Dienstag, 28. Juli 2009

Die Elfen von New York - Martin Millar



Heather und Morag, zwei schottische Distelfeen, flattern bei dem übergewichtigen und stets schlecht gelaunten Dinnie herein. Sie wurden aus ihrer Heimat vertrieben, da sie immer nur Unruhe stiften. Die elfische Gesellschaft hat sich verändert, der Hofmagier hat die Dampfmaschine erfunden (die es in der Menschenwelt freilich schon lange gibt) und das Volk wird gezwungen, in Fabriken zu malochen.
Überwältigt von ihrer Vergangenheit und der neuen Welt New York, in der sie sich befinden, zerstreiten sich die beiden und Morag zieht gegenüber bei Kerry ein. Die hübsche, junge Frau, die sich ihre Haare blau gefärbt hat, leidet an der Chronschen Krankheit und muss einen Kostomiebeutel (ich kenne es unter dem Ausdruck Stomabeutel) über einem künstlichen Darmausgang auf dem Bauch tragen.
Dinnie besitzt eine Fiedel und versucht, darauf alte, traditionelle Lieder zu spielen, was ihm jedoch nicht gelingt. Heather erkennt, dass es eine heilige Fiedel ihres Volkes ist und möchte sie zurück haben. Darum schlägt sie Dinnie einen Handel vor: da er in Kerry verliebt ist, wird sie ihm helfen, sich ihr zu nähern. Gar nicht so leicht, bei diesem missmutigen und unerzogenen Kerl.
Derweil versucht Kerry ein Blumenalphabet für einen Künstlerwettbewerb zusammen zu stellen. Nur eine Blume fehlt ihr noch und die verliert sie ständig. Meist landet diese bei der verrückten Obdachlosen, die sich für einen römischen Feldherrn hält.
Dann taucht eine schottische Elfenarmee auf, die nicht damit rechnet, dass es noch chinesische und schwarze Elfen gibt ...



Ich habe eine bereits vergriffene Ausgabe gelesen, aber leider kein Coverbild mehr dazu gefunden. Meines ist blau mit einer jungen, blassen Frau mit aufgetürmten blauen Haaren und einem "denkwürdigen" Gesichtsausdruck.
Der erste Satz hat es wirklich rausgerissen. Mit ihm habe ich mich auf die recht seltsame Schreibe des Autors eingelassen und ganz wunderbare Charaktere und tolle Ideen zu lesen bekommen. Millar beschreibt nicht jeden Vorgang und ich habe bis zum Schluß keine Ahnung gehabt, wie groß diese Feen denn nun sind. Kleiner als Menschen, klar. Sie sitzen gern mal auf Schultern und tragen Dinge mit sich herum. Also ungefähr so groß wie eine Barbiepuppe? (Und sorry für den Vergleich, liebe Feen!) Größer? Kleiner?
Dinnie ist herrlich selbstgerecht und bösartig und Kerry schön und weichherzig. An und für sich ein Klischee, aber Millar mischt das mit so vielen anderen unklischeehaften Dingen, das man das glatt übersieht. Die Nebencharaktere sind komplett alle ausgearbeitet und besitzen einen für sie eigenen Hintergrund. Wer eine gewisse Vorstellung von Feen (Elfen) hatte, sollte das schnell vergessen, denn schließlich kann bei denen auch nicht alles still stehen. Das zeigt der machtgierige Hofmagier, der das Volk unterjocht. Es wäre interessant gewesen was passiert wäre, wenn die Feen das Stadium der Industrialisierung überwunden hätten. Wären sie auch irgendwann auf dem Mond gelandet? Hätten sie irgendwann beschlossen, die Menschen nicht mehr zu benötigen?
So aber gründen sie Rockbands und rebellieren gegen den König. Gut, dass auch dessen beide Kinder mit von der Partie sind.
Das ist natürlich kein klassischer Liebesroman und so ist das Ende dahingehend auch recht offen.
Stilistisch bin ich hin und her gerissen. Obwohl Millar oberflächlich bleibt und keinen Grund sieht, Dinge näher zu beschreiben und zu charakterisieren, war die Handlung bildhaft und emotionsreich. Ob das aber auch bei jemandem so wäre, der nicht das New York von heute (oder eine andere Großstadt) kennt - also mal in hundert Jahren oder so - das kann ich nicht mit Gewissheit sagen.
Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und war beeindruckt und froh, mal etwas außerhalb des sonst üblichen zu lesen. Kann ich nur empfehlen!

Montag, 27. Juli 2009

Film: Betty und ihre Schwestern



Im amerikanischer Bürgerkrieg kämpft Vater March an der Front gegen die Südstaaten, was den Rest der Familie dazu zwingt in ganz bescheidenen Verhältnissen zu leben. Neben Mutter March (Susan Sarandon) gehören die vier Töchter Margaret (Meg), Josephine (Jo), Elisabeth (Betty) und Amy.
Während Meg sich auf ihren Debütantinnenball vorbereitet und ihrer Mutter hilft, wo sie nur kann, schreibt Jo Mantel- und Degenromane. Betty liebt das Klavierspiel und Amy möchte einmal einen reichen Mann heiraten.
Auf einem Ball, auf dem sich Jo in einem Nebenzimmer verstecken will, treffen die beiden Älteren auf Theodore Laurence (Laurie), der in Europa aufgewachsen ist und nun bei seinem reichen Großvater lebt. Dieser ist der direkte Nachbar der Familie March.
Alsbald verbringen Laurie und die Mädchen viel Zeit miteinander. Als Die Familie die Nachricht erhält, dass der Vater verwundet wurde, lässt sich Jo ihr langes Haar abschneiden, um der Mutter das Geld für eine Fahrkarte zu schenken. Während derer Abreise erkrankt Betty schwer und die Mutter eilt zurück. Nach einem Weihnachtsfest, in der die gesamte Familie zusammen sein kann, vergehen viele Jahre, in denen sich die Schwestern auseinanderleben. Laurie macht Jo einen Heiratsantrag, den sie ablehnt und nach New York geht, um Schriftstellerin zu werden. Meg heiratet und wird Mutter, Amy geht mit der Großtante nach Europa. Jo lernt den deutschen Philosophieprofessor Friedrich Bhaer kennen, der ihr rät, nicht länger Mantel- und Degenromane zu schreiben, sondern aus der Seele heraus. Es kommt zum Streit und Jo fährt ins Elternhaus zurück. Dort erwarten sie Amy und Laurie, die in Europa geheiratet haben. Betty ist erneut schwer erkrankt ...
Jo, die melancholisch alles an sich vorbeiziehen lässt, beginnt, die Familiengeschichte auszuschreiben und erkennt, wo ihr Herz hingehört.


