Titel: Sieben Minuten nach Mitternacht
Regisseur(e): Juan Antonio Bayona
Darsteller: Lewis MacDougall, Toby Kebbell, Felicity Jones, Liam Neeson, Sigourney Weaver
Sprachen: Deutsch, Englisch
Euro: je nach Anbieter
Veröffentlichungsdatum: Oktober 2017
Produktionsjahr: 2016
Spieldauer: 105 Minuten (3 DVDs)
FSK: 12
Come in: Agentur
Patrick Ness hat ein gefühlvolles Buch geschrieben, dessen Idee von
Siobhan Dowd stammt. Bevor die Autorin diese jedoch umsetzen konnte,
erkrankte sie an Krebs und starb. Die Krankheit beherrscht alles an
dieser Geschichte, ohne den Krebs gäbe es sie nicht. "Sieben Minuten
nach Mitternacht" wurde 2016 filmisch umgesetzt und ist ab 19. Oktober
2017 als DVD, Blu-ray und digital anzuschauen.
Connor ist
dreizehn und sein Leben geprägt von Ängsten. Seine Mutter ist schwer
erkrankt und er fürchtet um ihre Gesundheit. Er fürchtet ebenso die
großen Jungs an seiner Schule, die ihn fast täglich verprügeln. Er
fürchtet seine Großmutter, bei der er schon bald wohnen soll und er
fürchtet, den Kontakt zu seinem Vater, der in Übersee eine neue Familie
gegründet hat, endgültig zu verlieren. Was er allerdings am meisten
fürchtet ist der Albtraum, der ihn in seine tiefsten seelischen Abgründe
reißt und dem er nicht entkommen kann. Als ihm seine Mutter erzählt,
dass die uralte Eibe vor seinem Fester magische Kräfte besitzt, träumt
er, dass diese sich in ein riesiges Monster verwandelt - das zu ihm
spricht. Es kommt um sieben Minuten nach Mitternacht und erzählt ihm
drei Geschichten, die Connor dazu bringen, über sich selbst und sein
Umfeld nachzudenken. Und sich so letztendlich auch mit seinem Schmerz
und dem Alb auseinanderzusetzen.
Großes Highlight dieses Films
ist Lewis MacDougall, der den Connor spielt. Gerade einmal zwölf Jahre
alt bei Drehbeginn, hat der junge Mann ein Jahr zuvor seine eigene
Mutter an den Krebs verloren. Wie schwer es ihm fiel, die Rolle zu
besetzen, kann ich nicht ermessen, er spielt Connors Ängste und Gefühle
aber außerordentlich authentisch und berührend.
Die Grundidee der
Story ist durchdacht und bewegend. Die Umsetzung ein wenig zu viel von
allem. Connor hat einfach alles zu ertragen, nicht nur die Krankheit der
Mutter und deren Zuspitzung, die Prügel in der Schule, die strenge
Großmutter, sondern dann auch noch den Besuch des Vaters und dessen
Blockung zwecks Aufnahme in der neuen Familie. Es ist schlicht nicht
einfach, sich auf eines davon zu fokussieren, immer wieder kommt noch
etwas obendrauf, wo doch eigentlich nur eines im Mittelpunkt stehen
sollte. Auch wirkte es dadurch leider immens aufgesetzt und einfach
"gemacht". Es gibt bildgewaltige Szenen, die nur darauf hinzuarbeiten
schienen, noch mehr auf den Tränenknopf des Zuschauers zu drücken. Ich
glaube wirklich, dass es sich um eine wichtige und ans Herz gehende
Geschichte handelt, die der Zielgruppe (ältere Kinder) in einer
ähnlichen Situation Mut machen kann. Die filmische Umsetzung ist nur
leider über das eigentliche Ziel hinausgeschossen.
Connor ist
sehr jung, durchschnittlich, Scheidungskind mit einer sehr einfühlsamen
und kreativen Mutter. Als sie erkrankt, bemüht er sich redlich, das
alltägliche Leben aufrecht zu erhalten, ist jedoch schnell überfordert.
So wirklich hat er niemanden, mit dem er darüber reden kann, was ihn
selbst bewegt und tief in sich drin weiß er, dass es nur einen Ausweg
gibt, den schlimmsten, natürlich. Seine Großmutter kümmert sich sehr um
ihre Tochter und ihren Enkel, es wird leider nicht erklärt, weshalb die
beiden ein so schlechtes Verhältnis zueinander haben. Die Rolle der
reifen Frau ist ziemlich eng gesteckt, so dass Sigourney Weaver leider
nur mäßig Raum erhält, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
Die
Situation an der Schule wird schön gelöst und unterstreicht Connors
Charakterisierung, vielleicht hätte es nicht geschadet, hier noch ein
bisschen anzusetzen.
Connors Vater geht reichlich unter, spielt für das Geschehen allerdings auch keine wirkliche Rolle.
Im
Mittelpunkt der Handlung steht der Junge, der sich mit sich und seiner
Lebenssituation auseinandersetzen muss und dessen in seinem Alter nicht
gewachsen ist. Das Monster, dem im Original Liam Neeson seine Stimme
geliehen hat, ist so real wie die Bedrohung, die sich vor Connor
aufgebaut hat. Er lernt mit jeder Geschichte, er fokussiert, er
akzeptiert schließlich. Aber bis dahin ist es ein weiter Weg und es gibt
schlicht nur das eine mögliche Ende. So betrachtet ist der Film bereits
in der Anfangsszene, dem Albtraum, der den Jungen heimsucht, erzählt,
wer hier vermutet wie es weitergehen könnte, wird nicht irren.
Vorhersehbar ist daher, was gezeigt wird, aber es wird bildlich
hervorragend umgesetzt gezeigt. Das ist ein weiteres Highlight, dem man
sich kaum zu entziehen vermag.
So wird eine gefühlvolle
Geschichte mit sehr ernstem Thema in bunten, sehenswerten Bildern
erzählt, bei der am Ende dann auch ein Tränchen verdrückt werden muss.
Insgesamt jedoch scheint der letzte Kick zu fehlen, ist es leider nicht
eine dieser ganz besonderen Erzählungen geworden, die man nie vergisst
und darum jedes Jahr zu den Feiertagen im TV anschauen darf. Sie ist ein
bisschen zu sehr übers Ziel hinausgeschossen, berichtet nichts Neues
und fummelt ein bisschen zu sehr an der eigenen Grundaussage herum.
"Sieben Minuten nach Mitternacht" ist ein sehenswerter Film, hätte aber noch ein bisschen mehr gekonnt.
Hey =)
AntwortenLöschenDanke für die Vorstellung! Ich hatte schon wieder ganz vergessen, dass dieses Buch verfilmt wurde. Das Buch konnte mich damals wirklich begeistern und ich werde mir auch den Film anschauen.
LG
Anja
Hallo Anja, schön, dass Du mal wieder reinschaust!
LöschenIch könnte mir vorstellen, dass das Buch ein bisschen besser gelungen und umgesetzt wurde, aber ich glaube auch generell, dass die Buchvorlage immer besser ist als der Film :)
Du kannst es ja dann miteinander vergleichen, wäre bestimmt interessant!
LG
Daniela
Ich habe jetzt schon einiges über diesen Film gelesen und habe eigentlich immer noch vor, ihn anzuschauen. Allerdings rutscht er in der Prioritätenliste nun etwas weiter nach unten.
AntwortenLöschenVielleicht ist das Buch besser? Wenn Du eines davon gelesen/gesehen hast, sag Bescheid :)
LöschenIch werde berichten. :-)
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