Freitag, 7. April 2023

Die Verlobten des Winters - Christelle Dabos

 

Ophelia wird in eine Zwangsehe mit dem mürrischen Thorn gezwungen und folgt ihm auf seine Arche Pol. Dort trifft sie auf einen äußerst intriganten, adligen Hof voller Illusionen und Gefahren. Wird sie sich bewähren können?

 

 


Titel: Die Verlobten des Winters
Autorin: Christelle Dabos
Originaltitel: Les Fiancés de l'hiver. La Passe-miroir 1
Verlag:‎ Insel Verlag
ISBN: ‎ 978-3458364863‎
Euro: 12,00
Veröffentlichungsdatum: September 2021
Seiten: 535
Serie: Die Spiegelreisende 01
Come in: Tausch

 

 

 

Inhalt
Einst zerbrach die Welt und die Menschen flüchteten in mehrere Archen, die um die Reste kreisen. Ophelia lebt auf Anima und leitet das örtliche Museum. Die weiblich geprägte Arche beherbergt Menschen, die Dinge durch Berührung reparieren oder deren Geschichte lesen können. Als eine Zwangsehe mit den Adligen Thorn arrangiert wird, gerät ihr Leben durcheinander. Sie muss ihm zur Arche Pol folgen, wo es stetig Winter ist und die Gesellschaft streng hierarchisch aufgebaut wurde. Sie lernt schnell, dass sie niemandem trauen kann, nicht einmal ihrem Verlobten, der sie kaum eines Blickes würdigt. Doch eine Rückkehr ist für sie ausgeschlossen und würde mit Verbannung von allen Archen geahndet werden.

 

 


Meinung

In Erwartung einer Geschichte für jüngere Leser hat mich dieses Buch sehr positiv überrascht. Zwar heißt es, sich durch das noch recht gemächliche erste Drittel kämpfen, doch dann startet die Story richtig durch. Wer eine Romance erwartet, wird sehr enttäuscht sein, denn diese gibt es zumindest bisher nicht. Stattdessen wird eine sehr harte Welt mit zahlreichen Intrigen und strenger Härte präsentiert, in der Ophelia niemals sicher sein kann, was als Nächstes geschieht. Der Leser natürlich ebenfalls nicht, was es reihum sehr spannend gestaltet.

Zunächst zeigt die Autorin Ophelia in ihrer Heimatwelt, zusammen mit Familie und ihrer täglichen Arbeit. Dass sie ein bisschen verschroben ist, darf erwartet werden, denn sie trägt eine Brille, die je nach ihrer Stimmung die Farbe des Glases ändert. Außerdem kann sie durch Spiegel gehen und so an jeden beliebigen Ort reisen. Ihr Schal besitzt ein Eigenleben. Ihr genau getakteter Alltag gerät völlig aus den Fugen, als man ihr, die noch keine zwanzig Jahre zählt, einen Ehemann von Pol auswählt. Die Matriarchinnen lassen ihr keine Wahl. Thorn ist lang und dünn und schenkt ihr kaum je einen Blick. Sie folgt ihm in seine Welt, in der alles eine einzige große Illusion zu sein scheint. Zusammen mit seiner Tante und Großmutter lebt sie in einem großen Anwesen und lernt nur sehr langsam die neuen Regeln kennen. Das lässt auch dem Leser Zeit, sich umzusehen. In etwa gibt es nun Dienstboten und Klans, die sich um Faruk, den Unsterblichen der Arche Pol, scharen. Die Fehden, die diese ausfechten, gestalten sich außerordentlich unterhaltsam, wenn man etwas dafür übrig hat. Die Welt erinnert ein wenig an den Königshof von Louis XIV., wo es viel Schein, aber weniger Sein und viele dunkle Abgründe gibt. Und natürlich haben die Klans noch eigene Fähigkeiten, nicht nur jene der Illusion, sondern auch jedweder anderer Manipulation, in etwa der des Geistes.

Zunächst wirkt es etwas dröge, wenn sich Ophelias Alltag langsam präsentiert, aber schon hier zeigt sich, dass Größeres erwartet werden darf. Die Geschichte erzählt sich immerhin in vier Büchern, nicht nur einem, das darf man nicht vergessen. Nach einem Vorfall muss die kleine Familie umziehen – und zwar direkt ins Auge des Sturms. Ophelia wird als Diener verkleidet und lernt so auch die unteren Schichten kennen. Sie muss einiges durchmachen, kämpft sich aber tapfer durch. Schließlich scheint es Schlag auf Schlag zu kommen, alle möglichen Leute tragen ihre Intrigen an sie heran. Tut sie nicht, was diese verlangen, geht es um Kopf und Kragen – nicht mal nur ihren eigenen.

Christelle Dabos hat einen ausgesprochen vergnüglich zu lesenden ersten Teil geschaffen. „Die Verlobten des Winters“ ist gut konzipiert und umgesetzt, sprachlich unerwartet niveauvoll und lebendig. Mir hat es viel Spaß gegeben und ich werde an der Serie dranbleiben.

 

 

Die Spiegelreisende:
1. Les Fiancés de l'hiver (Die Verlobten des Winters)
2. Les Disparus du Clairdelune (Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast)
3. La mémoire de Babel (Das Gedächtnis von Babel)
4. La Passe-miroir (Im Sturm der Echos)

 

 

Christelle Dabos wurde 1980 an der Côte d’Azur geboren. Nach ihrem Studium zog sie nach Belgien und arbeitete als Bibliothekarin. Als sie 2007 an Krebs erkrankte, begann sie zu schreiben. Zunächst veröffentlichte sie Auszüge aus Die Spiegelreisende im Internet. Nachdem sie den Jugendbuchwettbewerb von Gallimard Jeunesse gewann, wurde der erste Band der Serie Die Verlobten des Winters publiziert und entwickelte sich rasch zu einem Bestseller. Die ersten drei Bände sind auch in Deutschland Bestseller geworden.

2 Kommentare:

  1. Ich glaube, diesen Roman habe ich schon mehrmals auf meine Liste gesetzt und dann doch wieder runtergenommen. Die Geschichte klingt eigentlich gut, aber die Leseprobe spricht mich nicht so wirklich an. Aber vielleicht setz ich ihn ja doch nochmal auf die Liste. *g*

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    1. Ich war anfangs auch skeptisch, aber ich kann sagen, dass er nicht YA ist und sprachlich gehobener daherkommt. Dazu nimmt er irgendwann richtig Fahrt auf und baut eine gut durchdachte Story auf. Das TB ist nicht so dick, schau doch einfach mal rein. :) Allerdings wenn die LEseprobe nichts für Dich war ... man weiß ja nicht. Mir hat diese nämlich so gut gefallen, dass ich weiterlesen wollte. Die Story entwickelt sich nach dem Stückchen Text übrigens völlig anders weiter, als bis dato gedacht.

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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!

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