Als Kind habe ich den Trickfilm zu den Büchern geliebt. Die Filme konnten meist nicht mit meinen Erwartungen mithalten, weil sie mir zu kurz waren und zu viel erzählt werden wollte. Ich schaue diesen Film hier nur selten, weil er so viele traurige Elemente enthält und doch halte ich die Geschichte dahiner für die großartigste, die ich kenne - wahrscheinlich genau deswegen.
Jo war natürlich immer meine Lieblingsfigur und Wynona Rider verkörpert sie bis auf wenige Punkte, die Ansichtssache sein können, gut. Auch die kleine Amy kennen wir aus diversen anderen Filmen.
Die Fortsetzung, wenn man es so nennen will, kenne ich ebenfalls nur als Trickfilm, aber das gefiel mir sehr gut. Der, den ich meine, muss aus der Anne auf Green Gables Zeit stammen, denn sie sind im gleichen Stil gemacht. Damals überzeugte man durch Qualität im Inhalt, da waren die Bilder an sich nicht so aufwendig wie heute. Aber vielleicht sind einfach die Kinder heute anspruchsvoller, als ich es damals war - wer weiß.
Die Romanvorlage stammt von der Autorin Louisa May Alcott und wurde 1868 als "Little Woman" veröffentlicht. Ein semiautobiografisches Werk. Manchmal frage ich mich, ob in hundertfünfzig Jahren junge Frauen die Geschichten aus der heutigen Zeit - von Autoren der heutigen Zeit - lesen und genauso begeistert sind, wie wir es von Jane Austen, Frau Alcott oder Charlotte Bronte.
Der Film jedenfalls überzeugt mich, auch wenn er mir einen Tick zu amerikanisiert wurde, im Nachhinein. Zu viel Handlung muss in eine genau begrenzte Zeit passen. Hätte man den Film am Weihnachtsfest enden lassen, wäre er wahrscheinlich im Längen besser geworden.
Aber auch so kann ich "Betty und ihre Schwestern" (den Titel finde ich übrigens merkwürdig, wo doch Jo die Protagonistin ist) wärmstens empfehlen. Haltet Taschentücher bereit!


DVD FSK: ab 6 Jahre, farbig,
Spieldauer: 114 Minuten
Bild: Widescreen,
Ton: Dolby Mehrkanalton AC3
Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Niederländisch, Türkisch


Freitag, 24. Juli 2009

Interessante Neuerscheinungen im August







"Ein Vampir ist nicht genug" von Jennifer Rardin
»Hi, ich bin Jaz Parks. Mein Boss ist Vayl. Er wurde 1744 in Rumänien geboren. Dort ist er auch gestorben - umgebracht von seiner Vampirbraut Liliana. Doch das alles ist finstere Vergangenheit. Jetzt arbeitet Vayl für die CIA und macht das, was er am besten kann: Er legt Vampire um. Und ich helfe ihm dabei. Man könnte sagen, ich bin ein Hilfskiller. Aber sagen Sie das ja nicht zu laut ...«
Mal sehen, ob wir es hier mit dem Üblichen zu tun haben oder ob die Autorin uns etwas wirklich Unterhaltenes bietet.


"Nullnummern" von Maria Beaumont
Mr. Right aus den ganzen Nullnummern herauszufischen ist auch eine schwere Geburt, denkt Dayna, als die Abstände zwischen den Wehen immer kürzer werden. Wie viele Nieten hat sie dabei nicht schon gezogen ... Doch in jedem Los liegt die Chance auf einen Hauptgewinn.
Da mir "Marsha Mellow und ich" sehr gut gefallen hat, freue ich mich auf dieses neue Buch der Autorin!


"Die weissen Lichter von Paris" von Theresa Révay
Paris in den 20er Jahren: Gräfin Xenia trägt die russische Seele in ihrem Gesicht - stolz, geheimnisvoll, berückend schön. Ein einzigartiges Gesicht in der glamourösen Modewelt, das auch der deutsche Fotograf Maximilian nicht vergessen kann. Xenia aber flieht vor ihren Gefühlen, zu sehr haben Trauer, Armut und Leid ihr Leben geprägt, seit sie vor der Revolution aus Russland fliehen musste. Jahre später begegnen sich die beiden unter dramatischen Umständen wieder. Wird Xenia erkennen, dass es die große Liebe nur einmal im Leben gibt?
Das klingt nach einer wirklich fesselnden Liebesgeschichte voller Höhen und Tiefen. Ich bin schon sehr gespannt!


"Kopfüber ins Chaos" von Kate Lawson
Die Kinder sind aus dem Haus, ebenso wie der erste Ehemann. Zeit für ihr eigenes Leben. Vielleicht mit Robert, ihrem etwas älteren Freund, der Andeutungen über die Zukunft gemacht hat? Gerade als Susie glaubt, dass jenseits der 40 alles in ruhigeren Bahnen verläuft, muss sie feststellen, dass sie sich nicht gründlicher hätte irren können.
Geiles Cover, interessanter Klappentext: was will man mehr? Blanvalet!!


"Herr meiner Sehnsucht" von Samantha James
»Ein wunderschöner historischer Liebesroman, in dessen Zentrum ein spannendes Geheimnis steht.«
Der allerklassischste Liebesroman darf in der Aufzählung nicht fehlen


"Der Hauch des Bösen" von J.D. Robb
'Sie war die erste und ihr Licht war rein!' Zusammen mit dieser Botschaft werden einer Journalistin eine Reihe professioneller Modelfotos zugespielt. Nur - das Model ist tot und liegt in der schwülheißen Sommerhitze New Yorks in einem Recycling-Container. Eve Dallas ermittelt gegen einen Killer, der nichts dem Zufall hinterlässt, denn sein Werk muss vollendet werden. Er hat eine Mission: Die Unschuld, Jugend und Lebendigkeit ihrer Jugend einzufangen - mit einem einzigen Schuss ...
Ein Krimi/ Thriller darf nicht fehlen, auch wenn mir das Genre nicht liegt. Ein Pseudonym von Nora Roberts und Blanvalet, muss also gut sein.


Dienstag, 21. Juli 2009

Was liest Claudia Toman?

Claudia Toman wurde 1978 in Wien geboren und ist als Einzelkind bei ihrem Vater in einem beschaulichen Vorort der österreichischen Hauptstadt aufgewachsen. Schon in der Schulzeit verbrachte sie mehr Zeit mit Frodo Beutlin, Sam Gamdschie, Dolly Rieder, Ronja Räubertochter, Mowgli und Baghira, den drei Fragezeichen oder Stephen Kings Club der Verlierer als mit ihren Spielgefährten. Geschichten zu erfinden, Tagträumen nachzuhängen, auf Bäumen zu sitzen und in Phantasiewelten einzutauchen machte den Großteil ihres Lebens aus. Schon damals hat sie den Entschluss gefasst, Geschichtenerzählerin zu werden.


