Freitag, 14. Oktober 2011

Schattentochter - Erin Kellison


Titel: Schattentochter
Autorin: Erin Kellison
Originaltitel: Shadow Bound
Verlag: Egmont Lyx
ISBN: 3802584716
Euro: 9,99
Veröffentlichungsdatum: August 2011
Seiten: 381
Serie: Zwielichtlande 01
Come in: Gekauft







Inhalt

Adam Thorne, Sprössling einer einflussreichen und sehr begüterten Familie hütet ein dunkles Familiengeheimnis. Seinen Bruder. Nachdem dieser sich in einen Schatten verwandelt hat, einen Körper, der eigentlich nicht mehr leben dürfte und absolut böse geworden ist, brachte er die Eltern auf grausame Weise um.
Seit fünf Jahren schließt Adam seinen Bruder nun in einem abgelegenen ehemaligen Hotel weg, hat ein Team von Wissenschaftlern und Wachleuten um sich geschart und versucht, seinen Blutsverwandten zu töten. Nicht so einfach, wo dieser schon tot ist.
Eines Tages stösst er auf die Doktorarbeit von Talia O'Brian, in der sie den Schattenmann erwähnt, den er für den Zustand seines Bruders verantwortlich macht. Er holt die junge Frau, die ihn vom ersten Augenblick an fasziniert, in sein Haus. Auch sie wird von Schatten verfolgt und schwebt in Lebensgefahr. Was er nicht ahnt ist, dass sie selbst einige dunkle Familiengeheimnisse hütet. Denn sie ist nur zur Hälfte ein Mensch und der Schattenmann ihr Vater.

Cover

Angaben zum Cover lassen sich dem Buch leider nicht entehmen. Leider steht es in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt des Buches, ist aber dennoch sehr ansehnlich.

Meinung

"Schattentochter" ist einer der wenigen Romane, von denen ich deutlich abraten muss.
Zunächst einmal funktioniert die Grundidee der Geschichte nicht. Was die Zwielichtlande sind, wird nicht näher beleuchtet. Sie sind scheinbar mehr als das einfache Totenreich, denn auch Dämonen wandeln darin.
Talia stellt sich aufgrund ihres väterlichen Erbes als Banshee heraus - ich verrate hier übrigens keine tiefen Geheimnisse des Buches, ihr Erbe wird schon im Prolog geklärt. Jedoch gab es in der Mythologie nie nur eine davon, ihr Vater jedoch musste einsam und schließlich monogam leben, wie also entstanden die anderen Banshees? Im Buch gibt es nur Talia, die dieses einzigartige (?) Talent besitzt, es wird auch hier nichts weiter geklärt.
Das ist überhaupt ein großes Manko des Buches. Dem Leser wird eine Information hingeworfen, die er so annehmen muss, ohne Einzelheiten oder zumindest halbwegs logische Erklärungen.
Talia ist eine junge, sechsundzwanzigjährige Frau, die seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr allein klarkommen musste. Wie genau sie das getan hat, wird nicht geklärt, aber sie hat es immerhin zu einem Doktortitel gebracht und flieht seit vielen Jahren erfolgreich vor den Schatten. Von so einer Heldin, möchte man meinen, sollte es viel zu erwarten geben. Leider weit gefehlt. Talia ist eine derart passive Heldin, dass es zum Haare raufen ist. Sie ist nicht fähig, auch nur einen Schritt allein zu machen und muss beständig von Adam (vorzugsweise) oder einem seiner Leute gerettet werden. Auch ihre Handlungs- und Denkweisen machen sie nicht gerade symphatischer. Das ganze gipfelt in einer Szene, in der sie und Adam in einem Fahrstuhl nach unten fahren, wohl wissend, dass ihre Feinde dort auf sie warten. Statt sich vorzubereiten, legt sie ihren Kopf an seine Schulter und er kann sehen, wie er sie beide da lebend heraus bekommt.
Die Handlung dreht sich im Prinzip nur um eines: Talia und Adam können sich nicht vertrauen, aber irgendwie auch nicht die Finger voneinander lassen. Hinzu kommt, dass sich beide nicht für würdig für den jeweils anderen befinden.
So kommt es, dass das Geschehen lange nur an einem Ort spielt, es eher sinnlose Aktionen und nichtssagende Dialoge gibt. Nebenfiguren, die die Handlung nicht voran treiben und später keine Rolle mehr spielen, werden ausreichend vorgestellt.
Ein weiteres Manko: Ein Klischee jagt das nächste - Augenrollen vorprogrammiert.
Schließlich kommt es zum ersten Kuss und zum actionlastigen Teil des Romans. In völlig unangebrachter Weise finden Talia und Adam immer wieder zusammen. Das könnte einen romantischen Hintergrund bieten, aber ihre leidenschaftlichen Szenen sind so deplatziert, dass man sie am liebsten überblättern würde. Hinzu kommt, dass es beiden wenige Sekunden nach dem erotischen Beisammensein schon wieder leid tut und ihnen einfällt, dass sie ja ohnehin niemals ein Paar werden können.
Danach wird die Handlung fahrig, wirkt so, als wären einzelne Details und "Stationen" im Moment des Schreibens erdacht und schnell abgehakt worden.
Warum ich weiter gelesen habe? Es klingt gemein, aber ich wollte tatsächlich sehen, wie schlecht es noch werden kann. Ich hatte mich etwa einhundert Seiten vor Ende nicht geirrt, denn das Ganze spitzt sich beim Endkampf tatsächlich noch einmal zu.
Die platten, sehr eindimensionalen Charaktere schaffen es trotz spannender Ausgangslage nicht, ein zufriedenstellendes Ende zu bieten. Das Happy End wirkt nicht glaubhaft. Der Epilog klärt keine der anfänglichen Fragen und verwirrt noch einmal kräftig drauf.
Band 2 "Schattentanz" wird im Februar 2012 auf Deutsch erscheinen. Es wird ein neues Heldenpaar geben. Und das obwohl die Grundidee nicht für mehrere Bände ausgelegt und geschaffen ist.
Wie es so ein unausgegorener Roman in die deutsche Übersetzung geschafft hat, ist mir absolut unverständlich.


