Titel: Sieben Quadratmeter Glück: Mein Leben im Camper
Autorin: Marion Hahnfeldt
Originaltitel
Verlag: Delius Klasing Verlag
ISBN: 978-3667120892
Euro: 19,90
Veröffentlichungsdatum: Februar 2021
Seiten: 224
Serie: nein
Come in: vorablesen
Inhalt/Klappentext
Mein Haus, mein Auto, mein Boot – wer hat, der
kann, und wer nichts hat, zieht in den Caravan? Das mag früher so gewesen sein,
und noch immer ist das Leben in einem Wohnwagen eher ungewöhnlich und
verhältnismäßig günstig.
Doch die Idee von Marion Hahnfeldt ist eine
andere. Nämlich herauszufinden, was man im Leben wirklich braucht. Kommt man
noch klar ohne den üblichen Komfort? Reichen sieben Quadratmeter, wenn es
früher mal 95 waren? Wie lebt es sich draußen im Winter – ohne Zentralheizung,
Toilette und fließend Wasser?
Minimalismus als Lebensstil – Vom Wohnen auf
dem Campingplatz
Üblicherweise schafft sich der Mensch mit den
Jahren immer mehr Dinge an. Doch was passiert, wenn man zu entrümpeln beginnt?
2018 gab Marion Hahnfeldt ihr bürgerliches
Leben auf und zog auf einen Campingplatz nahe Hannover. Zunächst war das Leben
im Wohnwagen nur für einen Winter konzipiert, inzwischen aber sind daraus mehr
als anderthalb Jahre geworden. Im Tagebuchstil berichtet sie von den Höhen und
Tiefen des alternativen Wohnens im Camper und lässt auch andere Minimalisten zu
Wort kommen. Eine packende Hommage an das einfache Leben!
Meinung
Die Autorin ist Journalistin und für eines
ihrer Projekte wollte sie drei Monate in einen Campingwagen ziehen –
ausgerechnet im Winter. Aus den drei Monaten wurden anderthalb Jahre und jede
Menge philosophischer Gedanken, an denen Hahnfeldt ihre Leser teilhaben lässt.
Gerade Freiberufler, schreibt sie am Ende,
seien prädestiniert für ein Leben, wie sie es so viele Monate geführt hat. An
keinen Ort gebunden, wenig Besitz, freie Gedanken, denn alles was es brauche,
seien ein Internetanschluss und ein Laptop. Mir selbst ist dieser Gedanke auch
schon ein paarmal gekommen (ich bin Freiberuflerin), aber so ein Leben auf
sieben Quadratmetern und ohne großen Komfort (Gemeinschaftsduschen auf dem
Campingplatz etc.) erfordert auch einiges. Was genau und wie es sich mit
traumhaftem Blick auf einen See, in dem man auch baden gehen kann, ertragen
lässt, davon berichtet Hahnfeldt im Tagebuchstil.
Im Winter ist ihr Campingplatz fast
menschenleer, nur wenige verirren sich dorthin. Im Bademantel zur Dusche gehen
oder nackt in den See springen – kein Problem. Anstrengend wird es erst, wenn
jede Menge Urlauber, die oft nicht lange bleiben, dazukommen. Leider achten
nicht alle auf Hygiene und Sauberkeit, Lärm … Doch die Autorin hat ebenso nette
und eindrückliche Menschen getroffen.
Jene, die ihr das eigene Schicksal erzählt haben. Oft machen diese keinen Urlaub,
sondern leben nach schweren Schicksalsschlägen auf einem Campingplatz. Die
hohen Mieten in den deutschen Städten tragen ihr eigenes dazu bei. Dabei ist es
(noch) nicht erlaubt, dort zu wohnen, es muss eine feste Meldeadresse her (die
über Verwandte oder Freunde zu besorgen ist). Im Jahr 2020 haben so viele
Menschen auf diese Art gelebt wie nie zuvor.
Hahnfeldt schreibt locker und manchmal fast
lyrisch, lässt den Leser an ihren Gedanken, Freuden und Schwierigkeiten
teilhaben. Leider geht sie dabei nicht in die Tiefe. Es wird oft nur ein
Umstand genannt, aber nie so recht gezeigt (vermutlich fing dieses Projekt als
Blogbeitrag an?). Wer sich damit zufrieden gibt, kommt in jedem Fall auf seine
Kosten. Ihr zentrales Thema bewegt sich dabei nahe der Frage, was es eigentlich
im Leben alles braucht und warum die meisten in diesem Land nach immer mehr und
mehr streben, als gäbe es dafür eine Liste, die abzuhaken ist.
Am Ende hat die Autorin einen umfangreichen
Anhang drangesetzt. Sie hat Menschen interviewt, die im Camper oder Tiny House
wohnen und es nicht bereuen. Es folgen wichtige Internetadressen und
Anlaufstellen für Interessierte. Mit welchen Kosten ist zu rechnen? Was braucht
es, um im alltäglichen Leben klarzukommen? Einige Rezepte schließen sich an.
„Sieben Quadratmeter Glück: Mein Leben im
Camper“ ist ein gut und schnell zu lesender Erfahrungsbericht, der sich nicht
nur an Camper oder Aussteiger richtet.
Aufgewachsen im Brandenburgischen nahe Potsdam arbeitet Marion Hahnfeldt seit mehr als 25 Jahren im Journalismus. Regelmäßig ist sie für journalistischen Projekte in der nahen und weiten Welt unterwegs. Sie durchquerte Australien, arbeitete in Amsterdam, war Halligschreiberin auf Hooge, zuletzt war sie auf den Spuren der deutschen Siedler im Mittleren Westen der USA unterwegs. Teile ihrer Arbeit sind im Auswanderermuseum Ballinstadt in Hamburg zu sehen. Für das Projekt "New Life Old Caravan" gab sie ihr bürgerliches Leben auf und zog in einen Caravan, getrieben von der Frage: Was braucht man wirklich zum Leben?
Ich finde so etwas immer faszinierend, vor allem, weil ich auch oft diesen Wunsch nach "Aussteigen" habe. Letztendlich wäre ich dafür aber vermutlich zu bequem und auch zu ängstlich, daher erfülle ich mir diese Aussteiger-Wünsche immer nur, indem ich die Erlebnisse von anderen mitverfolge.
AntwortenLöschenHört sich auf jeden Fall nach einem interessanten Erfahrungsbericht an, auch wenn er anscheinend ab und zu mehr in die Tiefe gehen könnte.
Die Idee, nur mit dem Notwendigsten zu leben, fsziniert mich. Aber ein paar Bequemlichkeiten brauche ich dann doch und sei es eine funktionierende Toilette :) Wenn man aber mobil sein möchte und ein bisschen reisen, wäre das durchaus eine Idee.
Löschen