Warum sollte man als Autor viel lesen?
Viel zu lesen ist die einzige "Ausbildung", die einen zum Schriftsteller qualifiziert. Nur durch umfangreiche und begeisterte Lektüre lernt man das Handwerk. Das hört nie auf. Es ist ein ständiger Lernprozess. Dazu kommt noch, dass man immer an seinen Lesern dran bleiben sollte. Welche Themen beschäftigen gerade, was sind die Fragen, die entstehen, was interessiert? Damit meine ich nicht, dass man munter auf jeden Zug aufspringen muss, aber man sollte sich nicht von dieser Thematik ausgrenzen indem man die Mainstream Lektüre verweigert. Man kann so viel Inspiration aus dem Mainstream schöpfen, was nicht bedeutet, dass man darin schwimmen muss.


Was ist das erste Buch, das Sie jemals gelesen haben?
Hat es Sie vielleicht in irgendeiner Art und Weise beeinflusst?
Das ist ganz schwer zu sagen, weil ich lese, seit ich aus Buchstaben Wörter formen kann. Daher war das bestimmt so etwas wie "Der kleine Bär" oder "Die kleine Katze". Aber bis heute haben die Märchen der Brüder Grimm einen ganz enormen Einfluss auf mich, was sich bis in meine Romane fortsetzt. Denn hinter diesen possierlichen Wäldchen, Schlösschen und Bächlein, hinter den sieben Bergen und den dichten Dornenhecken verbirgt sich so viel Psychologie, so viel Lebensweisheit und auch so viel intensives Gefühl, dass man nie damit fertig wird, zu forschen, egal ob man fünf, fünfundzwanzig, fünfundfünfzig oder hundertfünf Jahre alt ist.


Was lesen Sie derzeit und wie gefällt es Ihnen?
Ich lese mich derzeit in die Werke von Neil Gaiman ein, wo ich mich sehr zuhause fühle, weil er einen ähnlichen Zugang zu verrückten Geschichten hat wie ich. Das mag ich. Deshalb liebe ich auch Haruki Murakamis Bücher so sehr. Neil Gaiman spricht auf einer ähnlichen Ebene an wie Grimms Märchen, es gibt immer neue Türen, die sich öffnen, bis man tiefer und tiefer in die menschliche Psyche und zugleich die rätselhaftesten, fast traumhaften Geschehnisse eintaucht.
Ich habe gerade sein Kinderbuch "Coraline" verschlungen, die Alice heftigste Konkurrenz macht und fange jetzt mit "Neverwhere" an, wo es eine geheime Unterwelt Londons gibt, womit wir wieder bei Gemeinsamkeiten angekommen wären.


Welches Buch möchten Sie unter keinen Umständen geschenkt bekommen? Warum?
So ein Buch muss erst erfunden werden. Ich lese eigentlich alles, zumindest beginne ich alles und schaue dann, ob mich der dramaturgische Aufbau und/oder die Phantasie des Autors mitreißt, manchmal auch die schiere Sprachgewalt. Aber sagen wir mal so, Liebesromane mit verschlungenen Körpern vor fernen Sonnenaufgängen am Cover sind vielleicht nicht mein ganz ideales Geburtstagsgeschenk.


Was glauben Sie, welchen Stellenwert hat das (Taschen-)Buch heutzutage noch?
Ich bin der Meinung, der Stellenwert ist immer noch erstaunlich hoch. In einer Zeit, wo fast alles digitalisiert ist und kaum noch jemand per Brief, schon gar nicht mehr handschriftlich verkehrt, finde ich es sehr interessant, dass ein Produkt, das nur aus Papier und Druckerschwärze gefertigt ist, derart beliebt ist. Man braucht sich nur die Massen in Buchhandlungen ansehen, die Kassen von Hugendubel oder Thalia Samstag Nachmittag, die beliebten Bücherforen im Internet um zu sehen: Das Buch lebt, absolut, Ersatz wurde dafür noch nicht erfunden. Liebe Grüße aus Wien, Claudia Toman


Montag, 20. Juli 2009

Der Frühstückskrieg - Penny Smith



Katie Fisher hat einen ganz eigenen Humor, der ihr dann doch zum Verhängnis wird. Im lange herausgezögerten Urlaub erfährt sie, dass sie nicht länger Moderatorin des Frühstücksfernsehens "Hello Britain" ist. Sie wurde abserviert und es steckt eine bildschöne und viel jüngere Frau dahinter, die Katie aber bei weitem nicht das Wasser reichen kann. Deprimiert betrinkt sie sich und findet sich am nächsten Tag in der Zeitung wieder.
Kaum daheim, wird sie von Reportern belagert und flüchtet zu ihren Eltern. Als sie dort den Weinkeller auffrischen will, wird sie beim einkaufen fotografiert und als saufende Loserin dargestellt. Hinzu kommt, dass sie eine Hypothek zu bezahlen hat und nicht weiß, woher sie das Geld nehmen soll. Die Negativpublicity hilft nicht gerade dabei, einen euen Job zu finden ...
Der gutaussehende Gärtner Bob Hewlett tröstet Katie über so manches hinweg und verliebt sich in sie. Was sie für ihn fühlt wird ihr erst klar, als sie betrunken mit einem anderen knutscht und die Presse auch diesmal nicht weit ist. Woher wissen die nur immer bescheid?


Penny Smith hat selbst beim Frühstücksfernsehen gearbeitet und man müsste meinen, sie kenne sich gut aus. Es gab in England nach Erscheinen des Buches sogar die Diskussion, ob die Figuren nicht nach realen Vorbildern entstanden sind. Deutsche Leser werden da nicht mitreden können, da wir die Show nicht kennen. Das ist schade, denn die Charaktere, die ich kennengelernt habe, waren blass, blass, blass. Ohne Substanz hangelten sie sich von einem Klischee zum nächsten, ohne eine gewisse Tiefe zu entwickeln.
Katie ist eine gestandende Frau und eigentlich sollte sie nach der anfänglichen, nur zu verständlichen Depression, taff ihren Weg gehen. Aber nichts dergleichen findet man wieder. Sie trinkt viel und lässt sich gehen, immer hoffend, dass jemand für sie den Karren aus dem Dreck ziehen wird. Glücklicherweise für sie ist es dann auch so. Unglücklicherweise für den Leser.
Der "Frühstückskrieg", auf den ich mich schon so gefreut habe, bleibt aus. Mitten im Roman ändert sich alles, Figuren werden neu eingeführt und das angedeutete Ende läuft ergebnislos aus. Dabei hätte sich Katies Rache geradezu angeboten, warum Penny Smith nicht darauf hingearbeitet hat, ist mir unklar. Zwar gibt es so etwas wie ein Happy End, doch hinterlässt es mich unbefriedigt und enttäuscht.
Das einzige Wort, das mir zu dem Roman einfällt ist: Schade.


