Titel: Die Naturgeschichte der Drachen
Autorin: Marie Brennan
Originaltitel: A Natural History of Dragons
Verlag: Cross Cult
ISBN: 978-3959815031
Euro: 14,00
Veröffentlichungsdatum: November 2017
Seiten: 360
Serie: Lady Trents Memoiren 01
Come in: Tausch
Inhalt
Die stolz gealterte Lady Trent, weltbekannte Drachenforscherin, schreibt auf Wunsch ihre Memoiren.
Als Mädchen äußerst wissbegierig und sammelwütig, als junge Frau früh verheiratet, aber stets fasziniert von Drachen, kann sie ihren Ehemann überreden, sie mit auf eine Expedition ins Kernland der Drachen zu nehmen. Hier kann sie ihre ersten Forschungen betreiben und so einige Abenteuer bestehen.
Als Mädchen äußerst wissbegierig und sammelwütig, als junge Frau früh verheiratet, aber stets fasziniert von Drachen, kann sie ihren Ehemann überreden, sie mit auf eine Expedition ins Kernland der Drachen zu nehmen. Hier kann sie ihre ersten Forschungen betreiben und so einige Abenteuer bestehen.
Sehr
positiv zu bewerten ist die äußere Ausgestaltung des Buches, das ein
sehenswertes Cover wie auch etliche Zeichnungen von Drachen, plus einer
Karte beinhaltet. Leider kann der Roman inhaltlich damit nicht Schritt
halten.
Lady Trent, die nun eine alte Frau ist, erzählt ihre eigene
Geschichte in der Ich-Form. Sie lebt in einer fiktiven Welt, die jedoch
sehr stark an unsere reale erinnert. Aufgewachsen mit fünf Brüdern ist
die spätere Lady Trent ein aufgewecktes Mädchen, dem kaum ein Wunsch
abgeschlagen wird, es sei denn, sie wird zu undamenhaft. Obwohl sich die
Autorin nicht mit allzuvielen Beschreibungen aufhält, was vermutlich am
Tagebuchstil liegt, wird schnell ersichtlich, dass sie im
viktorianischen England lebt und es keine Menagerien mit Löwen oder
Elefanten sind, die das große Abenteuer der weiten Welt versprechen,
sondern die Drachen. Als sie mit ihrem Bruder einen solchen frisch
Gefangenen bestaunen will, lernt sie ihren späteren Ehemann kennen.
Diesem imponiert die belesene junge Frau, von der er sich erhofft, nicht
nur das Leben, sondern auch den Geist in anregenden Gesprächen teilen
zu können.
Bis hier waren allerdings bereits viele Dinge recht
widersprüchlich. Das junge Mädchen sammelt in etwa gern Dinge, nicht
zuletzt Kümmerlinge, die sie auf Anraten der Köchin in Essig einlegt.
Irgendwann gibt sie deren Anzahl mit über sechshundert an. Wenn ich das
recht verstanden habe, sind das Vorformen von Drachen, die oft von
Kindern (meist Jungen) wie früher diverse Insekten gesammelt und daheim
ausgestellt werden. Doch woher stammen diese? Später wird ersichtlich,
dass Drachen Eier legen, um sich fortzupflanzen. Das Mädchen wird eimal
auf dem heimischen Anwesen von einem Drachen angegriffen und verletzt.
Es gibt dort also durchaus welche. Nur weshalb ist es dann etwas
Besonderes, wenn diese ausgestellt werden? Weshalb sind Drachen nicht
erforscht, weiß niemand etwas über diese, wo es sie doch offenbar auch
in freier Wildbahn und das im urbanen "England" gibt?
Als Lady Trent
geheiratet hat, kann sie ihren Gatten überreden, sie mit auf eine
Expeditionsreise zu nehmen. Diese führt in ein Gebiet, das sehr an
Russland erinnert. Die Frage, weshalb überhaupt Expeditionen in weit
entfernte Länder nötig sind, um dort Drachen zu erforschen, wird leider
nicht geklärt.
Neben den zahlreichen ungeklärten Fragen bekommt es
der Leser leider auch mit einer äußerst drögen und langweiligen
Erzählweise zu tun, die mitunter jedes bisschen Stehvermögen braucht, um
überhaupt eine Seite zu beenden. Die Handlung ist recht vorhersehbar,
was verziehen werden könnte, würde der Rest stimmen. Lady Trent, die
alles hat und hatte, bis dato nie vor eine Herausforderung gestellt
wurde, wird leider nicht sympathisch im Fortlauf ihrer eigenen
Handschrift. Sie bedauert sich entweder selbst oder schiebt anderen eine
Schuld zu. Zudem lässt sie kaum ein gutes Haar an ihren
Standesgenossinnen, von denen sie nichts hält und versucht, sich darüber
selbst interessanter zu machen.
