Titel: Das Buch des Phönix
Autorin: Nnedi Okorafor
Originaltitel: The Book of Phoenix
Verlag: Cross Cult
ISBN: 978-3959814935
Euro: 18,00
Veröffentlichungsdatum: Oktober 2017
Seiten: 400
Kein Serientitel
Come in: Tausch
Inhalt
Phönix
weiß, dass sie erst zwei Jahre alt ist, aber wie eine erwachsene Frau
aussieht. Sie weiß, dass sie künstlich geschaffen wurde und diverse
Untersuchungen über sich ergehen lassen muss. Was sie nicht weiß ist,
weshalb. Sie kennt die Welt außerhalb von Turm 7, ihrem Zuhause nicht,
auch wenn sie viel darüber liest. Als ihr Geliebter Saeed, ebenfalls
Insasse des Turms, stirbt, gibt es für Phönix keinen Grund zu bleiben.
Sie bricht aus dem Turm aus. Was sie über sich und die Welt erfährt,
wird zu deren Untergang führen.
Es
handelt sich bei "Das Buch des Phönix" um den Vorläufer von "Wer
fürchtet den Tod", allerdings können beide Werke unabhängig voneinander
gelesen werden, wenn es wohl auch mehr Spaß machen soll, beide der
Entstehung nach zu schmökern.
Obwohl ich den Roman insgesamt gern
gelesen habe, werden die Autorin und ich leider nicht warm miteinander.
Dabei beginnt die Story mit einer gut zu lesenden Rahmenhandlung, die
einiges verspricht. Als dann zu Phönix gewechselt wird, ergeben sich
rasch zwei Probleme. Zum einen wird nicht besonders anschaulich oder
gewandt geschrieben, zudem mit zahlreichen Wiederholungen, die einiges
Stehvermögen erfordern, und zum anderen schreibt sich die Autorin
offenbar eine ganze Menge Frust vom Herzen, der leider dazu führt, dass
die Handlung nicht konstant bleibt und teilweise sogar unlogisch wird.
Phönix
ist ein Experiment, genau wie die anderen Insassen in Turm 7. Sie ist
vor zwei Jahren gezüchtet worden, kennt den Grund dafür aber nicht. Sie
und die anderen müssen sich schmerzhaften Untersuchungen fügen und
wissen zumeist nicht, was mit ihnen angestellt wird. Das jedoch gerät
schon sehr hintergründig. Es wird nur genannt, aber nicht gezeigt. In
jedem Fall ist ein Mitgefangener mit allen möglichen Krebsarten
infiziert worden, was letztendlich dazu führte, diese Krankheit heilen
zu können. Phönix' Geliebter Saeed wurde so verändert, dass er sich nur
noch von Sand, Glas und ähnlichem ernähren kann. Alle Insassen sind
schwarz. Warum genau, diese Antwort bleibt die Autorin leider schuldig.
Immerhin, auch eine Ärztin stammt aus Afrika, alle anderen sind weiß.
Phönix
kann durch diverse Umstände fliehen, Turm 7 zerfällt, die
Öffentlichkeit hat wie es scheint nichts von den inneren Zuständen der
Türme gewusst. Es trägt sie zu einem Zwischenspiel nach Afrika; was dort
geschieht liegt vielfach im Dunkeln, aber vielleicht stellt es einfach
Weichen für den Folgeband. Phönix fasst den Entschluss, die Türme zu
vernichten und macht sich auch sogleich ans Werk. Obwohl die Handlung
deutlich in der Zukunft liegt, gibt es nur einen einzigen schwarzen
Abgeordneten, in diesem Land, das bereits einen schwarzen Präsidenten
besaß. Das Thema Rassismus soll stark in den Vordergrund gestellt
werden, es ist aber nicht gelungen, einfach wahnsinnig aufdringlich und
zu übertrieben. Als würde in einem feministischen Werk jeder Mann
gewaltätig sein und jede Frau unterdrückt. Glaubhaft ist so etwas nicht.