Samstag, 18. Juli 2009

Irische Hochzeit - Michelle Willingham



Erscheinungstag: 4. März 2009
Bandnummer: 0253


Irland 1170: Isabel de Godred wird von ihrem englischen Vater gezwungen, den ihm im Kampf unterlegenen irischen König Patrick zu ehelichen. Bedingung ist nämlich, dass die Enkel dann auf dem Thron sitzen werden. Patrick geht zum Schutz seines Volkes darauf ein, ist aber wild entschlossen, niemals bei der Frau zu liegen, die ihm aufgedrückt worden ist und keine Kinder zu zeugen.
So wird Isabel ihrer Heimat und ihren Schwestern entrissen und muss mit dem fremden Mann, der zwar sehr anziehend, aber auch sehr schroff ist, mitgehen. In ihrer neuen Heimstatt wird sie zunächst von ihm auf eine nahe gelegene Insel verbannt. Die Anwohner haben noch die Schrecken des Krieges vor Augen und trauen der Feindin, die ihre Königin sein soll, nicht. Isabel spricht auch deren Sprache nicht.
Es leben noch einige Soldaten ihres Vaters in der Hauptburg und Isabel erkennt, dass ihr Vater möchte, dass sie beide Völker zusammenführt und als ihre Königin regiert. Sie macht sich daran, diese schwere Aufgabe zu erfüllen. Doch weder ihr Mann, noch die Bewohner geben ihr auch nur die geringste Chance. Zwar spürt sie, wie Patrick sie begehrt und schon bald muss sie sich eingestehen, dass sie sich in ihren Mann verliebt hat, doch mehr scheint es nie zu werden. Just in dem Moment, als sie einen kleinen Erfolg verbuchen kann, wird Patrick verraten und die Soldaten des Vaters verjagt. Ein neuer irischer Stamm hält Einzug und Isabel schwebt plötzlich in Lebensgefahr ...


Toller Roman!
Zum einen ist die Zeit wirklich hervorragend recherchiert worden, man hat das Gefühl, dabei gewesen zu sein. Isabels Gefühle sind ebenfalls gut nachvollziehbar, ihre Verzweiflung, ihr starker Wille. Patrick ist mir in einigen Teilen des Buches zu blass gewesen, das holt er am Ende aber wieder doppelt raus. Willingham legt auch sehr viel Wert auf ihre Nebenfiguren, was mir ebenfalls gefiel. Die Kinder, die im Spiel an Isabel vorbeilaufen, haben auch mich gestreift und ihr Lachen erklang in meinem Wohnzimmer.
Die einzigen Abstriche sind in der Langatmigkeit in der Beziehung der beiden zu suchen, wirklich prickelt es da nicht. Was aber viel gegeben ist, ist die beiderseitige unglückliche Liebe, wer so etwas mag, ist hier wirklich gut bedient. Ich muss gestehen, mir lag es.
Das letzte Drittel des Romans las ich in einem Rutsch und habe sogar das klingelnde Telefon außer Acht gelassen. Zwar müsste man denken, dass einige Dinge, wie beispielsweise die durch eine Gewalttat schwangere Cousine und wie sich dann herausstellt, wer es wirklich war viel zu klischeehaft sind, doch nimmt man diese Dinge der Autorin einfach ab. Darin liegt eine Kunst.
Dieser Roman konnte mich wirklich überzeugen und ich bin wahnsinnig froh, ihn mir doch angeschafft zu haben.


Mittwoch, 15. Juli 2009

Liebe im Schlepptau - Julie Cohen



Rosie Fox arbeitet als Medium in einer kleinen Bühnenshow. Dort nimmt sie angeblichen Kontakt zu den verstorbenen Lieben der Zuschauer auf. In Wirklichkeit hat sie allerdings keine spirituellen Kräfte, weiß sich aber sehr gut zu verkaufen. Eines Tages macht sie eine wirkliche Vorraussage und obwohl sie die Katastrophe nicht verhindern kann, werden die Medien auf sie aufmerksam. Rosie genießt den Rummel. Dann taucht ihr heimlicher Schwarm auf - Harry Blake. Er ist vor Jahren von der Times gefeuert worden, weil ein Informant ihn reingelegt hat. Nun arbeitet er für das britische Fernsehen in einer Sendung, in der es um Okkultismus geht. Dabei liegt es ihm sehr am Herzen, die Scharlatane auffliegen zu lassen.
Beide spüren, dass sie sich zueinander hingezogen fühlen und nähern sich einander an. Doch keiner glaubt dem anderen und schließlich schreibt Harry einen verhängnisvollen Artikel über Rosie ...


Julie Cohen ist erneut ein rundum überzeugender Roman gelungen. Heiter und mit der richtigen Prise Humor schildert sie Rosies Situation. Aber auch die Gefühle rund um Rosies eher negative Vergangenheit kommen nicht zu kurz. Harry ist ein Gegenpart, wie es diese junge, starke Frau braucht und beiden zuzusehen, wie sie den jeweils anderen überzeugen wollen, macht richtig Spaß.
Die Autorin hat sich eingehend über das Metier informiert und greift einen kleinen Teil aus der übersinnlichen Branche auf, ohne sich darüber lustig zu machen. Glaubhaft schildert Cohen, was Rosie tut, wenn ein Geist neben ihr steht und mit Sohn oder Ehefrau sprechen will. Die Wahrscheinlichkeiten, die sie dabei berechnet sind sehr glaubhaft und als Leser kann man sich nicht entscheiden, ob man darüber nun den Kopf schütteln oder grinsen soll. Bei allem aber hilft Rosie den Verzeifelten auch weiter. Sie ist richtig charmant und sympathisch dargestellt, man kann ihr nie lange böse sein.
Ich werde sicher auch jedes weitere Buch der Autorin lesen. (Und im englischen gibt es davon bereits eine ganze Menge)