Wer so eine Erzählweise
(Memoirenform) in gut und interessant sucht, sollte sich einmal bei
Robin Hobb oder Anthony Ryan umsehen, die das um Welten besser umgesetzt
haben.
"Die Naturgeschichte der Drachen" ist vor allem ein Buch für
Liebhaber und eignet sich als Geschenk für fantasyverrückte
Drachenbegeisterte, schon allein wegen der grandiosen Aufmachung. Wer
jedoch wegen der Geschichte zugreift, wird vermutlich enttäuscht sein,
ich bin es.
Lady Trents Memoiren:
1. A Natural History of Dragons (Die Naturgeschichte der Drachen)
2. The Tropic of Serpents (Der Wendekreis der Schlangen)
3. The Voyage of the Basilisk (Die Reise der Basilisk)
3.5. From the Editorial Page of the Falchester Weekly Review
4. In the Labyrinth of Drakes
5. Within the Sanctuary of Wings
Marie
Brennan ist das Pseudonym der amerikanischen Fantasyautorin Bryn
Neuenschwander. Sie studierte Archäologie an der Harvard University und
Anthropologie an der Indiana University. Sie schreibt Fantasy, seit sie
zehn Jahre alt ist, inspiriert durch die Werke von Diana Wynne Jones.
Was das Vorkommen von Drachen betrifft, da sehe ich keine Unklarheiten/Logiklücken. Es wird im Buch gesagt, dass es in Scirland keine richtigen Drachen gibt (daher auch die Expeditionen). Das, was Isabella angreift, ist kein Drache, sondern ein wolf-drake, was nicht dasselbe ist - unter anderem haben sie nur verkümmerte Flügel und können nicht fliegen.
AntwortenLöschenBei der Erzählweise stimme ich dir zu. Ich mag die Bücher auf der einen Seite, finde sie aber auf der anderen Seite etwas zäh zu lesen und finde auch Isabella nicht sonderlich sympathisch. Nach jedem Band war ich nahe dran, die Serie abzubrechen und habe dann doch weitergelesen (auch, weil später recht interessante Figuren hinzukommen). Alles in allem hätte ich mir aber auch mehr versprochen.
Hi, schön, dass Du mal wieder reinschaust. :)
LöschenNun ja, das macht die Erklärung nicht besser, oder? Denn sooo etwas anderes ist das eigentlich auch nicht. Und der, der sie angreift, kommt doch geflogen (oder habe ich das falsch in Erinnerung?). Eigentlich habe ich mir das aber nicht so wirklich gemerkt und die Handlung irgendwann ohnehin nur noch überflogen. Ich möchte dennoch mal noch ein anderes Werk der Autorin versuchen, die ich eigentlich eher positiv im Kopf hatte bzw. eben auch mal als kleine Empfehlung. Nur das hier war eben nicht meins.
Naja, das kommt mir jetzt ein bisschen vor zu sagen, dass man doch nirgendwohin eine Expedition machen muss, um Löwen zu untersuchen, wenn es doch im Land Tiger gibt. Sind schließlich auch artverwandt. ;-)
LöschenUnd sie untersuchen ja besonders die Flugfähigkeiten von Drachen - da würde es doch nichts bringen, dafür ein verwandtes Tier zu untersuchen, das nur Stummelflügel hat und nicht fliegen kann.
Das nicht, aber im Buch wirkt es, als wären diese Wesen etwas völlig Neues für die Figur. Da passt es nicht so wirklich zusammen. Und wenn es die "Tiere" seit Jahrhunderten gibt, warum erst jetzt mit dem Thema auseinandersetzen? Aber ja, mei ... das ist ja Augenwischerei :)
LöschenJa, manchmal wollen solche Sachen einfach nicht für einen passen beim Lesen. Für mich haben sich in dem Punkt keine Unklarheiten bei Marie Brennan ergeben, aber dafür bin ich unlängst ständig über Kleinigkeiten in Akram El-Bahays "Bücherstadt" gestolpert, die sonst vermutlich niemanden stören.
LöschenDeine Rezension hat mich jetzt übrigens inspiriert, endlich den letzten Band zu beginnen.
Ja, so ist das manchmal :)
LöschenWünsch Dir viel Spaß, habe auch gestern ein neues Buch begonnen - Gail Honeyman, bin gespannt.
Gehöre zwar zu den Drachenbegeisterten, allerdings schreckt mich diese Memoiren-Sache ab. Ich habe nur sehr wenige gute Bücher in der Form gelesen.
AntwortenLöschenVielleicht muss man es manchmal einfach versuchen :)
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