonnt zur Pointe. Sie ist "mit der Sprache rausgerückt" und an die Öffentlichkeit gegangen. Nächstes Mal aber gern ausführlicher und noch ein wenig belegter. Der Ansatz ist gut, er verbleibt aber zu sehr in sich selbst.


Mary Beard lehrt an der Cambridge University Alte Geschichte. Sie gilt in der angelsächsischen Welt als die bekannteste lebende Althistorikerin und zugleich als eine der streitbarsten. Immer wieder schaltet sie sich in aktuelle Debatten ein. Sie ist Herausgeberin des Bereichs Altertumswissenschaften für das »Times Literary Supplement« sowie Autorin und Moderatorin der berühmten BBC-Serie ›Meet the Romans‹. Für ihre große Geschichte Pompejis erhielt sie 2008 den Wolfson History Prize. Im Juli 2010 wurde Mary Beard zum Fellow of the British Academy gewählt.


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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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