Sonntag, 30. Oktober 2011

Der deutsche Phantastikpreis 2011


Am 15.10.2011 wurde gegen 19 Uhr der Deutsche Phantastikpreis 2011 verliehen.
Die Fotos (die sich mit einem Klick vergrößern) sind leider alle etwas unscharf geworden, was sowohl an meiner Aufregung, als auch an meinem Lachen lag. Denn auch in diesem Jahr ist es ein richtiges Event geworden. Die Moderatoren Mike Hillenbrand und Thomas Höhl hatten in diesem Jahr nämlich Unterstützung von einem Bühnenzombie namens Dirk. Im wirklichen Leben handelt es sich dabei um einen der Hauptverantwortlichen der Veranstaltung, der ins (Bühnen-)Licht gerückt wurde, weil es offenbar immer wieder Kritik daran gegeben hätte, dass eben jene Verantwortliche nie gebührend genannt wurden.
Zunächst gab es die üblichen einleitenden Worte und schließlich schon die erste Kategorie.

Bester Grafiker:
1) Thomas Thiemeyer
2) Mark Freier
3) Christine Schlicht
4) Arndt Drechsler
5) Ernst Wurdack
Thomas Thiemeyer zeigte sich sichtlich erstaunt über seinen Preis, da er in den letzten Jahren fast ausschließlich als Autor in Erscheinung getreten sei. Zwar begann seine Karriere als Gafiker, doch er hat sich schnell aufs schreibende Handwerk verlegt. Gefreut hat er sich trotzdem ob dieser verspäteten Auszeichnung.


Beste Internet-Seite:
Die Redaktion der Phantastik-Couch freute sich über den Preis und die Anerkennung der gemeinsamen Arbeit. Die, wie die sympathische Dame auf der Bühne betonte, nicht nur ihnen allein gebührte, sondern allen, die an der Website beteiligt sind.

Bestes Sekundärwerk:
1) Nautilus – Abenteuer und Phantastik (Abenteuer Medien)
2) Hither Shore – Jahrbuch der Deutschen Tolkien Gesellschaft (Scriptorium Oxoniae)
3) Magira – Jahrbuch zur Fantasy, Hermann Ritter und Michael Scheuch (Fantasy Club e.V.)
4) phantastisch! (Achim Havemann)
5) Fandom Observer
Einer der Redakteure der "Nautilus" war sehr bewegt und dankte mit herzlichen Worten für den Preis, auch im Namen seiner Kollegen.
Auf dem Foto bewundert der Bühnenzombie die Zeitschrift und versucht, besonders hilfsbereit zu sein und Wasser an die Sprechenden zu verteilen. Einer der Moderatoren versucht ihn fortzulocken.
Später am Abend beglückwünschte ich einen Mitarbeiter des Magazins kurz per SMS und dachte, ich überrasche ihn. Weit gefehlt, er wusste schon bescheid. Der Buschfunk nach Berlin war drei Wochen schneller als ich.

Bestes Hörspiel:
1) R. A. Salvatore: Drizzt 13: Das Vermächtnis (Lausch)
2) Gruselkabinett 44/45: H. P. Lovecraft: Berge des Wahnsinns (Lübbe)
3) Ernst Vlcek & Neal Davenport: Dorian Hunter 10: Der Folterknecht (Zaubermond)
4) Mythos & Wahrheit 5: Dracula (Stimmbuch)
5) Gruselkabinett 40/41: Jane Austen: Northanger Abbey (Lübbe)
Hier leisteten die Moderatoren sich einen Fauxpas, denn sie wussten weder, wer Jane Austen ist, noch wie deren Werk ausgesprochen wird. Schade, man sollte meinen, sie hätten sich angesichts der Nominierung informiert.


Beste Serie:
1) Perry Rhodan (VPM)
2) Richard Schwartz: Das Geheimnis von Askir (Piper)
3) Vampir Gothic (Romantruhe)
4) Mark Brandis (Wurdack)
5) Maddrax (Bastei)
Der Gewinner hier, nicht sehr überraschend, Perry Rhodan. Der Hauptverantwortliche, der sich seit vielen Jahrzehnten mit der Serie auseinandersetzt, wirkte äußerst selbstbewusst und versicherte, im nächsten Jahr auch wieder den Preis entgegen zu nehmen. Drücken wir ihm die Daumen.

Bestes deutschsprachiges Romandebüt:
1) Gesa Schwartz: Grim – Das Siegel des Feuers (LYX)
2) Carsten Zehm: Staub-Kristall (Acabus)
3) Ralph Haselberger: Fast tot (Persimplex)
4) Ales Pickar: In den Spiegeln 1 – Die dunkle Stadt (Vedra)
5) Harald A. Weissen: Begegnung mit Skinner (Sieben)
Glückwunsch in dieser Kategorie an Gesa Schwartz, die aufgeregt und bewegt in einem war und eine sehr lange und mitreißende Rede hielt. Sie sprach davon, dass es etwas ganz Besonderes für sie sei, nicht nur am BuCon teilzunehmen, wie die Jahre zuvor, sondern eben auch diesen Preis zu gewinnen.
Nach ihrer Rede waren sogar die wortgewandten Moderatoren sprachlos und meinten, das sei wohl eine der Reden, die selbst die Sprecherin noch einmal auf Video sehen müsste, um sich zu erinnern, was sie eben gesagt habe.

