Titel: Argôns Glück
Autorin: Charlotte Friese
Originaltitel, 25 Seiten
ASIN: B00SELP0K2
Euro: 0,99
Ich
weiß, dass ich kein schöner Mann bin und selbst, wenn ich mir alle Mühe
gebe, bin ich auch keine schöne Frau. Der Kohlestift umrahmt meine
Augen und lässt sie größer wirken – er war das erste, das ich je
verwendet habe, um zu sein was ich bin. Es hat Jahre gedauert, ehe ich
es wagte, mich äußerlich als Frau zu geben und niemand war erstaunter
als ich, als keiner daran Anstoß nahm.
Den Leuten in Ikanar bin ich
bis dato nur als Doras, Wirt einer der zahlreichen Hafenspelunken,
bekannt gewesen und das auch nur jenen, die sich in den Hafen trauten.
Unsere Stadt ist im Vergleich mit manch anderer recht offen und das
bunte, zwielichtige Gesindel, das sich in ihr herumtreibt, benötigt
ohnehin jedes Quäntchen Toleranz, das man in sich aufbringen kann.
Als
ich jedoch das Mieder aus reiner Seide überstreifte, den Rock richtete
und die schwarze Perücke mit den Edelsteinen aufsetzte, wusste ich sehr
gut, dass dies das erste und letzte Mal sein konnte, das ich dies tat.
Zu diesem Zeitpunkt war die Leere in mir jedoch schon zu groß geworden,
als dass ich etwas darauf gegeben hätte.
Die Schankmaiden lächelten
nur, als ich die knarrenden Stufen hinunter kam und mich hinter meine
Theke stellte. Ich überprüfte die Zapfhähne, schenkte aus, spülte die
Becher und sah erst auf, als die Musik zu spielen begann. Es war voll an
diesem Abend, so wie immer, wenn die Handelsschiffe, die Segel gerefft,
sich vom Meer der Schatten in den Schlaf wiegen ließen. Es wurde
getanzt und getrunken, zumeist ausgediente Stiefel hämmerten auf dem
Holzboden und das Gelächter mischte sich mit der zugegeben etwas
schiefen Melodie.
Es beunruhigte mich, dass niemand etwas sagte, denn
auch, wenn ich viele bekannte Gesichter erblickte, es waren auch so
einige fremde darunter. Ich weiß, dass ich keine schöne Frau bin, selbst
wenn ich mir alle Mühe gebe. Der Puder verdeckt die Bartstoppeln und
die Falten um meine Augen nur schlecht. Das Türkis, mit dem ich meine
Lider färbe, ist vermutlich ein wenig zu auffällig. Aber ich fühle mich
wohl und wenn sie mich so wie ich bin aufschlitzen wollen, dann sollen
sie es gleich tun!
„Du solltest aufhören, so grimmig dreinzuschauen,
Dora, sonst kann ich mein Bier heute nicht bezahlen“, sagte eine Stimme
neben mir. Auf meinen Blick zu dem bleichen, kahlköpfigen Mann deutete
der zu seinem Stammtisch. „Niemand wird die Würfel hervorholen, wenn du
deine Brauen nicht hebst.“
„Ja“, murrte sein Kamerad mit den vielen
geflochtenen Zöpfen neben ihm. „Und zeig ruhig die Zähne. Deine Mädchen
ziehen mir mit ihrem Lächeln schon den ganzen Abend die Münzen aus der
Tasche.“ Ich wusste, es war nur eine, die er bevorzugte und dass ich mir
für sie wohl bald Ersatz suchen musste, wenn er sie bitten würde, seine
Frau zu werden. „Ach“, seufzte er patzig, als sie sich geschickt aus
der Umarmung eines Betrunkenen befreite und das Geld für die Getränke
einstrich. „Ihr Weiber wisst schon, wie es geht.“
Ich schluckte,
stellte ihnen je einen gefüllten Becher hin und scheuchte sie weg, weil
ich plötzlich heftig blinzeln musste. Meine wuchtigen Hände, die nur ein
Leben voller harter Arbeit kennen, griffen unbewusst zum Spültuch. Ich
muss keine schöne Frau sein, solange ich sein kann, was ich sein will.
„Holt
endlich die Würfel raus!“, rief ich lachend in den Raum hinein und die
Anspannung in der Luft ließ merklich nach. In diesem Moment fasste ich
den Entschluss, stets anderen dabei zu helfen, ihren eigenen Traum zu
leben, auch wenn dieser unmöglich scheint.
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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