Montag, 13. Juli 2009

Man tut, was man kann - Hans Rath



Paul, im besten Mannesalter, gutverdienend, aber leider Single hat sich verliebt. Sein Hund Fred/ Felix erkrankt und da kommt Iris, die Tierärztin, gerade Recht. Leider wird sie schon in Kürze heiraten und obwohl Paul eigentlich kein Kind von Traurigkeit ist, was die Damenwelt angeht, kann er sich nicht dazu durchringen, ihr offiziell Avancen zu machen.
Derweil hat er es geschafft von Kathrin verlassen zu werden, die mit ihm nur ihren Dauerfreund eifersüchtig machen wollte. Aber das zumindest klappt gut, der will sie nämlich plötzlich doch heiraten. Und Kathrin empfiehlt ihren Freundinnen Paul weiter, so dass dieser zumindest ein bisschen Abwechslung bekommt.
Sein Freund Schamski fliegt inzwischen zuhause raus, weil er sich nicht zwischen Ehefrau und Sekretärin entscheiden kann. Bronko, Kathrins Bruder und armer (weil schlechter) Künstler kann die Miete nicht mehr zahlen und als er zu Pauls Fahrer wird, hat er Mitleid. Beide Männer ziehen vorübergehend bei ihm ein. Halbwegs unerwartet steht auch noch Günther vor der Tür, der Iggy liebt, aber zu schüchtern ist, sich an sie ranzumachen. Als sie nur ein kleines Frei-Signal gibt, kündigt er seine Wohnung, um bei ihr einzuziehen. Klar, dass das nicht funktioniert - und das Männerkleeblatt ist perfekt.
Pech in der Liebe, Glück im Job. Paul wird vielleicht zum Boss der Bosse gekürt. Aber nur, wenn die Eigentümerfamilie zustimmt. Er ist sehr überrascht, als er merkt, wer Teil davon ist ....


Männer sind anders? Nein, nicht wirklich. Nur ihre Prioritäten im Leben liegen rechts und links abseits derer der Frauen, wenn auch auf gleicher Höhe. Das ist keine Wertung, nur eine Feststellung.
Hans Rath schafft mit seinem Roman eine unterhaltsame Geschichte, die teilweise sehr amüsant zu lesen ist. Seine Charaktere sind ein klein wenig überzogen, aber so müssen sie sein, sonst würde sie der Leser nicht so sehr lieben.
Paul hat einen etwas anderen, schrägen Humor und lässt sich so schnell nicht aus der Ruhe bringen. Was soll er auch anderes tun, wenn die Situation, in der er sich gerade befindet, absurd wird? Man tut eben, was man kann, um damit klar zu kommen. Doch manchmal, das muss ich gestehen, war er mir unsympathisch, dieser Tee trinkende Typ Mann, der eine Spur zu sehr von sich überzeugt durch die Welt marschiert. Ganz besonders in Sätzen wie: "Nein, liebe(r) X, ich möchte nicht xyz tun!" Günther hat bis zum Schluß sehr unglaubwürdig auf mich gewirkt, aber mei, warum soll es nicht solche Menschen geben? Die Zufälle häufen sich am Ende, aber ich denke, auch das muss so sein.
Ganz großes (enttäuschendes) Manko für mich ist das offene Ende. In der weiblichen Chick Lit Literatur gibt es zumindest so etwas wie den Ansatz für ein Happy End und das fehlt hier leider. Auch wenn die Aussichten nicht schlecht stehen.
Locker und witzig bringt uns Rath in der Ich-Form seinen Helden Paul näher. Man mag ihn oder man mag ihn nicht, Fakt ist aber, dass er den Leser sehr gut zu unterhalten versteht. Das Buch wird bei mir auf jeden Fall einen würdigen Platz zwischen Sophie Kinsella, Maria Beaumont, Wiebke Lorenz und sogar Julie Cohen bekommen (virtuell versteht sich, das Buch ist schon weggetauscht), auch wenn es darin weniger (klar, es ist eine Männerwelt) um die Liebe geht.


Sonntag, 12. Juli 2009

Schwestern des Mondes-Die Vampirin - Yasmine Galenorn



Teil 3 flacht leider wieder ab!

Menolly ist nun die jüngste der drei Schwestern. Sie hatte das Pech Dredge, einem Vampirfürsten, in die Hände zu fallen, als sie dabei war ihn für den AND auszuspionieren. Das konnte der natürlich gar nicht leiden und folterte sie. Schließlich enschied er sich dafür, sie nicht sterben zu lassen, sondern als Vampirin mit immensem Blutdurst nach Hause zu ihrer Familie zu schicken. Irgendwie händelte sich alles ein und da sie ihre Seele behalten hat, lebt sie mit ihren beiden Schwestern friedlich zusammen. Wenn der große Hunger kommt, hält sie sich an Bösewichte, wie Drogendealer und Vergewaltiger.
In der Stadt, in der sie und ihre Schwestern leben, verschwinden Menschen und tauchen wenig später als Untote wieder auf. Es stellt sich heraus, dass es Dredge ist, der einen neuen Vampirstamm aufbauen will. Um ihn zu bekämpfen, muss Menolly in die Anderwelt und sich einer Rückfühungszeremonie unterziehen. Dabei muss sie sich ihren größten Ängsten stellen, denn sie erlebt die Folterungen Dredges noch einmal. Ganz nebenbei erfährt sie, dass Dredge so mächtig ist, weil Loki, ein Gott, hinter ihm steht. Wie soll man so jemanden besiegen?
Ihr zur Seite stehen nicht nur ihre Schwestern und deren Liebhaber, sondern auch Wade, ihr eigener Ex und Nerissa, einer Werpumafrau, die gewisse Gefühle in ihr weckt.


Im dritten Teil geht es mit der Haupthandlung leider nicht voran. Die Geistsiegel scheinen bis kurz vor Ende vergessen und Schattenschwinges Name taucht ebenfalls nur ein einziges Mal auf.
Dieser Serienteil ist allein Menolly gewidmet. Als "böses Mädchen", wie im Vorwort erwähnt, wird sie als gefährlich, aber nicht wirklich böse eingeführt. Sie tut eben, was sie tun muss und nur tun kann, denn als Vampir ist man gewissen Regeln unterworfen. Stolz, weil einst schwer verletzt, hat sie nie ihre Seele oder ihr Herz verloren. Ihr Körper ist gezeichnet von Narben. Als sie merkt, dass sie sich zu Nerissa hingezogen fühlt, ist sie überrascht, denn nie hätte sie gedacht, dass das noch möglich wäre.
Ich muss gestehen, das "böse Mädchen" ist vollkommen an mir abgeprallt. So böse fand ich sie nicht und ich habe auch schon besser gestaltete Vampire gelesen. Außerdem ist vieles wieder nur ein einziges Blabla und da es auch in der eigentlichen Handlung nicht voran geht, wirkt die Geschichte manchmal langatmig. Der Kampf ist recht spannend aufgebaut, wenn auch im Höhepunkt vieles einfach verpufft.
Man kann nicht behaupten, dass "Die Vampirin" schlecht wäre, aber wirklich gut oder gar herausragend ist sie eben auch nicht. Wer gern Telenovelas schaut, wird wissen, was ich meine. Man will schon wissen, wie es ausgeht, aber wirklich vom Hocker gerissen wird man auch nicht.