Bester internationaler Roman:
1) Neil Gaiman: Der lächelnde Odd und die Reise nach Asgard (Arena)
2) Brom: Der Kinderdieb (Pan)
3) Michael Laimo: Dämonenfeuer (Otherworld)
4) Scott Westerfeld: Leviathan – Die geheime Mission (cbj)
5) Iain Banks: Welten (Heyne)
Hier wurde ziemlich gewitzelt, denn leider war niemand der Preisträger persönlich da. Weder Neil Gaiman, noch ein Vertreter des deutschen Verlages Arena. Letzteres fand ich besonders schade.
"Ist hier ein Neil Gaiman? Jemand der Arena heißt? Neil Arena oder Arena Gaiman?"
Weder noch und so ging es weiter im Programm. Die Frage, die ich mir stelle ist, was mit dem Preis geschieht. Wird er an Autor oder Verlag per Post gesendet?

Beste deutschsprachige Kurzgeschichte:
1) Vanessa Kaiser und Thomas Lohwasser: „Das Herz des Jägers“ (aus: Geschichten unter dem Weltenbaum – Low)
2) Sören Steding: „Frederika und der kleine Zombie“ (aus: Das Buch der lebenden Toten – Evolver)
3) Nadine Boos: „Finja-Danielas Totenwache“ (aus: Die Audienz – Wurdack)
4) Michael Zandt: „Nazi Zombie Holocaust“ (aus: Das Buch der lebenden Toten – Evolver)
5) Gunter Arentzen: „Scham“ (aus: Dark Vampire – Geisterspiegel.de)
Hier gab es zunächst einen Spoiler vom Bühnenzombie Dirk, denn er kam mit zwei Preisen hinter dem Vorhang hervor. So war auch dem letzten Zuschauer klar, wer gewonnen haben musste.
Das Autorenduo freute sich sehr und bedanke sich ebenfalls bei seinem Verleger Torsten Low, der mit roten Wangen aufstehen und sich auf Geheiß der Moderatoren dem Saal vorstellen musste.

Beste Original-Anthologie/Kurzgeschichten-Sammlung:
1) Lothar Mischke [Hg]: Geschichten unter dem Weltenbaum (Low)
2) Hans-Stephan Link [Hg]: Weltentor (Noel)
3) Stefan Cernohuby [Hg]: Von Feuer und Dampf (Arcanum)
4) Geisterspiegel.de: Dark Vampire (Romantruhe)
5) Thomas Fröhlich & Peter Hiess [Hg]: Das Buch der lebenden Toten (Evolver)
Und wieder ein Treffer für den Verlag Torsten Low. Obwohl auch Lothar Mischke hocherfreut war und seinem Verleger dankte, war es doch letzterer, der die Aufmerksamkeit auf sich zog, als er von den Moderatoren immer wieder vorgestellt wurde. Zum Ende mit "Wie sah Torsten Low eigentlich nochmal aus? Steh doch mal auf, Torsten!" Wer jetzt nicht weiß, wie er ausschaut, hat nicht hingesehen.

Bester deutschsprachiger Roman:
1) Markus Heitz: Judastöchter (Knaur)
2) Kai Meyer: Arkadien brennt (Carlsen)
3) Ju Honisch: Jenseits des Karussels (Feder & Schwert)
4) Bernd Perplies: Für die Krone (LYX)
5) Christoph Marzi: Grimm (Heyne)
Nicht sehr überraschend der Gewinner in dieser Kategorie, der siebte Preis hintereinander. Treue Fans, würde ich sagen.
In seiner Rede machte er sich mir nicht gerade sympathisch, als er sinngemäß sagte, dass er sich vor allem deswegen über den Preis freue, weil hier echte Fantasy in Form von Vampiren gewählt werde, und keine kitschigen Glitzervampire.
Zwar sollten mich solche Aussagen nicht mehr stören, weil sie vor allem so unfundiert und unhinterfragt sind, sie tun es aber leider doch. Herr Heitz, so sehr, wie Stephenie Meyer für die Paranormals/ LiRos steht, so sehr ist Fantasy Harry Potter.
Wie auch immer, der Saal hat frenetisch applaudiert.

