Donnerstag, 14. August 2025

(Rezension) Aristide Ledoux – Meisterdieb wider Willen - Frank M. Reifenberg und Maleek (Illustr.)

 

Waisenjunge verliert sein Gedächtnis und kämpft mithilfe eines Straßenjungen und eines unterschätzten Mädchens gegen finstere Gesellen.

 


Titel: Aristide Ledoux – Meisterdieb wider Willen
Autor: Frank M. Reifenberg und Maleek (Illustr.)
Originaltitel
Verlag: ‎dtv
ISBN: ‎ 978-3423765947
Euro: 18,00
Veröffentlichungsdatum: August 2025
Seiten: 192
Serie: nein
Come in: vorablesen.de

 

 

 

Inhalt/Klappentext
Paris, Anfang des 20. Jahrhunderts: Im Schutz der Dunkelheit wird aus dem Waisenjungen Aristide Ledoux ein Meisterdieb. Kein Tresor ist vor ihm sicher, kein Polizist findig genug, um ihn aufzuhalten. Seine Aufträge bekommt Aristide von einer geheimnisvollen Person – doch als er in dieser Nacht eine Nachricht erhält und in eine Kutsche steigt, gerät er in eine Falle. Aristide sitzt in der Kutsche fest, die Unbekannte in die Seine werfen. Aber er hat Glück und wird vom Taschendieb Julien und dessen Freundin aus gutem Haus, Leontine, gerettet. Doch Aristide hat sein Gedächtnis verloren und weiß nicht mehr, dass er der berüchtigtste Meisterdieb von Paris ist, dem jemand nach dem Leben trachtet.

 

 

Meinung
Der Autor engagiert sich seit 2008 in der Leseförderung für Jungen. Das begrüße ich sehr, denn viele Bücher für Kinder und Jugendliche richten sich eher an eine weibliche Zielgruppe. Zusammen mit Illustrator Maleek nun hat Reifenberg ein optisch grandios aufgemachtes Buch veröffentlicht. Das Hardcover wechselt zwischen Text- und Comicseiten ab, wobei der Text dominiert. Aber auch diese Seiten enthalten Illustrationen und bieten damit einen großen Mehrwert. Das Buch ist für Leser ab elf Jahren gedacht. Im gleichen Alter befinden sich auch die drei Hauptpersonen. Aristide, der als Waise bei seinem Onkel aufwuchs, bis dieser verschwand und der als Meisterdieb Aufträge erledigt. Julien, der als farbiger Junge mit den Eltern als Attraktion vorgeführt wurde, bis er nach deren Tod fliehen konnte. Und Leontide, die aus sehr gutem Hause stammt – wo ihr Vater ihr aber als Mädchen kaum etwas zutraut. Diese drei eigenwilligen Kids treffen aufeinander, da Aristide nach einem Anschlag auf sein Leben sein Gedächtnis verloren hat und Julien das Mädchen um Hilfe bittet.

Die Geschichte beginnt sehr einnehmend und weiß durch den Wechsel der Stile voll zu überzeugen. Ab mittig jedoch beginn die Story sich ein bisschen zu ziehen. Leider sind die Figuren in unserer Zeit verhaftet, was ihnen leider nur wenig Spielraum lässt. Besonders was Leontide anbelangt, ist das schade, hier wäre mehr drin gewesen. Auch Juliens Geschichte, aber vor allem, wie sich der Junge allein durchbeißt, hätte mehr Potential gehabt. Dafür kann das Paris der damaligen Jahre für viel Atmosphäre sorgen, auch zeichnerisch. Zwar ist es schade, dass ein deutscher Autor aufs Ausland ausweicht, denn auch ein Berlin dieser Jahre wäre interessant gewesen, aber das lässt sich angesichts des Flairs schnell verzeihen.

Im letzten Drittel scheint sich die Story erst leicht festzutreten, bis sie hochspannend ausläuft. Nur der Epilog ist leider dergestalt, dass ich einräumen muss, ihn nicht ganz verstanden zu haben. Die drei Kinder sind allein auf einem Schiff unterwegs? Und bedeutet das, dass es eine Fortsetzung geben wird?

Wer ein Buch für Jungen sucht, das auch gestalterisch viel hermacht, wird hier in jedem Fall fündig. Abenteuer und Flair gibt es genug – und ein bisschen zum Nachdenken.

 

 

Frank Maria Reifenberg, geboren 1962, ist gelernter Buchhändler. Er schreibt vor allem Kinder- und Jugend- sowie Drehbücher für Film und Fernsehen und engagiert sich für die Leseförderung von Jungen.

Maleek lebt und arbeitet in Paris. Er wurde 1983 als Paul Hillebrandt in München geboren und begann kurz darauf mit dem Zeichnen.

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