Dienstag, 7. Juli 2009

Kalix - Werwölfin von London - Martin Millar



Im London der heutigen Zeit schleicht eine junge Werwölfin herum. Kalix stammt aus der Herrscherfamilie des MacRinnalch-Clans in Schottland. Als ihr Vater, der Fürst, ihren Geliebten Gawain verletzt und verbannt, tötet sie ihn in einem Zweikampf. Auf der Flucht vor den Häschern ihrer Großmutter und des ältesten Bruders begegnet sie in ihrem Laudanumrausch den Studenten Daniel und Moonglow. Die beiden nehmen sich der Jugendlichen an und verstecken sie.
Inwischen entbrennt ein Kampf um die Nachfolge des Fürsten. Verasa, die Ehefrau, möchte statt des ältesten Sarapen, lieber den jüngeren Sohn auf dem Thron sehen und intrigiert beim Familienrat. Thrix, die eigentlich nichts mehr mit dem Clan zu tun haben wollte und ein Modelabel gegründet hat, muss eingreifen und ihre Schwester Kalix schützen. Dabei hilft ihr die Feuergöttin Malveria, die immer auf das schönste Kleid bei Festlichkeiten spekuliert. Ihre nicht adoptierte Nichte Agrivex freundet sich mit Kalix und den beiden Studenten an.
Plötzlich taucht Gawain auf, der Kalix noch immer liebt, durch einen Fehler aber glaubt, sie sei nun Daniel verbunden. In seiner Not will er Thrix um Rat fragen und beide gehen ein Verhältnis ein.
Sarapen sieht seine Chance Fürst zu werden gekommen, als die beiden Cousinen, über die man nicht spricht, ein Konzert geben und alle Verwandten eingeladen sind. Er sammelt seine Getreuen um sich, um zuzuschlagen und seine Widersacher aus dem Weg zu räumen.


Martin Millar ist ein toller Jugendroman gelungen. Wie schon in "Die Elfen von New York" beweist er sein großes Geschick bei der Schaffung von Charakteren. Seine Beobachtungsgabe der heutigen Jugendkultur ist gelungen, er saugt sie auf und gibt sie treffend wieder.
In recht vielen kleineren Kapiteln, die immer aus der Sicht einer der beteiligten Personen geschrieben wurden, wird die Handlung stringent weitergesponnen. Leider kommt es dahingehend auch zu vielen Wiederholungen, da Millar, wie ich vermute, jeder Figur die Möglichkeit geben wollte, ihre ureigenste Sicht der Dinge darlegen zu können. Da auch die verwendete Sprache wieder sehr einfach gehalten ist (wie bei den New Yorker Elfen) zieht sich das Leseerlebnis leider ziemlich hin. Nicht weniger als fünf andere Bücher habe ich dazwischengeschoben, weil mich schon der Gedanke daran, dieses Buch beenden zu müssen, genervt hat. Mit einem schnellen Querlesen habe ich die letzte Hälfte dann doch noch bewältigt und bin auf einige durchaus interessante Szenen gestoßen. Malveria und ihre Nichte gehören dazu. Sie sind so schön gegensätzlich und bilden ein herrliches Mutter-Tochter-Gespann.
Thrix verliert zum Ende hin an Substanz, scheint fast nebensächlich für den Autor geworden zu sein. Kalix dagegen durchläuft mehrere Stadien der Veränderung, die alle glaubhaft sind. Ihr selbstzerstörerisches Verhalten lässt erst nach und nimmt dann wieder zu. Ihre inneren Dämonen, die aus einer ungeliebten Kindheit und ihrem Alter resultieren, zwingen sie immer wieder dazu, nichts zu essen oder sich die Haut zu ritzen.
Was mir sehr gefallen hat, war die Art des Werwolfes. So wäre er auch, wenn ich es mir aussuchen dürfte und nicht, wie in zahlreichen anderen Romanen, wo der Werwolf als solcher nur die Handlung "wilder" ausschmücken soll, aber eigentlich zu wenig durchdacht wurde.
Die Fortsetzung würde mich interessieren, weil ich gerne wüßte, was es mit Kalix Geburt auf sich hat und wer letztendlich der neue Fürst wird. Spannend ebenfalls die vielen kleinen Liebesbändel. Nächstes Mal bitte eine Personenliste.
Junge Paranormalliebhaber kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten. Sollte das Buch jemals verfilmt werden, bin ich umgehend im Kino.


Montag, 6. Juli 2009

Der Kuss des Satyrs - Elizabeth Amber



Diese Rezi ist voll von Spoilern!

Nicolas, Lord Satyr lebt mit seinen beiden Brüdern auf einem Gut in der Toskana. Die drei sind Satyre aus der Anderwelt, tagsüber menschlich, bei Vollmond leidenschaftliche Tiere, die sich mit Nebelnymphen paaren. Da sie Wein anbauen, ist ihnen Baccus wohl gesonnen.
Die Brüder bekommen nun den letzten Willen des Herrschers der Anderwelt mitgeteilt: er hat sich vor einigen Jahren mit drei Frauen vergnügt, die danach Töchter gebaren. Nun plagt ihn das schlechte Gewissen und die drei sollen die jungen Frauen suchen und beschützen. Und heiraten! Mit dem Feenblut sind die Frauen anders, wissen aber nichts davon. Nebenbei auch bestens geeignet um Nachwuchs zu produzieren, mit einer menschlichen Frau wäre das unmöglich.
Von diesem Befehl sind die Männer wenig begeistert, aber Nicolas macht sich sogleich auf, um seine Braut zu finden. Jane aufzustöbern gelingt ihm leicht und da er ein Lord mit Vermögen ist, willigt die intrigante Tante Izabel, die den (vermeintlichen) Vater in der Hand hat, ein. Sie und ihre Freundinnen gehören einem okkulten Frauen"club" an und hoffen nun auf die Gunstbezeugungen der Satyre. Und natürlich deren Kindern, denn sie wollen eine neue Art erschaffen, die über die Welt herrschen soll.
Jane hofft durch die Heirat sich und ihre jüngere Schwester schützen zu können und willigt ein. Nur darf ihr Ehemann nie erfahren, dass sie ein Monster ist, dass weiche Federn auf dem Rücken hat. Als ihr klar wird, dass er nur an ihr interessiert ist, damit sie seine Kinder gebiert und seine zahlreichen Mätressen nicht aufgeben will, lässt sie sich auf einen verhängnisvollen Handel ein. Er soll von den anderen Frauen lassen und sie lässt sich von ihm im Liebesspiel unterweisen, wie eine Mätresse, nicht wie eine Ehefrau.
Izabel intrigiert weiter gegen sie und als Jane den erwünschten Sohn bekommt, entführt die Tante das Baby.