Erin Kellison hat englische Literatur und Kulturanthropologie studiert. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Arizona.

5 Kommentare:

  1. ah, jetzt geht Profil auswählen wieder :-)
    Mit großem Interesse habe ich deine Rezi zu Schattentochter gelesen. Nach deiner genauen Darstellung warum du absolut nicht davon überzeugt bist, kann ich die Gründe nachvollziehen. Ich glaube, hier scheiden sich die Geister, weil das Buch die "Klischeeleidensfähigkeit" der Leser auf die Probe stellt. Ich selbst habe prinzipiell nichts gegen passive Protagonistinnen, die von einem Helden beschützt werden. Und für mich war die Verschleierung der Hintergründe des Schattenlandes etc. eher reizvoll als entttäuschend.
    Was hältst du eigentlich von Nalini Singh?
    LG
    Armitage

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  2. Soleil17.10.11

    Hallo Armitage,

    ich bin gerade zufällig an einen I-netanschluss gekommen.
    Bei uns ist es ja meist so, dass wir entweder das gleiche denken oder sehr unterschiedlich. Es gibt eben diese Geist-scheide-Bücher ;-) Und na ja, ich denke, jeder Leser hat so seine No-Gos. Das war leider eines meiner.
    Nalini Singh liegt zwar daheim (wo ich gerade nicht bin ;-)), aber leider noch ungelesen. Warum? Ist es etwa ähnlich?

    LG
    Soleil

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  3. Liebe Soleil,
    ja, mich hat der Stil von Erin Kellison sehr stark an Nalini Singh erinnert. Von der Dramatik sind sich die beiden ziemlich ähnlich.
    Bin mal gespannt, was du von ihr hältst.
    LG
    Armitage

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  4. @Armitage: was wirklich? Mit Schattentochter hatte ich auch so meine Probleme und das Buch war eine große Enttäuschung für mich, aber mit Nalini Singh hätte ich es nicht vergleichen können. Dort besitzen die Charaktere eine Vergangenheit, sind lebendig und handeln zum Teil logisch (Psy), zum Teil instinktiv (Changelings), aber trotzdem konnte ich deren Handlungen immer nachvollziehen und mich in die Personen hinein versetzen. Bei Erin Kellison gelang mir das kaum, es blieb mir viel zu oberflächlich und eindimensional. Singh dagegen hat eine für mich komplexe Welt erschaffen, mit immer neuen Aspekten...
    ähm ja, bevor ich mich da noch weiter reinsteigere höre ich jetzt lieber auf ;) ich wollte eigentlich nur sagen, dass Nalini Singh eine der besten Autorinnen für mich ist.
    liebe Grüße

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  5. Hallo Ihrs,

    @Armitage:
    na Du machst mir ja Mut *g* Ich glaube aber ohnehin nicht, dass ich bis Jahresende dazu kommen werde, das Buch zu lesen.

    @Melanie S.:
    Mhm, das macht mich dann schon wieder neugierig :)
    "Stil" ist ja immer so eine Sache. Vielleicht würde ich noch damit klar kommen, aber diese passiven Heldinnen sind einfach nichts für mich.

    @Sophia:
    Herzlich Willkommen im Blog!
    Danke für Dein Lob! Ich schaue bestimmt auch bei Dir rein, bisher hat man sich aber doch recht fix durchgelesen ;-)

    LG
    Soleil

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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