Montag, 30. Januar 2023

Frauen, an die ich nachts denke: Auf den Spuren meiner Heldinnen - Mia Kankimäki

 

Eine interessante Mischung aus Reisebericht, (historischen) Biografien und was Frauen ab vierzig (heute) daraus lernen können.

 

 


Titel: Frauen, an die ich nachts denke: Auf den Spuren meiner Heldinnen
Autorin: Mia Kankimäki
Originaltitel: Naiset joita ajattelen öisin
Verlag: btb
ISBN:‎ 978-3442719358
Euro: 12,00
Veröffentlichungsdatum: Mai 2022
Seiten: 560
Serie: nein
Come in: Tausch

 

 

 

Inhalt/Klappentext
Mia, Anfang vierzig, hat den Job gekündigt, die Wohnung verkauft, und während andere Familien haben und Sommerhäuser kaufen, denkt sie während zahlloser schlafloser Nächte an Frauen – und das hat nichts mit Sex zu tun, sondern mit der Suche nach dem Sinn des Lebens! Ihres Lebens! Ihre Nachtfrauen – furchtlose Entdeckerinnen, begabte Schriftstellerinnen und leidenschaftliche Künstlerinnen – sind Schutzheilige, die sie um sich versammelt, um sich den Weg weisen zu lassen. Und eines Tages beschließt sie, Ernst zu machen, die Welt zu bereisen und den Spuren ihrer Nachtfrauen wirklich zu folgen – Karen Blixen nach Tansania, Sei Shōnagon nach Japan, vergessenen Renaissance-Malerinnen nach Florenz. Denn wenn diese Frauen es vor Hunderten von Jahren in die Welt geschafft haben, warum sollte Mia das dann nicht auch können?

 

 


Meinung

Ein ungewöhnlich wirkendes Buch, bei dem anfangs nicht klar ist, worauf sich der Leser da einlässt. Aber genau deswegen interessant und in jedem Fall lesenswert. In dieser finnischen Übersetzung aus dem Mai 2022 ist die Autorin 43 Jahre alt (geschrieben hat sie es also schon vor einigen Jahren). Ohne Kinder und andere ähnlich feste Bindungen kommt sie ins Überlegen, besonders dann, wenn ihr Leben, wie sie es nennt „aus den Fugen geraten“ ist. Und schaut, was Frauen vor ihr in dem Alter getan haben. Dabei stößt sie auf eine Reihe sie inspirierender Nachtfrauen (Frauen, über die sie nachts in wachen Momenten nachdenkt), über deren Leben sie ausführlich nachdenkt. Alle sind vierzig plus Jahre alt und haben in ihrem Leben etwas Neues getan, meist indem sie Traditionen gebrochen haben. Entweder waren ihre Kinder erwachsen und aus dem Haus oder sie haben ihre alten Eltern gepflegt und/oder waren stetig Single. All das in Zeiten, in denen Frauen nicht viele Möglichkeiten offenstanden. Und doch haben die Nachtfrauen es getan: Sie sind in der weiten Welt herumgereist oder haben „Männerberufe“ ergriffen. Woraus schöpften diese Frauen ihren Mut?

Kankimäki ist überrascht, wie viele von ihnen sie findet und sucht sich eine bunte Mischung heraus, um auf deren Pfaden zu wandeln. Dabei schreibt sie ihre eigenen Erlebnisse vor Ort minutiös auf, was einem Reisebericht gleichkommt. Aber mehr Worte verliert sie über die jeweilige Nachtfrau, deren Leben sie sich ganz genau anschaut, entweder in Biografien aus anderen Federn oder aus den Werken, die jene Frauen selbst verfasst haben. Am Ende vom Buch gibt es mehrere ganzseitige Fotos. Dabei sind unter anderem Karen Blixen, Mary Kingsley, Nellie Bly, Battista Sforza oder auch Yayoi Kusama. Es ist kein Buch im derzeitigen Zeitgeist geworden. Besonders besticht, dass Kankimäki ihre Heldinnen nicht nur auf ein Podest hebt. Sie schaut auch in dunkle Ecken und kehrt unter dem Bett. Waren ihre Nachtfrauen etwa normale Frauen aus Fleisch und Blut – mit Ecken und Kanten? Es liest sich weg wie nichts, wenn sie von den Entdeckerinnen oder Malerinnen erzählt. Leider wird es manchmal etwas zäh, eben dann, wenn sie eigene Berichte schreibt und eigene Überlegungen zu ihren Reisen anstellt. Das sind jedoch oft nur kurze Kapitel, die schnell beendet werden können. Den Rest des über fünfhundert Seiten zählenden Buches spürt man kaum beim Lesen. Es macht einfach Spaß, dem Leben der Frauen in den unterschiedlichsten Zeitepochen zu folgen. Vermutlich insbesondere dann, wenn man selbst die vierzig überschritten hat.

 

 

Mia Kankimäki, geboren 1971, hat Vergleichende Literaturwissenschaften an der Universität Helsinki studiert und als Texterin und Lektorin gearbeitet. 2010 kündigte sie ihren Job und reiste nach Japan, um ihr erstes Buch zu schreiben. »Dinge, die das Herz höher schlagen lassen« führte sie nach Kyoto, wo sie immer wieder schreibt und forscht. Ihr zweites Buch, »Frauen, an die ich nachts denke« ist von ihren Reisen auf den Spuren inspirierender historischer Frauenfiguren in Tansania, Kenia, Italien und Japan inspiriert. Ihre Bücher wurden vielfach ausgezeichnet und in 16 Sprachen übersetzt. Mia Kankimäki lebt in Helsinki, Finnland, wenn sie nicht gerade für ihr nächstes Buchprojekt auf Reisen ist.

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