Warum habe ich den Roman gleich noch mal gelesen? Weil mir gesagt wurde, er sei gut und sehr stimulierend. Ich nehme Erotik gerne in Kauf, aber nur wenn sie gut ist und auch nur, wenn sie von Gefühl lebt. Beides trifft hier leider gar nicht zu. Das ist ein Porno in Buchform, Liebe und Romantik werden sich hier nicht anfinden. Allerdings muss ich zugeben, dass für einen erotischen Roman doch sehr viel Handlung dabei ist, so im Vergleich ...
Im ersten Drittel war das Buch auf meiner Abbruch-Liste, aber dann habe ich nach einem gut gemeinten Rat weitergelesen. Als es nicht besser wurde, wollte ich es wieder beiseite legen, aber eine Freundin meinte, es werde am Ende wirklich übel. Und ich bin doch so neugierig!
Warum den Lesern im Klappentext Jane als starke Persönlichkeit verkauft wird, die sich so schnell nichts gefallen lässt, weiß ich leider nicht. Ich habe sie als kleinlautes, depressives Ding erlebt, dass sich in alles fügt, was man ihr antut. Stets mit der Begründung: ich bin so anders, ein Monster ... *würg*
Als wäre es noch nicht schlimm genug, dass sie sich von Vater und Tante herumschubsen lässt, was dann mit ihrem Ehemann abgeht, war gelinde gesagt übel. Als sie sich dann bereit erklärt, seine Mätresse zu sein, gehen die beiden so ungefähr alles an Sex durch, was es gibt. Was in der Aufzählung - und als etwas anderes konnte ich es leider nicht empfinden - noch fehlt, will ich gar nicht wissen.
Satyre leben von der Leidenschaft, aber wirklich alles in ihrem Leben und dem von Jane (und anderen Frauen) damit zu erklären, war mir ehrlich gesagt irgendwann zu viel. Als Nicolas ihr am Ende dann erklärt, dass sie mit seinen Brüdern schlafen muss (während des Vollmonds, zwei Phallusse, klar), damit sie und das Kind sicher sind, da hat Amber es sich endgültig mit mir verscherzt.
Die eigentliche Handlung um die Tante könnte spannend sein, davon bin ich überzeugt. Aber der Endkampf wird in einer halben Seite beiseite geschoben und wenige Zeilen danach frönen Jane und andere wieder ihrer Lust. Und ehrlich gesagt habe ich noch nie etwas Blöderes gelesen, als diesen Showdown. Besiegt durch einen Dildo. Wow!
Wer erotische Romane mag, in denen es auch durchaus heftiger zugehen darf, dem sei der Roman angeraten. Zart beseiteten, die eine gewisse Grenze kennen, sollten die Finger davon lassen.


Freitag, 3. Juli 2009

Elfenschrift - Magazin



Nachdem ich schon viel von der "Elfenschrift" gehört und gelesen habe, war es vor kurzem an der Zeit, sie auch endlich mal zu lesen. Die Herausgeberin heißt Ulrike Stegemann und das erste Heft gab es im März 2004. Das Magazin erscheint vierteljährlich und kostet 2,50 Euro (plus 1 Euro Versand).
Wie der Name es vielleicht schon verraten hat, handelt es sich hierbei um "Das kleine, phantastische Literaturheftchen" (das steht auf dem Cover und beinhaltet keine Wertung :) ) und umkreist die Themengebiete Fantasy, Märchen, (Sci Fi?).
Jedes Heft steht unter einem Motto und jeder, der sich bemüßigt fühlt, kann einen Beitrag, sei es ein Artikel oder eine Geschichte oder ein Bild einreichen.

Der Juni 2009 stand unter dem Pantoffel der "Geschichtenerfinder".
Die Autorin Sina Geiß hat sich auch einmal als Künstlerin versucht und das Cover der 22. Ausgabe gestaltet. Mit einem sehr ansprechenden Ergebnis, wie ich finde. Sie erzählt ein bisschen über sich und hat das kleine, neckische Gedicht "Für die Katz" beigesteuert. Einzig daran zu mäkeln der Titel, denn es heißt Katz' aber das kleine Strichchen ist ja leider ohnehin schon fast aus dem deutschen Schriftgebrauch verschwunden. *eine Schweigeminute bitte*
Ebenfalls aus dem Nähkästchen plaudern Andrea Tillmanns ("Hinter den Schatten"), Annette Eickert ("Ynsanter"), Erik Schreiber (der phantastische Bücherbrief) und andere. Wer schon immer mal wissen wollte, wer denn eigentlich die Märchen - ob abendländische oder deutsche - erzählt (hat), wird sich nach dem Lesen von Petra Hartmanns Artikel schlauer fühlen. Ich tue es! Was mir nicht ganz so gut gefallen hat, waren die Fußnoten unter dem Text, das verleiht ihm irgendwie etwas Wissenschaftliches.
Es gibt einige Kurzgeschichten, von denen ich "Timmy Tomate" von Rena Larf hervorheben möchte. Schließlich werden noch einige Bücher vorgestellt, für die ich dankbar war, denn allein hätte ich diese nicht gefunden.

Das Heft ist ansprechend was seine Größe, die innere formale Augestaltung und vor allem die Schrift angeht. Nachdem ich mir jetzt zwei Ausgaben angeschaut habe (März, Juni) muss ich einfach hervorheben, dass es Autoren aus unseren "Kreisen", also deutsche und auch (bisher) weniger bekannte sind, die Einzug gehalten haben. Keine Größen (das Wort ist wertfrei!), über die man ständig liest und denen immer gleiche Interviewfragen gestellt werden. Und dennoch Leute, über die ich schon einiges gelesen habe: Erik Schreiber dürfte Leuten, die sich für Fantasy interessieren, nicht fremd sein. Und "Ynsanter" ist derzeit in vielen Foren und Blogs in aller Munde. Mir fehlen bisher noch aussagekräftige Rezensionen, sonst hätte ich schon mal in das Buch reingeschmökert. Aber bei dem Preis muss ich mir sicher sein, auf was ich mich einlasse. Und auch diese Aussage ist wertfrei gemeint, denn mit dieser Grundvorraussetzung gehe ich an jedes Buch heran. Man erspart sich einfach Enttäuschungen.
Zur Elfenschrift nun habe ich sicher nicht das letzte Mal gegriffen.