Was ich aber am meisten daran bedauere ist der Umstand, dass es mittlerweile sogar zwei Neugründungen von (deutschen) Phantastikvereinigungen gibt, die das Genre aus seiner Nische herausheben und zu mehr Anerkennung führen sollen. Aber noch im gleichen Atemzug genau das, was sie verteufeln, selbst tun.
Leute, das, was man selbst nicht bereit ist zu geben, ist nicht unbedingt die beste Voraussetzung für einen Kampf gegen Windmühlen.
Wir sind Phantastikbegeisterte und zumindest ich dachte bisher, dass wir damit besonders offen gegenüber Anderem sind. Zu sehen, wie nun auch die Mehrzahl der Genreanhänger mit den gleichen Scheuklappen durch die Welt gehen, wie es die Feuilletonisten tun, tut mir in der Seele weh.
Und so gab es eben auch diesen großen Wermutstropfen für mich an diesem Abend.

Insgesamt eine sehr schöne Veranstaltung, die ich trotz allem gern besucht habe. "Die Buchmesse in Frankfurt ist für die Masse, der BuCon ist für die Familie." (Moderator der Preisverleihung)
Noch während des Cons erkannte ich aber bereits, dass ich mich von der Mehrheit der Teilnehmer entfernt habe und auch die Preisverleihung zeigte mir, dass ich wohl das letzte Mal nach Dreieich gefahren bin.
Die Familie ist zu eng zusammengewachsen, als dass es neue Impulse geben oder diese, in welcher Form auch immer, angenommen würden. Es wird Zeit für einen Wechsel, denn Stillstand bedeutet Tod. Vielleicht liegt auch gerade in diesem Detail der Umstand dessen, dass die Familie nicht wächst, da neue Familienformen nicht angenommen und von vornherein ausgeschlossen werden. Die Definition der Phantastik müsste dabei ebenso neu überdacht werden, wie die (einzelnen) Kriterien der Preisverleihung des Deutschen Phantastikpreises.
Meine Bitte an alle Phantastikfreunde: In die Zukunft schauen, nicht in der Vergangenheit leben.

Fotos mussten aus rechtlichen Gründen leider entfernt werden.

6 Kommentare:

  1. Danke für den tollen und interessanten Bericht!
    Auch wenn ich mir jetzt dreimal überlege, ob ich mir die BuCon mal anschauen soll...

    (Kleiner Hinweis am Rande: Den Preis hat nicht der Nautilus-Herausgeber entgegen genommen, der konnte nicht dort sein, sondern einer der Redakteure)

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  2. Danke Dir für den Hinweis, habe es gleich ausgebessert. Es ist ja doch schon ein paar Tage her und ich habe nicht mehr alles so gut im Kopf ;-)

    Wenn Du in der Nähe bist, solltest Du es Dir zumindest einmal ansehen.
    Ich war nun das zweite Mal da und kann nicht behaupten, dass sich viel verändert oder weiterentwickelt hätte. Zwar waren die einzelnen Programmpunkte wirklich gelungen, aber nur dafür die weite Reise auf mich zu nehmen, lohnt nicht (mehr) wirklich. Warum sonst noch, steht ja ganz unten.

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  3. Anonym31.10.11

    Ich kann mich Darkstar nur anschließen - ein toller Beitrag! Eigentlich wollte ich nur kurz mal vorbeischauen ... und bin dann doch sofort hängen geblieben. Vom deutschen Phantastik Preis habe ich natürlich schon was gehört, aber so habe ich mal ein kleines Bild bekommen, wie so eine Preisverleihung und auch BuCon abläuft ... wer weiß, vielleicht spricht dich ja das nächste mal die Buchmesse für die Masse mehr an. Sollte der Weg nicht allzu weit sein. Von Stillstand konnte ich dort jedenfalls nichts spüren. :)

    LG Reni

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  4. Hallo Reni,

    Danke :)
    Du kannst auch nach der BuCon 2009 hier im Blog suchen, entweder oben links im Suchfenster oder über das Archiv (Oktober 2009).
    Die Leipziger Buchmesse lasse ich mir im nächsten Jahr sicher nicht entgehen, sie ist auch näher dran. :)

    LG
    Soleil

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  5. Ich war noch nie auf der BuCon, habe aber schon von einigen Freunden gehört, dass es sich über die Jahre hinweg immer negativer entwickelte und sie jetzt nicht mehr hingehen, bzw. auch als Autoren nicht mehr vertreten sind. Schade eigentlich :-(

    Ich bin auch schon am überlegen, ob ich die Leipziger Buchmesse mit einem Beusch bei einer Freundin verbinden soll. Auch wenn das eine Reise queer durch Deutschland bedeuten würde ;-).

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  6. Magst Du mir eine E-Mail dazu schreiben? (Adresse im Impressum) Das würde ich gern vertiefen.

    Ich bin ja auch ziemlich weit gefahren nach Frankfurt (quer durch Deutschland *g*), trau Dich! Wer weiß, vielleicht laufen wir uns über den Weg? ;-)

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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