Die
Grundidee ist absolut gelungen, aber die Umsetzung hakt so stark, dass
dadurch leider einiger Lesespaß verloren geht. Die Figuren sind alle
sehr sympathisch, wirken aber oft recht plakativ. Obwohl Phönix dem
Leser nahekommt, ist sie leider ein wenig zu übermächtig geworden. Als
starke Persönlichkeit konzipiert wäre weniger deutlich mehr gewesen. Da
sind nicht nur die Flügel oder das in ihr ruhende Feuer, das alles
verbrennen kann. Sie kann eben alles damit tun und weiß das auch. So
etwas sollte charakterlich zu spüren sein, weil das einen Menschen (sie
ist ja dennoch größtenteils einer) formt. Wirklich gewachsen wäre sie
auch eher, wenn nicht körperliche Stärke im Vordergrund gestanden hätte,
wenn sie mit Geist und Herz hätte kämpfen müssen, nicht nur mit Gewalt
und Hass. Hinzu kommen dann noch einige kulturelle Andeutungen, die nur
sehr schlecht zu verstehen sind, wenn man diese nicht aus dem Alltag
kennt. Hier hätte unbedingt angesetzt und es auch dem unkundigen Leser
nahegebracht werden müssen, statt es stichwortartig immer wieder als
eine Art Randnotiz fallenzulassen.
So wirklich schlecht ist der Roman
nicht, aber es hätte deutlich mehr aus der hervorragenden Grundidee
herausgeholt werden können (und sollen).
Die
in den USA geborene Tochter zweier Igbo-nigerianischen Eltern war in
ihrer Jugend eine erfolgreiche Tennisspielerin. Doch dann wurde bei ihr
Skoliose diagnostiziert und ihre Sportlerkarriere war am Ende. Also
begann sie zu schreiben. In ihre Geschichten fließen sowohl ihre
westafrikanischen Erfahrungen ein, als auch ihr Leben in Amerika.
Puh, das klingt ja enttäuschend. Ich lese von ihr momentan "Lagune" und das gefällt mir bisher gut, besonders hinsichtlich Atmosphäre und Schreibstil. Ich bin mir allerdings gerade nicht bewusst, in welcher Reihenfolge dieses und die oben genannten Bücher entstanden, also ob "Lagune" später erschien und dadurch etwas gereifter wirkt bzw. weniger "zornerfüllt". Schade ist es allemal, dass "Das Buch des Phönix" so viele Schwachstellen hat - das Thema finde ich durchaus interessant.
AntwortenLöschenViele Grüße
Kathrin
Hallo Kathrin,
Löschenschön, dass Du mal wieder reinschaust :)
Ich habe gelesen, dass Du gerade an Lagune dran bist. Das Buch habe ich auch gelesen und war ebenfalls schon nicht sehr begeistert, wenn es auch kein völliger Fehlgriff war. Den Phönix fand ich in der Tat sogar besser. In welcher Reihenfolge sie entstanden sind, weiß ich alledings nicht.
LG
Daniela
Hallo Daniela,
Löschenui, das macht mich jetzt fast nervös. :-/ Ich bin aktuell bei etwa einem Drittel. Ich mag, wie Nnedi Okorafor ihre Geschichte erzählt bzw. wie sie den Alltag in Nigeria mit dem außerirdischen Kontakt verbindet - auf eine fast schon beiläufige Art. Allerdings ist es mir noch nicht gelungen, eine Verbindung zu den Figuren aufzubauen ... Mal schauen, wie sich der Rest des Buches für mich noch entwickelt und ich ob ich dem Phönix später noch eine Chance gebe. Dir von dir genannten Punkten lassen mich aber skeptisch bleiben.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!
Kathrin
Schau einfach in meine Rezi, wenn Du durch bist. Meine Suche versteckt sich jetzt über der Blogroll. Man liest ja ein Buch anders pro Person :)
LöschenIch wünsch Dir auch ein wunderbares WE!
Interessant, ich habe gar nicht mitbekommen, dass eine Vorgeschichte zu "Who Fears Death" erschienen ist. Allerdings hatte ich mit dem Buch leider auch meine Probleme. So gut mir die Grundidee gefallen hat, so wenig hat mich letztendlich die Umsetzung überzeugt. Und mir kam darin auch einiges recht plakativ vor.
AntwortenLöschenOh, sieh an. Ich finde bisher oft nur gute Meinungen. Hat wohl sogar einen dt. Preis gewonnen.
LöschenHast Du noch mehr von dieser Autorin gelesen?
Nein, ich konnte mich danach ehrlich gesagt nicht mehr recht dazu durchringen.
LöschenGeht mir inzwischen auch so. Aber da es viele gute Meinungen gibt und man ihr, wie schon geschrieben, sogar einen Preis dafür gegeben hat, frage ich mich, was genau ich nicht sehe. Um das herauszufinden, muss ich wohl noch ein drittes lesen.
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