Cara reist als Traverserin in andere Parallelwelten, um dort Daten zu sammeln. Als sie in einer landet, in der ihr anderes Selbst noch lebt, deckt sie ein gefährliches Geheimnis auf.
Titel: Erde 0
Autorin: Micaiah Johnson
Originaltitel: The Space Between Worlds
Verlag: Knaur
ISBN: 978-3426525586
Euro: 10,99
Veröffentlichungsdatum: Oktober 2021
Seiten: 416
Serie: nein
Come in: Tausch
Inhalt
Dank des Wissenschaftlers Adam Bosch ist es
möglich, in Parallelwelten zu reisen. Doch nur dann, wenn das eigene Selbst
dort bereits gestorben ist. Deswegen arbeiten nur Traverser wie Cara, die
außerhalb der Stadt Wiley City geboren wurden, in diesem Job, um die wertvollen
Daten aus den anderen Welten zu sammeln. Kleine Veränderungen, die Großes
bewirken können. Als ihre Watcherin Dell, in die sie heimlich verliebt ist, ihr
eine neue Welt zuteilt, ahnt Cara nicht, dass sich bald alles verändern wird.
Denn in dieser Welt ist Bosch kein charmanter Mann, er ist ein Despot – und das
mit einem Namen, den es in Caras Welt längst nicht mehr gibt.
Meinung
Cara ist außerhalb von Wiley City geboren worden und hat nur in wenigen parallelen Welten überlebt. Oft starb sie bereits als Kind, Krankheiten, Unfälle, Vernachlässigung … die Liste ist lang. In jenen, in denen sie überlebt hat, musste sie einiges auf sich nehmen, um weitermachen zu können. Obwohl sie lesbisch ist, ließ sie sich auf den großen Unterweltboss ein, der außer Grausamkeit nichts kennt. Doch in ihrer Welt, der Erde 0, hat ihre Mutter einen Mann von den Farmen geheiratet und ist streng gläubig geworden. Als Traverser gesucht wurden, kann Cara ihrem Leben eine Richtung geben. Sechs Jahre später scheint alles Routine geworden zu sein. Nicht mehr lange und sie könnte eine echte Bürgerin der Stadt werden, nicht nur geduldet sein. In ihre Watcherin Dell, die jeden Sprung überwacht, ist sie heimlich verliebt.
Die Welt, die Johnson zeigt, ist recht einfach. Es gibt nur diese eine Stadt und zwei Vorstädte (oder etwas in der Art, es war leider nicht klar auszumachen). Zum einen die Farmen, in denen angebaut wird, was man in der Stadt verzehrt. Und eine Art Slum, in dem auch Cara einst geboren wurde und in dem ein selbsternannter König herrscht. Als er stirbt, übernimmt sein Sohn und der scheint genauso grausam zu sein wie sein alter Herr. Das gestrickte Muster ist einfach: Alle, die in der Stadt leben, sind hellhäutig, Dells Eltern stammten einst aus Japan, und privilegiert, dort leben zu dürfen. Offenbar geht es allen super gut (man bekommt leider nichts groß zu sehen), sie werden von einem Schirm vor der starken Sonneneinstrahlung geschützt (darum die (überaus) helle Haut?). Auch Verteilungsprobleme scheint es nicht zu geben, keine Arbeits- oder Obdachlosigkeit. Das mutet in einer Welt, wie der hier vorgestellten ein wenig seltsam an, da Erde 0, obwohl wie unsere beschrieben, in Sachen Klima schon wesentlich weiter ist (zu heiß, wenig Wasser, etc.). Auf den Farmen leben auch hellhäutige Menschen, in etwa ist Caras Stiefschwester blondhaarig. Cara und ihre Mutter sind dunkelhäutig, was sie in dieser Welt nicht begünstigt. Wieso genau das so ist, wird leider nicht näher erläutert; die Autorin geht davon aus, dass der Leser seine eigenen Assoziationen herstellen wird. Einem Roman, der international gelesen werden soll, hätte es jedoch gutgetan, pointierter zu sein und nicht teilweise ein regelrechtes Geheimnis daraus zu machen. Wer die Gegebenheiten einfach annimmt, ohne darüber nachzudenken, kommt wesentlich besser mit der Handlung klar. Diese ist atmosphärisch und stellenweise durchaus spannend gemacht. Oft leider etwas weinerlich, was man mögen muss. Es wäre zu schade, wenn in fast vierhundert Welten tatsächlich überall die gleichen (schlechten) Bedingungen auf der Erde herrschen würden und es in der Historie nie kleinere Vorkommnisse gegeben hätte, die zu anderen Umständen in der aktuellen Zeitlinie geführt hätten (hier ein Verweis auf „Sliders“).
Cara ist ein sympathischer Charakter, vor allem, weil sie sich durchkämpfen muss, sowohl was äußere Kämpfe anbelangt als auch zahlreiche innere. Sie hütet mehr als nur ein Geheimnis, das sie vor verschiedenen Personen bewahren muss. Dell dagegen kommt leider etwas kurz. Erst gegen Ende wird sie fassbarer, aber da ist die Story schon gegessen und halb verdaut. Ihre Beziehung kommt nur schleppend in Gang, dafür dann umso schöner und ein Happy End ist garantiert.
Die zahlreichen Überraschungen, die die Handlung bereithält, halten den Leser in jedem Fall bei der Stange. Wenn das größte Geheimnis schnell enttarnt ist, so geht es danach doch recht stringent und damit eng am roten Faden weiter.
Obwohl einiges zu kritteln ist, ist „Erde 0“ insgesamt gut und angenehm zu lesen und zumindest mir hat es Spaß gemacht.
Micaiah Johnson wuchs in der kalifornischen Mojave-Wüste auf, umgeben von Bäumen namens Joshua und Frauen, die Geschichten erzählten. Sie erhielt ihren Bachelor of Arts in kreativem Schreiben an der University of California, Riverside, und ihren Master of Fine Arts in Literatur an der Rutgers University - Camden. Derzeit promoviert sie an der Vanderbilt University, wo sie sich mit „Critical race theory“ und Robotern beschäftigt. Ihr Debütroman „Erde 0“ war ein Sunday Times Bestseller, New York Times Editor's Choice, und gehört zu NPRs besten Büchern 2020.
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Es ändert sich nichts am Kommentieren, nur muss jetzt dieser lange untere Absatz dabeistehen. Ich danke allen, die mir einen Gruß dalassen!
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