Titel: Frauen und Macht: Ein Manifest
Autorin: Mary Beard
Originaltitel: Women in Power
Verlag: S. Fischer
ISBN: 978-3103973990
Euro: 12,00
Veröffentlichungsdatum: März 2018
Seiten: 112
Kein Serientitel
Come in: Tausch
Meinung
Das
kleine Hardcover-Büchlein ist in zwei Teile aufgeteilt. Da diese auf
Artikeln beruhen, die zunächst als Vorträge entstanden, ist der Inhalt
zwar deutlich und brisant, wirkt aber leider doch zerstückelt. Zudem
ergeht sich die Autorin in diversen Andeutungen, die sie leider nicht
näher ausführt oder erklärt.
Teil 1: "Die öffentliche Stimme von
Frauen" untersucht die lange Tradition, Frauen in der Öffentlichkeit zum
Schweigen zu bringen. Wer öffentlich sprechen darf, übt Macht aus und
die ist nie in weiblicher Hand gewesen. Dabei geht Beard bis zu den
Römern und deren Sagenwelt zurück. Sie erwähnt diverse weibliche Figuren
wie Penelope oder Io, setzt dabei aber genaue Sachkenntnis beim Leser
voraus. Die Sagen werden auch nicht in Kurzform dargelegt, was leider
nicht zum Verständnis beiträgt. Dabei ist die Analyse eben der vorhanden
Muster in eben diesen Sagen sehr punktuiert und aussagestark.
Wenn
Frauen öffentlich die Stimme erhoben, dann wurden sie oft als unweiblich
wahrgenommen oder mit muhen, krähen, fiepen beschrieben, sich aber nie
mit den Aussagen auseinandergesetzt. Leider ein Umstand, der sich bis
heute hält. In etwa hat eine der ersten weiblichen Politikerinnen ein
Sprechtraining absolviert, um eine tiefere (männlichere) Stimmlage zu
erreichen, um ernster genommen zu werden. In diversen Parlamenten wird
weiblichen Rednern gern einmal das Mikro ausgestellt. Und all die
verschiedenen Dinge, die, wie Beard zeigt, auf einer langen, mehrere
tausende Jahre alten Tradition beruht.
Teil 2: "Frauen an der Macht".
Immer mehr Frauen streben in Bereiche, in denen sie traditionell
tatsächlich erstmals auftreten. Wie im ersten Teil beschrieben, gab es
wenn überhaupt nur zwei Ausnahmen, in denen Frauen öffentlich sprechen
durften: Wenn sie Gewalt erdulden mussten oder wenn es um spezifische
Frauenthemen ging, die die Männer nicht mit einschlossen. Sehr selten,
wenn sie wie ein Mann auftraten.
Hier zieht Beard eine Parallele zu
Politikerinnen, in etwa A. Merkel oder H. Clinton, die beide ihre
Hosenanzüge wie Arbeitskleidung trügen.
Offenbar hat auch England
seine eigene Claudia Neumann, Jaqui Oatlay, die zur Moderatorin einer
BBC-Fußballsendung wurde, was nur bei wenigen männlichen Zuschauern
Anklang fand. Die Art der Beleidigungen hat ebenfalls eine lange
Tradition, wie Beard aufzeigt.
Am deutlichsten werde aber das
Sinnbild der Medusa missbraucht, zuletzt sehr deutlich im amerikanischen
Wahlkampf. Medusa, die in Athenes Tempel vergewaltigt und dafür
bestraft wurde, indem sie Schlangenköpfe erhielt und mit ihrem Blick
andere zu Stein erstarren lassen konnte. Auch das Cover hat damit zu
tun, es stellt ein altes römisches Mosaik dar, in dessen innerem Kreis
ein Bild von Medusa zu finden war.
Die Vorträge waren sicher sehr
gelungen. Es wäre nur wünschenswert gewesen, sie für ein Buch zu
präzisieren. So ist es nichts Halbes und nichts Ganzes. Von der ohnehin
schon überschaubaren Seitenzahl sind nicht nur Dank, Register,
Abbildungsverzeichnis abzuziehen, sondern auch die vielen Bilder, die
ganzseitig eingefügt wurden.
Für mich persönlich waren Beards Worte
auch nicht neu, da ich bereits "Wir: Ein Manifest für Frauen" (Link) von
Gillian Anderson und Jennifer Nadel gelesen habe und diese Beard darin
erwähnen. Wer es aufgeschlüsselter und genauer möchte und zudem mit viel
mehr Themen, die dazu noch wesentlich detaillierter analysiert werden,
dem sei "Wir" stärker empfohlen.
Mary Beard hat sich viele Gedanken
um ihr Thema gemacht, führt Beispiele an und diese gekonnt zur Pointe.
Sie ist "mit der Sprache rausgerückt" und an die Öffentlichkeit
gegangen. Nächstes Mal aber gern ausführlicher und noch ein wenig
belegter. Der Ansatz ist gut, er verbleibt aber zu sehr in sich selbst.
Mary Beard lehrt an der Cambridge University Alte Geschichte. Sie gilt
in der angelsächsischen Welt als die bekannteste lebende Althistorikerin
und zugleich als eine der streitbarsten. Immer wieder schaltet sie sich
in aktuelle Debatten ein. Sie ist Herausgeberin des Bereichs
Altertumswissenschaften für das »Times Literary Supplement« sowie
Autorin und Moderatorin der berühmten BBC-Serie ›Meet the Romans‹. Für
ihre große Geschichte Pompejis erhielt sie 2008 den Wolfson History
Prize. Im Juli 2010 wurde Mary Beard zum Fellow of the British Academy
gewählt.
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