Donnerstag, 2. Juli 2009

Stürmische Intrigen - Kathryn Caskie



Meredith Merriweather ist das passiert, was keine Frau sich wünscht - sie wurde vor dem Traualtar stehen gelassen. Als nämlich ihrem Anverlobten klar wurde, dass nur ihre Tanten reich sind, nicht aber sie, suchte er sein Glück anderswo. Damit war Meredith für die Gesellschaft für immer gebranntmarkt, nicht ohne Grund, denn sie hat sich dem Ex auch körperlich hingegeben. Nur dem Einfluss ihrer Tanten ist es zu verdanken, dass sie nicht von der Gesellschaft verächtet wird.
Wie schon zu der Zeit, als Jenny Penny noch ihre Zofe war, schreibt sie ein Handbuch über Wüstlinge und was eine Frau tun kann, um nicht auf einen solchen herreinzufallen. Nach zwei Jahren will sie ihre Studien auf ein bestimmtes "Objekt" fokussieren und sucht sich dafür den bestens geeigneten Alexander Lamont, Lord Lansing aus. Sie dingt eine Hure und bestellt diese in den Park, damit sie sich an ihn heranmacht. Sie selbst beobachtet alles aus einem Heißluftballon.
Dumm nur, dass Alexander unlängst in eine peinliche Sache mit der verheirateten Frau eines bekannten Mannes - der viel Geld und Einfluss hat - verwickelt war und sich als geläutert gibt. Das muss er auch, da sein Vater ihm jede Zuwendung zu streichen droht.
Gar nicht so leicht, wenn einem die Frauen schon aus der Luft entgegenfallen.
Meredith begreift nach einiger Zeit, dass die bezahlten Frauen Lord Lansing nicht reizen können, wohl aber sie. Sie lässt sich auf das gefährliche Spiel ein, da sie sich sicher wähnt. Eine neue Verlobung mit einem wohlhabenden, aber sehr geizigen Kaufmann steht ins Haus - auch wenn der Gute sich Zeit lässt.
Und schließlich bleibt ein Wüstling immer ein Wüstling. Oder nicht?


Die dritte im Bunde kommt also auch noch unter die Haube, nicht ohne ein neues junges Mädchen im Hause der alten Damen zu hinterlassen (Hannah), wir lesen also sicher noch mehr von den Feathertons. Die beiden älteren Schwestern Merediths sind übrigens beide hochschwanger.
Auf dieses Buch habe ich mich am meisten gefreut und nur deswegen die beiden Vorläufer gelesen. In der Leseprobe des Verlages verfolgte Meredith gerade Alex im Heißluftballon und die Idee ist doch nun wirklich großartig! So rein von der Idee her hat Caskie einiges zu bieten, aber leider scheint sie irgendwie nicht immer an alle Details zu denken, was das Leseerlebnis schmälert.
Vor allem der Verlauf und die Wandlung der Charaktere gelingt ihr auch diesmal nicht. Alexander ist ein Lebemann durch und durch, zwar fühlt er eine Menge für Meredith, aber so ganz brav in kurzer Zeit? Ich gönne es ihr durchaus, er gestaltet ihr Leben spannend und aufregend, aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass er sich eben nicht geändert hat. Immerhin steht ihm das Geld des Vaters dann wieder zur Verfügung und er spielt und trinkt doch so gern. Und seine Leidenschaften ... nein von denen kann er nicht lassen.
Meredith hätte ich mir etwas wilder und entschlossener gewünscht. Die Tanten kommen leider zu kurz, die fehlen mir wirklich, in Band 1 hatte ich sie richtig gern. Das erotische Zusammenkommen schien mir diesmal etwas daneben platziert, aber gut zu lesen war es dennoch.
Der Roman ist sicherlich besser, als sein Vorläufer, aber nicht so gut wie die Geschichte um Eliza. Schade.

PS: Eigentlich sollte dann noch der Roman "Wie verführe ich einen Lord?" folgen, aber ich brauche nun eine Caskie-Pause.


Mittwoch, 1. Juli 2009

Stürmische Eskapaden - Kathryn Caskie



Die Zofe Jenny Penny lebt zusammen mit ihrer Mutter bei den Featherton-Schwestern. Ihr Vater ist ein reicher Earl, aber weil er ihre Mutter nie geheiratet hat, ist Jenny keine Lady. Dabei möchte sie doch unbedingt nichts anderes sein. Sie kauft sich Schmuck und Kleider und lebt dabei doch ziemlich über ihre Verhältnisse.
Für die alten Featherton Ladys stellt sie Cremes her und eines Tages eine Gesichtscreme mit Pfefferminz. Einen Tigel schenkt sie ihrer Freundin Anne und die gibt ihn an ihre Herrin weiter. Aus irgendeinem Grund wendet diese die Creme aber nicht im Gesicht, sondern zwischen den Beinen an - und ist fasziniert. Die erotisierende Wirkung ist enorm. Hinter vorgehaltener Hand berichten nun Ladys einander, wie das Ergebnis ist. Jenny kann sich bald nicht mehr vor Kaufanträgen retten. Und sieht ihre Chance gekommen, ihre Schulden bezahlen zu können.
Eines Tages lernt sie Callum Campbell Lord Argyll kennen, der sie in ihrem schicken Kleid für eine Lady hält. Als er dann aber bei den alten Damen auftaucht, weil sie entfernte Verwandte sind, hat sie ein Problem. Die Feathertons spielen jedoch mit und wollen Jenny - Lady Genevieve - mit ihm verkuppeln. Aber zwei Lügen - die Cremeherstellerin Lady Eros ist außerdem in aller Munde - sind nicht dauerhaft aufrecht zu erhalten. Wie wird Callum reagieren, wenn er die Wahrheit erfährt?



Ich muss gestehen, ich war ein bisschen enttäuscht von dem Roman. Es steckt wie gewohnt eine tolle Idee dahinter, etwas, das sich von anderen Liebesromanen dieser Art und Zeit abhebt. Und dennoch gibt es so einige Schnitzer, die leider viel zu unglaubhaft sind, als dass sie Spaß machen würden.
Jenny scheint mir gerade am Anfang nicht ganz konstant in ihrem Charakter zu sein und wirkt dadurch zunächst unsympathisch. Callum ist mir zu unausgereift als Person und er taucht zu selten auf, so dass nicht die Liebe der beiden im Vordergrund steht, sondern Jennys zahlreiche Probleme.
Die Geheimnisse, die sich um die alten Ladys ringeln, vor allem Viola, haben mich blinzeln lassen. Ab der Mitte des Romans musste ich mich dann immer mehr zwingen weiterzulesen. Aber Caskie hat doch eine beschwingte Note, so dass es mir nicht ganz so schwer gefallen ist.
Der Roman wartet mit einigen interessanten Charakteren auf, die aber nicht so ganz ausgereift scheinen. Hinzu kommt, dass Jenny Penny nicht mit den Feathertons verwandt ist. Ich hatte den Eindruck, Caskie hätte es bereut, die zweite Schwester neben Eliza (Band 1) so nebenbei abgehandelt zu haben. Immerhin bekommen wir hier schon einen kleinen Einblick in Meredith (Band 3), die schon hier an ihrer Abhandlung des gemeinen Wüstlings arbeitet. Ich bin mir nur nicht sicher, ob die Autorin nicht schon zu viel vorweg nimmt. Dieser Roman jedenfalls ist einer, den man zur Vervollständigung der Reihe lesen kann, aber nicht muss.